Mittwoch, 1. August 2012


Es brennt: 1. August-Feuer in der Lindenmatte bei Thun, Kanton Bern.
TAGI -Leserreporter: Peter Zos


Ich wünsche Ihnen an diesem prächtigen 1.Augustabend:
Eine besinnliche Geburtstagsfeier
und gemütliches Zusammensein.


Die baz und Tagi-online beurteilten die Fraktionschefs

Mein Kommentar ist gelb eingefärbt.


Andy Tschümperlin hat mit seinem Auftritt vor einer Woche gezeigt, wie man es nicht macht. Der Fraktionschef der SP trat mit seiner Aussage, Bundesrat Ueli Maurer sei als Bundespräsident nicht tragbar, mit beiden ­Füssen ins Fettnäpfchen. Selbst seine eigene Partei gab ihm keine Rückendeckung. Aus dem Tschümperlin wurde ein Stümperlin. Wie der SP-Mann sind vier weitere Fraktionschefs erst wenige Monate im Amt; nur bei CVP und FDP kann man auf Altgediente bauen. Wie schlagen sie sich?

 

Adrian Amstutz: Der Hardliner
Der 58-Jährige nimmt kein Blatt vor den SVP-Mund – und schon gar keinen Baum: «Amstutz bleibt Amstutz», meinte er einmal. «Man macht aus einer Buche keine Tanne.» Entsprechend hemdsärmlig politisiert der dreifache Vater und Unternehmer. Dabei schlägt er auch schon mal über die verbalen Stränge («Dir verzellet ein Seich am angere, Frou Bundesrätin. Das si Lugine»). Amstutz, seit 2003 im Nationalrat und 2011 kurzzeitig im Ständerat, präsidiert die Fraktion seit Januar.
  • Auftritt: Er ist ein guter Verkäufer und trotz hartem Kurs einer der Sympathieträger der Partei. Den Rollenwechsel vom Scharfmacher der Nation zum Schwergewicht der Fraktion hat Amstutz (noch) nicht geschafft. «Ihm fehlt die politische Raffinesse», meint Politikberater Mark Balsiger.

  • Erscheinung: Schlecht gekleidet sieht man Amstutz, den Richard Gere der Alpen, nie. Die Anzüge sind «zwar nicht modisch, aber auch nicht peinlich», meint Balsiger. Mit seinem breiten Berner Oberländerdialekt kommt er an.

  • Inhalt: Mit seiner Schwarz-weiss-Rhetorik punktet Amstutz. «Er schält die Themen wie eine Zwiebel und spricht nur vom Kern», umschreibt es Balsiger. «Alles andere blendet er aus.»

  • Wirkung: «Der einstige Glamourboy der Partei», wie ihn Kommunikationsberater Klaus J. Stöhlker nennt, strahlt nach wie vor. Die Radio- und Fernsehstationen lieben ihn, weil er seine Botschaften in mediengerechte 20-Sekunden-Häppchen verpacken kann. Für Stöhlker hat Amstutz innerhalb der SVP jedoch an Bedeutung verloren.

  • Fettnäpfchenanfälligkeit: Amstutz tritt ab und an in ein Fettnäpfchen. Aus der «Lugine»-Episode von 2010 – Amstutz versah in der TV-«Arena» Bundesrätin Simonetta Sommaruga mit diesem Attribut – hat er aber gelernt. Die ganz grossen Aussetzer sind seither ausgeblieben 


Kommentar: Ich schätzte immer seine Direktheit. Amstutz spricht Klartext. Er hat gelernt, dass allzu harte Worte negative Folgen haben können. Die Wegwahl als Ständerat hat Wirkung gezeigt. Es liegt nun an ihm, sich in der parteipolitischen Landschaft neu zu profilieren. Die Voraussetzungen sind vorhanden.


 

Tiana Moser: Die Unscheinbare
Die 33-Jährige ist seit letztem Herbst Fraktionschefin der Grünliberalen. Im Nationalrat sitzt sie seit 2007. Aufge­fallen ist die Grünliberale aus Zürich bislang kaum. Sie sei in dieser Zeit zweimal Mutter geworden, begründete sie in einem Interview die Wenig- bis Nichtbeachtung. Nimmt man die Begründung als Mass, wird es bei der niedrigen Wahrnehmungsquote bleiben – Moser wird im September erneut Mutter. Für die junge Partei, die sich noch am Finden ist, sicher keine optimale Ausgangslage.

