Sonntag, 30. September 2007

Anne Will weiss, was sie will:

Sie startete mit einer besonderen "Will-Kür"

In der ersten Sendung ging es um Arbeit, Würde und Mindestlohn.

Anne Will stellte dabei ihre Vorgängerin Sabine Christiansen locker in den Schatten. Sie verzichtet erfreulicherweise auf einstudierte Gesten, wie etwa die ewige Halbbrillenfummelei.

Sabine Christiansens Polit-Show wirkte immer wie eine routinierte Wiederaufbereitungsanlage alter Themen. Anne Will zeigte immerhin, dass sie auf gar keinen Fall das willige Werkzeug der Berliner Politindustrie werden möchte. Das Konzept der Sendung eigentlich ganz einfach: „Die Politik mit der Realität konfrontieren“. Als erster Gast kam daher die Mitarbeiterin eines Callcenters zu Wort.

Ich erster Satz „Ich freue mich wahnsinnig“ störte mich zwar. Worte sollten ernster genommen werden wie beispielsweise „wahnsinnig“.

Gefallen hat mir Wills Fragetechnik. Christiansens Frageketten fehlten bei der neuen Moderatorin.

Was mir aufgefallen ist (Betrifft die zweite Sendung):

Als Anne Will einem Teilnehmer eine Frage gestellt hatte, ergriff ein andere Person das Wort. In dieser Sendung bewies Anne Will Führungsstärke: Freundlich aber bestimmt griff sie ein: „Ich habe die Frage Herrn XY gestellt!“. Die Moderatorin setzte sich durch. Die Bhauptung, Will pflege einen Schmusekurs, trifft nicht zu.

Trotz der paar kleinen Versprecher (jedoch ohne grosse Patzer) darf Will zufrieden sein.

Will moderiert eindeutig ruhiger als Christiansen. Es fehlt das hektische Geschnatter.

Anne Will sieht oft mit schräg gelegtem Kopf und Blick von unten zu Sie liefert immer wieder Kostproben ihres berühmt kritischen Fragestils.

Moderatorin Maybrit Illner sagte zu SPIEGEL ONLINE: "Anne Will hat die Sendung genutzt, um einen Dauerbrenner zu diskutieren. Das ist einerseits leicht, andererseits schwer. Sie hat das handwerklich sauber gemacht. Und wir freuen uns auf die nächste Sendung."

Auch Talk-Kollege Jörg Thadeusz, der sich die "Anne Will"-Show live im Studio anschaute, lobte Wills journalistische Leistung. "Frau Will wirkte auf mich entspannt, gut vorbereitet und in jeder Beziehung überzeugend. Ihre Fragen waren präzise, ihre Moderation ausgesprochen wendig", sagte er in SPIEGEL ONLINE. Problematisch fand der Moderator indes den Umgang mit einer Diplom-Bauingenieurin aus Bautzen, die in einem Callcenter arbeitet - für fünf Euro pro Stunde. Nachdem Will ihren Gast am Anfang der Sendung kurz interviewt hatte, saß die Frau danach 55 Minuten unbetreut auf dem Sofa.

Erwartungsgemäß begeistert zeigte sich die Programmdirektion der an der Produktion beteiligten Sender: Die Resonanz übertreffe alle seine Erwartungen, lobte ARD-Programmchef Günter Struve. "Sie kam, sah und siegte", frohlockte Volker Herres, NDR-Programmdirektor Fernsehen, "sie war überaus präsent, hat über die ganze Sendung hinweg den richtigen Ton getroffen."

Über 18 Prozent Marktanteil! Das durfte sich sehen lassen.

5,04 Millionen Zuschauer hatten eingeschaltet! Bei Sabine Christiansens letzter Sendung Ende Juni hatten 3,98 Millionen Zuschauer vor dem Bildschirm gesessen.

Geschminkt war Anne Will perfekt, hatte ich in einem Blog gelesen - kein Fältchen, keine Augenringe, das lange dunkle Haar umschmeichelt das schöne Gesicht. Wenn nur die zwölfköpfige Redaktion so perfekt wie die «Maske» ihr zugearbeitet hätte! Als sie ihrem prominentesten Gast, SPD-Chef Kurt Beck, vorhält, er, der beharrlich gesetzliche Mindestlöhne fordert, sei noch vor einem Jahr dagegen gewesen, kontert dieser: «Stimmt nicht! Weiss nicht, wer hat Ihnen das gesagt?» Da kommt Will plötzlich ins Schwimmen, ihr Lächeln wirkt erstmals etwas verlegen. Die Antwort bleibt sie in diese Fall schuldig.

Das Studio ist neu und gewöhnungsbedürftig, liegt nicht mehr wie bei der Christiansen im Zentrum Berlins, wo das Leben pulsiert, sondern am Rande der Stadt, in Adlershof, mit einem Team am Sendetag von fast 100 Leuten! Was für ein Aufwand! Der weitläufige Raum ist in goldgelbem Ton gehalten, hat die Ausstrahlung einer Upperclass-Hotellobby.

Aufschlussreich finde ich auch folgenden Hintergrundbericht einer Person, die bei der ersten Sendung mit dabei war:

Erst einmal kommt nicht Anne Will. Es kommt Edgar. Edgar ist der Redaktionsassistent. In ersten Will Sendung noch bei Florian Silbereisen und bei der Volksmusik, heute ist er bei „Anne Will“ und beim politischen Talk der ARD. Er erklärt uns, was wir zu tun haben: Anne Will „tatkräftig unterstützen“ nämlich, vor allem durch freundlichen Applaus an der richtigen Stelle. „Machen Sie der Anne Will einfach eine schöne Sendung“, sagt er, denn schließlich solle die ja Erfolg haben, „wie auch immer.“ So ist Fernsehen, so ist das Talk-Gewerbe. Der Erfolg hängt von der Moderatorin ab, von den Gästen und, in der Tat, vom Publikum und den Animatoren. Von dem im Studio, das sich ein wenig frenetisch gebärden soll und natürlich von dem vor dem Fernsehbildschirm - das wird am nächsten Morgen gnadenlos bemessen nach der Quote. Anne Will aber vermittelt an diesem Abend den Eindruck, dass sie das nicht weiter belastet. „Ich fühle mich super“, sagt sie, als sie ihr Publikum im Studio vor der Show begrüßt. „Die Sendung soll gelingen, sie muss gelingen und sie wird gelingen“, sagt Anne Will. „Ich komme dann noch einmal. Dann legen wir los und Sie sind bei mir.“ Wir applaudieren.

War das nun eine gute Sendung?

Das lässt sich, wenn man im vom Scheinwerferlicht aufgeheizten Studio sitzt, gar nicht so leicht sagen. Die versammelten ARD-Hierarchen sind natürlich ostentativ zufrieden, wir werden sehen, wie lange das hält. Aber hätte Anne Will zu dem lang erwarteten, beinahe mythisch überhöhten Auftakt ihrer Sendung nicht ein spannenderes Thema finden können?

Auch wenn die Auswahl des Themas und der Gäste nicht so spektakulär ausfiel, wie von manchen erwartet, kam Anne Will ihrem Motto «politisch denken, persönlich fragen» nahe. Dem Studiopublikum gefiel die frische und teils witzige Art von Anne Will. Immer wieder fing die Kamera ihr sympathisches Lächeln ein. In ihrem grauen Anzug und brauner Bluse passte Anne Will gut in die mit Natur- und Erdtönen gestaltete Kulisse in den Farben orange, beige und braun.

Ich werde die Sendungen mit Anne Will weiter verfolgen.

Samstag, 29. September 2007

SVP punktet im Wahlkampf

Quelle: Schweizer Fernsehen

Der nachfolgende Bericht bestätigt unsere Analysen ( Wirkung der Werbekampagnen):

Lesen Sie auch unter www.rhetorik.ch --->AKTUELL den Beitrag: "Bild und Botschaft müssen übereinstimmen!"

Achter SRG-Wahlbarometer

Falls die SVP ihre Wähler bei der Stange halten kann, wäre eine Wiederholung des Rekordergebnisses von 2003 möglich. Die CVP kann sich knapp vor der FDP halten. Die Stimmberechtigten würden Bundesrat Pascal Couchepin abwählen und sind 50 Prozent zufrieden mit Bundesrat Christoph Blocher. Die Mobilisierung scheint ihren Höhepunkt überschritten zu haben, bleibt aber auf einem hohen Niveau: 53 Prozent der Stimmbürger wollen im Oktober wählen gehen.

Dank ihres kontroversen Wahlkampfes hat die SVP wieder Stimmen gewonnen. Bleiben ihr diese Wähler bis im Oktober treu, könnte sie ihr Rekordergebnis von 2003 wiederholen. Sie wäre damit erneut wählerstärkste Partei und würde 26,7 Prozent der Stimmen erhalten. Den zweiten Platz belegt die SP mit 22,3 Prozent Stimmenanteil.

Grafik
(sf)

Auch in dieser SRG-Umfrage liegt die CVP vor der FDP: Die Partei erreicht 15,4 Prozent und verweist die FDP mit 15 Prozent auf den vierten Platz. Die Freisinnigen bleiben damit die grösste Verliererin, während die Grünen immer noch auf ihrer Erfolgswelle reiten. Die Grüne Partei kann sich über der 10-Prozent-Marke halten und erreicht 10,6 Prozent. Die Grünliberalen, die zum ersten Mal dabei sind, kommen auf 2,5 Prozent. Damit wird die junge Partei zur erfolgreichsten Kleinpartei und lässt EVP (1,8 Prozent), EDU (1,7 Prozent) und LPS (1,0 Prozent) hinter sich.

SVP in ihrer Lieblingsrolle

Die SVP hat nach wie vor den sichtbarsten Wahlkampf. Doch bis jetzt brachte ihr das noch keine zusätzlichen Stimmen. Das scheint sich jetzt zu ändern. Die SVP konterte den Angriff auf ihren kontroversen Wahlkampf mit der Kampagne «Geheimplan gegen Blocher». Damit ist sei der SVP gelungen, sich in ihrer Lieblingsrolle - der «angegriffenen Partei» - zu profilieren, meinte der Leiter des gfs.bern, Claude Longchamp.

Zusätzlich ändert die Partei ihren Kurs: Die umstrittenen Schäfchen-Plakate wurden durch Blocher-Plakate ersetzt. Die Partei setzt jetzt statt auf Provokation wieder auf ihr Aushängeschild Christoph Blocher und traditionelle Werte wie das Schweizer Kreuz.

Pascal Couchepin abwählen

Im Zusammenhang mit der Roschacher-Affäre und dem GPK-Bericht wurde in letzter Zeit darüber gestritten, ob Blocher für den Bundesrat tragbar sei und einige, darunter die Grünen, forderten seine Abwahl. Erstaunlicherweise empfehlen die Stimmberechtigten dem Parlament aber nicht Bundesrat Blocher abzuwählen; sondern Pascal Couchepin. Der FDP-Bundesrat wird nur von 40 Prozent der Stimmbevölkerung unterstützt.

