Mittwoch, 25. Dezember 2019

Warum ist Aschenbrödel zeitlos?

Die drei Nüsse von Aschenbrödel trieft von Symbolen

Ueber die Feiertage konnten wir einmal mehr Aschenbrödel auf verschiedensten Kanälen sehen.

Der Film, 1973 gedreht, ist jedes Jahr ein Hingucker. Er ist gestrickt mit wenigen dramaturgischen Elementen:
Menschliche Schwächen, wie Hass, Eifersucht, Schadenfreude, Ungerechtigkeit. Die klassische Schwarz-Weissschablone Gut vs. Böse, bei der  das Gute am Schluss gewinnt, trägt auch viel zur "Unsterblichkeit" des Filmklassikers bei. Wobei die Musik und die herrlichen  Winterlandschaftsbilder auch eine grosse Rolle spielen,

Aschenbrödel  repräsentiert viel positive Venus-Energie

Im ersten Satz erfahren wir, dass es sich bei Aschenbrösel um ein sehr schönes Mädchen handelt. Schönheit ist sehr subjektiv und wird von jedem Menschen unterschiedllich empfunden. In unserer Gesellschaft gibt es viele Schönheitsideale.
Die Venus symbolisiert  die Weiblichkeit und zwar mehr in der Form von weiblicher Ausstrahlung und Anziehung.  – in der griechischen Mythologie verkörpert dies die Aphrodite.
Es kommt  nicht immer auf die Optik und Schönheitsideale an, sondern vielmehr auf die Ausstrahlung der Frau.

Schönheit ist immer subjektiv, meist vorhanden aber sehr oft verborgen. Jede Frau kann schön sein und Ausstrahlung haben, wenn sie  im Inneren authentisch ist und somit nach Außen „strahlt“¨
Aschenbrödel repräsentiert in diesem Märchen sehr viel von folgenden Eigenschaften:
Sie hält das Haus in Ordnung, ist naturverbunden und „erträgt geduldig“ die Bosheiten von ihrer Schwiegermutter und Stiefschwester. Ihre Liebe zu den Tieren entspricht auch wieder der griechischen Aphrodite, welche Herrin der Tiere war. In der Filmversion von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ kommt die Verbundenheit zu den Tieren sehr stark zum Ausdruck. Sei es mit ihrem Pferd Nikolaus, den Täubchen, dem Hund Kasperle, der Katze Murrle oder der Eule Rosalie.
Auch geht sie sehr sorgfältig mit ihrem persönlichen Besitz um. Sei es mit dem erhaltenen Haselnussstrauch oder den Kleider und Schuhen, welche Aschenbrödel im Laufe des Märchens als Geschenk erhält.

Die versteckte Bildsprache

Der Haselnussstrauch hat in den alten Überlieferungen vieler Völker eine wesentliche Bedeutung und gehörte zu den „heiligen“ Schutzpflanzen. Haselholz galt generell als unheil- und krankheitsabwehrend. Es wurde z.B. im Haus platziert, um dieses vor Unwetter, Blitzeinschlag, Erdstrahlen und böse Geister zu schützen. Ebenso war die Hasel ein Symbol für Unsterblichkeit, Regenerationskraft, Erneuerung, Fruchtbarkeit, Zeugungskraft, Erotik und Sexualität.
Die Hasel wurde auch „Baum der Weisheit“ genannt und zur Förderung der Intuition verwendet. Sie war Hilfreich beim Orakeln, Weissagungen sowie bei Kontakten zur Anderswelt. Aus der Hasel wurden Talismane gefertigt, Räucherungen, Essenzen und Tinkturen hergestellt. Ihre Äste waren insbesondere für Wünschelruten geeignet um Wasseradern oder verborgene Energien aufzuspüren.
Als Lebensbaum sollte der Haselnussstrauch auch die Erfüllung von Wünschen begünstigen und Glück bringen. Blühende Haselnuss-Zweige signalisieren auch den Beginn des Frühlings und sind ein wichtiger Bestandteil von  Oster-Dekorationen.
Das Haselreis hat in diesem Märchen somit eine ganze Reihe von versteckter Symbolik und wurde von der Märchenerzählerin nicht zufällig gewählt. Nur wer sich mit der versteckten Symbolsprache der Märchen beschäftigt, kann die Lebensweisheit „zwischen den Zeilen“ voll erfassen und verstehen. Siehe Märchen – überlieferte Weisheiten.


Die erste Nuss enthält das Sonnenkleid und die Schuhe und das ist auch für unser Aschenbrödel der erste Entwicklungsschritt. Das Sonnenkleid und die Schuhe symbolisieren Energie. Unser Aschenbrödel wird selbstbewusster. Sie traut sich endlich ihren Wünschen zu folgen. Nicht erst zu fragen, sondern es wirklich umzusetzen und in eigenen Schuhen ihren eigenen Weg zu gehen. Im Märchen erhält sie symbolisch das Sonnenkleid und im Film behauptet sie sich als erfolgreicher „Jägerbursch“, der mit den männlichen Kollegen durchaus mithalten, bzw. diese übertreffen kann – ohne als Frau erkannt zu werden. Trotzdem beweist sie im Film Fairness und Bescheidenheit und keine Hochmut. Im Film erkennt der Prinz ihr Können respektvoll an, indem er ihr den Ring der Jagd als ihren Verdienst anerkennungsvoll übergibt.
 Eine Frau im „Sonnenkleid“ kann ihren Mann stehen und zwar ohne ihre Weiblichkeit zu verlieren.

In der zweiten Nuss erhält unser Aschenbrödel ihr Mondkleid. Hier erhält sie alle weiblichen Lebensweisheiten des Lebens. Der Mond entspricht dem Gefühl, der Intuition und hat die enorme Kraft des Unterbewusstseins, welches oft über unseren Verstand herrscht, obwohl wir das nicht wahrhaben wollen. Wir möchten alles vom Verstand erfassen, rationalisieren und strukturieren – Sicherheit gewinnen. Der Mond ist ein Kind der Nacht, bewegt Meere und lässt uns gefühlsmässig nicht los, ob wir es wollen oder nicht.
Die Nacht ist genauso gleichberechtigt wie der Tag und ein Bestandteil unseres Lebens.

In der dritten und letzten Nuss ist das Sternenkleid. Es ist archetypisches Symbol der Einheit, Vollständigkeit. Das Symbol Kreis verkörpert das Ganze. Für Platon war der Kreis das Symbol für EINS und ALLES.

Unser Aschenbrödel erhält somit als letztes ihr Sternenkleid, um zur eigenen Ganzheit zu finden. Das Fröschlein verabschiedet sich auch von ihr, den es hat alle notwendigen „Nüsse“, die zu knacken sind, aus der Tiefe ans Tageslicht hervorgebracht. Es galt für Aschenbrödel nur noch, diese Erkenntnisse und Energien zu leben.

Im Film kommt unser Aschenbrödel selbst, im schönen Kleid auf ihren Pferd Nikolaus, zu ihren Prinzen. Aschenbrödel sitzt somit als Frau fest und selbstbewusst im Sattel und reitet Seite an Seite mit ihrem Prinz in ihr neues Leben.
Es ist aussergewöhlich, dass ein Film nach 47 Jahren immer noch aktuell ist und immer wieder gerne gesehen wird. Auch ich zählte zu den interessierten Konsumenten, obschon ich den Film schon X mal gesehen habe.  
(Quelle puzzle des lebens.de)

Trailer