  • Auftritt: Die grossen Auftritte hatte Moser (noch) nicht. Sie sucht nach wie vor ihre Rolle neben Präsident Martin Bäumle. Ob sie diese finden wird, bezweifelt Stöhlker. Balsiger traut es ihr zu. Vor der Kamera wirkt Moser streng bis angestrengt. Mehr Lockerheit ist dringend angezeigt. Auch an der ­Rhetorik muss sie noch arbeiten.

  • Erscheinung: Ihr Outfit ist jung, modern und frech. Das passt. Sie tritt nicht so volkstümlich wie eine Natalie Rickli auf, ist aber auch nicht so un­nahbar wie eine Gabi Huber.

  • Inhalt: Sie definiert sich über die Themen. Dabei argumentiert sie manchmal zu kompliziert und verliert sich in Details. «Es gelingt ihr noch zu selten, das Beigemüse wegzulassen und nur über das Wichtigste zu sprechen», so Balsiger.

  • Wirkung: Eine Breitenwirkung fehlt Moser bislang. Zugegeben: Hinter Martin Bäumle ist dies auch schwierig. Für ihre Karriere ist es wichtig, dass sie ­hinter diesem Baum hervortritt – auch wenn die Sonne ab und an blendet.

  • Fettnäpfchenanfälligkeit: Die liegt praktisch bei null. Moser agiert in allen Situationen kontrolliert. «Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ihr jemals ein ungewollter Satz herausrutscht», meint Balsiger. On verra.

Kommentar: Tina Moser müsste lernen, sich mehr zu exponieren. In den Medien ist sie für mich kaum existent.

 

Urs Schwaller: Der ewige Kandidat
Der 59-Jährige bewohnt ein ­«wunderschönes Haus», schwärmte «Der Sonntag» nach einem Besuch beim CVP-Ständerat in Tafers (FR). Der dreifache Vater hätte gerne auch ein wunderschönes Büro bezogen – im Bundeshaus. Dreimal brachte ihn seine Partei als Bundesratskandidat ins Spiel. Dreimal ging die Rechnung nicht auf. Schwaller sei «wie eine Blüte, die nicht ganz zur Entfaltung kam», meint Stöhlker. Unter der Niederlage leide er bis heute. Schwaller ist dossiersicher. Ihm haftet aber auch das Image eines Langweilers und Dauerabwägers an. Im Bundeshaus nennt man dies «schwallern» – eine Frage endlos diskutieren und nichts entscheiden. Der Jurist steht der Fraktion seit 2005 vor. Er will das Amt Mitte der Legislatur, also gegen Ende 2013, abgeben.
  • Auftritt: Er tritt souverän und staatsmännisch auf. Gleichzeitig wirkt er auch väterlich. «Sein Auftritt hat Stil», meint Stöhlker. Er parliert perfekt zweisprachig, agiert rhetorisch geschickt – und sonnt sich im Scheinwerferlicht. Bei den Auftritten «schwingt eine leicht überhebliche Note mit», so Balsiger.

  • Erscheinung: Als «korrekt, aber nie langweilig» stuft Balsiger das Schwaller-Outfit ein. Unfreundlich oder aufbrausend erlebt man ihn nie. Er bleibt selbst dann ruhig, wenn er angegriffen wird. Die Dauerpräsenz in den Medien sucht er nicht. Er sei keiner, der jedem Kabel nachrenne, weil sich an dessen Ende vielleicht ein Mikrofon befände.

  • Inhalt: Er legt sich nicht gerne als ­Erster fest, wägt die Argumente oft (zu) lange ab. Das Sowohl-als-auch-Schwadronieren gehört aber irgendwie zur CVP. Wenn er jedoch etwas sagt, hat es Substanz.