Freitag, 28. September 2007

GABRIELE PAULI: Auffallen allein genügt nicht!

Weshalb die Stoiber-Stürzerin, Latex-Landrätin, Ehe-Befristerin vor dem Nichts steht.

Es liegt in der Luft: Auf dem nächsten Parteitag wird das Polit-Sternchen einen Taucher erleben. Jedoch selbstverschuldet!

Sie hatte zuerst mutig Stoiber gekippt, dann Latex-Handschuhe übergestreift und letzthin die Ehe auf Zeit propagiert.

Es wurde geschrieben, die Politikerin wirke verstört. Das kann gut sein. Denn: Gabriele Pauli demontierte sich selbst und zerstörte sich auch selbst! Zuerst wurde sie noch als gosse Heldin gefeiert. Sie war in den Medien eine mutige Powerfrau, die sich für die Basis stark macht. Nachdem sich jedoch die Politikerin aus unerfindlichen Gründen mit Latex-Handschuhen fotografieren liess, wurde sie zur "roten Hexe aus Franken" und hat heute null Chancen innerhalb ihrer Partei.

Das unkluge Verhalten war mir völlig unverständlich, zumal Pauli sogar ihre Dissertation einst über Polit-PR geschrieben hatte.

Vergangene Woche schaffte sie erneut einen Knaller mit dem Vorschlag: "Ehen laufen nach sieben Jahren aus". Mit ihrer soderbaren Ehe-Forderung schaffte sie es erneut in die internationale Presse.

Gefragt, ob sie es denn nicht verstehen könne, dass viele Menschen ihre Idee "abstrus finden " meinte Pauli, mit den Händen wild gestikulierend:

Querdenken ist "kein Wert an sich". Aber wir haben so viele Regeln in unserer Gesellschaft, für die es keinen inhaltlichen Grund gibt. Da wird vorgegeben, "wie wir denken sollen, wie wir uns verhalten sollen - etwa ob man bestimmte Handschuhe trägt oder nicht."

Diese Antwort verdeutlicht, dass die Akademikerin immer noch nicht begriffen hat, was man unter sozialer Kompetenz versteht. Es ist nun einmal so, dass es im Alltag eine Rolle spielt, wie man beim Adressaten ankommt, wie wir verstanden werden. Niemand kann einfach ungestraft all das machen und sagen, was ihm einfällt. Pauli will dies nicht einsehen. Ihr scheint heute immer noch nicht bewusst zu sein, dass eine Politikerin immer eine Rolle spielt und diese mit ihrer Kleidung, Aussage und Stimme übereinstimmen sollte. d.h. dass das WIE und das WAS zur der jeweiligen Situation stets passen muss. Die Wirkung beim Adressaten ist somit keine Bagatelle.

Mit ihrem unbedachten "dummen" Verhalten hat sich die einst erfolgreiche Kommunalpolitikerin selbst demontiert und in der Oeffentlichkeit, aber auch vor ihrer Partei unglaubwürdig gemacht. Paulis Aeusserungen bestätigen dies. Wenn sie sagt: "Ich habe mich selbst befreit, ich habe die Erfahrung gemacht, zu meiner Meinung zu stehen, egal was andere über mich sagen." so hat sie immer noch nicht erkannt, dass taktlose Menschen sich nicht einfach mit Selbstschutzbehauptungen aus ihrer Verantwortung stehlen können. Indem sie beispielsweise sagen: "Ich stehe eben zu meine Meinung und spreche stets offen und ehrlich Klartext!" Im Leben ist es nicht gleichgültig, was die anderen über uns denken. Andere vor den Kopf zu stossen, hat nichts - gar nichts - mit Mut zu tun. Ist es mutig, wenn jemand mit dem Vorschlaghammer Porzellan zertrümmert?

Nachtrag vom 29. September:

Gabriele Pauli: Die Katze lässt das Mausen nicht

Als ob der Blamagen noch nicht genug wären. Am Parteitag sorgte Pauli erneut für einen Eklat. Während der Kür von Günther Beckstein zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2008 , ergriff Pauli das Wort und forderte von Beckstein eine Entschuldigung, weil er sie in einem Interview als «Fall für den Psychiater» diffamiert habe. Pauli sagte, sie sei nach Stoibers Rücktritt als Königsmörderin bezeichnet und in die Ecke gestellt worden, nur weil sie kontroverse Ideen einbringe. Sogar mit dem Rotlichtmilieu sei sie in Verbindung gebracht worden, und man habe ihr den Parteiaustritt nahegelegt.

Alle Anwesenden schwiegen und stellen damit die uneinsichtige Landrätin offside. als hätten alle gedacht: Hopfen und Malz verloren.

Niemand meldete sich zu Wort. Die Parteibosse schritten einfach zur Abstimmung, in der Beckstein mit 96,6 Prozent gewählt wurde. Als Beckstein Pauli am Rand des Parteitages persönlich ansprechen wollte, wies sie seine ausgestreckte Hand zurück und liess ihn stehen.

Fazit: Es gibt angeblich Menschen, die bleiben uneinsichtig. Dann gilt: Nehmen wir mit Gelassenheit entgegen, wenn jemand nicht geändert werden kann.

Donnerstag, 27. September 2007

Silvia Blocher: "Politik in meinem Leben"

In mindestens zehn Orten tritt die Bundesratsgattin vor den Wahlen auf. In Solothurn sagte sie gleich zu Beginn der Veranstaltung: "Ich mache keinen Wahlkampf", um dann doch noch zu relativieren, der Abend habe etwas mit Politik zu tun und gesteht: "Leben ist Politik und Politik ist mein Leben." Silvia Blocher profitiert vom Haloeffekt ihres Mannes und würde als ehemalige Primarlehrerin gewiss keinen Saal mit vorwiegend älteren Leuten füllen können.

In der Südostschweiz vom 20. September wird der Auftritt in Solothurn kommentiert:

Der Abend erinnert weniger an eine Wahlveranstaltung der SVP als an eine Schulstunde - nur eben wie vor 30 Jahren. Damals , so sagt die Frau, die ihr Mathematikstudium abbrach, um als Lehrerin den Lebensunterhalt für sich und ihren Mann zu finanzieren, sei die Schule noch anders gewesen, die Kinder hätten etwas von der Schweizergeschichte und der christlichen Religion zu hören bekommen. "Wir waren noch stolz auf unsere Land", sagt sie und zitiert ein paar Zeilen aus Schillers Tell"

Wenn Silvia Blocher am Schluss ihres Referates eingesteht: Ich bin keine Hillary Clinton, so können wir dieser Einsicht nur beipflichten. Sie hat weder ihr Format noch ihr rhetorisches Talent. Geben Sie www. rhetorik.ch im Suchfenster Silvia Blocher ein. Dann stossen Sie auf verschiedene Beiträge zur Bundesratsgattin, die sich als persönliche Beraterin des Bundesrates ausgibt. Als Beraterin mit etlichen Fragezeichen.

Montag, 24. September 2007

Calmy-Rey versucht die Wogen zu glätten - nachdem sie selbst gewirbelt hat - und wirbelt munter weiter

Recht hat sie gewiss - die Bundespräsidentin - wenn sie heute sagt:

Es wäre allerdings mehr gedient, «wenn die Bundesräte sich aus dem Wahlkampf heraushielten und über den Parteien stünden». Damit wäre dem Kollegialprinzip mehr gedient.

Wenn Micheline Calmy- Rey gleichzeitig bei Couchepins unmissverständlicher Duce Vergleich keinen Bezug mehr zu Blocher wahr haben will, so ist dies nicht nur für uns pure Wortklauberei. Ich habe niemanden getroffen, der den Vergleich im Zusammenhang mit der SVP Kampagne so verstanden hat, wie es nun die Bundespräsidentin wahr haben will.

Uebrigens: Weshalb kommt Michelins Calmy- Reys Einsicht erst jetzt mit dem Ratschlag, sich nicht in den Wahlkampf einzumischen?

Dies nachdem sie sich selbst vor wenigen Tagen als Bundespräsidentin offen und eindeutig in den Wahlkampf eingemischt hatte (Zwei Mal brandmarkte sie die SVP Werbung als rassistisch). Ich gehe davon aus, dass Micheline Calmy- Rey mit ihrer heutigen Aussage sich bewusst selbstkritisch in ihren Ratschlag mit eingeschlossen hat.

Bei Christoph Blocher und Pascale Couchepin war es eindeutig: Sie hatten sich im Wahlkampf deutlich eingemischt, genau so, wie es Micheline Calmy- Rey auch getan hat.

Kommentar: Mich nimmt wunder, wie viele Medienkonsumenten heute erkannt haben, dass die Bundespräsidentin mit Ihrem Ratschlag im Grunde genommen auch sich selbst geschlagen hat. Ist es nicht eigenartig, wenn jemand wirbelt - und die Gegenpartei laut und deutlich anprangert - sich lauthals in den Wahlkampf stützt, um nachher versucht, die Wogen zu glätten? Wie kann jemand die Kollegen bitten, sich aus dem Wahlkampf herauszuhalten, wenn man selbst gegen diese Regel verstossen hat? Schade: Solch paradoxes Verhalten schadet der Glaubwürdigkeit.

Nachtrag: Unbegreiflich! Einmal ist keinmal

Nach ihrem Appell an die Bundesräte, sich aus dem Wahlkampf herauszuhalten, brandmarkte Micheline Calmy-Rey ein weiteres Mal die Plakatkampage der SVP öffentlich (der Ausschnitt der Rede aus der SP Veranstaltung wurde in der Tagesschau des Schweizer Fernsehens am 29. September ausgestrahlt).

Damit hat die Bundespräsidentin ein weiteres Mal gegen die eigene These verstossen. Es sei denn - die Bundespräsidentin zähle sich nicht zum Bundesratsteam. Sonst würde auch für sie die Verhaltensrichtlinie gelten, sich sofort aus dem Wahlkampf herauszuhalten. Dieser zweite Regelverstoss ist im Grunde genommen ein starkes Stück. Wer arbeitet kann einmal einen Fehler machen. Wenn jemand aber den selben Fehler ständig wiederholt, so muss dies zu denken geben. Wir gehen davon aus, dass Calmy-Reys Patzer einmal mehr in den Medien ausgeklammert wird.

Nachtrag (30. Sept) Unglaublich: Schon wieder!

