Mittwoch, 31. Dezember 2008

Tagi: Versprecher der Jahres

Die Versprecher des Jahres 2008

Auch in diesem Jahr haben Versprecher von Politiker im In- und Ausland für Schmunzeln gesorgt – oder aber im Fall von Couchepins Mörgele/Mengele für Empörung.

1/7 Ein freudscher Versprecher bot Angela Merkel am Parteitag der CDU in Stuttgart. Merkel sprach von Roland Kotz, dabei heisst der hessische Ministerpräsident Roland Koch.

2/7 Am Bundesratswahltag bat SVP-Fraktionschef Caspar Baader im Namen Christoph Blochers die Bundesversammlung, Maurer zu wählen. Auf das Gelächter hin verbesserte sich Baader: «Ich und Christoph Blocher bitten» um Maurers Wahl.

3/7 Finanzminister Hans-Rudolf Merz irrte sich bei der Angabe seines eigenen Alters: Hans-Rudolf Merz sagte am 3. November: «Ich bin ja immerhin schon 66 Jahre alt und bald 67, und in diesem Alter macht man eigentlich keine Karriereplanung mehr.» Dabei feierte Merz erst am 10. November seinen 66. Geburstag.

4/7 Ein angeblicher «Versprecher» lieferte Bundespräsident Pascal Couchepin. In einer Kommissionssitzung verglich er SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli mit dem Nazi-Arzt Josef Mengele. Die von Mörgeli geforderte symbolische Genugtuung von 1000 Franken lehnte der Bundesrat ab.

5/7 Als Gordon Brown die Massnahmen zur Rettung der britischen Wirtschaft mit 27 Milliarden Pfund verteidigte, sagte er: «Wir haben nicht nur die Welt gerettet – äh, die Banken.» Dieser Versprecher löste grosse Heiterkeit bei den oppositionellen Konservativen aus.

6/7 Hillary Clinton, die neue US-Aussenministerin, blamierte sich, als sie bei einer TV-Debatte nach dem Namen des neuen Präsidenten von Russland gefragt wurde. «Äh – Med – äh – Meddewedde, Neverdever, wie auch immer, ja», lautete ihre verlegene Antwort.

7/7 Wenn es nach dem demokratischen Präsidentschaftsanwärter Barack Obama geht, steht der nächste Präsident der USA bereits fest: Ins Oval Office soll, Joseph Biden, Obamas Vizepräsident, einziehen. Diesen kündigte er bei einer Wahlkampfsveranstaltung fälschlicherweise als nächsten Präsidenten der USA an.

Zum traditionellen Gruppenbild des neuen Bundesrates

Ich zitiere 20 Min:

Die Bundesräte - jetzt dreidimensional

Roter Hintergrund, ein Sternengewölbe mit kleinen weissen Kreuzen - Hans-Rudolf Merz hat dieses Jahr das Symbol der Schweiz für das offizielle Bundesratsfoto 2009 ausgesucht.

1/17 Bundesratsfoto 2009 Bild: KEYSTONE/AP

Es ist mittlerweile Tradition: Zum Jahreswechsel erscheint ein Gruppenfoto des Bundesrates. Neu in diesem Jahr ist, dass es dreidimensional im Internet sichtbar ist. Mit auf dem Foto der amtierenden Bundesräte sind auch Neu-Bundesrat Ueli Maurer und Bundeskanzlerin Corina Casanova. Wie vereinbart befindet sich der Bundespräsident Hans-Rudolf Merz in der Mitte des Bildes. Als Kontrast zum roten Hintergrund sind die «Models» schwarz gekleidet. Einziger Farbklex: Die Krawatten von Hans-Rudolf Merz und Pascal Couchepin. Ersterer trägt eine blaue, letzterer eine rote. Der Bundespräsident und sein Kollege Moritz Leuenberger posieren mit der rechten Hand, Ueli Maurer mit der linken Hand in der Hosentasche.

Das Bild mit einer Auflage von 60'000 Exemplaren knipste der Berner Fotografen Michael Stahl. Das Gruppenfoto wurde im Fernsehstudio des Pressezentrums des Bundeshauses geschossen. Der rote Hintergrund wurde nachträglich eingefügt.