  • Wirkung: Innerhalb der Partei ist sie gross. Das weiss er – und nutzt es. Dabei überschreitet er auch schon ­einmal Grenzen. So etwa, als er zusammen mit Parteipräsident Christophe Darbellay die CVP im letzten Jahr als Atomausstiegspartei positionierte – und diese News seinen Fraktionskollegen via Sonntagsmedien kundtat.

  • Fettnäpfchenanfälligkeit: Er tritt zwar manchmal in ein Fettnäpfchen, verlässt es aber mit Eleganz wieder.

Kommentar: Ich habe Urs Schwaller anlässlich eines gemeinsamen CLUB Auftrittes kennen gelernt. Ich habe erkannt, wie seriös und gründlich er vorbereitet war. Er wirkt sehr glaubwürdig und bedacht - oft etwas zu pastoral.
Medienrhetorisch ist er vorbildlich. Bei heiklen Fragen ist er für mich oft zu diplomatisch und inhaltlich etwas farblos.

 

Hansjörg Hassler: Der Durchtrainierte
Der 58-Jährige ist ein alter Polithase. Der ehmalige SVP- und ­heutige BDP-Mann sitzt seit 1999 im Nationalrat. Aufgefallen ist er vor seiner Wahl zum Fraktionschef im letzten Herbst kaum. Das will der Bergbauer und dreifache Vater aus Donat (GR) auch gar nicht; er steht ungern im ­Rampenlicht. «Ich könnte darauf ­verzichten», meinte er nach dem ersten Mediengewitter, das Anfang Oktober über ihn hereinbrach.
  • Auftritt: Mit seinem Bergbauern­charme punktet er ebenso wie mit ­seiner einfachen Sprache. Er wirkt am TV volksnah, allerdings auch ungelenk. Der Bündner Dialekt hilft ihm darüber hinweg. Hassler ist die Ruhe in Person. Die einen nennen es Gelassenheit, für andere sind es «Auftritte ohne jegliche Strahlkraft» (Stöhlker).

  • Erscheinung: Mit seinem durchtrainierten Body und seiner nie verblassen wollenden Bräune gäbe er auch auf jedem Bauernkalender eine gute Figur ab. Für Balsiger tritt er mit sympathischer Bescheidenheit auf.

  • Inhalt: Das Gesicht der BDP war seit der Gründung der Partei 2008 Hans Grunder. Wenn jemand auftrat, dann der Emmentaler. Hassler konnte sich somit ganz auf seine Kernthemen konzentrieren. Aber auch hier gehörte er nicht zu den Schwergewichten in Bern.

  • Wirkung: Neben Parteigründer Hans Grunder hatte Hassler wenig zu sagen – und sagte auch nicht mehr. Die Vor­zeichen haben sich im Mai geändert: Grunder trat ab, und der neue Präsident Martin Landolt ist auf einen starken Fraktionschef angewiesen. «Es ist fraglich, ob Hassler den nötigen Biss noch entwickeln kann», meint Balsiger. Für die Partei, darin sind sich Stöhlker und Balsiger einig, wäre es zentral.

  • Fettnäpfchenanfälligkeit: Das wird sich weisen, denn bislang trat stets Grunder in die Näpfchen. Doch selbst wenn er in eines treten sollte, «würde man es ihm verzeihen» (Balsiger).

Kommentar: Seine Voten sind verständlich. Sie sind mir aber zu wenig eloquent. Er profitiert vom Bergbauernimage (Aussehen, Dialekt). Er ist für mich zu wenig profiliert.

 

