Freitag, 19. Februar 2010

Heute um 17:00 Uhr

Tiger Woods bricht sein Schweigen

Quelle 20 Min:

Nachdem Tiger Woods wochenlang die Negativ-Schlagzeilen dominiert hat, wartet die ganze Welt nur noch auf eines: auf eine öffentliche Entschuldigung des Golfprofis. Heute um 17 Uhr tritt Tiger Woods vor die Medien.

Alles wartet auf Tiger Woods. Bild: Keystone/rob Carr

Ich werde um 17 Uhr den Auftritt live mitverfolgen.

Ein Profigolfer, der als Sportler mehr als 1 Milliarde Franken verdient hat und sich jahrelang im Erfolg sonnen konnte, dann jedoch mit seinem ausschweifendem Sexleben von sich reden machte, erfüllt alle Bedingungen für Schlagzeilen: SEX - PROMI - SPITZENSPORT - GELD - EMOTIONEN.

Der angekündigte Auftritt wird somit einen enormen Medienwirbel auslösen.

Persönlich bin ich überzeugt, dass Tiger Woods von Top Leuten für diesen Auftritt gemanagt worden ist. Ausschlaggebend wird es sein, ob es ihm mit diesem Auftritt gelingt , den angeschlagenen Ruf - sein schlechtes Image- zu korrigieren!

Ein erfolgreicher Sportler kann sich viele Fehler leisten auch rhetorische. Das habe ich gesehen bei Martina Hinggis. Unzulänglichkeiten werden entschuldigt.

Steht er hingegen in Negativschlagzeilen, ist das Publikum meist nicht mehr so gnädig.

Tiger Woods wurde - dank seiner sensationeller Erfolge - ständig zugejubelt und es wurden die Augen auch noch zugedrückt, als die ersten Gerüchte auftauchten wegen der Eskapaden mit den vielen Frauen.

Als Sponsoren von Woods abrückten, wurde die Sache für ihn ernst. Es ist gut möglich, dass die Denkpause vor dem jüngsten Auftritt gut und geschickt war.

Was mir hingegen zu denken gibt: Der Auftritt heute erfolgt vor einem ausgewählten Publikum und es durften keine Fragen gestellt werden. Damit hatte der angeblich reuige Sportler nicht nur die Presse vor den Kopf gestossen. Auch aus Golfkreisen ertönten vor dem Auftritt kritische Töne.

Die Vereinigung der US-Golfjournalisten GWAA entschloss sich sogar zu einem Boykott von der Woods Medien-Veranstaltung in Ponte Vedra Beach (Florida), die um 17 Uhr beginnt, um gegen die Zulassung nur handverlesener Journalisten und das bereits vor Beginn ausgesprochene Frageverbot zu protestieren. Ob wohl die PR verantwortlichen einen Fehler gemacht haben, diese wichtigen Journalisten nicht mit einzubeziehen?

Bei heutigen Auftritt ging es mir vor allem darum, die Wirkung des Auftrittes zu beobachten. Ich werde die Kommunikationsstrategie weniger beurteilen.

Was mich interessierte:

Merken die Zuschauer die Inszenierung?

Oder wirkt das Statement mit der Entschuldigung glaubwürdig?

Was fällt auf (nonverbal, Blick, Stimme)?

Wie ist der Profigolfer gekleidet?

Früher - in alten Interviews - stellte ich bei Tiger Woods verschiedentlich fest, dass er eine sonore Stimme hat und dass er es immer gut verstand, die Interviewer für sich zu gewinnen. Er sprach meist ruhig, so wie er Golf spielt. Völlig konzentriert. Er wirkte für mich sehr selbstsicher und es gelang ihm auch seine Gedanken so präzis "einzulochen" wie seinen Golfball.

Sein selbstbewusstes Verhalten wirkte mir anderseits vielfach zu selbstbewusst (zu überheblich)?

Die Körpersprache war bei allen Auftritten stets kontrolliert.

Ich habe von Woods keine Szenen mit einer versteckten Kamera gefunden, die mir den berühmten Spitzensportler zeigten, so wie er ist, wenn er sich unbeobachtet fühlt.

Diese Aufnahmen würde ich gerne vergleichen mit den üblichen Medienauftritten.

Kleider und Körperhaltung waren bislang bei allen Medienauftritten korrekt.

Das Lachen (eines Siegers) war meist ritualisiert.