Kommentar (nicht ernst zu nehmen): Ueli Maurer steht RECHTS AUSSEN, wie es sich gehört. Micheline Calmy-Rey bildet mit den Armen die gewohnte Beziehungssperre und zeigt einmal mehr auf künstliche Art ihre Zähne. Wer diese Zähne im neuen Jahr zu spüren bekommt, ist noch offen. Moritz Leunenberger gelingt es erstmals, die ihm so unangenehmen Situation der Posierens zu überspielen. Er scheint die Balance gefunden zu haben zwischen dem griessgrämigen Gesicht (bei den früheren Aufnahmen) und dem späteren aufgesetzten Lächeln. Er stehtjedenfalls nicht mehr wie ein Konfirmand da, sondern gibt sich so locker wie noch nie. Wieviele Stunden musste er trainieren? Zufriedenheit strahlt Bundespräsidetn Merz aus. Glücklich, dass sein Herz wieder mit genügend Blut versorgt wird und glücklich, dass er es dem deutschen Finanzminster gezeigt hat und ihm unverblümt gesagt hat, dass sich die Schweiz von ihm nicht peitschen lasse. Doris Leuthard signalisiert gefasste Präsenz. Dies ist notwendig. Denn sie hatte jüngst zu oft unbedachte Aeusserungen gemacht. Ob sie die neue Haltung "Sich zusammennehmen" (Siehe die Hände) beibehalten kann? Die Hände bedecken wie Eva bei der Vertreibung aus dem Paradies den Schoss. Das Duo Couchepin <--> Widmer-Schlumpf könnte gegensätzlicher nicht sein: Der dominane Macho, der wie ein Turm alle überragt, neben der zierlichen bescheidenen Justizministerin, die sich in der Krise so selbstsicher zu behaupten wusste und sich bei dieser Aufnahme schon wieder zurücknimmt (Arme) - als beeinflusse das Alphatier neben ihr ihre Stimmung. Die Bundeskanzlerin steht neutral am Rande - wie es sich gehört. Alle sind magistral gekleidet, dunkel und farblos. Das einzig Farbige ist der dominante rote Hintergrund und die Gravatten von Merz und Couchepin. Die Hosentaschenposition scheint sich beim neuen Bundesrat durchzusetzen. Bereits drei Bundesräte finden so einen Halt vor der Kamera. Ob der Fotograf zu diesem Trick geraten hat. Dann damit kommt es nicht zu den starren, verschränkten oder hinter dem Rücken versteckten Armen.

Nix 3D

schreibt 20 Min:

Der Bundesrat bleibt flach

«Der Bundesrat in 3D» – das verspricht der Link zum neuen Foto des Bundesrates auf admin.ch. Was nach neuster Technologie tönt, entpuppt sich als alter Hut: Ein flaches, statisches Bild, das nach einer 3D-Brille schreit.

Im Web ist vieles möglich: Man hat mehr Freunde als im realen Leben, kann problemlos in eine andere Identität wechseln oder sich auch nur Aufzeichnungen alter kirgisischer Hahnenkämpfe in Schwarz-Weiss ansehen. Und so horchte man auf, als man die Ankündigung las, das neue Bundesratsfoto sei im Web in einer 3D-Version erhältlich.

Kann man jetzt endlich überprüfen, ob Micheline Calmy-Reys Frisur auch hinten voller Strähnchen ist? Kann man sich hinter die Bundesräte stellen und sehen, auf wessen Beerdigung sie schwarz gekleidet gehen? Etwa auf die des Finanzplatzes? Und was verbirgt sich in den Händen von Evelyne Widmer-Schlumpf – ein Bleistift, ein Sandwich oder gar ein SVP-Fähnchen?

Leider nein. Die 3D-Karte entpuppte sich als simple Stereoskopie. Mit einer passenden 3D-Brille lassen sich niedliche Schweizerkreuze vor unseren Magistraten hin und her schwenken. Die 3D-Brille kann man sich übrigens gratis per B-Post zustellen lassen. Gemäss André Do Canto, Produktmanager des Bundes, wurden bis um halb zwölf Uhr rund hundert Brillen bestellt. Wie viele Brillen eingekauft worden sind und was der Spass gekostet hat, ist unbekannt.

Kommentar: Hoffentlich gibt sich der Bundesrat im nächsten Jahr weniger flach. Auf dieser Aufnahme haben die sieben Magistraten etwas von erwartungsvollen Sternguckern, die hoffen, dass im kommenden Jahr doch noch ein Wunder geschieht und die Krise plötzlich vom Tisch ist.

Bundesrat 2009: Ueli Maurer, Micheline Calmy-Rey, Moritz Leuenberger, Hans-Rudolf Merz, Doris Leuthard, Pascal Couchepin, Eveline Widmer-Schlumpf und Corina Casanova (v.l.). (Keystone/Michael Stahl)

Zusatzbemerkung: Die Neue Aufnahme ist insofern ehrlich, als sie nicht Zusammenhalt signalisiert. Alle stehen einzeln da- richtig schön aufgestellt. Sie marschieren nicht, wie auf einer früheren Aufnahme. Sie gruppieren sich auch nicht künstlich um eine Schweizerfahne. Die Magistraten sind bewusst als Einzelkämpfer hingestellt worden - aufgereiht in angemessenem Abstand. Immerhin haben alle auf Geheiss des Fotografen synchron "Cheese" gesagt. Dies ist wahrscheinlich die erste Teamarbeit im Bundesrat gewesen. Einheitlich ist ferner auch der Farbton der Kleider wie auch der gemeinsame rote Hintergrund. Die Hosentaschenpostionen scheint bei den Jodlern entlehnt worden zu sein. Sie soll locker wirken und der Mann weiss dann immerhin, wohin mit den Händen.