Gabi Huber: Die Unnahbare
Die 56-Jährige ist ein Auftrittsphänomen: Was sie sagt, ist klar und gut formuliert. Doch wie sie es sagt, «das ist einfach grottenschlecht» (Stöhlker). Die Urnerin versteht ihr Amt als Dienst an der FDP. Sie steht nicht gerne im Rampenlicht, doch sie nimmt es für das Amt in Kauf. Die Rechtsanwältin, die der Fraktion seit 2008 vorsteht, ist nicht die grosse Gestalterin. Aber sie ist eine gute Verkäuferin. Ihrem taktischen Geschick und ihrer Sturheit verdankt es die Partei auch, dass sie noch immer zwei Bundesräte hat. Für den neuen Parteipräsidenten Philipp Müller hat Huber «Kultstatus».
  • Auftritt: Ihre Stimme hat es in sich. Wenn man dieses metallene Geräusch das erste Mal hört, droht einem das eben in den Mund gestopfte Nüssli im Hals stecken zu bleiben. Andere «schlecht gestimmte» Politiker haben an ihren Organen gearbeitet. Huber kaum. «Man merkt, dass sie Auftritte nicht liebt», sagt Balsiger. Vor der Kamera wirkt sie verkrampft, agiert roboterartig und bleibt distanziert. Was Huber von anderen Politikern unterscheidet: Sie kennt ihre Grenzen. Die Einladung zur Satiresendung «Giacobbo/Müller» lehnte sie dankend ab, weil sie sich dafür wirklich nicht eigne.

  • Erscheinung: Die Frisur ist streng, die Kleidung zementiert das Image der grauen Maus. Balsiger: «Schade, dass sie sich keine andere Note gibt.»

  • Inhalt: Der Inhalt ist ihre Welt. Sie ist keine Blenderin und keine Effekthascherin. Was sie sagt, hat Substanz. Nur eben: In der stark medialisierten Politik kommt es auch auf die Verpackung an.

  • Wirkung: An ihr führt derzeit kein FDP-Weg vorbei. Allerdings hat sie sich seit der Wahl von Müller zurückgenommen. Man hört praktisch nur noch ihn. «In der Öffentlichkeit ist sie wirkungslos geworden», meint Stöhlker. Wie die Partei suche auch Huber ihre Form.

  • Fettnäpfchenanfälligkeit: Ist gering. Bei den Bundesratswahlen im letzten Dezember hat sie sich die Hand jedoch verbrannt. Sie legte dieselbe «für jedes einzelne Mitglied meiner Fraktion ins Feuer», als es um den Vorwurf der SVP ging, einzelne FDP-Mitglieder hätten für Eveline Widmer-Schlumpf votiert.

Kommentar: Sie macht eindeutige Aussagen, wirkt glaubwürdig und ist überzeugt von dem, was sie sagt. Sie wird von vielen Leuten als hart - eher männlich - empfunden. Doch attestiere ich Gabi huber Verlässlichkeit. Im Gegensatz zu "Eiertänzer" Pelli positioniert sie sich klar.
Huber ist eine Person, die das angeschlagene Image der FDP aufpolieren könnte.

     

    Antonio Hodgers: Das Talent
    Der 36-jährige Grüne gilt als Polit­talent. In der Deutschschweiz kennt man den Welschen mit argentinischen Wurzeln noch wenig. Das dürfte sich ändern, nicht zuletzt weil er (fast) perfekt Deutsch spricht. Er lebte mit seiner Partnerin ein Jahr lang in Bern und besuchte einen Deutsch- und einen Mundartkurs. Hodgers steht für Transparenz ein und macht selber den Anfang: 78 500 Franken, so ist auf seiner Homepage zu lesen, verdient er pro Jahr. Hodgers ist seit 2007 Nationalrat und führt die Fraktion seit 2011.
    • Auftritt: Das neue Amt formt ihn. «Er gibt den Grünen ein gutes Gesicht», meint Balsiger. Er nutzt die Bühne, die er bekommt, geschickt aus und ist auch auf Social Media gut unterwegs. Für sein Alter wirkt der Realo-Grüne gesetzt. Er tritt selbstbewusst auf und ist ein guter Rhetoriker. Er lernt schnell. Am Anfang seiner Berner Karriere überfuhr er seine Kollegen mit seinem verbal-französischen Schnellfeuer. Die Wirkung blieb aus. Heute spricht er langsamer, in einfachen Sätzen und in schönstem «français fédéral». Es wirkt.

    • Erscheinung: Er sieht gut aus – und weiss dies auch. Seine Kleidung passt zum Bild, das er abgeben will: jung, modern und dynamisch.

    • Inhalt: Er bringt die grünen Themen unaufgeregt an den Mann. Als Fraktionspräsident hat er noch keine Stricke zerrissen. Ihm fehlt die Erfahrung in dieser Polit-Rolle noch. «Das Potenzial hat er», ist Stöhlker überzeugt.