Zum heutigen LIVE AUFTRITT:

Woods streut Asche auf sein Haupt

BILD NZZ

Kommentar Marcus Knill:

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Das Statement war so, wie ich es erwartet hatte. Gut inszeniert, perfekt vorbereitet und Woods hielt sich streng an die Worte seines Ghostwriters. Ich bin überzeugt, dass die Rede in allen Details mehrfach geübt und trainiert worden war. Die Pflichtübung hat Woods rhetorisch bestanden. Er dürfte von seinem Trainer gute Noten erhalten.

Nach meinem Dafürhalten kann aber die Rechnung der Kommunikationsmanager nur dann aufgehen, wenn Tiger Wood nach den Entschuldigungen auch den Tatbeweis erbringt, dass er nicht mehr sexsüchtig ist und sich nach der Therapie voll und ganz der Familie und dem Spitzensport widmet. Ob der Auftritt erfolgreich war, kann somit heute noch nicht schlüssig beurteilt werden.

Wir erlebten einen nachdenklichen Sportler, der einsichtig ist und Emotionen wecken konnte.

Tiger Woods

Es steht fest, dass durch die Sponsoren durch die Negativschlagzeilen riesige Summen verloren haben. Die PR Berater mussten alles tun, den Spitzensportler als einsichtigen Sexkranken darstellen zu lassen, der echte Reue zeigt und bereit ist, sich weiter therapieren lässt.

Wer die Schuld auf sich nimmt (Mea culpa) nimmt bekanntlich Druck weg. Es fällt dann schwer, ihn weiter zu beschuldigen, weil er ja alles auf sich genommen hat.

Beobachtungen und Analyse:

1/4 Tiger Woods entschuldigte sich für sein «egoistisches» Verhalten. Bild: Reuters

Die PR Berater werden ihr Ziel erreicht haben. Ich vermute, dass die Bevölkerung die Einsicht des Profisportlers abgenommen und kaum gemerkt hat, dass der Auftritt vor allem perfekt inszeniert worden war:

Tiger Woods

Die Kleidung passte zum reuigen Sünder. Ohne Werbemütze mit blossem Haupt. Es fehlte nur noch die Asche drauf.

Stimme und Emotionen stimmten mit der Botschaft überein.

Wie bei Clinton, der bei der Befragung (Monika- Geschichte) von verschiedenen Profis hervorragend gecoacht wurde und sogar falsche Sachverhalte so vermitteln konnte, als sei es die Wahrheit. Tiger Woods präsentierte sein Statement so glaubwürdig, dass es wahrscheinlich beim Publikum gut angekommen ist.

Dieser Auftritt ist ein Musterbeispiel guter Inszenierung, professioneller Steuerung der öffentlichen Meinung, auch mit gestellten ausgewählten Bildern.

Alles war perfekt inszeniert: Das Publikum war gezielt ausgewählt und es durften keine Fragen gestellt werden!

Abschon die Rede wortwörtlich abgelesen wurde - auf einer Bühne (vor einem dunkelblauen Vorhang - hinter einem Pult)- brachten es der Ghostwriter fertig, den Redner sich als einsichtigen sexkranken Menschen darstellen zu lassen, der bereit ist, sich zu bessern und wieder zum Sport zurückkehren wird, wenn er seine innere Balance gefunden hat.

Ich habe recherchiert und erkannt, dass viele Leute Woods Aussage abgenommen hatten. Es ist durchaus möglich, dass seine Einstellung mit der vorgefertigte Rede übereinstimmte. Deshalb machte es auch nichts, dass der Sünder das Publikum nie richtig angeschaut hat. Bei einer zentralen Stelle blicke der einsichtige Sportler in die Kamera und nahm damit bewusst Kontakt auf mit dem Fernsehpublikum.

Dieser Auftritt zeigt einmal mehr: Nicht Kommunikationsberater entscheiden, ob jemand überzeugt. Es ist letztlich immer das Urteil des Publikums, das zählt.

Dass der Golfprofi alles abgelesen hatte, wird möglicherweise nicht gestört haben. Denn: Tiger Woods versenkte sich voll und ganz in die abgelesene Botschaft. Damit störte es auch nicht, dass er statisch und gestiklos gesprochen hat.

Ja, ich schäme mich sehr!