Und nochmals hält sich Calmy-Rey nicht an ihre Richtlinie, nachdem sich alle Bundesräte aus dem Wahlkampf heraushalten sollen. In der Zeitung Sonntag.ch kann sie es wieder nicht lassen und mischt sich als SP Bundesrätin in den Wahlkampf ein. Wir lesen:

...Was hätten wohl die Herren Brown, Boveri und Nestlé davon gehalten, wären sie als schwarze Schafe gezeichnet worden", fragte Calmy-Rey.

Sie fügte hinzu, jene Partei, die mit der Schweizer Flagge werbe, sei die am "wenigsten schweizerische Partei. Die SVP-Kampagnen seien Ausdruck von "Hass und Xenophobie".

Dass eine welsche Bundesrätin keine Ahnung davon hat, dass mit dem Spruch "vom schwarzen Schaf" nicht alle Ausländer und vor allem damit keine Schwarze gemeint sind, ist unvorstellbar. Der SVP geht es bekanntlich nur um kriminelle Ausländer, die sich nicht an die Spielregeln des Gastlandes halten wollen. Dass eine Bundespräsidentin nicht mehr weiss, was sie den Bundesräten geraten hat (sie sollen sich aus dem Wahlkampf heraushalten), ist für uns völlig unverständlich. Micheline Calmy-Rey muss sich nicht wundern, wenn die Gegenseite überreagiert und das Klima noch mehr vergiftet werden könnte. Etwas sagen und darnach handeln ist für Calmy- Rey scheinbar unmöglich. Weshalb will oder kann sich die Bundespräsidentin nicht endlich an die eigene Regel halten? Im Sport hätte sie längst die rote Karte erhalten.

NICHT ZU GLAUBEN -Schon wieder!

An der Verlegertagung in Luzern (21. September) hielt sich die Bundespräsidentin ein weiteres Mal nicht an ihr Gebot: Sie stellte die SVP Kampagne wiederum in einem längeren Votum öffentlich an den Pranger.

Darf nicht wahr sein: Doch! Und noch einmal!

Doch - ein weiteres Mal hält sich die Bundespräsidentin nicht an die eigenen Spielregel. Sie kritisiert erneut die SVP auf dem SP Papier- sogar mit Foti und Unterschrift.

Kommentar: Bis jetzt wurde das widersprüchliche Verhalten der Bundespräsidentin in den Medien nicht angesprochen. Erst am 30. September schreibt der Sonntagsblick unter dem Titel:

WIDERSPRUCH

Calmy-Rey habe am Montag den Bundesräten geschrieben, sich im Wahlkampf zurückzuhalten. Selbst unterschreibe die Bundespräsidentin jedoch mit ihrer Foto einen Wahlaufruf der Partei.

Wie heisst es so schön: Worte und Taten müssten übereinstimmen.

Sonntag, 23. September 2007

Plus calme! Micheline Calmy-Rey!

Man stelle sich vor, ein FDP Bundespräsident würde während eines Wahlkampfes - in der Rolle als oberster Magistrat - die missliebige Plakataktion der SP (seiner Konkurrenzpartei) öffentlich brandmarken. Der Medienwirbel wäre bestimmt vorprogrammiert. Nicht so bei Micheline Calmy- Rey. Bei ihr blieben erstaulicherweise die Medien bei Ausrutschern meist Gewehr bei Fuss. Vor allem bei ihren jüngsten verbalen Entgleisungen gegen die Konkurrenzpartei SVP. Angeblich kann sich die populäre Rütlirednerin mehr leisten als andere Magistraten. Schon einmal griff sie als SP Bundespräsidentin die jüngste SVP Kampagne an. Etwas, was im Grunde genommen unvereinbar ist mit ihrer Rolle als Bundespräsidentin. Nun doppelte sie sogar noch nach. Sie erklärte in der Sendung «Genève à Chaud» des Regionalfernsehens Léman Bleu: Die SVP ist die «am wenigsten schweizerische Partei» und fügte bei: «Ich bin traurig über die Kampagne, denn sie ruft zu Hass, zu Rassenhass auf». Das paradoxe dabei sei, dass jene Partei, die das Schweizer Kreuz für ihre Plakate verwende, die am wenigsten schweizerische sei. «Das ist nicht die Schweiz»,

sagte die Bundespräsidentin.

Aus dem ersten Patzer - als sie schon einmal unbedacht reagiert hatte- scheint Calmy-Rey nichts gelernt zu haben. Sonst wäre sie der Konkurrenzpartei nicht nochmals öffentlich und in unzulässiger Manier an den Karren gefahren. Das letzte Mal verurteilte sie die SVP-Plakate ebenso scharf. Sie sprach damals von politisch motivierter Ausländerfeindlichkeit und warf der SVP vor, mit den Plakaten und ihrer Ausländer-Initiative rassistische Aktionen zu begünstigen.

Die SVP Kampagne visualisiert jedoch nur den Inhalt die Initiative zur Ausschaffung von kriminellen Ausländern und mit dem schwarzen Schaf ist nicht ein "Schwarzer" gemeint, sondern Leute, die sich bei uns nicht an die Spielregeln halten wollen.

Prognose:

Bei Micheline Calmy-Rey wird es sicherlich auch bei ihrer jüngsten Masslosigkeit keinen Wirbel geben. Getragen von der Ringier Presse kann sie sich die Bundespräsidentin sehr viel leisten. Wir gehen deshalb davon aus, dass auch der zweite Ausrutscher auch keine Proteste auslösen wird. Niemand möchte der modernen Jaeanne d'Arc an den Karren fahren. Es sieht so aus, als gehe es vielen Journalisten eher darum, den Fokus auf die Person Blocher zu richten. Wer sich umsieht und die aussergewöhnlich vielen verschmierten oder heruntergurissenen SVP Plakate sieht, könnte sich fragen, ob nicht die offizielle Schelte von ganz oben diese fragwürdigen Aktionen zusätzlich geschürt hat.

Kommentar:

Nach unserem Dafürhalten darf eine Wahlkampf hart geführt werden. Dennoch sind kühle Köpfe gefragt. Es gibt auch im Wahlkampf Spielregeln, die akzeptiert werden müssten. So wie wir bei der Kommunikation Maulkörbe abzulehnen sind, so sind auch Plaktatschmierereien - ob sie von rechts oder Links kommen - zu verurteilen. Frau Calmy-Rey hat gewiss mit ihrer unbedachten Geisselung derartige Aktionen begünstigt. Im hitzigen Wahlkampf dürfte vor allem eine Bundespräsidentin den Kopf nicht verlieren. Deshalb müsste der engagierten Bundespräsidentin geraten werden: Plus calme - Madame Calmy- Rey!

Samstag, 22. September 2007

Pascale Couchepins sonderbares Kommunikationsverständnis

Couchepin kann einen Bundesratskollegen mit Duce Mussolini vergleichen und hat nachher keine Skrupel, den Bundesrat zu ermahnen, er solle sich mässigen und sich nicht in der Vordergrund rücken. Wenn jemand sich in den Vordergrund rückt, so ist es Couchepin selbst. Wenn sich jemand mässigen sollte, so müsste es ebenfalls er in erster Linie tun .

Couchepin ist Blocher seit Jahren spinnefeind. Im Umgang mit seinem Kollegen Blocher missachtet er laufend die einfachsten Kommunikationsregeln. Ein Bundesrat dürfte den Kollegen nicht öffentlich an den Pranger stellen. Wäsche müsste intern gewaschen werden. (Kollegialitätsprinzip) Couchepin missachtet immer wieder diese Regel. Er stellte schon früher Blocher öffentlich als eine Person hin, die der Demokratie schade. Angesprochen auf sein sonderbare Kommunikationsverständnis, findet er sein regelwidriges Verhalten völlig korrekt. Schönredner seiner Partei entschuldigen sogar Couchepins Ausrutscher mit der Begründung , Couchepin habe mit der Provokation lediglich die FDP Wähler aufrütteln wollen.

Erstaunlich, dass Couchepin seine beleidigenden Aussagen nichts ausmachen. Er steht sogar zu seinen Ausrutschern. Zu seinem jüngsten kommunikativen Patzer - er fühle sich durch den SVP-Wahlkampf an das faschistische Italien der 1930er Jahre und den Duce (Blocher gemeint) erinnert - findet er:

«Ich bin ein demokratischer und liberaler Mensch und verteidige eine gewisse Ethik und Demokratie.»

Kommentar:

Wie wäre es gewesen, wenn Bundesrat Couchepin zuerst einmal gelernt hätte, sich selbst an die kommunikativen Grundregeln zu halten, bevor er erneut unbedacht austeilt. Vor allem, nachdem er selbst die Grenzen masslos verletzt hatte, ist seine jüngste Predigt unglaubwürdig. Wenn sich Couchepin der Worte "Ethik und Demokratie" bedient, so kommen sie nach unserem Dafürhalten aus falschem Munde.

Eva Herman kämpft um ihren Ruf

Der Wirbel um die umstrittenen Äusserungen von Eva Herman bricht nicht ab! Der NDR hatte die TV-Moderatorin fristlos gefeuert, nachdem ihr vorgeworfen worden war, bei der Vorstellung ihres Buches „Das Prinzip Arche Noah“ die Familienpolitik der Nazis gelobt zu haben.

Jetzt wehrt sich die TV-Moderatorin gegen ihren Rauswurf mit Anwälten.

Begründung: Sie werde zu Unrecht in die rechte Ecke gestellt, ihre Aussagen bei der Buchpräsentation seien aus dem Zusammenhang gerissen worden.

Nach Angabe ihrer Anwälte habe sich Eva Herman bei der umstrittenen Buchpräsentation in Wahrheit ausdrücklich und unmissverständlich von allen nationalsozialistischen Familienidealen mit dem Satz distanziert:

„Und wir müssen vor allem das Bild der Mutter in Deutschland auch wieder wertschätzen lernen, das leider ja mit dem Nationalsozialismus und der darauf folgenden 68er Bewegung abgeschafft wurde."

Dies, so betonen die Anwälte Eva Hermans, belege eindeutig, wie die Äusserungen zur Familienpolitik Hitlers zu verstehen gewesen seien.

Bedauerlicherweise sei dieser Satz, der verdeutliche, dass Eva Herman die Zeit vor dem Nationalsozialismus meine, in der TV-Ausstrahlung von RTL (bewusst?) ausgeklammert worden.

Stattdessen hatte die Formulierung Eva Hermans:

„Mit den 68ern wurde damals praktisch alles das alles, was wir an Werten hatten, es war ‘ne grausame Zeit. Das war ein völlig durchgeknallter hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat. Das wissen wir alle. Aber es ist damals eben auch das, was gut war – und das sind Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind Familien, das ist Zusammenhalt – das wurde abgeschafft ...“

grosse Empörung ausgelöst und der Moderatorin den Vorwurf eingebracht, die Familienpolitik Hitlers gelobt zu haben.

