Dienstag, 19. Juni 2012

Piraten und ihr Outfit


Aeusserlichkeiten und Kleider beeinflussen nicht nur den ersten Eindruck.
Sie prägen auch unser Image. Wer die Etikette im Beruf und Alltag völlig missachtet, erschwert die Alltagskommunikation.

Schlabberlook Die Piraten und die Stilfrage

Quelle Spiegel

Berliner Pirat: "Seitdem die da sind, verfallen die optischen Sitten"Zur Großansicht


Berliner Pirat: "Seitdem die da sind, verfallen die optischen Sitten"


Kopftücher, Kapuzenpullis, Knallfarben im Haar: Im Parlament halten einige Piraten wenig von Etikette. Wegen ihres Hangs zum Schlabberlook machen sie sich in den Landtagen unbeliebt.
Berlin/Düsseldorf - Die modische Bandbreite der Piraten kann man auf jedem Parteitag der Freibeuter begutachten: Da gibt es ins Haupthaar rasierte Partei-Logos, Sonnenbrillen in Neon, Sprüche-Shirts und Fetzenjeans. Statt grauer Anzüge regiert die geballte Farbenpracht - mal mehr, mal weniger geschmackssicher. Der Stil der Partei findet sich auch in den neuen Piraten-Fraktionen wieder. In vier Länderparlamenten sitzen mittlerweile insgesamt 45 Piraten-Abgeordnete. Doch in Sachen Kleiderordnung halten sich nur wenige Piraten an die Etikette.

Das sorgt in den Parlamenten für Unmut. Die neue nordrhein-westfälische Landtagspräsidentin Corinna Gödecke (SPD) etwa kritisierte jüngst das modische Niveau der Abgeordneten. Unangemessene Bekleidung war der Präsidentin offenbar in den ersten beiden Sitzungen des neuen Landtags unter die Augen gekommen. Verantwortlich dafür waren vor allem die Parlamentsneulinge der Piraten - von denen einige möglicherweise nicht einmal ein Jackett im Schrank haben.

Bei aller "individuellen Freiheit" erwarte sie ein "Mindestmaß an Seriosität", schrieb Gödecke nun in einem Brief an die Abgeordneten, der dem SPIEGEL vorliegt. Danach sollten die Männer "zumindest ein Jackett tragen", und auch bei weiblichen Abgeordneten sollten "die Schultern bedeckt sein". Hüte und Kopftücher aller Art hält Gödecke im Parlament für "unangebracht".


Mit Bermudas in den Ausschuss

 
Auch in Berlin sorgten die Piraten mit einem Stilbruch für Aufsehen, wie die Boulevardzeitung "BZ" berichtet. Demnach zeigte der 31-jährige Abgeordnete Fabio Reinhardt in einer Sondersitzung des Innenausschusses am Freitag ziemlich viel Bein: Er erschien zur Sitzung in beigefarbenen Shorts. Prompt fing er sich der Zeitung zufolge eine Beschwerde von SPD-Innenpolitiker Tom Schreiber ein. "Seitdem die Piraten da sind, verfallen die optischen Sitten, das ist unwürdig", sagte er.


Reinhardt erklärte seinen Kurze-Hosen-Auftritt mit dem Betriebsausflug seiner Fraktion. "Wir waren alle auf einer Bootstour und ich musste vorzeitig aufbrechen, um pünktlich an der Sondersitzung des Ausschusses teilnehmen zu können. Da hatte ich keine Lust, mich noch mal umzuziehen", sagte er der "BZ". 

Für den SPD-Politiker ist die Hosenfrage hingegen eine Sache des Anstands: "Wir Parlamentarier sollten uns endlich mal über eine angemessene Kleiderordnung unterhalten. Das kann auch eine Jeans sein, aber bitte eine lange, geschlossene Hose, aus der nichts herausguckt."
Es ist nicht das erste Mal, dass die Berliner Piraten-Fraktion in Sachen Kleiderordnung Ärger macht. So hatte die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, den Berliner Piraten-Abgeordneten Gerwald Claus-Brunner kurz nach der Wahl öffentlich dazu aufgefordert, sein kariertes Palästinensertuch abzulegen.
amz


Kommentar:
Bei der "Kleidersprache" gilt es zu beachten:
Die Kleider und die Aufmachung muss zur Rolle passen. Ich empfehle ein Outfit das zur Person passt und  in dem man sich wohl fühlt. Kleiden wir uns situativ. Wir gehen auch nicht im Galaanzug auf den Sportplatz. Wer sich nicht an gewisse Vereinbarungen hält, erschwert sich das Leben. 