FAZIT:

Ich vermute, dass das Publikum die Inszenierung nicht gestört hat

Die ersten Echos bestätigen mir, dass das Statement und die Entschuldigung überzeugte

Der Auftritt wirkte ruhig (Stimme) - Haltung war statisch - Woods sprach ohne Gestik

Die Emotionen waren jedoch spürbar

Die Kernbotschaft (Schuldeingeständnis - ich bin krank, war sexsüchtig und werde mich noch fertig therapieren lassen. Ich werde das Gleichgewicht mit meiner Frau und den Kindern suchen) wurde geschickt wiederholt und damit fixiert

Obschon der Text nicht FREI vorgetragen wurde, hatte ich das Gefühl, dass sich der Spitzensportler in seine Botschaft glaubwürdig zu versenken verstand. Selbst wenn es nur gespielt wäre, wirkte der Auftritt echt.

Die bescheidene Kleidung und das blosse Haupt stimmte mit der Büsserstimmung überein.

Mich überzeugte die Stimme, die Pausentechnik, das Sprechtempo. Woods demonstrierte uns, was REDEN MIT SCHWEIFENDEM BLICK ist:

Wortwörtliches Ablesen um dennoch zu versuchen, zwischendurch mit dem Publikum Augenkontakt aufzunehmen.

Ich zweifle jedoch daran, dass der Redner das Publikum echt betrachtet hat. Dazu bedürfte es eines Blickkontaktes von ca. drei Sekunden mit einer Person. Das was Woods demostrierte, war ein antrainiertes "scheibenwischerhaftes" Schweifen über den Köpfen des ausgewählten Publikums hinweg.

Es ist durchaus möglich, dass die PR Berater mit diesem gut vorbereiteten und gebrieften Auftritt das Image des angeschlagenen Golfprofis verbessern konnten. Entscheidend ist und bleibt jetzt der Tatbeweis. Aendert sich der "Sünder" nicht und wird er beispielsweise rückfällig, so hat er die mühsam erarbeitete Glaubwürdigkeit verloren.

Nachtrag BLICK:

Tut es ihm wirklich leid?

Kommunikationsexperte Marcus Knill im BLICK über den Aufritt von Tiger Woods. Wer mehr als eine Milliarde verdient hat, kann sich gute Coaches leisten. Alles ist perfekt inszeniert und eingeübt. Woods tritt in schlichter Kleidung aufs Podium zu, er ist konzentriert, sein Blick richtet sich nach innen. Im Gegensatz zu seinen normalen Medienauftritten, wo er eher lebendig ist, übt er Zurückhaltung aus. Das unterstreicht die Kernaussage seiner Rede: «Ich nehme die Schuld auf mich, ich will mich bessern». Woods zeigt sich als reuiger Sünder und Büsser. Nur einmal, wenn er über seine Familie spricht, blickt er direkt in die Kamera. In diesem Moment zeigt er wirklich Emotionen, schluckt, macht eine Spannungspause und wirkt betroffen. Sonst sind seine Augen meist auf den Text fixiert. Er ist bleibt, ruhig, ohne Gestik, Kiefer und die Zähne sind locker. Ob seine Worte wirklich von seinem Herz kommen, ist schwer zu sagen. Seine Persönlichkeit war in seinem Auftritt nicht integriert, und das lässt ihn weniger echt wirken. Wenn Wood jetzt keinen Rückfall hat, könnte ihm das Publikum verzeihen. Nach diesem Auftritt nimmt ihm das Publikum seine Worte ab, aber nur wenn jetzt Taten folgen. Aufgezeichnet von Franziska Agosti

Tiger Woods an seiner ersten öffentlichen Entschuldigung vom 19.02.10:

Im Grossformat auf dem VideoportalGrossformat

(sim/si)

Karikatur

Golfprofi Tiger Woods hat bei einem Auftritt vor ausgewählten Journalisten für seine zahlreichen Affären um Verzeihung gebeten. Peter Broelman, Australia

Nachtrag PERSOENLICH. COM-BLOG

ZUM LIVE AUFTRITT VON TIGER WOODS

Marcus Knill

von Marcus Knill

Das Statement des angeschlagenen Golfprofis Tiger Woods war so, wie ich es erwartet hatte. Es war inszeniert, gut vorbereitet und der Spitzensportler hielt sich streng an die Rede seines Ghostwriters. Ich bin überzeugt, dass die Rede in allen Details eingehend geübt und antrainiert worden ist. Die Pflichtübung hat Woods rhetorisch erstaunlich gut bestanden. Er wird sicherlich von seinem Trainer gute Noten erhalten.

Kommentar und Beobachtungen:

Die PR Berater der Spitzensportler werden ihr Ziel erreicht haben. Ich vermute, dass die Bevölkerung die Einsicht des Profisportlers abgenommen hat und kaum merkte , dass der Auftritt in allen Details perfekt inszeniert worden war:

Die Kleidung passte zum reuigen Sünder. Ohne Werbemütze - mit blossem Haupt. Es fehlte nur noch die Asche drauf. Stimme und Emotionen stimmten mit der Botschaft überein.

