Kurze Haare bei Frauen liegen im Trend. Doch der
Modeschnitt hat auch seine Schattenseiten. So kommt es immer wieder vor,
dass Frauen wegen kurzer Haare für lesbisch gehalten werden.
Das
bestätigt auch Martin Dürrenmatt, vierfacher Friseur-Weltmeister aus
Zürich: «In der Tat habe ich auch schon solche Aussagen von Kundinnen
gehört.» Haare würden zum Wiedererkennungswert beitragen und zählten vor
allem für Männer zur Weiblichkeit.
Bedarf nach eindeutigen Zuordnungen hat zugenommen
Doch
das Klischee bleibt hartnäckig.
«Traditionell ist Weiblichkeit in der
europäischen Moderne mit langen Haaren kodiert und Männlichkeit mit
kurzen Haaren», sagt Franziska Schutzbach vom Zentrum Gender Studies der
Universität Basel.
Kurzhaarige Frauen seien in der Geschichte immer mit
dem Verdacht konfrontiert worden, sie würden sich «vermännlichen». Das
Gleiche würde auch homosexuellen Frauen vorgeworfen. Das heutige
Klischee sei also eine Abwertung und meint: Nur wer lange Haare hat, ist
weiblich.
«Wer heute ernsthaft noch denkt, dass kurze
Haare für Homosexualität bei Frauen stehen, hinkt nicht nur der
aktuellen Wirklichkeit um etwa 100 Jahre hinterher, sondern hat zudem
homophobe Vorurteile», sagt Schutzbach. Es wäre schön, wenn weniger
kategorisiert würde. Wie es aussehe, habe das Verlangen nach strikten
Zuordnungen in männlich oder weiblich wieder zugenommen. Das bezieht die
Expertin nicht nur auf die Frisur. «Ausnahmen wie Conchita Wurst werden
promt als ‹Skandal› wahrgenommen.»
Nicht abwertend reagieren
Doch
wie vermeiden es kurzhaarige Frauen, mit dem Klischee konfrontiert zu
werden?
«Es ist wichtig, dass das Haar gefärbt oder ein frisches
Naturgrau ist. Das wirkt nicht so fade wie ein Naturhaar», sagt der
Weltmeister-Friseur Dürrenmatt. Zudem sei es von Vorteil, wenn sich
Frauen mit kurzen Haaren mehr schminken und weiblich anziehen. «Man
sollte auf Schlabberklamotten, Pullover und eher männliche
Kleidungsstücke verzichten.»
Schutzbach hingegen hält es
für problematisch, sich mit Argumenten wie «Ich bin sicher nicht so
eine» zu wehren. Das sei für homosexuelle Frauen abwertend. Man solle
sich ohnehin fragen, weshalb einen der Verdacht so trifft. «Was ist
eigentlich so schlimm daran, lesbisch zu sein oder dafür gehalten zu
werden?»
KOMMENTAR:
Es darf doch jede Person die Haare so tragen wie sie es will . Erstaunlich, wie Klischees so lange haften können.
Folgender Leserbeitrag sieht die Klischees als Fakten:
"Bin mir da nicht sicher, ob es sich dabei nur um ein
Klischee handelt? Fact ist, dass viele Emanzen und Feministinnen ihrem
männlichen Vorbild möglichst ähnlich sehen wollen um nicht als
Lustobjekt zu gelten"