Ich zitiere aus meinem Lehrbuch aus ANGEWANDTE RHETORIK "REDEN" (Siehe Autorentätigkeit):


Einfluss der Kleidung


Nicht die Dinge an sich sind negativ oder positiv, unsere Erwartungen machen sie so.
Beispiele gibt es genug, die nachweisen, dass die
Einstellung unsere Wahrnehmung beeinflusst. Der Versuch mit Studenten, die weissen Mäusen
einen Lernprozess beizubringen hatten, muss zu denken geben. Worum ging es beim Versuch? Eine
grosse Anzahl von Mäusen wurden in zwei gleich
grosse Gruppen unterteilt. Jede Tiergruppe erhielt ein Studententeam, die den Tieren einfache Lern
prozesse (im Zusammenhang mit der Nahrungs suche) beizubringen hatten. Die beiden Gruppen wurden separiert. Der einen Studentengruppe
wurde mitgeteilt, sie hätten eine Auswahl von in
telligenten Tieren mit überdurchschnittlichem
Auffassungsvermögen, während der anderen Grup
pe gesagt wurde, ihre Mäuse hätten Lernschwierigkeiten.
 Man möchte nur sehen, wie rasch den Tieren bestimmte vorgegebene Lernschritte
beigebracht werden könnten. Die Studenten wussten nicht,
dass alle Mäuse gleiche Bedingungen erfüllten und dass vorher überhaupt keine Auswahl nach
 Begabungen stattgefunden hatte.
Das Erstaunliche war nun: Die Studentengruppe mit den angeblich
intelligenten Tieren erreichte ihr Lernziel viel rascher als jene, die glaubten,
 ihre Tiere hätten Probleme beim Lernen.
 Die Erwartungshaltung wirkte sich direkt aus auf das Resultat. Das ist das Erstaunliche!
Übertragen auf die «Angewandte Rhetorik», heisst das: Die Erwartungshaltung, die Voreingenom
menheit (dem Redner oder den Zuhörern gegen
über) beeinflusst ebenfalls die Wahrnehmungs und Beurteilungsprozesse. Immer wieder ist feststellbar, dass Redner oder
Ausbildner (auch Schüler) grosszügiger beurteilt
werden, wenn ihr Image gut ist, und jene Personen, von denen nicht viel erwartet wird, viel schlechter
wegkommen. Dies spiegelt sich dann in Zeitungs kritiken, Qualifikationen (Noten usw.).
Negativ beladene Vorinformationen (Gerüchte, Falschinformation) oder gezieltes «Etikettieren» be einflussen den «ersten Eindruck» und die Gesambeurteilung.
 Dies kann nachhaltige Wirkung ha ben. Aussagen können
sogar neutralisiert werden,
wenn es zum Beispiel gelingt, den Redner entsprechend zu belasten
(mit Lügen, Vermutungen, Unterstellungen). Achten Sie nur einmal darauf, wel che Redner am Fernsehen wie zugeordnet werden
(Partei, Berufszugehörigkeit usw.) oder wie Redner eingeführt werden. Die Etikettierung beeinflusst die Wahrnehmung und die Erwartungshaltung.

Das Kostüm gehört zu den menschlichen Ausdrucksmitteln wie Musik und Sprache.
A. Döblin

Bei der «Angewandten Rhetorik» müssen wir uns auch über die Bekleidung Gedanken machen. Mit den Kleidern teilen wir den Zuhörern etwas «nonverbal» mit. Kleider ergänzen oder bestätigen die verbale Aussage. Kleider können mit der Person, die sie trägt, übereinstimmen oder aber auch einen
Gegensatz signalisieren. Es bedarf hiezu keiner gros sen Versuche. Überall: im Beruf, in der Schule, im
Militär, an der Fastnacht lässt sich leicht feststellen: Der Kleiderträger verhält sich unterschiedlich, je nach seinem «Kostüm». Haltung, Sprache, Beneh men ändern sich je nachdem, ob jemand eine
Uniform Jeans ein Überkleid
einen schwarzen Anzug einen Trainer oder ungepflegte, schmutzige Kleider trägt.
Es ist so, als würden die Kleider die Kleiderträger
prägen. Wohlverstanden: Wir wollen an dieser Stelle keine
Regeln aufstellen, was für Kleider ein Vorgesetzter tragen soll. Die Kleiderwahl muss bestimmt situa tionsgerecht sein und den Redner (seiner Person entsprechend) ergänzen. Was wichtig ist:
Das Äussere, das Gepflegtsein, die Note, die sich der Redner mit den Kleidern gibt, beeinflussen den ersten Eindruck ebenfalls nachhaltig. Kommt es nicht einer unnötigen Energiever schwendung gleich, wenn sich ein Redner den Einstieg unnötigerweise erschwert und allfällige Missverständnisse nachträglich nur mit grossemAufwand korrigieren kann?