Wie bei Clinton, der bei der Befragung (Monika- Geschichte) von verschiedenen Profis hervorragend gecoacht wurde und sogar falsche Sachverhalte so vermitteln konnte, als sei es die Wahrheit, so präsentierte Tiger Woods sein Statement ebenso glaubwürdig, so glaubwürdig, dass er vermutlich beim Publikum gut ankommen wird.

Dieser Auftritt ist ein Musterbeispiel guter Inszenierung, professioneller Steuerung der öffentlichen Meinung, zudem mit gestellten ausgewählten Bildern.

Alles war perfekt inszeniert: Das Publikum wurde gezielt ausgewählt und es durften auch keine Fragen gestellt werden!

Obschon die Rede wortwörtlich abgelesen wurde - auf einer Bühne (vor einem dunkelblauen Vorhang - hinter einem Pult) brachten es die Ghostwriter fertig, den Redner sich als einsichtigen sexkranken Menschen darstellen zu lassen, der bereit ist, sich therapieren zu lassen und wieder zum Sport zurück zukehren, wenn er seine innere Balance gefunden habe.

Ich habe recherchiert und erkannt, dass viele Leute Woods Aussagen abgenommen hatten. Es ist durchaus möglich, dass seine Einstellung mit der vorgefertigte Rede übereinstimmte. Deshalb machte es auch nichts, dass der reuige Sünder das Publikum nie richtig angeschaut hat. Bei einer zentralen Stelle blickte Woods gezielt in die Kamera und nahm dadurch bewusst Kontakt auf mit dem Fernsehpublikum.

Dieser Auftritt zeigt einmal mehr: Es sind nicht Kommunikationsberater, die entscheiden, ob jemand überzeugt. Es ist letztlich immer das Urteil des Publikums, das zählt.

Dass der einsichtige Sportler alles abgelesen hatte, wird möglicherweise kaum gestört haben. Denn: Tiger Woods versenkte sich in die abgelesene Botschaft. Wer sich in den Text aktiv versetzen kann, kann auch so überzeugen. Auch wenn jemand wie Woods statisch und gestiklos spricht

FAZIT:

Ich vermute, dass das Publikum die perfekte Inszenierung nicht gestört hat. Die ersten Echos bestätigen mir, dass Woods Statement glaubwürdig war und seine Entschuldigung echt wirkte.

Der Auftritt war ruhig (Stimme)

Die Emotionen waren spürbar vor allem bei der (inszenierten?) Umarmung der Mutter.

Die Kernbotschaft (Schuldeingeständnis - ich bin krank, war sexsüchtig und werde mich jetzt fertig therapieren lassen. Ich werde das Gleichgewicht mit meiner Frau und den Kindern suchen) wurde geschickt wiederholt und dadurch fixiert.

Obschon der Text nicht FREI vorgetragen wurde, hatte ich das Gefühl, dass sich der Spitzensportler in seine Botschaft glaubwürdig versenkte. Selbst wenn es nur gespielt wäre, wirkte der Auftritt echt.

Die bescheidene Kleidung und das blosse Haupt stimmte mit der Büsserstimmung überein.

Es ist durchaus möglich, dass es den PR Berater gelungen ist - mit diesem gut vorbereiteten und gebrieften Auftritt - das Image des angeschlagenen Golfprofis zu verbessern. Entscheidend ist und bleibt jedoch der Tatbeweis. Aendert sich der “Sünder” nicht und wird er beispielsweise rückfällig, so hat er die mühsam erarbeitete Glaubwürdigkeit mit einem Wisch endgültig verloren.

Montag, 22. Februar 2010 um 09:09 Uhr

Urs Lehmann und die Medien
Wenn vor der Boulevardpresse verlautet wird, Sportler des Schweizer Teams hätten über die Stränge gehauen und Urs Lehmann von einem Saufgelage erzählt:

"Ein Schweizer Athlet säuft im House of Switzerland ab"

Dann aber auf Nachfrage der Medien zurückkrebst, so scheint Urs Lehmann nicht zu wissen, wie die Medien ticken. Andeutungen sind etwas vom Schlimmsten. Es folgen Vermutungen und Gerüchte. Alle Sportler werden damit verdächtigt.