    • Wirkung: Seine Jugendlichkeit ist einer der Trümpfe. Sein Charisma ein zweiter. «Die Fraktion kann enorm profitieren, wenn sie ihm viel Raum gibt», meint Balsiger. Mit ihm sei zu rechnen.

    • Fettnäpfchenanfälligkeit: Er überspringt sie leichtfüssig.


    Kommentar: Ich kenne Hodgers zu wenig. Doch lassen sich seine wenigen Auftritte sehen. Er wirkt ruhig und kann mit seiner bedachten Art  punkten. Rhetorisch kommt Hodgers recht gut weg.

    Andy Tschümperlin habe ich BLOG bereits eingehend analysiert-
    Ich zitiere:

    Sonntag, 29. Juli 2012


    War die Ueberreaktion Andy Tschümperlins Taktik oder wird sie für die SP zum Bumerang?


    SP-Fraktionschef Andy Tschümperlin greift die SVP an. Zoom

    SP-Fraktionschef Andy Tschümperlin greift die SVP an. (Bild aus TAGBLATT: Reuters/ Thomas Hodel)




    SP-Fraktionschef Andy Tschümperlin wollte nach der Sonntagspresse (am letzten  Wochenende) die Wahl Ueli Maurers zum Bundespräsidenten verhindern. Der Beitrag fand in allen Medien grosse Beachtung. Hätte nämlich diese Wahlverhinderung der SP Erfolg, wäre dies der Coup des Jahres

     Andy Tschümperlin vertrat  die Meinung: «Wir können uns einen Bundespräsidenten auf Kollisionskurs nicht leisten.» 








    Andy Tschümperlin  ist ein  Politiker, der noch  vor seiner überraschenden Wahl zum Fraktionschef der SP im Radio DRS gesagt hatte, er sei kein Softi Politiker.
    Mit dem brisanten Appell zur Verhinderung der Wahl Maurers zum Bundespräsidenten bewies  nun Tschümperlin, dass er tatsächlich kein Softi Politiker ist.

    Er denkt mit seiner Forderung  weit voraus – bis zum Dezember. Dann nämlich wählt die Bundesversammlung   den neuen Bundespräsidenten. Mit der vorschnellen Verlautbarung wollte er vielleicht nur zeigen: Ich bin der neue Fraktionspräsident! Ich mache Nägel mit Köpfen.

     

     Der  Plan des SP Fraktionschefs ist deshalb so brisant, weil er   mit der bisherigen Tradition bricht.

     «Ueli Maurer, so wie er sich bis jetzt verhält, ist nicht die richtige Besetzung für das Bundespräsidium», sagte er im Gespräch mit SonntagsBlick an seinem Wohnort Rickenbach. «Die SP muss deshalb gut überlegen, ob Maurer 2013 die Regierung   leiten soll. Ich finde nein – und werde mich dafür einsetzen.»

    Parteiinterne Gespräche liefen bereits, behauptete Tschümperlin. Es suche nur noch Verbündete bei den  Mitteparteien. Allein könnten die Genossen den Verteidigungsminister nicht bodigen.

    Der SP Politiker führte in der Begründung verschiedene Argumente an, weshalb der Tabubruch bei Maurer nicht nur angemessen, sondern notwendig sei. Maurer habe seine Rolle als Bundesrat   auch nach mehreren Jahren im Amt nicht gefunden: «Maurer führt sich wie ein Parteipräsident auf und hat keine Achtung vor den politischen Gegnern.» So habe er kurz nach der Widerwahl von Eveline Widmer-Schlumpf im Dezember 2011 das Bundesratszimmer verlassen – um seinen Frust darüber mit Parteikollegen kundzutun. «Unwürdig» für einen Bundespräsidenten, fand der neue SP Fraktionschef.

    Ebenso unwürdig sind - nach Auffassung des ehemaligen Lehrers - diverse Interview-Aussagen Maurers – wie kürzlich erst im deutschen Meinungsblatt «Die Zeit». Dem sagte der SVP-Magistrat: «Heute will ja niemand, der noch alle Tassen im Schrank hat, in die EU.» Die SP protestierte gegen die Unterstellung, EU-Befürworter hätte nicht alle Tassen im Schrank.



