Freitag, 12. November 2010

Frauenbewegung

Ministerin Schröder rechnet mit Feminismus ab

Familienministerin Schröder: Jungen mehr fördern
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dapd
Familienministerin Schröder: Jungen mehr fördern


Quelle Spiegel


Familienministerin Kristina Schröder kritisiert mit klaren Worten Ideen der Frauenbewegung - und greift die Sexualthesen von Alice Schwarzer an. "Es ist absurd, wenn etwas, das für die Menschheit grundlegend ist, per se als Unterwerfung definiert wird", sagt die CDU-Politikerin.

Hamburg - Familienministerin Kristina Schröder schärft ihr konservatives Profil - und arbeitet sich an Teilen der feministischen Bewegung ab. "Ich glaube, dass zumindest der frühe Feminismus teilweise übersehen hat, dass Partnerschaft und Kinder Glück spenden", sagte die CDU-Politikerin.


Bei ihrer Kritik machte die jüngste Ministerin der schwarz-gelben Bundesregierung auch vor der Ikone der deutschen Frauenbewegung, Alice Schwarzer, nicht Halt. Etliche ihrer Thesen seien zu radikal, sagte Schröder: "Zum Beispiel, dass der heterosexuelle Geschlechtsverkehr kaum möglich sei ohne die Unterwerfung der Frau. Da kann ich nur sagen: Sorry, das ist falsch." Sie fügte hinzu: "Es ist absurd, wenn etwas, das für die Menschheit und deren Fortbestand grundlegend ist, per se als Unterwerfung definiert wird. Das würde bedeuten, dass die Gesellschaft ohne die Unterwerfung der Frau nicht fortbestehen könnte."
Es sei ein Fehler einer radikalen Strömung der Frauenbewegung gewesen, Beziehungen zwischen Männer und Frauen abzulehnen, sagte Schröder weiter. "Dass Homosexualität die Lösung der Benachteiligung der Frau sein soll, fand ich nicht wirklich überzeugend."


Jungenförderung statt Frauenquote


Die Ministerin lehnt es ab, Frauen im Berufsleben durch staatliche Zwangsmaßnahmen wie Quoten zu fördern. Eine Quote sei auch immer "eine Kapitulation der Politik". Gleichzeitig wies sie den Frauen eine Mitschuld daran zu, dass sie oft weniger verdienen als Männer. "Die Wahrheit sieht doch so aus: Viele Frauen studieren gern Germanistik und Geisteswissenschaften, Männer dagegen Elektrotechnik - und das hat eben auch Konsequenzen beim Gehalt. Wir können den Unternehmen nicht verbieten, Elektrotechniker besser zu bezahlen als Germanisten."
Die Frauenministerin kündigte an, dass ein Schwerpunkt ihrer Politik künftig die Förderung von Jungen sein wird, weil diese seit geraumer Zeit bei den schulischen Leistungen hinter den Mädchen zurückblieben.
Die Politik habe die Jungen- und Männerpolitik sträflich vernachlässigt. Nötig sei nicht nur, dass künftig mehr Männer als Erzieher und Lehrer in Kitas und Grundschulen arbeiten. Auch die pädagogischen Inhalte müssten sich ändern. "Mal überspitzt ausgedrückt: Schreiben wir genug Diktate mit Fußballgeschichten? Dafür interessieren sich auch die Jungs. Oder geht es immer nur um Schmetterlinge und Ponys?"


Aus TAGI:


Streit um Geschlechterrollen entzweit deutsche Frauen



Ist der Feminismus zu weit gegangen? Familienministerin Kristina Schröder bringt mit ihren Thesen die Grande Dame der Frauenbewegung gegen sich auf. 

Gegensätzliche Positionen: Feminismus-Ikone Alice Schwarzer schiesst scharf gegen die Äusserungen von Familienministerin Kristina Schröder (CDU).

Gegensätzliche Positionen: Feminismus-Ikone Alice Schwarzer schiesst scharf gegen die Äusserungen von Familienministerin Kristina Schröder (CDU).
Bild: DPA
Die eine könnte die Mutter sein, die andere ihre Tochter. Doch zwischen Alice Schwarzer, 67, und CDU-Ministerin Kristina Schröder, 33, hängt der Haussegen schief. Grund: ein Streit über Sinn und Unsinn des Feminismus.
Die Ministerin hatte sich in einem «Spiegel»-Interview zu Beginn der Woche von der Frauenbewegung distanziert. Insbesondere missfällt ihr die Idee, dass erst die Gesellschaft die Frau zur Frau mache – und nicht die Biologie. Dieses Credo, so Schröder, habe sie schon als Schülerin nicht überzeugt. Auch mit einigen Ideen von «Emma»-Herausgeberin Alice Schwarzer kann sie wenig anfangen. Zum Beispiel dass der heterosexuelle Geschlechtsverkehr kaum möglich sei ohne die Unterwerfung der Frau. «Da kann ich nur sagen: Sorry, das ist falsch.


