Zukunftsforschung:
Wie kommunizieren wir 2037?
Kommunizieren 2037 Ein Holo für den Hemdenschneider
Hologramme in der Stadt, Computer am Handgelenk: Im
Jahr 2037 ist Kommunikation noch leichter, schwereloser geworden. Ein
Bericht aus der Zukunft
- Wenig fasziniert Menschen so sehr wie die Zukunft.
Wie werden wir morgen leben? Wie werden sich unsere Umwelt und unsere
Gesellschaft verändern? ZEIT ONLINE wagt den Blick voraus. In zehn
Folgen einer Themenwoche fragen wir: Was für ein Leben wird ein Mensch haben, wenn er 2012 geboren wird?
Wie wird er lernen, essen, kommunizieren, arbeiten, wie wohnen, lieben,
krank werden, regiert werden? Wie wird es schließlich sein, wenn er
selbst Kinder bekommt?
Die Antworten, die diese Serie gibt, sind keine allgemeinen. Denn Alexander Geseke, der Held der einzelnen Geschichten, wurde tatsächlich am 3. Februar in Hamburg geboren. Ein echter Mensch also, am Anfang seines Lebens. Geboren 2012 erzählt, was Alexander in seinem Leben begegnen könnte. Allerdings: Alexander ist nicht der richtige Name der Hauptperson. Auch die Namen seiner Eltern wurden geändert, Bilder und Videos der Familie sind nicht mit ihren wirklichen Namen verbunden.
Möglich wurde die Technik durch einen radikalen Ausbau der Netze. Deutschland ist 2037 mit einem Glasfasernetz verbunden, das mehr Daten transportiert, als das menschliche Gehirn verarbeiten kann. Auch der Ausbau des Mobilfunknetzes ist vorangekommen: Unzählige kleine Antennen, an Häuserwänden und Laternen befestigt, machen es in vielen Städten möglich, dass auf den Tablets dreidimensionale Bilder entstehen – ohne ein Ruckeln. Computer-Prozessoren sind schneller geworden, auch wenn die Geschwindigkeit der Rechner nicht mehr ganz so rasch zunimmt. Die Technik und das Netz haben den Alltag verändert. Weit schneller als Ende des vergangenen Jahrhunderts.
Alexander setzt sich auf eine Parkbank und entrollt sein Tablet, das er um den Arm gewickelt hatte. Ein dreidimensionales Bild baut sich auf und zeigt die Daten, die in der Cloud lagern. Kaum noch jemand speichert Informationen und Programme lokal. Alexander schiebt mit der rechten Hand ein Arbeitsdokument nach hinten und fischt sich die Liste seiner Freunde. Die meisten erlauben ihm, ihren aktuellen Standort zu sehen: Tobias ist gerade in seinem Atelier in Paris, Lars in Berlin-Tempelhof, kleine Punkte auf einer Weltkarte. Manche verbreiten in Echtzeit Videos von ihren Ausflügen. Andere messen mit Ems ihren emotionalen Zustand und verbreiten den Status über die Netze.
Dienstleister bändigen den Informationsstrom
Auf der rechten Seite des Bildschirms läuft sein persönlicher Nachrichtenstream in einem Aggregator ein: Blogpostings, Tweets, Ems, Kurznachrichten, Schlagzeilen fließen durch seinen persönlichen Filter und werden priorisiert: rot heißt wichtig, gelb weniger wichtig, grün ist eher unwichtig. Etwas old school, aber anders lässt sich der Informationsstrom noch immer nicht handhaben. Alexander könnte sich zwar einen der Informationsbroker leisten, die ihre Dienst im Internet anbieten und ihm helfen könnten, jeden Tag den Strom zu durchforsten. Noch aber spart er sich das Geld und macht es lieber selbst.
Alexander erinnert sich, wie er neulich auf dem Dachboden gedruckte alte Zeitschriften aus dem Jahr 2008 gefunden hat. Darin ging es um den Stress der Kommunikation: "Raus aus dem Hamsterrad", schrieb der Spiegel damals. "Mach langsam, mutiger Multitasker", titelte die New York Times. Die Schlagzeilen könnten auch heute noch erscheinen. Kommunikation ist anstrengend geblieben. Und doch staunen die Alten, wie gut die Jungen den Nachrichtenfluss beherrschen.
An den Universitäten heißt eines der wichtigsten Fächer Selbstorganistation, ein anderes Informationsmanagement.
Hirnforscher, das Militär, Programmierer – sie alle haben daran gearbeitet, den Informationsfluss für jeden erträglicher zu machen. Jedes Tablet hat mittlerweile eine Funktion integriert, die den Nutzer für eine selbst gewählte Zeit radikal vom Netz abschneidet. Sounddesigner haben den Lärm der Kommunikationswelt verschönert.
Viele Programme lassen sich per Sprache steuern und nicht mehr nur mit der Tastatur. Einige Firmen experimentieren mit Implantaten, die anhand der Gehirnströme messen können, wen man gerade anrufen will. Ein paar freaks lassen sich Bilder direkt auf die Netzhaut projizieren.
Den meisten ist das zu abgefahren.
Kommentar: Bei allen Zukunftsprognosen besteht die Gefahr, dass die Entwicklung in eine ganz andere Richtung geht, als prognostiziert wird. Unbestrittenermassen geht es bei künftigen Kommunikationsprozessen darum, die Informationsfülle (Informationslawine) zu meistern und wir aus dem Ueberangebot das Wichtige herauszufiltern verstehen. Ferner glaube ich nicht daran, dass bei Kommunikationsprozessen die zwischenmenschliche Ebene an Bedeutung verliert. Im Gegenteil. Wahrscheinlich werden die Ueberzeugungsprozesse von Mensch zu Mensch - trotz modernster Technik - immer wichtiger. Unbestritten ist für mich ferner, dass hingegen die Speicherung, Vermitteln und das Abrufen von Informationen wesentlich erleichtern wird.
Der Mensch will nicht zum Gefangenen in einer Informationsblase werden.
LINKS:
03 Sept. 2011
Medien
der Zukunft. Thesen aus der jüngsten Publisuisse Studie. Ergebnisse im
Überblick Die Medienevolution erreicht die Massen: Heute interessieren
sich 65% der befragten Schweizer und Schweizerinnen zwischen 15 ...
23. Apr. 2010 ... Mehr Informationen über die Zukunft seiner Zeitung will Neininger ... Machtballung wird der Medienmarkt für lokale, selbständige Medien härter ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/10/04_23/index.html
9. März 2002 ... Trotz Medienvielfalt und Informationsschwemme sind wir es selbst, die darüber bestimmen; betont Rickenbacher. Durch unser Interesse ...
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