Sonntag, 28. Oktober 2007

Schade - Hans-Jürg Fehr!

Seit Jahren schätzte ich den Schaffhauser Politiker und SP Parteipräsidenten immer als intellektuellen Dialektiker und messerscharf und analytisch denkenden Rhetoriker. Dass er jedoch gestern nach seinem Rücktritt Fakten und Sachverhalte schönredet und dazu auch noch verfälscht, war völlig neu und kann höchstens damit begründet werden, dass ihn die Wahlschlappe dermassen getroffen haben muss und er einem klassischen Verdrängungsmechanismus zum Opfer fiel dass sogar sein Erinnerungsvermögen beeinträchtigt wurde. Ich hörte in Fehrs Stimme, dass ihm die Sorgen auch auf die Stimmung gedrückt haben muss. Die Stimme tönte jedenfalls so gedämpft, gleichsam "beschlagen" wie noch nie. In der gestrigen Samstagsrundschau (DRS 1) wehrte sich Fehr vehement, als Journalist Wülser auf die BLOCHERFALLE zu sprechen kam. Für Fehr hat sich die SP nie auf Blocher eingeschossen! Mit der Blocherfalle habe er und die SP nichts am Hut.

Wie bitte - Hans-Jürg Fehr?

Fehr stritt ab, je in die Blocherfalle getappt zu sein, obwohl er seit Jahren und Monaten in unzähligen Interviews und ARENAauftritten, Blocher als unmöglichen Bundesrat geschildert hatte. Er sprach laufend von und über Blocher, der im Bundesrat untragbar geworden sei. Ein vernünftiges Politisieren mit Blocher werde es nie geben. Blocher haben wir nie gewählt und werden ihn auch nicht mehr wählen! Blocher dürfe nicht mehr unterstützt werden. Wer Blocher in den Bundesrat gewählt hatte, wurde sogar in Gesprächstunden offen gebrandmarkt (CPV). Fehr hat es ständig verstanden, Blochers Mängelliste und alle Unzulänglichkeiten - die er aus seinem geistigen Schwarzbuch gesammelt hatte - zu wiederholten und herunterzubeten. Grundtenor: Blocher ist nicht wählbar!!! Dann schoss sich die SP recht wochenlang und intensiv auf das Schäfchenplakat ein , vor allem gegen die SVP Werbung , anstatt eine SP Kernbotschaft zu verkaufen. Dafür wurde ungegeheuer viel Zeit und Energie aufgewendet . Die Plakate wären fremdenfeindlich und rassistisch. Sogar die SP Bundespräsidentin griff die SVP Kampage als fremdenfeindliche Werbung verschiedentlich öffentlich an. Niemand könnte nachträglich sagen: Dies alles sei nicht wahr. Die SP tappte zweifelsfrei in die Blocherfalle.

Was hörte ich jedoch gestern am Radio?

Von einer Blocherfalle könne keine Rede sein, sagte der wundenleckende Parteipräsident und behauptet erstaunlicherweise:

Wir haben nie - das heisst nur einmal - gesagt, wir würden Blocher nicht wählen!!!!!!!!!!!

Ich kann es heute nur dem psychischen Tief zuschreiben, dass wir einen Parteipräsidenten erlebten , dem das Gedächtnis nach dem Rücktritt einen Streich gespielt hat und seine offensichtliche Fixierung auf sein Feinbild Blocher plötzlich nicht mehr wahr haben will.

Als sich Blocher auch einmal nicht mehr an eine Aussage erinnern wollte, wurde dies von der SP in aller Breite ausgeschlachtet und in Fehrs geistigem Schwarzbuch sofort fixiert, damit er auch diese Panne bei jeder Gelegenheit ebenfalls erwähnen konnte. Wenn Fehr seine Antiblochervoten heute derart plump ausblendet, so dürfen wir dieses sonderbare Verhalten nicht einfach so sang- und klanglos unter den Teppich kehren.

Hans-Jürg Fehr hätte selbstkritisch eingestehen können, dass er unbedachterweise in die Blocherfalle getappt ist. Sein Abstreiten, d.h. mit seiner Behauptung, sich nicht auf Blocher fixiert zu haben, büsste er gewiss in breiten Kreisen an Glaubwürdigkeit ein. Der sonst so intelligente Schaffhauser Politiker enttäuschte mich gestern jedenfalls so - wie noch nie - Schade!

Gibt ebenfalls zu denken (NACHTRAG):

Auch Ursula Wyss vom Virus der Gedächtnislücke befallen?

In der letzten Arena behauptete Ursula Wyss, Vizepräsidentin der SP - in Anlehnung an einen ähnlichen lautenden Blick Titel - Ueli Maurer habe in der Elefantenrunde erklärt, er wolle den eigenen SVP Bundesrat Schmid ersetzen.

Entweder hat Ursula Wyss die Sendung nicht gehört, oder sie gibt etwas nur vom Hörensagen weiter, vielleicht ist sie - wie Fehr - vom SP Virus befallen und verdrängt Fakten. Man überhört bei Niederlagen wichtige Worte. Ich gehe bei Ursula Wyss auch nicht davon aus, dass ihre verdrehte Aussage auf einer Böswilligkeit basiert und sie absichtlich Maurer etwas unterstellte.

Fakt ist jedenfalls, dass Ueli Maurer nur die Idee Pellis schilderte und diese Idee als diskussionswürdig in die Runde warf. Die Idee, dass man drei älteren Bundesräte ersetzen könnte sei prüfenswert. Falls man diese Idee ernst nehme, wäre auch die SVP bereit, über den Ersatz ihres Bundesrates zu reden.

Wer die Sendung nochmals im Archiv überprüft, wird eindeutig feststellen, dass Ursula Wyss Maurers Aussage (in der Elefantenrunde) bei ihrem Auftritt in der ARENA falsch wiedergab.

Auch diese Gedächtnislücke der SP Vizepräsidentin können wir psychologisch begründen. Wyss reagierte mit einer klassischen Schuldzuweisung - wie es viele Leute oft tun - nach einem Unfall, einem Schock oder einer grosse Niederlage erlebt haben.

Das Verhalten der jungen Politikerin ist somit verständlich. Doch wir können und dürfen eine derartig gravierende Falschaussage nicht stehen lassen.