Kommentar:

Selbst dann, wenn Hermans Aussagen willkürlich geschnitten worden wären, so vertreten wir nach wie vor die Meinung, dass es unbedacht gewesen ist , Hitler bei dieser Thematik ins Spiel zubringen. Es gibt Reizworte, die immer missverstanden werden. Bei Kommunikationsprozessen gilt der Grundsatz: Wird jemand missverstanden, so ist leider in erster Linie der Sender schuld! Eva Herman hätte wissen müssen, dass nicht nur all ihre Feinde wie Alice Schwarzer und Co schon lange darauf gewartet haben, bis die Vorkämpferin für die "Aufwertung der Mutterarbeit", ins Fettnäpfchen tritt.

Freitag, 21. September 2007

Silvia Blocher: Wie sie ihren Ehemann belehrt

Christoph Blocher wird von der Frau seit Jahren hart kritisiert. Dieses "Coaching" hat zwar wenig mit professioneller Beratung zu tun. Sonst würde Silvia Blocher Ihren Mann nicht öffentlich kritisieren. Ein Berater arbeitet normalerweise diskret im Hintergrund. Als ehemalige Primarlehrerin versteht Christoph Blochers Beraterin ihre Tätigkeit darin, ihren Mann unverblümt und vor allem hart zu kritisieren. In jeden Beruf besteht die Gefahr der déformation professionel. Bei Silvia Blocher sind es jene unangenehmen Eigenschaften, die kein Lehrer ins Privatleben übertragen sollte :

- Das Rotstiftverhalten

- Das Besserwissen

- Den Kritikaster spielen

- Das immer Recht haben wollen

In ihren Auftritten wirkt leider Silvia Blocher wie eine Primarlehrerin, die privat wenig mit Erwachsenen zu tun hat. Ihr fehlt übrigens auch das rhetorische Talent.

Jean- Martin Büttner bringt das Verhalten der Bundesratsgattin in einem grösserem Beitrag (Tagesanzeiger vom 20. September) auf den Punkt (sein Betrachtungen stimmen erstaunlich gut mit unseren bisherigen Analysen überein):

- Silvia Blocher könne zwar recht gewinnend auftreten, doch habe sie stets einen rechthaberischen Zug und könne recht heftig werden!

- Sie warte zuerst, hole dann aus, um nachher zu schlagen

- Sie kritisiere den Mann recht hart - auch in der Oeffentlichkeit. Silvia Blocher sagt übrigens von sich: "Ich bin wahrscheinlich am offensivsten und am ehrlichsten in der Beurteilung seiner Auftritte."

Während Bundesrat Blocher sein Machtstreben mit Witz und bauernhafter Bodennähe kaschiert, zeige Silvia Blocher den Unmut und Geltungsdrang ungeschminkt.

Das Rechthaberische machen ihre Aussagen deutlich, die sie vor Zeugen gemacht hatte. Aussagen, die sie jedoch nachträglich scharf bestreitet. "Das habe ich sicher nie gesagt!" Den Satz, wonach, "wir die Verwaltung jetzt dann im Griff haben", habe sie nachträglich energisch dementiert. Selbst dann, als sie vor Leuten, welche bei dieser Aussage mit dabei waren, konfrontiert wurde, blieb sie starrköpfig:

"Es ist völlig unmöglich, dass ich so etwas gesagt habe, weil ich so etwas nicht einmal denke. Ausserdem habe ich mit der Verwaltung nicht das Geringste zu tun."

Dieses eigensinnige Verhalten ist möglicherweise auf das Sendungsbewusstsein des Paares "Wir Blocher" zurückzuführen (Es gibt ein beachtenswertes Fernsehportrait "Wir Blocher" von Roland Huber). Nach diesem Film haben beide - Christoph und Silvia - die patriotische Bürde auf sich genommen , die Schweiz vor fremden Einflüssen zu bewahren. Die Macht der Blochers sei somit nicht böser Wille. Sie entspringt einem Auftrag, den sie für das Wohl des Landes übernehmen mussten.

Die Beraterin eines Ehepartners dürfte nie einen so kapitale Fehler machen, wie es die Lehrerin Silvia tut:

Ein guter Hofnarr bleibt sets im Hintergrund , arbeitet anonym und kritisiert unter vier Augen.

Doch Silvia Blocher mischt sich öffentlich ein (Sie griff beispielsweise im welschen Fernsehstudio bei der Aufzeichnung "Infragouge" im Nebenraum vehement ein, als die missliebigen Karikaturen eingespielt wurden). Christoph Blocher nahm zuerst diese Geschichte gelassen entgegen. Erst als Silvia die Zähne zeigte, musste er dann auch hart durchgreifen. Silvia Blocher kann laut Zeugenaussagen wie eine Furie auf Journalisten losgehen.

Als Beraterin müsste Silvia Blocher fähig sein, sich vom politischen Geschehen bewusst zu distanzieren.

Als Kollege Couchepin in Christoph Blocher ein Gefahr für die Demokratie sah, wetterte die Lehrerin Silvia ebenfalls öffentlich gegen den Kollegen des eigenen Mannes. Diese peinliche Sequenz ist auf unserer Seite im Internet gespeichert und kann jederzeit angehört werden. (Unter www.rhetorik.ch - Navigation über das Suchfenster --> Silvia Blocher eingeben und anklicken).

- Oeffentliche Kritik erträgt Siliva Blocher schlecht.

Sie verliert bei harter Kritik allzurasch die Beherrschung und braust auf. Als Beraterin dürfte sie aber nie dermassen "schulmeisterhaft" auftreten.

- Was ich mit der Déformation professionel gemeint habe:

Lehrerin Silvia Blocher hat vor allem ein starkes Kontrollbedürfnis.

- Während ihr Mann meist gelassen bleiben kann, glaubt sie, ihren Mann vor missliebigen Angreifern schützen zu müssen.

Es ist für uns erstaunlich, auch unbegreiflich, wie Christoph Blocher seine Frau und Lehrmeisterin als unprofessionelle Hofnärrin so widerspruchslos akzeptiert.

Donnerstag, 20. September 2007

Wasser auf die Mühle der EU Gegner

Independent warf der Schweiz Rassismus vor

Der Vorwurf einer gemässigten britischen Tageszeitung "Independent" wird für den Autor zum Bumerang. Denn der plumpe Vergleich - Schweizer Politik mit Rassismus, Nazitum und dem angeblichen Sippenhass (Schäfchenplakat) - ist dermassen daneben gegriffen, dass der gutgemeinte Beitrag gegen Rassismus die Herz Blut Bodenpolitiker in der Schweiz noch mehr zusammenschweissen wird und der Anti EU Bewegung stützt. Weshalb? Das Schäfchenplakat ist nach unserem Dafürhalten ein legale Vereinfachung eines Zeitproblems und gehört zum Wahlkampf. Mit der heutigen Regelung können nämlich kriminelle Wiederholungstäter nicht ausgeschafft werden. Es geht nicht um Scharze sondern die gängige Analogie mit dem schwarzen Schaf. Ueberall gibt es schwarze Schafe. Jeder Land und jede Institution hat das Recht, schwarze Schafe zu bestrafen, bei Uneinsichtigkeit sogar auszuschliessen. So gibt es für verhaltensgestörte Kinder, die mit einem Schulverweis rechnen müssen und Sportler , welche sich nicht an Spielregeln halten können, müssen auch mit einem Spielverbot rechnen. Selbst in einer Badeanstalt werden Jugendliche, die Gäste unablässig belästigen, auf eine schwarze Liste gesetzt und mit einem Zutrittsverbot belegt.

Wenn nun in der britischen Presse die Schweiz als Hort des Rassismus gesehen wird, weil das Plakat mit den schwarzen Schafen fremden feindlich sei und es an die Sippenhaft der Nazis erinnere, so geht dies eindeutig zu weit. Die gemässigten britischen Tageszeitung «The Independent» fragte vor Tagen in dicken Lettern auf der Titelseite: «Ist die Schweiz Europas Herz der Finsternis?» In Grossbritanien fragt man sich, ob die Schweiz ein Land von Rassisten geworden ist. Vergleiche mit den Nazis wurden angestellt.

Der Titel spielt auf Joseph Conrads weltberühmten Roman «Das Herz der Finsternis» an und will zum Ausdruck bringen, dass es hier um die dunkelsten Triebe des Menschen geht: Fremdenfeindlichkeit und Fremdenhass.

Als Einstieg in den Artikel beschreibt der Independent-Korrespondent Paul Vallely die mittlerweile berühmt-berüchtigten Schäfchen-Plakate der SVP. Das was auf den ersten Blick wie ein «Kinder-Cartoon» aussehe, entpuppe sich bei näherem Hinsehen, dass «drei weisse Biester» ein Schwarzes Schaf von der Schweizer Flagge kicken.

Dieses Poster sei laut der UNO ein Symbol für den Aufstieg eines «finsteren neuen Rassismus und für Fremdenfeindlichkeit im Herzen einer der ältesten Demokratien der Welt».

Des weiteren wird die SVP-Ausschaffungsinitiative vorgestellt. Beanstandet wird ferner, dass ganze Familien ausgeschafft werden sollen, falls ein Jugendlicher eine Straftat begeht. Der Independent schreibt: «Es wäre das erste derartige Gesetz in Europa seit der Sippenhaft bei den Nazis.»

Kommentar:

Diese Ueberzeichnung führt dazu, dass sich noch mehr Schweizer mit der SVP Haltung solidarisieren. Es ist ein bekanntes Phänomen: Wird eine Familie von aussen verbal angegriffen, solidarisieren sich allen gegen die fremde Kritiker, obwohl sonst in der Familie wenig Einigkeit besteht. Independent bewirkte somit ebenfalls eine Moblilisierung der Schweizer Bevölkerung gegen "fremde Richter" und jene Besserwisser von aussen, die den Stimmenden sagen wollen, was Rassismus sei.

Dienstag, 18. September 2007

BLOCHERFALLE:

SVP agiert - die andere Parteien reagieren

Die SVP profitiert von den Fehlern der anderen Parteien

Tagesanzeiger online schreibt:

Die SVP gibt im Wahlkampf die Themen vor, beklagt die Probleme, preist ihre Lösungen an, lenkt die Debatte, dominiert die Berichterstattung, bringt ihre eigenen Widersprüche zum Verschwinden und huldigt ihrem Anführer mit einem Personenkult, wie ihn die Schweiz noch nie gesehen hat. Und was machen die anderen? Obwohl die SVP seit bald zwanzig Jahren Abstimmungskämpfe als Wahlkämpfe abhält und Wahlkämpfe als Richtungskämpfe inszeniert, haben die drei übrigen Bundesratsparteien noch immer keine Gegenstrategie entwickelt. Darin sind sich die Politikberater, PR-Profis und Abstimmungsorchestrierer einig, die man befragt, und zwar unabhängig von ihrer politischen Haltung.