    War Tschümperlins Vorprellen lediglich bewusste Taktik, damit man von der SP spricht – oder nur eine billige Retourkutsche, um Micheline Calmy-Rey zu rächen, die 2010 von der SVP kaum eine Stimme bekam? «Wir haben keine Verpflichtung, Ueli Maurer zu wählen», sagte er trocken. Die Presse ging davon aus, dass der angekündigte Plan des Fraktionschefs selbstverständlich als SP - Plan geplant ist. Es gab nirgends eine Klärung; die Verlautbarung sei lediglich eine persönliche Gedankenskizze.  

    Nach dem  Paukenschlag am letzten Wochenende wurden allmählich auch kritischen Stimmen verschiedender SP Politikern bekannt gegeben. Es zeigte sich:  Tschümperlins Plan war von der Parteispitze angeblich nicht abgesegnet. Es wurde nun deutlich, dass Tschümperlin keine Rückendeckung in der eigenen Partei hatte.

    Erst nach ein paar Tagen liess  die Geschäftsstelle der SP Bern  gegenüber der Aargauer Zeitung verlauten: Alles sei nur ein persönlicher Gedanke Tschümperlins gewesen. "Die Aussagen im SonntagBlick hätten alleine Tschümperlins Meinung weiderspiegelt.

    Die brisante Verlautbarung des Fraktionschefs nach ein paar Tagen plötzlich als persönliche Meinung zurückzustufen, machte Medien und Oeffentlichkeit stutzig.  Die Partei will nun offensichtlich den Schaden begrenzen.  Wohl wissend, dass Tschümperlins Plan kaum gelingen kann.

    Der SP Fraktionspräsident versuchte  seinerseits, nachträglich, dem SonntagsBlick den Schwarzen Peter in die Schuhe zu schieben. Im Gespräch mit dem Journalisten habe er nur seine persönliche Meinung gesagt, betonte er ebenfalls  viel zu spät.

    Die SP machte aus meiner Sicht  einen kapitalen Fehler



    Bei so einer brisanten Geschichte darf keine Institution  so lange zu warten mit einer Berichtigung.

    Man hätte schon am Montag die Sache richtig stellen müssen. Die rechtzeitige Klärung wurde verpasst.

    Nach der überraschend gewonnen Wahl attestierte damals Tschümperlins Vorgängerin Wyss, der neue Fraktionschef habe ein politisches Gespür, er sei befähigt, die Fraktion geeint zu führen. Beim jüngsten Eklat scheint nun der  neue Fraktionschef weder das politische Gespür zu haben, noch fähig zu sein,  die Fraktion geeint zu führen.

    Wir können davon ausgehen, dass der verspätete Rückzieher der SP Geschäftsstelle in Bern der Partei imagemässig schaden wird. Wenn Tschümperlin nach der Publikation eindeutig geklärt  hätte, seine Idee sei nur als Diskussionsgrundlage für die Partei gedacht, so wäre der Medienwirbel versandet.



     Der publizierte Coup mit dem zu späten Rückzieher, ist insoweit auch kontraproduktiv, als das Lavieren bei Kommunikationsprozessen die Glaubwürdigkeit immer  beeinträchtigt. Zudem könnte es bei der Wahl des Bundespräsidenten auch noch zu einem Mitleideffekt für Maurer kommen. Wir dürfen  nicht vergessen: Die erfolgreiche - aber hinterhältige Nacht- und Nebelaktion vor der Abwahl Blochers - steckt  immer noch viele Volksvertretern in den Knochen.

    Zur Rhetorik Tschümperlins







    Meist überzeugt Tschümperlin durch  einfache, verständliche Formulierungen. Wenn er auftritt, ist immer gut geerdet. In der Arena sprach er  mediengerecht, oft recht bildhaft z. Bsp: "Damit lassen wir den Wirtschaftmotor brummen".
    Seine erkennbare  Pausentechnik signalisiert Sicherheit.
    Als Person wirkt der Politiker bei der freien Rede  natürlich und  glaubwürdig. Gestik und Inhalt stimmen dann überein.