Wenngleich jeder Kleider tragen soll, die auf ihn
zugeschnitten sind und die das «Wohlfühlen» er leichtern, gibt es trotzdem ein paar Tipps: Kleider
dürfen nicht • schmutzig
• unappetitlich • ungepflegt • zu originell (nur der Originalität wegen) • «affig» • abstossend
sein. Auch bei der Kleiderfrage gelten die Grundsätze der «Angewandten Rhetorik»: Kleiden Sie sich
situationsgemäss, ihrem Typ entsprechend! Der Wortsprache allein fehlen bekanntlich die
wichtigen Informationskanäle wie Riechen, Tasten,
Bewegen, Farbe, visuelle Bilder. Die wichtigste Leistung
der nonverbalen Kommunikation (Gestik, Mimik, Kleidung) ist eine soziale.
 Sie errichtet zwischenmenschliche Beziehungen. Sie schenkt Nähe
und Gewissheit. 


 Die Kleidersprache kann auch:

- signalisieren und hervorheben - ausrufen - warnen - bestätigen
- beruhigen - selbst darstellen.
Sie kann verglichen werden mit einem Schild am
Strassenrand, das Verhaltensweisen der Verkehrs teilnehmer regelt.
Die Zeichen der Kleidersprache wollen wir in diesem Buch weder deuten noch werten oder diagnostizieren.
Erkenntnis: 1. Man empfängt die Leute nach den Kleidern. 

Und Die Kleidung, die wir tragen, kann unser Auftreten, unser Verhalten beeinflussen.  Mit einer unpassenden Kleidung erschweren wir den Kommunikationsprozess, (es kommt zu unnötigen Missverständnissen).


Übung:
Beachten Sie während dieser Woche:
• Wie reagieren Sie auf die Kleidung Ihrer Mitarbeiter?
• Machen Sie sich Gedanken darüber, wie Sie auf
andere wirken (hinsichtlich Kleidung)?
 • Beobachten sie analoge Phänomene am Bild
schirm.
 • Analysieren Sie diese Woche nur einmal Ihr Verhalten,
Ihre Kleider beim Einstieg in eine Sprechituation
(Pausengespräch, Sitzungen usw.).
entlässt sie nach dem Verstand. (Sprichwort)


Zum äusseren
Erscheinungsbild gehören auch:
Frisur (Haarschnitt)
Hände Zustand der  Fingernägel
Kleidersprache
orientieren, nicht irritieren.
Wer sich tarnen will
(Geschäftsmann, Theologe),
 verursacht Verständigungsschwierigkeiten.
 Kleinigkeiten können zu Störfaktoren werden.

Kleider und Redner
Wir haben
nicht nur
Zuhörer, sondern auch «Zu-schauer».
Persönliche Note ist verein bar mit «zuhörerorientiertem
Verhalten.»
Schlampigkeit ist nie gefragt.
Kleider werden  beachtet:
«Was trägt der heute wieder!» «So geschmacklos!» «Vom Morgenessen ist etwas
hängengeblieben».
LINKS:


8. Apr. 2001 ... Zur Kleidersprache: Kleiderdiktat für Moderatoren? ... fassen wir die Erkenntnisse der Kleidersprache am Bildschirm (Outfit, Schminke, Frisur, ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/Aktuell_Apr_09_2001.html
5. Apr. 2000 ... Selbstbeeinflussung (Autosuggestion); Vorgesetzte; Familie; Ässerlichkeiten wie Kleider, Sprache, Stimme etc. den Arbeitsplatz; Erziehung ...
www.rhetorik.ch/Beeinflussen/Beeinflussen.html
21. Okt. 2011 ... Viele gehen davon aus, dass man allein schon mit der richtigen Kleidersprache und einer antrainierten idealen Körpersprache bei Wahlen ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/11/10_21/index.html
10. Dez. 2004 ... Wie auch die Kleidersprache kann das "Zur Schau tragen von Zeichen" Aussagen beeinflussen. Trägt zum Beispiel ein Jugendlicher ein ...
www.rhetorik.ch/Signet/Signet.html
29. Okt. 2010 ... Bei der Thematik "Kleidersprache" betonten wir immer, dass die Kleidung muss zur Situation und zu Ihrer Rolle passen muss. Die Kleidung ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/10/10_29/index.html
12. Jan. 2001... ablenken und werden damit plötzlich wichtiger als bedeutende Aussagen. Bei Kommunikationsprozessen gibt es auch eine Kleidersprache .
www.rhetorik.ch/Aktuell/Aktuell_Jan_12_2001.html

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