Fazit der Experten und Politologen: Keine der drei anderen Parteien erreicht mehr die Öffentlichkeit.

Die Auftritte der Freisinnigen wirken entrückt, ihre Reaktionen blutleer, ihre Wahlplakate entweder banal oder unverständlich. Die SP bringt es weder fertig, ihre eigenen Themen einzubringen, noch die Widersprüche der Gegenseite in die Öffentlichkeit zu tragen. Stattdessen produziert sie den Widerspruch gleich selber. So plädiert die Partei für Fairness, um dann mit einem Plakat zu schockieren, auf dem ein Flugzeug in ein Atomkraftwerk rast. Die Kampagne seiner Partei, kritisiert ein einflussreicher Sozialdemokrat, «bleibt ohne die gewünschte Wirkung.» Die CVP schliesslich hält sich ruhig und hofft auf ihre nette Bundesrätin. Damit aber lässt sich kein Wahlkampf machen. «Ich frage mich schon lange», sagt der diskrete, aber erfolgreiche Kampagnenleiter Guido Weber, selbst FDP-Mitglied, «warum die drei anderen Bundesratsparteien sich so hilflos auf das Spiel der SVP einlassen, statt eigene Themen zu setzen.» Nicht einmal die Grünen bringen es mehr fertig, die hochaktuelle Umweltproblematik in die Öffentlichkeit zu tragen. «Statt vom Klima», sagt Guido Weber lakonisch, «reden jetzt alle vom politischen Klima.» Und von der SVP.

Kommentar:

Vermutlich geht es vor allem um ein ein Personenproblem. Ich teile die Meinung des Tagesanzeigers.

Hans-Jürg Fehr, ein messerscharfer, intellektueller Dialektiker, geht zu wenig auf die Wünsche der Basis ein. Er will keinen Jota von seinen Inhalten abrücken, Inhalte welche der Basis nicht unter den Nägeln brennt und glaubt die Niederlage in Zürich sei nur auf die unglückliche Art des Kommunizierens zurückzuführen.

Fulvio Pelli, der intern eine gute Figur macht und intern integrieren kann, wirkt zu abgehoben. Obschon die beiden am letzten Freitag einen schwachen SVP Gegner (Fraktionschef Caspar Baader) hatten, gaben sich Fehr und Pelli zu verkrampft und wirkten rechthaberisch. Die SVP führt hingegen einen hochprofessionellen, mehrphasigen sehr teuren Wahlkampf nach ausländischem Vorbild. Das funktioniert (nach Tagi online) nur deshalb, weil sie sich, strikte an ihrem Anführer orientiert. «Es war schon sehr früh klar, dass sich Blocher selbst engagieren wird und von der Partei zum Wahlkampfthema gemacht wird», sagt der Politberater Martin Baltisser, der es als ehemaliger SVP-Generalsekretär wissen muss. Das Erstaunliche: Selbst die Kritik der Medien versehen die Akteure als Teil ihrer Kampagne einzukalkulieren. «Die Medien sind in der Falle», sagt Martin Baltisser: «Je heftiger sie auf die SVP reagieren, desto mehr arbeiten sie ihr zu.» Entscheidend ist somit nicht, was eine Zeitung schreibt, sondern wo; am liebsten mehrspaltig auf der Frontseite.Verschiedentlich wies ich darauf hin: Viele tappen ständig in die Blocherfalle. Das individualistische Selbstverständnis der SP Mitglieder führte dazu, dass man sich parteiintern zu stark kritisiert und sich dadurch vor einem klaren Auftritt scheut. Die Präsentation des GPK-Berichts, so Guido Weber, sei «dilettantisch, da politisch durchsichtig» gewesen. SP-Mann Peter Bodenmann auch den Auftritt von CVP-Nationalrätin Lucrezia Meier-Schatz dazu. Der Präsidentin der Subkommission, sagt er, seien «offensichtlich die Jagdinstinkte durchgegangen». Ich schrieb von einer Todsünde der Kommunikation, wenn bei einer Untersuchung über Mutmassungen so geredet wird, als wären es Fakten. Auch sie tappte in eine Falle und muss nun die Folgen ausbaden. Insbesondere Bundesrat Pascal Couchepin schoss mit seinem Duce-Vergleich ein Eigencoal (auch für seine Partei!) Weil Couchepin einmal mehr die Nerven verlor. Der jüngste Ausrutscher nützte wiederum nur der SVP . Blocher - gefragt, was er zur Kollegenschelte (Ducevergleich) meine - konnte souverän kontern : "Ich urteile nicht öffentlich über meine Kollegen. Ich halte mich ans Kollegialitätsprinzip." Die FDP verpasste es, sich als staatsgründende Partei zu profilieren. Couchepins Intervention hat bestimmt viele FDP Wähler verärgert, obwohl sich Couchepin nachträglich damit zu rechtfertigen versuchte, er habe nur die FDP Wähler aufrütteln wollen. Das jüngste Wahlbarometer macht deutlich, dass die SVP mit ihrer Kampagne zwar die eigene Wählerschaft mobilisieren, aber auch zum Teil abschrecken wird. Alle anderen Parteien müssen sich jedoch zwangsläufig immer wieder mit Christoph Blocher befassen. Sie sind ständig in der Blocher Falle. Auch nach dem innovativen Coup "Blocher -TV" diskutieren erstaunlicherweise alle Medien über die Interviews Blochers im Internet und in den Lokalfernsehstationen. Wieder kann Blocher seine Botschaften los werden. Die Gegner sind gezwungen zu reagieren. Fehr will diese aufseherregenden Auftritte anfechten: Es sei politische Propaganda. Würde jedoch jetzt offen gegen die Person Blocher gespeilt, wäre es gut denkbar, dass die Stimmbürger plötzlich bestätigt sehen könnten: Der Geheimplan hat doch existiert.

Die Gegner wären erneut in der Blocherfalle gefangen.

Montag, 17. September 2007

Motivation, Engagement und Systematik als Erfolgsfaktoren

Eine Einzelperson war erfolgreicher als ein Heer aufgebotener freiwilliger Helfer, Soldaten und Profis. Die Polizei fragt sich heute, warum sie das nicht schaffte , was ein Einzelner nun erreicht hatte. Etwas belämmert musste sich der Polzeikommandant fragen, warum die wochenlange Suche weniger Erfolg hatte als das systematische Vorgehen einer Einzelperson.

Was war geschehen?

Quelle: 20 Minuten und SonntagsZeitung

Getrieben von einem Todesfall in der eigenen Familie machte sich seit drei Wochen ein junger Zürcher (Simon Kuhn) unbeirrt auf die Suche nach der verschwundenen Ylenia. Seine Motivation:

«Ich kenne die Familie des Mädchens nicht, aber ich wollte einfach, dass Ylenias Mutter abschliessen kann, dass sie aus der Ungewissheit erlöst wird»

, sagte er der «SonntagsZeitung».

Im Gegensatz zu den Hunderten von aufgebotenen Helfern kannte er die Gefühle der Betroffenen. Der junge Mann blieb deshalb am Ball - gab nicht auf - und konzentrierte sich allein hartnäckig auf den Fall. Kuhn investierte für die Suche seine Ferienzeit. Er ging mit einem eigens erstellten Suchraster vor. Er hatte die Fakten studiert und vermutet, dass die Leiche des Mädchens beim Billwilerwald sein musste. Dort hatte Urs Hans von Aesch, vermutlich im Zustand grösster Erregung, einen Zeugen seiner mutmasslichen Tat angeschossen.

Kuhn schaffte es , was die Polizei mit mehreren Suchaktionen nicht fertiggebracht hatte.

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Die Oeffentlichkeit wundert sich heute: «Jeder, der gestern an dieser Stelle vorbei gegangen wäre und auf den Boden geschaut hätte, wäre auf die Leiche gestossen», sagte Kuhn der «SonntagsZeitung».

Durch Tiere, welche die Leiche ausgegraben hätten, sei das tote Mädchen nahezu an der Oberfläche gewesen. Rund um den Fundort seien Tierspuren zu sehen. Unmittelbar vor der Vertiefung sah Kuhn Körperteile. Dann entdeckte er den Kopf und informiert sofort die Polizei.

Systematische Suche machte sich bezahlt!

«Ich habe mich seriös vorbereitet», so Kuhn weiter. Vor jeder Suche hätte er sich ein Bild davon gemacht, wie es aussehen könnte, wenn er etwas findet. Trotzdem glaubte er nicht, tatsächlich Erfolg zu haben. Bis gestern Mittag. Die Hundeführer vertraten die Meinung, der Fehler habe nicht bei den Hunden gelegen (normalerweise registireren sie den Leichengeruch) doch müssten die Hundeführer auch ausgebildet sein. Der Fehler liebe beim Menschen - nicht beim Hund.

Erkenntnis: Motivation kommt von innen. Sie entwickelt ungeahnte Kräfte. Selbstmotivation ist die stärkste Triebfeder, durchzuhalten.

Vorbereitung ist die halbe Miete.

Systematik und logisches Denken gekoppelt mit Durchstehvermögen haben auch in diesem Fall zum Erfolg geführt und den Polizeiapparat alt aussehen lassen. Polizeikräfte, die eigentlich auch systematisch und hartnäckig hätten am Ball bleiben müssen, versagten. Noch vor wenigen Tagen wurden all jene privaten Leute von den Polizei belächelt, die auf eigene Faust die Wälder nachträglich durchkämmen wollten.

Sonntag, 16. September 2007

UNBEDACHTE WORTE

Vergiftetes Politklima

"Um einen Stein zu zertrümmern, braucht man einen Hammer, aber um eine kostbare Vase zu zerbrechen, genügt eine flüchtige Bewegung und um das Herz eines Menschen zu treffen, genügt oft ein einziges Wort".

Eugen Drewermann

Im derzeitigen Polittheater rufen alle zur Mässigung auf, selbst jene die selbst unbedachte Worte verwendet hatten.

Ich erinnere an:

Bullshit (Christoph Mörgeli)

Staatsaffaire (Christophe Darbellay) - korrigierte es

Rassismus (Calmy Rey)

Blocher= Duce (Pascal Couchepin)

Es lohnt sich immer, vor dem Reden das Gehirn einzuschalten.

Donnerstag, 13. September 2007

Schläger Rhetorik

Quelle: 20 Minuten online

Ueber Jugendgewalt gibt es regelmässig Berichte und Kommentare. Erstaunlich ist, dass der Auslöser von Gewalt oft eine Bagatelle ist. Es scheint, der Schläger suche einfach einen Anlass, um dreinschlagen zu können.

«Was luegsch so blöd?»