Unterstützung von FDP-Frau


Schwarzer, die zuletzt als Kolumnistin des Revolver- und Busen-Blattes «Bild» aufgefallen ist, schoss scharf zurück. «Ich halte Sie für einen hoffnungslosen Fall. Schlicht ungeeignet», schrieb sie in einem offenen Brief an die Ministerin. Zudem warf sie Schröder vor, «hanebüchenen Unsinn» über ihre Bücher zu verbreiten. «Frau Ministerin, ein so billiges Klischee wagen Sie doch nicht allen Ernstes über die folgenreichste soziale Bewegung des 20. Jahrhunderts zu verbreiten.» Gratis dazu gab es einen Berufstipp. Schwarzer an Schröder: Sie soll doch Pressesprecherin eines rechtskonservativen Männerbundes werden.
Zornig reagiert auch die grüne Spitzenpolitikerin Renate Künast, seit wenigen Tagen Kandidatin für das Bürgermeisteramt in Berlin. Sie sei entgeistert über das «krude und altbackene» Interview der Ministerin. Die CDU-Politikerin leide an einem «angewandten Spaltungsirrsinn, was ein anderes Wort für Schizophrenie ist». Unterstützung erhielt Schröder dagegen von FDP-Vizechefin Silvana Koch-Mehrin. Die Ministerin habe Recht, so die liberale Politikerin. «Wir sind über den klassischen Begriff des Feminismus schon weit hinaus.»
Der Streit um Geschlechterrollen ist die bisher aufregendste Debatte, die Ministerin Schröder ausgelöst hat. Die junge Hessin, seit einem Jahr im Amt, bekundete zunächst Mühe , in die übergrossen Fussstapfen von Vorgängerin Ursula von der Leyen (ebenfalls CDU) zu treten. In die Schlagzeilen schaffte sie es erst, als sie ihren Freund heiratete und dessen Familiennamen annahm. 


Fussball statt Ponys?


Im mehrseitigen «Spiegel»-Interview zeichnet Kristina Schröder nun aber eine eigene politische Linie. So spricht sie sich gegen Frauenquoten in der Wirtschaft aus. Solche brauche es in Zeiten des Fachkräftemangels nicht. Die weiterhin bestehende Lohnungleichheit zwischen Mann und Frau führt Schröder auf die Frauen selbst zurück. Diese würden bei Bewerbungsgesprächen oft zu bescheiden auftreten.
Zudem will die Ministerin künftig vermehrt Knaben fördern. So müssten etwa die pädagogischen Inhalte in Kindertagesstätten und Schulen daraufhin geprüft werden, ob sie auch die Bedürfnisse von Jungen abdeckten. «Überspitzt ausgedrückt: Schreiben wir genug Diktate mit Fussballgeschichten? Oder geht es immer nur um Schmetterlinge und Ponys?»


CSU: Streit um Frauenquoten


Man muss nicht Alice Schwarzer heissen, um sich zu fragen, ob diese Vorschläge ernst gemeint sind. Offenbar herrscht in der Geschlechter-Debatte in Deutschland eine gewisse Verwirrung. Weiteres Beispiel: Vor knapp zwei Wochen stritt die CSU stundenlang über die Einführung einer Frauenquote für höhere Parteiämter. Parteichef Horst Seehofer, der einst mit einer ausserehelichen Affäre im fernen Berlin von sich reden machte, verteidigte das Projekt. Die Frauen-Förderungsmassnahme, so erhofft er sich, soll der Partei ein moderneres Image verpassen.
Zu den erbittertsten Gegnern der Quote zählte ausgerechnet der weibliche Parteinachwuchs. Mehrere junge CSU-Frauen argumentierten, sie wollten in Spitzenämter kommen, weil sie gut seien, nicht, weil ihnen als Frau ein Platz frei gehalten werde. Ältere Kolleginnen hielten dem entgegen, dass es eine Frau im Männerverein CSU eben auch dann schwer habe, wenn sie brillant sei. Am Schluss setzen sich die Partei-Oberen durch.
Die Diskussion in Bayern hat gezeigt, dass das Thema weniger Männer und Frauen als vielmehr Junge und Ältere spaltet. Kristina Schröder hat immerhin eingestanden: Ohne den Kampf der Feministinnen von damals wäre sie heute nicht Chefin eines Ministeriums. (Tages-Anzeiger)

Kommentar:
Extreme sind zwar wichtig, um festgefahrene Strukturen zu verändern. Doch sind EXTREME bei Verhandlungen  und bei DIALOGEN eher hinderlich. Im Gegenteil: Sie verhindern Kompromisse.
Veränderungen bejahe ich, wenn sie zu Verbesserungen führen. Erstaunlich ist für mich, dass es für Alice Schwarzer fragwürdig ist, wenn eine Frau  den Namen des Mannes übernimmt. 

Wenn die Geschlechterfrage dem Qualitätsanspruch vorgelagert wird, setze ich Fragezeichen. Ich kenne hervorragende Managerinnen, die ein Referat ablehnen, wenn man sie in erster Linie als Quotenfrau engagieren muss. Eine Kaderfrau hörte ich selbstsicher sagen: "Nur als Quotenfrau sage ich ab. Ich rede gerne als Fachfrau über.... aber nicht als Quotenfrau". In allen Seminaren für Top Führungskräfte ist militantes Quotendenken kaum ein Thema. Es werden vor allem Führungskräfte gesucht, die fachlich TOP sind. Jede Stelle wird immer für beide Geschlechter ausgeschrieben. Die Wahl richtet sich dann aber nur noch nach den Kompetenzen. Es gibt keine Bevorzugung der Frauen, wie bei den Parkplätzen. Es zeigt sich in der Praxis: Es sind oft die Frauen selbst, die nicht mehr bereit sind, 100 Prozent zu arbeiten und den Stress auf sich zu nehmen, die von Führungskräften auf der obersten Ebene nach wie vor verlangt werden muss (Reisen, Präsenz usw.)

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