    Andy Tschümperlin


















    Im Parlament hingegen liest er seine Voten zu oft ab. Es fehlt dann jedoch der echte Blickkontakt, die "Brücke zum Du". Man fühlt sich jedenfalls nicht angesprochen.
    Ich habe Auftritte gesehen (z.Bsp. beim Auftritt anlässlich der Initiative für 6 Wochen Ferien). Da stimmt der rhythmische Akzent nicht. Die Betonungen sind aufgesetzt. Es wirkt so, als würde Tschümperlin den Text eines Ghostwriters rezitieren.
    Vor der Wahl - während der Wahl und nach der Wahl wiederholte  Tschümperlin bei allen Interviews seine Dachbotschaften  vorbildlich: "Ich nehme die Leute ernst und will eine Partei für ALLE vertreten, nicht nur für EINZELNE." Dies in Anlehnung an die treffende Parteibotschaft: "Für ALLE, statt für WENIGE!".




    Nationalrat Andy Tschümperlin


    Stimme als Lügendetektor?


    Es fällt auf, dass Andy Tschümperlins Stimme in der jüngsten Phase der Rechtfertigung angespannter und damit auch höher klingt. Dies reduziert die Glaubwürdigkeit der Aussagen..



    Fazit: Nach dem Vorprellen mit der unbedachten Forderung, Maurer nicht zum Bundespräsidenten zu wählen, müsste Andy Tschümperlin den wichtigen  Grundsatz besser beherzigen: DENKEN - UEBERLEGEN - KLAEREN - ERST DANN REDEN.

    Jemand, der überreagiert und seine publizierten Aussagen zu spät korrigiert, muss sich nicht wundern, wenn ihm auch die Korrektur der angeblichen Aeusserung "Blocher muss man den Grind umdrehen"  nicht geglaubt wird, obschon  Tschümperlin   diese Aussage vehement bestreitet.

    Der SP Fraktionschef muss sich deshalb  nicht wundern, wenn ein Journalist die leide Geschichte wie folgt titelt:
    "Tschümperlin oder Stümperlin?"




    Nachtrag baz:
    Andy Tschümperlin: Der Softie
    Der 50-Jährige sitzt bereits seit 2007 im Nationalrat. Stricke hat er hier keine grossen zerrissen. Bis letzte Woche: Nur gut vier Monate nach seinem Amtsantritt als SP-Fraktionschef hat sich der vierfache Vater aus Rickenbach (SZ) mit seinem Angriff auf Bundesrat Ueli Maurer gehörig die Finger verbrannt. Er sei kein Softie, betonte der passionierte Fasnächtler und Bassist in einem Interview, er habe «auch eine schärfere Seite». Diese hat er nun gezeigt. Das Problem: Die Schärfe brennt im eigenen Gaumen nach.
    • Auftritt: Er sieht aus wie ein Lehrer (ist er ja auch) und wirkt bei seinen Auftritten wie ein typischer Gutmensch. Er ist «leichtfüssig» unterwegs, meint Balsiger. Andere nennen es unscheinbar. In der neuen Rolle ist er (noch) nicht angekommen. Die Zeit dafür drängt. Was ihn auszeichnet, ist seine einfache und verständliche Sprache. Bei Auftritten erlebt ihn Kommunikationsberater Marcus Knill als «natürlich und glaubwürdig».

    • Erscheinung: Er kommt sportlich ­korrekt, aber auch etwas bieder daher. Das Outfit «scheint ihm nicht sonderlich wichtig zu sein», glaubt Balsiger.

    • Inhalt: In der Fraktion war Tschümperlin bislang ein Hinterbänkler. Er hat sich auf seine thematischen Steckenpferde konzentriert.

    • Wirkung: Für die neue Position hat er (noch) deutlich zu wenig Statur. «Als Fraktionschef ist er ein Irrtum», urteilt Stöhlker. Er sei weder ein kämpferischer Sozialdemokrat, noch könne er die divergierenden Parteiflügel verbinden. Etwas Gutes könne er, so Stöhlker, für die Partei noch tun: «Mithelfen, einen guten Nachfolger für Partei­präsident Christian Levrat zu finden.»