In Zürich schwebt das Opfer einer Prügelattacke noch immer in Lebensgefahr. Der junge Mann und seine Gruppe wurden von mehreren Tätern «angemacht», dann wurde losgeprügelt. Ich Schaffhausen sagte ein Jugendlicher, er habe mit der Kette auf den anderen Jugendlichen eingeschlagen, weil er ihn angeschaut habe. Ihn müsse man fragen, ob man ihn anschauen dürfe. Als ich dies hörte erinnerte ich mich an den bekannten Tierfotografen, der lange bei den Bergorillas gelebt hatte. Dort gilt die Regel: Blicje einem Silberrücken nicht in die Augen! Sonst greift er an. Tierfotograph Dossenbach sagte mir: Wenn man gebückter, devoter Haltung bei Männchen vorbeigeht und auf den Boden schaut, so gibt es keine Probleme. Viele Leute gehen davon aus, dass wir bessere Primaten sind und glauben daran, dass die Menscheit im Umgang miteinander die Kommunikation kultiviert hat. Angeblich fallen gewisse Jugendliche in eine frühere Entwickungsstufe zurück. Zur Ehrenrettung der Berggorillas muss noch beigefügt werden: Die Affen haben ihre Konflikfähigkeit besser entwickelt als gewisse heutige Jugendliche. Die Affen prügeln andere nicht ins Komma.

Wie verhält man sich, wenn man selbst in eine ähnliche Situation kommt und befürchten muss, dass ich grundlos spitalreif geschlagen werden könnte?

Ein Ex-Polizist gibt Tipps.

Markus Atzenweiler rät bei drohender Schlägerei:

Beobachten und nicht kommunizieren.

Diese Abwehrhaltung soll laut Markus Atzenweiler gegen gewalttätige Übergriffe helfen.

Viele kennen die Situation, sie sitzen auf einer Bank oder gehen durch eine Strasse und werden von einem oder mehreren männlichen Jugendlichen gefragt, was sie dort zu suchen hätten. Varianten sind: «Warum schaust du mich an?», «Hast du was zu rauchen?», «Was luegsch?» oder ein Anrempeln im Vorbeigehen. Auch das Beleidigen der Freundin eines potentiellen Prügelopfers ist eine Art, die Auseinandersetzung mit ungleichen Kräfteverhältnissen zu provozieren. Oft erreichen die Schläger ihr Ziel eine Schlägerei zu provozieren. Entsprechende Schlagzeilen häufen sich in jüngster Zeit. Das müsste nicht sein.

Der ehemalige Polizist Markus Atzenweiler ist Verfasser des Buches «Kriminelle Gewalt - und plötzlich bist du mittendrin» und arbeitet als Sicherheitstrainer in Winterthur. Im Gespräch mit 20minuten.ch erläutert Atzenweiler, wie man auf die jugendlichen Gewalttäter reagieren soll, um drohende körperliche Übergriffe zu verhindern. Herr Atzenweiler, wenn mich jemand fragt:

«Hey, was luegsch blöd?»

Was tue ich dann? Welche ist die beste Strategie, um Schlägen zu entgehen?

Sie signalisieren dem Aggressor, dass sie ihn bemerkt haben und wissen, dass von ihm eine Gefahr ausgeht. Gleichzeitig vermeiden sie jede Kommunikation und auch jeden Augenkontakt, bauen sie keinesfalls eine Beziehung zu ihm auf. Versuchen Sie, unbeschadet an ihm vorbeizukommen.

Das funktioniert doch nicht. Macht das jemanden, der auf eine Schlägerei aus ist, nicht noch wütender?

Die Erfahrung zeigt, dass die meisten Leute in solch gefährlichen Situationen das normale Repertoire des sozialen Verhaltens abrufen und auf den Aggressor irgendwie eingehen. Das ist falsch. Der Aggressor fragt Sie ja nicht nach der Uhrzeit, sondern will zuschlagen. Dazu gibt ihm jede Art der Kommunikation Grund. Ob er noch wütender wird oder nicht, ist egal. Sein Ziel ist es zu prügeln. Er hat Lust zu prügeln. Daran ändern sie nichts. Sie können einen derart gewaltbereiten Menschen nicht in der ihnen zur Verfügung stehenden knappen Zeit therapieren.

Gut. Er prügelt also sowieso. Was tue ich, wenn ich nicht weg kann? Wie beispielsweise die Jugendlichen, die vergangene Woche auf einer Sitzbank an der Seepromenade verprügelt worden sind?

Vertrauen Sie auf Ihre Intuition. Der Grossteil der Opfer von gewaltsamen Übergriffen sagt im Nachhinein: «Ich wusste es irgendwie, ich hatte von Anfang an ein schlechtes Gefühl.» Sie spüren ja, wenn eine Gruppe oder ein Einzelner in aggressiver Absicht auf Sie zukommt. Dann gilt es, so schnell wie möglich Land zu gewinnen. Nicht panikartig flüchten, aber signalisieren (ab nicht laut sagen!): «Mit dir oder mit euch will ich nichts zu tun haben.»

Nochmals: Wenn es schon zu spät ist, keine Flucht möglich ist und ich nicht in den See springen will, was tue ich dann?

Jetzt machen sie eindeutige klare Ansagen. Den Täter oder einen aus der Gruppe direkt ansprechen mit:

«Stopp. Keinen Schritt weiter.»

Gleichzeitig gilt es Distanz zu gewinnen und zu wahren. Immer zwei bis drei Meter zwischen sich und den Schläger bringen. Steht er 15 Zentimeter vor ihnen, ist es bereits zu spät. Halten sie die linke Handfläche vor und die rechte am Körper und stehen sie breitbeinig und stabil.

Und das wirkt?

Diese Abgrenzungsmechanismen funktionieren. Das funktioniert in den unterschiedlichsten Lagen auch gegen ganze Gruppen. Alles, was Sie tun, das nicht den Erwartungen des Täters entspricht, verunsichert ihn, bringt Sie aus der Opferrolle raus. Es ist zwar einfach, aber solche Angriffe sind genauso trivial und primitiv. Das ist das Gesetz der Strasse.

Kommentar:

Dieser Rat im 20 Minuten ist gewiss hilfreich. Er macht deutlich: Wir müssen uns heute mit Gewalttätern auseinandersetzen und die Sprache der Strasse lernen. Einerseits ist die Jugendgewalt heute leider Tatsache, sogar Gewohnheit geworden und es lohnt, sich auf solche Attacken vorzubereiten. Anderseits dürfen wir diese unbefriedigende Situation nicht einfach so hinnehmen, sie akzeptieren oder uns daran gewöhnen. Wir müssen alles zu tun, damit diese Mentalität des sinnlosen Prügelns nicht mehr stillschweigend hingenommen wird.

Mittwoch, 12. September 2007

"GEHEIMPLAN" - Das Wort des Monats

Sonderbar:

Ein Geheimplan ist ja kein Gemeinplan mehr, wenn er nicht geheim entwickelt wird. Anderseits lebt jeder Verschwörungstheoretiker von Vermutungen und die SVP könnte somit einfach etwas behaupten, was sich nur selten nachweisen lässt.

Verschwörungstheorien basieren auf einer These, die nicht bewiesen werden kann

(Mondlandung sei eine Fiktion. 11. Sept sei von Bush inszeniert worden usw.)

Christoph Mörgeli kann die These ausbauen, gegen Blocher bestehe ein Geheimplan. Doch wird er Mühe haben, den vermuteten Geheimplan konkret zu entlarven, falls er besteht.

Die These mit der Kampagne lässt sich für die SVP sehr gut vermarkten. Denn: Auch ohne Beweise gibt es immer Anhänger von Verschwörungstheorien. Geheimpläne bleiben normalerweise geheim. Es sei denn, jemand verrate diesen Geheimplan.

Anderseits kann Bundesrat Couchepin auch nicht behaupten, es gebe gar keinen Geheimplan. Das hat er jedenfalls heute in den Medien lauthals verkündet. Woher will er wissen, dass es keine Aktion gegen Blocher gibt, wenn diese Kampagne im Geheimen geplant würde? Zudem ist er Kollege Blocher spinnefeind, sodass seine Aussage so wenig glaubwürdig ist, wie seine Behauptung am letzten Samstag zu Tele Züri, im Bundesrat stehe es zum Besten.

Kommentar:

Es ist erstaunlich, wie diese Geheimplanstory die Politiker, die Parteien und Journalisten in den Bann ziehen kann. Jeden Tag stelle ich fest: Die SVP besetzt das Terrain in den Medien und ich frage mich, wie lange auch Blocher-kritische Medien wie BLICK (die sich als Kontrpunkt zu der Weltwoche verpflichtet sieht) in die Blocherfalle tappen. Es vergeht kein Tag und es wird mit grösstem Aufwand versucht, zu beweisen, dass es noch nie eine Verschwörung gegen Blocher gegeben hat. Das Wort Geheimplan könnte noch das Wort des Jahres werden, zumal der SVP mit jedem Votum gegen Blocher, mit jeder Empfehlung zur Nichtwahl des Justizministers die Geheimplangläubigen bestätigt sehen, dass sie recht haben.

Montag, 10. September 2007

Couchepin-Blocher:

Keine "Ewigi Liebi"

Seit Jahren greift Couchepin Blocher öffentlich an.

Vor zwei Jahren fand Pascale Couchepin, Blocher sei ein Gefahr für die Demokratie. Damals wehrte sich nur Silvia Blocher für ihren Mann und polterte öffentlich drauf los, so etwas sei ungeheuerlich! Dieser persönliche Angriff hatte in den Medien keine grossen Folgen. Blocher reagierte damals überlegen, liess sich nicht provozieren und nahm die persönliche öffentliche Attacke gelassen entgegen, Blocher fand gelassen, dies sei Couchepins Meinung. Mehr wollte er zu Couchepins Angriff nichts sagen.

Vor wenigen Tagen verstieg sich Couchepin erneut mit einer unbedachten Aeusserung im Radio und verglich Blocher sogar öffentlich mit Duce (Wir kommentieren diesen verbalen Patzer ausführlich).

Normalerweise gilt:

Wie man in der Wald ruft, so tönt es zurück.

Die Oeffentlichkeit musste damit rechen, dass nun Bundesrat Blocher auch die Nerven verliert und mit harten Worten kontern wird.

Weit gefehlt! Wiederum reagierte Bundesrat Blocher bedacht und rhetorisch äusserst geschickt:

Blocher drehte sich um und antwortete ruhig und bedacht:

Es ist nicht am mir, Bundesrat Couchepin zu beurteilen. Wir haben eine Kollegialbehörde und da rede ich nicht öffentlich über andere Bundesräte.

Kommentar: Diesmal mischte sich glücklicherweise nicht mehr Silvia ins Duell ein. Das wäre bestimmt wieder schlecht rausgekommen. Die Reaktion des Justizministers finde ich wiederum clever.