Der Artikel am andern Tag veranschaulicht, dass es sich immer lohnt, zu überlegen, bevor man spricht. Gesagt ist gesagt. Es nützt später nichts mehr, wenn die Medien beschuldigt werden, dass Sie ein Bild mit einem Saufgelage montieren:

Feucht-fröhliches Feiern gehört zum House of Switzerland. (Montage: BLICK/Keystone)

Urs Lehmann, Präsident von Swiss-Ski. (Sven Thomann)

Hier tanzt Lehmann mit seiner Frau Conny Kissling. (Philippe Rossier)

Lehmann regt sich über einen Schweizer Olympioniken auf.
Feucht-fröhliches Feiern gehört zum House of Switzerland.
(Montage: BLICK/Keystone)

BLICK Online und Blick am Abend berichteten. «Es bereitet mir Sorgen, wenn sich ein Athlet nicht professionell verhält», sagte Lehmann in einem Interview – ohne vom Journalisten zum Thema provoziert worden zu sein. Die Aussage sorgt in Vancouver und Whistler für Wirbel. Sie bringt Unruhe in die Schweizer Olympia-Delegation, die mit vier Medaillen – davon drei goldenen – so gut gestartet ist.
«Ich muss mich entschuldigen. Ich habe einen Fehler gemacht», sagt er. «Ich hätte dazu nichts sagen sollen. Jetzt wird die Story masslos aufgebauscht.» Und weil der Lostreter keinen Namen nennt, stellt er das ganze Schweizer Team, jeden der 146 Athleten unter General-Verdacht. «Klar haben wir darüber diskutiert», sagt Headcoach Gian Gilli. «Und wir regeln die Sache teamintern.» Auch Gilli nennt keinen Sünder. Nach seinem Informationsstand sei es aber nicht schlimm gewesen. «Aber Sportler stehen halt einfach in einer Vorbild-Rolle. Sanktionen, wie den Rauswurf aus dem Team, wird es aber nicht geben. Eher eine Busse.» Dann hätte in Vancouver ein Snowboarder über die Stränge geschlagen. Und Lehmann, seit kurzem zusammen mit Bruno Kernen auch Besitzer der Management-Agentur von Giusep Fry, hätte Argumente, den Geldfluss innerhalb von Swiss Ski noch konzentrierter in Richtung der «anständigen» Alpinen fliessen zu lassen – von denen er selbst einige vermarktet.
Da müssen wir aber mehr wissen, Herr Lehmann!, fordert BLICK. Und der Swiss-Ski-Präsi krebst zurück.
Gesagt ist gesagt, Herr Lehmann. Als langjähriger Co-Kommentator von Eurosport und cleverer Geschäftsmann müsste der Abfahrts-Weltmeister von 1993 nämlich bestens wissen, wie die Medien funktionieren. Es ist also allein Urs Lehmann, der die Story aufgebauscht hat.
Wer war der Sünder? Namen nennt Lehmann natürlich nicht. Wurde der Sportler ausfällig? Konnte er nicht mehr stehen und hat er bloss noch gelallt? Hat er Gäste angepöbelt? Gab es Scherben? Dazu nimmt Lehmann ganz am Rand Stellung: Der Sportler sei einfach leicht angeheitert gewesen.
Also alles halb so schlimm?
Doch die Skandal-Story ist ausgelöst.
Passierte der Vorfall in Whistler oder Vancouver? Für Lehmann kann diese Frage zentral sein. Er beantwortet sie nicht. Whistler-Insider deuten nach Vancouver. Also auch da Lehmann-Taktik.
Bedauerlich, zumal Urs Lehmann wissen sollte, wie man mit Medien umgeht!

Nachtrag:

Es war damit zu rechnen, dass die Medien den Namen des Sportlers herausfindet, der zuviel getrunken hat. Bereits am Tag darauf lesen wir:

Blick.ch weiss aus sicherer Quelle, wer der Partykönig ist und damit einen über den Durst getrunken hat – Abfahrer Patrick Küng!

Küng muss allerdings mildernde Umstände bekommen, weil er sich nicht unmittelbar vor einem Wettkampf die «Kante» gegeben hat: Der Glarner zog in den internen Qualifikationsläufen gegen Ambrosi Hoffmann und den späteren Olympiasieger Didier Défago im Kampf um die letzten Abfahrts-Startplätze den Kürzeren, und war deshalb nur noch als Ersatzfahrer in Whistler. Darum dürfte er sich anlässlich der Gold-Feier von Défago und Dario Cologna am Montag auch aus Frust einen zuviel hinter die Kiemen gegossen haben. Im Rausch hat Küng aber weder randaliert, noch sind andere Gäste zu Schaden gekommen.