    • Fettnäpfchenanfälligkeit: Immens. Bereits bei seinem ersten grösseren Auftritt als Fraktionschef ist er mit ­beiden Füssen voll hineingetreten. Seine Aussage zu Maurer wird wahlweise als naiv oder als Versuch der Selbstprofilierung gewertet. Beides ist nicht schmeichelhaft.
    (Basler Zeitung)

    Ein eindeutiger Entscheid

      1 von 5  
    Michel Morganella im Spiel gegen Gabun. Wegen eines beleidigenden...

    Eklat in der Olympia-Nati Morganella wird nach Twitter-Attacke heimgeschickt!

    Was Blick.ch exklusiv ankündigte, hat sich bestätigt: Swiss Olympic schickt Michel Morganella (23) nach seinen Beleidigungen an die Adresse der Südkoreaner nach Hause. Das sagen die Verantwortlichen.

    In dieser KLM-Maschine fliegt der Walliser in Richtung Amsterdam. 
    Die Schweiz hat zwar noch keine Medaille, aber einen handfesten Skandal. Michel Morganella, der Mann mit der Irokesenfrisur, muss Grossbritannien verlassen. Die Akkreditierung wurde ihm nach seiner Attacke auf Twitter entzogen.
    Der Verteidiger schrieb nach der bitteren 1:2-Niederlage gegen Südkorea folgenden Satz auf Französisch: «Je défonce tous les Coréens, allez tous vous brûler, bande de trisos», was sinngemäss mit «Ich mache alle Südkoreaner nieder. Verpisst euch alle, Bande von geistig Behinderten», übersetzt werden kann.
    Das ist des Guten zu viel: Gian Gilli, der Schweizer Missionschef, schickt Morganella nach Hause. «Es gab keine Alternative», erklärt der Bündner gegenüber Blick.ch. «Michel Morganella hat mit äusserst beleidigenden Äusserungen auf seinem Twitter-Kanal die südkoreanische Bevölkerung und das südkoreanische Fussballteam aufs Tiefste beleidigt und diskriminiert. Wir verurteilen diese Äusserungen», sagt Gilli in einer Medienmitteilung.
    Swiss Olympic greift mit der Massnahme dem Internationalen Olympische Komitee IOC vor.

    Denn der Palermo-Profi hat klar gegen die von jedem Schweizer Athleten unterschriebene Charta und den olympischen Ethikodex verstossen. Dieser umfasst die Werte Excellence, Friendship und Respect.
    Peter Knäbel, Technischer Direktor des Schweizer Fussballverbandes, unterstreicht den Entscheid, der am Montag nach 18 Uhr kommuniziert worden ist: «Der SFV hat zusammen mit Swiss Olympics entschieden, dass dieses Verhalten nicht toleriert wird. Für uns gelten olympische Werte.»
    Olympia-Delegationschef Jean-Dlaude Donzé sagt: «Wir haben uns beim koreanischen olympischen Komitee und dem koreanischen Fussballverband entschuldigt.»
    Morganella entschuldigte sich nach seinem Rundumschlag über Twitter und via Swiss Olympic: «Nach dem enttäuschenden Resultat und den folgenden Reaktionen aus Korea habe ich einen grossen Fehler begangen. Es tut mir aufrichtig Leid für die Menschen in Südkorea, für die Fussballer, aber auch für die Schweizer Delegation und den Schweizer Fussball im Allgemeinen. Selbstverständlich trage ich die Konsequenzen.»
    Auf Druck des SFV wurde sein Twitter- und Facebook-Account aber gesperrt. Der Walliser hat das Schweizer Olympia-Team bereits verlassen.


    Der Entscheid ist richtig, denn in Magglingen wurden die Spieler  darauf hingewiesen, wie der Umgang mit Social Media sein soll. Wir wollen uns auf den Sport konzentrieren.»
    Auch Griechenland hatte die Dreispringerin Voula Papachristou nach ihren rassistischen Beleidigungen auf Twitter nach Hause geschickt. Der Twitter-Kommentar der Griechin: «Mit so vielen Afrikanern in Griechenland werden die Mücken aus dem West-Nil zumindest Essen von ....