1. Mit seiner Formulierung gibt er sich als ein Bundesrat, der sich kollegial verhält (obschon dies nicht immer seine Stärke ist).

2. Blocher sagte zudem indirekt: Couchepin ist unkollegial. Dieser hatte offensichtlich die Spielregel verletzt und Couchepin es war, der den Kollegen öffentlich an den Pranger gestellt.

Bundesrat Couchepin hat nicht nur mit seiner verbalen Entgleisung das "Zwei am Rücken". Er behauptete zudem - letzten Samstag - auf die Frage, wie die Stimmung zwischen ihm und Blocher sei:

Alles sei bestens, es gebe überhaupt keine Probleme.

Damit büsste Couchepin seine Glaubwürdigkeit zusätzlich ein. Denn: Die Spatzen pfeifen es von den Dächern - und alle wissen es - dass sich die beiden Kollegen spinnefeind sind.

Sonntag, 9. September 2007

Eva Herman stolpert selbstverschuldet -

und verliert den Job

Gefeuert wird Eva Herman im NDR wegen umstrittener Äusserungen zur Nazi-Zeit Die Moderatorin und Buchautorin ist jetzt ihren Job los: Der Norddeutsche Rundfunk hat sich per sofort von ihr getrennt. Der Grund: Ihre unbedachten Äusserungen zur Familienpolitik in der Nazi-Zeit. Herman hatte Teilnehmern bei der Vorstellung ihres neuen Buches am Donnerstag in Berlin erklärt, im Dritten Reich sei «vieles sehr schlecht gewesen, zum Beispiel Adolf Hitler». Einiges sei aber auch gut gewesen, «zum Beispiel die Wertschätzung der Mutter». Mit dieser unbedachten Aeusserung hat Eva Herman allen Müttern geschadet, die sich voll und ganz den Kindern widmen. Wer seine eigenen Meinung mit der Haltung des grössten Verbrechers stützt, ist mehr als dumm.

«Frau Hermans schriftstellerische Tätigkeit ist aus unserer Sicht nicht länger vereinbar mit ihrer Rolle als Fernsehmoderatorin und Talk-Gastgeberin», erklärte der NDR Programmdirektor Fernsehen, Volker Herres, in Hamburg. Die frühere «Tagesschau»-Sprecherin arbeitet seit fast 20 Jahren für den Sender.

Der NDR erklärte, Herman habe im Gespräch ihre in der «Bild am Sonntag» zitierte Erklärung bestätigt, wonach «Werte wie Familie, Kinder und das Mutterdasein, die auch im Dritten Reich gefördert wurden, anschliessend durch die 68er abgeschafft wurden».

«Frau Herman steht es frei, ihren 'Mutterkreuzzug' fortzusetzen, aber mit der Rolle einer NDR-Fernsehmoderatorin ist dies nicht länger zu vereinbaren», erklärte Herres. Ihre Äusserungen wirkten polarisiernd. «Das Ergebnis spürt unsere Redaktion: Gäste sagen ihren Auftritt bei 'Herman und Tietjen' ab oder stehen von vornherein nicht zur Verfügung.»

Kommentar:

Eva Herman hat sich mit ihrem unbedachten Verhalten selbst abgeschossen und allen Müttern, die ihre Kinder zu Hause betreuen, einen Bärendienst erwiesen. Frauen die in heutigen Familienpolitik ohnehin stets zu kurz kommen (weil sie finanziell von keiner Partei, kaum einem Politiker unterstützt werden). Der NDR musste Eva Hermann entlassen. Es geht nicht an, dass eine Mitarbeiterin an einem Gewaltverbrecher etwas gut findet. Ich gehe davon aus, dass sie ihr zweites Buch durch diesen Skandal geschadet hat (Skandale sind sonst verkaufsfördernd). Reputationsmässig hat Eva Hermann durch diese rhetorischen Fehlleistung enorm viel verloren. Die Gegnerinnen der Herman These "das Kind benötigt in erste Linie die Mutter" haben heute noch mehr Aufwind bekommen und all jene Mütter, die sich voll und ganz der Erziehungsaufgabe widmen, werden es noch schwerer haben, künftig ebenfalls von den Zuwendungen etwas zu erhalten (Krippenplätze usw.) Unsere Devise in der Beratung lautet seit Jahren: "Denken vor dem Reden". Das gilt auch beim Schreiben. Eva Herman hat sich mit ihrer unbedachten Bemerkung über Hitlers Familienpolitik nicht nur selbst das Bein gestellt. Für alle, die gegen die Femdbetreuung eintragen, war dies kontraproduktiv. Die entsprechenden Medienberichte sind vorprogrammiert.

Dieser bedenkliche Fall veranschaulicht uns einmal mehr: Leute die Erfolg haben, verlieren allzu gern im Höhenrausch die Uebersicht. Eva Herman als eine Frau, die selbst immer berufstätig war und mehrmals geheiratet hat, sollte den andern Frauen nicht sagen, was eine gute Familie ist und raten, die Mutter solle zu Hause bleiben. Die Glaubwürdigkeit kann sich niemand erwerben, der Wasser predigt, selbst aber Wein trinkt.

Nachtrag:

Eva Herman ist fassungslos.

Herman zu BILD: „Ich habe mich mehrfach ausdrücklich vom ‚Dritten Reich‘ distanziert. Man muss meine Äußerung im Gesamtkontext betrachten. Es geht nicht um Hitlers Werte, sondern um menschliche Grundwerte, die im ‚Dritten Reich‘ missbraucht und später abgeschafft wurden. Wer mich kennt und das Buch liest, weiß, dass ich links- und rechtsextreme Parteien aus tiefster Überzeugung ablehne. Es ist ein Halbsatz, der zu diesem Missverständnis geführt hat.“

Ein Holocaust-Überlebende zu BILD: „Das ist das Schlimmste, was ich seit Langem gehört habe. Frau Herman sollte wissen: Das Charakteristische am Dritten Reich war nicht die Behandlung der Mütter, denn die sollten nur Kanonenfutter produzieren. Das Charakteristische waren die Gaskammern.“

Eva Herman als Medienfrau muss wissen, dass auch Halbsätze wichtig sind.

In den Medien gilt: Gesagt ist gesagt!

Das war nicht nur ein Ausrutscher. Der unbedachte Vergleich war kein Missverständnis, sondern schlicht und einfach dumm und unverständlich!

Nachlese Eva Herman (10.9.07):

Nach dem Rauswurf wirkte Eva Herman (nach BILD) gelassen, im Gespräch bisweilen kämpferisch. Keine Reue? Keine Einsicht?

Sie sprach von den vielen „wildfremden Menschen“, die ihr geschrieben haben. „Über 1000 E-Mails habe ich bekommen“, sagt sie. „95 Prozent davon Zustimmung.“

Auf die Frage: Wie geht es Ihnen?

„Natürlich bin ich traurig, dass mich einige Leute in eine Ecke stellen, in die ich nicht gehöre. Aber zum Glück gibt es viele Freunde und Kollegen, die mir beistehen und Mut zusprechen.“

Wie hat ihr Mann reagiert?

„Er ist an meiner Seite. Er steht zu mir – stark wie ein Baum.“

Und die Familie?

„Wir sind eine Familie, die immer zusammenhält. Meine Familie nimmt mich in den Arm.“

Bereut Eva Herman ihre Äusserung über die Werte der Familie in der Nazi-Zeit? Sie überlegt einen Augenblick, dann sagte sie:

„Es tut mir leid, wenn meine Äusserungen Anlass zu Missverständnissen gegeben haben. Wenn ich damit die Gefühle von Menschen – insbesondere Opfern der Nazi-Diktatur oder ihren Angehörigen – verletzt haben sollte, dann möchte ich mich dafür entschuldigen.“

und fügt bei:

„Jeder, der mich kennt, weiss, dass ich das genaue Gegenteil eines Nazis bin. Jeder, der mich kennt, weiss auch, dass für mich Werte zählen wie Liebe, Respekt und Würde. Und dass ich nichts mehr ablehne als Gewalt, Intoleranz und Ungerechtigkeit. Und das ist in meinen Büchern nachzulesen. Auf jeder Seite.“

Dann erzählt Eva Herman von ihrem Engagement gegen Rechtsradikale. Für die Aktion „Laut gegen Nazis“ habe sie vor zwei Jahren eine CD mit Texten von Erich Kästner eingelesen. Und sie habe einen Taxifahrer bei der Polizei angezeigt, der mit Nazi-Sprüchen ihre jüdische Freundin verunglimpft hatte.

Heute sollte Eva Herman bei Johannes B. Kerner in dessen ZDF-Talkshow auftreten und über ihr Buch sprechen. „Der Termin war schon seit Wochen vereinbart“, sagt sie.

Gestern Abend entschied das ZDF, Eva Herman wegen ihrer umstrittenen Äusserungen aus der Talkshow auszuladen. ZDF-Sprecher Walter Kehr :

„Aufgrund der aktuellen Ereignisse haben wir uns in Abstimmung mit der Kerner-Redaktion gegen einen Auftritt von Eva Herman entschieden.“

Johannes B. Kerner: „Wir als Redaktion akzeptieren die Entscheidung des ZDF.“

Kommentar:

Die Entschuldigung folgt zu spät. Nur paar unbedachte Worte konnten so viel Geschirr zerschlagen. Eva Herman darf heute die Geschichte nicht als Missverständnis abtun. Als Medienfrau musste sie wissen, was ein kurzer Satz auslösen kann. Herman wurde beim Wort genommen, denn sie hat die Formulierung gewählt!

Thesen, die das unsensible Verhalten einer sonst so intelligenten Frau erklären könnte:

Eva Herman glaubte, sie sei mutig mit ihren Thesen. Sie wurde möglicherweise übermütig - nachher selbstherrlich und sogar grössenwahnsinnig.

In ihrer Verblendung sah sie nicht mehr ein, dass Hitler die Mütter als Gebärmaschinen sah, die Kanonenfutter zu produzieren hatten.

Herman wurde zur geistigen Geisterfahrerin. Das zeigt sich in der mangelnden Selbstkritikfähigkeit. Sie verteidigte trotz Empörung die Hitleraussage nach wie vor.

Nach dieser Sturheit hat sich Eva Herman endgültig demontiert.

Donnerstag, 6. September 2007

Delikte von Jugendlichen

Sündenbock gefunden:

Schuld für die enorme Zunahme der Straftaten von Jugendlichen soll die Gesellschaft sein

Quelle Blick online

Die neuste Studie des Bundesamtes für Statistik (BFS) beweist eindeutig:

Noch nie mussten so viele Jugendliche vor dem Richter antraben wie heute. Auf 100´000 Jugendliche kamen so im Jahr 2004 1800 Strafurteile. 70 Prozent der Straftaten sind Vermögensdelikte, vor allem Diebstähle. Gewaltdelikte, die für das grosse mediale Aufsehen sorgen, machen zwar nur 10 Prozent der Verurteilungen aus – doch hat sich ihr Anteil seit Anfang der 90er-Jahre verdoppelt.

dies zu den Fakten.

Die Statistiker haben nun eine fragwürdige Erklärung für den Anstieg der Straftaten:

Die Statistiker glauben demnach, die Jugendlichen würden heute nur deshalb mehr klauen als in den Sixties, weil die gesellschaftliche Veränderungen dazu beitragen: Der Lebensstil der Teenies sei viel konsumorientierter als früher – überall ködere die Werbung die Jungen mit den coolsten Accessoires, nur reicht das Sackgeld leider nicht immer dafür. Auch wohnen heute mehr Menschen in den Städten als früher – das Leben wird anonymer, die soziale Kontrolle nimmt ab. Und in den Selbstbedienungsläden lässt es sich leichter klauen als in den Tante-Emma-Läden von einst.

Kommentar: Nun wissen wir es: Nicht die Täter sind schuld, sondern unserer Gesellschaft. Nicht die Erziehung hat versagt, sondern die Selbstbedienungsläden verführen die Jugendlichen dazu, zu stehlen. Erstaunlich. Nicht die Deliquenten sind schuld, sondern die Werber, die den Konsum anpreisen. Die publizierte Begründung der der Statistiker gibt zu denken: Die Analyse klingt nach Rechtfertigung. Müssen tatsächlich die Opfer Verständnis aufbringen für Gesetzesbrecher und einsehen, dass diese Täter im Grunde genommen nichts dafür können und sie vor allem durch unsere Gesellschaft zu Kriminellen geworden sind? Darf nicht einfach verlangt werden , dass man sich an die Spielregeln hält? Haben Bürger nicht ein Anrecht darauf, sicher leben zu können? Dürfen wir nicht erwaren, dass Gesetze einfach eingehalten werden? Auch dann, wenn die Versuchung nach einer Uebertretung noch so gross ist oder jemand frustriert sein könnte. Auch dann, wenn jemand nur deshalb stiehlt, weil er seine Bedürfnisse unbedingt befriedigt haben möchte, weil er weder zu Hause, noch in der Schule, je gelernt hat, auf etwas zu verzichten. (Ich will es -aber subito!) Die billige Begründung der Statistiker ist Wasser auf die Mühle jener Soziologen, die dem Täterschutz mehr gewichten als den Opferschutz.

Nachtrag 9.9. Wieder und wieder Jugendgewalt

Quelle 20 Minuten online

Die Gewalttaten an der Zürcher Seepromenade häufen sich eindeutig: Erneut ist es zu einer wüsten Schlägerei gekommen. Ein 17-Jähriger ist auf der Intensivstation und schwebt in Lebensgefahr. Auf der Höhe des Opernhauses kam es zu einer üblen Schlägerei. Es vergeht kaum ein Wochenende, an dem die Zürcher Seepromenade nicht negativ in die Schlagzeilen gerät: Messerstechereien, betrunkene Teenager, Einbrüche, Vandalenakte, Jugendgangs. Trotz der überbordenden Gewalt definiert die Stadtpolizei die Zone seit diesem Jahr nicht mehr als Brennpunkt. Am Freitag ist es nun erneut zu einer groben Auseinandersetzung gekommen: Ein 17-jähriger Schweizer ist an der Seepromenade im Beisein seiner Clique von einer Jugendgruppe verbal angegriffen und verprügelt worden. Dabei erlitt der Teenager lebensbedrohliche Kopfverletzungen und befand sich auch gestern noch in sehr kritischem Zustand. FDP-Gemeinderätin Erika Bärtschi begreift nicht, warum die Polizei nicht mehr Präsenz zeigen will: «Wie lange will die Polizei noch zusehen?», ärgert sie sich. Bärtschi: «Die Teenager haben anscheinend erkannt, dass sie am See ungestört sind, was die Situation eher verschärfen als beruhigen wird.»

Weshalb soll die Polizei aktiv werden, wenn die Gesellschaft schuld ist an der Jugendgewalt?

Dienstag, 4. September 2007

Anne Will - was das Publikum von ihr will

Am 16. September beginnt TV Journalistin Anne Will ihre eigene ARD-Talkshow. Mit dem neuen politischen Sendung am Sonntagabend nach dem Krimi wird die Talkfrau gleichsam zur neuen SABINE CHRISTIANSEN. Das Publikum möchte bestimmt, dass die Mängel der zurückgetretenen Moderatorin nicht übernommen werden. Was will das Publikum von Anne Will konkret?

- Es wünscht sich, dass die Entpolitisierung der Christiansen Sendung gestoppt wird

- Dass sie ihrem Interviewstil treu bleibt und nicht wie Sabine Christiansen so schnell und hektisch drauflos "schnattert"

- Dass sie dank des zupackenen Interviewstils nicht selbst in die Schusslinie gerät

- Dass sie den "Airbagrhetorikern" auf den Zahn fühlt und das leide "Nichtbeanworten von Fragen" nicht mehr akzeptiert und die "Redner, die nichts sagen" entlarvt

- Dass sie den Wunsch nach noch mehr politischer Diskussion weckt

- Dass sie es versteht, die Kritik konstruktiv umzusetzen

Was ich Anne Will wünsche:

Bleiben Sie weiterhin sich selbst!

Reden Sie deutlicher (verständlicher) als Sabine Christiansen!

Legen Sie das Schwergewicht aufs gute Zuhören und auf das eindeutige Nachfragen!

************

Ich werde jedenfalls die Moderation von Anne Will längerfristig mit grossem Interesse mitverfolgen und werde kein vorschnelles Urteil fällen.

Montag, 3. September 2007

Wo ist da die Logik?

Nach der Nichtwahl des Schaffhauser Kantonsratspräsidenten Matthias Freivogel (SP) wurde der SP Parteipräsident Daniel Fischer im Radio Munot gefragt, weshalb es zu so vielen leeren oder ungültigen Stimmen gekommen sei (Es gab 20% leere oder ungültige Stimmen). Antwort Daniel Fischer: "Wahrscheinlich waren viele Stimmbürger an einem Herbst- oder Sommerfest oder beide Kandidaten haben viele nicht überzeugt."

Frage: Wie kann jemand stimmen oder leer einlegen, wenn er gar nicht zur Urne gegangen ist? Es gibt nicht nur eine Logik beim Denken. Es gibt auch eine Logik beim Reden.

Sonntag, 2. September 2007

Kurt Felix - wie recht er doch hat!

Die Beiträge des Medienkenners Kurt Felix im Magazin des Sonntagsblick sind immer lesenswert. In der Ausgabe vom 2. September schreibt er über die Dompteure und Elephanten im Fernsehen vor den Wahlen 07. Er beschreibt darin die grauen bis grausamen Gesichter der Akteure ( wie essigsaure Tonerde). Dann unterstreicht er das, was wir in unseren Beiträgen "Airbagrhetorik", "Quasseln", "Reden ohne etwas zu sagen", "Hohle Phrasen" usw. immer wieder unterstreichen. Felix schreibt treffend von:

Heissen Luftblasen

Selbstdarstellungqualm

Schwafellippen

Kurven reden

Wischiwaschi-Geplauder

Kommentar:

Leider ist es so:

Zu viele Politiker wissen immer noch nicht, dass ein Statement nicht länger als 40 Sekunden dauern sollte.

Dass die Kernbotschaft eindeutig und präzise herausgeschält werden muss.

Dass eine Botschaft mit einem Argument, einem Beispiel zur Vertiefung reicht.

Dass man nicht ein ganzes Grundsatzpapier in dieser kurzen Zeit erläutern kann!

Danke - Kurt Felix!

Politbeobachter Kurt Siegenthaler als Hellseher?

Ein Leser unseres virtuellen Buches fragte mich in einem Mail:

"Gestern beobachtete ich die ARENA vom 31.8.07 Kurt Siegenthaler (SF DRS stellte ihn zwar im Internet als Peter Siegenthaler vor) . Als erfahrener Journalist und Medientrainer sagte Siegenthaler vor der Kamera - übrigens in Anwesenheit des Chefredakteurs der Weltwoche Roger Köppel - er lese die Weltwoche nie. Dennoch verurteilte er dieses Wochenmagazin. Wie kann ein intelligenter Medienspezialist über etwas urteilen, das er gar nie liest? Ist Siegenthaler ein Hellseher?"

Kommentar:

Ich habe mir die Arena angesehen und angehört. Dabei stellte ich tatsächlich fest, dass der erfahrene Journalist Siegenthaler nicht gewillt war, die Weltwoche zu lesen. Offensichtlich lehnt er sie ideologisch ab. Es erstaunte mich ebenfalls, dass er die Weltwoche verurteilten konnte, ohne sie zu lesen. Ich kann mir unmöglich vorstellen, dass ein Medienprofi sein eindeutiges Urteil über das "Hörensagen" fällen kann . Ein Journalist - wie auch ein Politiker - müsste bereit sein, auch jene Medienprodukte zu lesen, die eine andere Meinung vertreten. Dies gehört zum Job! Mich störte es schon früher - beispielsweise bei Alt- Nationalrätin Ursula Hafner (SP)- als sie erklärt hatte, sie rede nicht mit Ueli Maurer von der SVP. Als Coach rate ich stets: Bemühen Sie sich, auch eine missliebige Gegenmeinung anzuhören. Wir müssen mit dem Gegenüber oder mit einem Autor nicht einverstanden sein. Kommunikationskanäle abbrechen bringen uns nie weiter. Wer Dialoge ablehnt, killt Kommunikationsprozesse. Wir müssten bereit sein, auch Zeitungen unterschiedlichster Prägung zu lesen. Kurt Siegenthaler hätte in der ARENA durchaus sagen können: "Ich kaufe die Weltwoche nie. Dieses Blatt will ich nicht unterstützen. Doch habe ich sie stets gelesen. Ich kenne deren Inhalt." Siegenthaler darf nicht über eine Zeitung den Stab brechen, wenn er sie gar nicht gelesen hat. In meinem Beruf musste ich früh lernen, unzählige Medien zu konsumieren, auch Beiträge, mit denen ich nicht einverstanden bin. Dank dieser Oeffnung beim Medienkonsum, erkannte ich, dass es gar nicht schlecht ist, wenn Probleme von unterschiedlichsten Seiten aus beleuchtet werden. Leute, die nur die eigenen Meinung hören oder lesen wollen, verengen ihren Horizont. Es kommt gleichsam zu einer geistigen Inzucht. Horizonterweiterungen sind immer hilfreich. Hoffentlich hat Kurt Siegenthaler das nicht so gemeint, wie er es in der ARENA gesagt hatte. Sonst wäre er tatsächlich ein Hellseher.