Freitag, 28. Dezember 2007

1,02 Liter pro 100 km - keine Utopie mehr?

im Spiegel online gelesen:

28. Dezember 2007

APTERA TYP 1

Roller von einem anderen Stern

Von Jürgen Pander

Es sollte werden wie kein anderes Auto auf dieser Welt - sicherer, komfortabler, sparsamer. Vor fünf Jahren begann Steve Fambro mit der Konstruktion seines Traummobils. Jetzt ist es fertig. Und sieht aus wie von einem anderen Stern.

Im Oktober 2008 soll die Produktion beginnen. Kurz darauf werden bei Aptera Motors Inc. im kalifornischen Carlsbad die ersten Modelle Aptera Typ-1 aus der Werkshalle rollen, und eine erste Ahnung davon geben, wie individuelle Mobillität in der Zukunft aussehen könnte - nämlich cool und schnittig. Drei Räder, zwei Sitze und alles verpackt in glatten Kunststoffüberzügen; die Kabine sieht aus wie ein schon länger gebrauchtes Stück Seife, die Türen öffnen sich schräg nach oben wie bei einem Lamborghini, der Motor sitzt im Heck des Vehikels und treibt das Hinterrad an.

APTERA TYP-1: DREI RÄDER UND GERINGER VERBRAUCH

Das futuristisch-funktionalistische Design stammt von der Designfirma Eleven. Der Aptera soll möglichst widerstandslos durch den Fahrtwind schneiden. Die komplette Konstruktion, die sich weitgehend an Prinzipien aus der Flugzeugfertigung anlehnt, wurde von Aptera geleistet. Bei Crashversuchen, die bislang allerdings nur virtuell in einem Großrechner stattfanden, verhielt sich das Vehikel ausgesprochen steif und sicher. Offiziell ist der Aptera übrigens ein Motorrad - entsprechend der kalifornischen Zulassungsgesetze. Das hat unter anderem den Vorteil, dass vorne kein Nummernschild die Aerodynamik stören wird. Und nein, Helme tragen muss man im Aptera nicht.

Verbrauch des Prototyps: 1,02 Liter je 100 Kilometer

Die geschlossene Karosserie des Fahrzeugs sieht nicht nur gut aus und ist durchdacht konstruiert - sie ist auch ein entscheidender Faktor beim Spritsparen. Ein erster Prototyp schaffte 230 Meilen je Gallone - umgerechnet ist das ein Verbrauch von 1,02 Liter je Kilometer. Dieses Modell war mit einem kleinen Dieselmotor unterwegs, den Aptera jedoch für die Serienproduktion nicht mehr verwendet. Begründung: Ein so kleiner Selbstzünder könne nicht mehr mit vertretbarem Aufwand an die kalifornischen Schadstoffnormen angepasst werden.

Stattdessen setzen die Macher in Carlsbad nun auf eine Doppellösung. Zum einen wird es den Aptera als reines Elektrofahrzeug geben, das mit einem 10-kWh-Batteriesatz ausgestattet sein wird und ab 26.900 Dollar kostet. Außerdem wird es das Auto auch als Hybridmodell geben, mit einem bislang nicht näher spezifizierten, wassergekühlten Benzinmotor sowie einem Starter-Generator, der auf kurzen Strecken auch alleine den Antrieb übernehmen kann; diese Variante wird Aptera für 29.900 Dollar anbieten. Reservierungen nimmt die Firma übrigens schon entgegen.

Alles an Bord für das gepflegte Vorwärtskommen

Navigationssystem, Musikanlage, Getränkehalter, ein kleiner Kofferraum und natürlich auch Scheibenwischer, die allerdings in Ruhestellung unter die Karosserie schlüpfen, um die Windschnittigkeit nicht zu beeinträchtigen, gehören zum Standardumfang. Die Airbags sind in die Sitzgurte integriert und dem Augenschein nach geht es für die beiden Insassen des Aptera - für Kleinkinder gibt es als dritten Platz einen Notsitz - ziemlich kommod zu.

Vorerst wird der Aptera ausschließlich ab Werk in Carlsbad und in Kalifornien verkauft, um in der Anfangszeit ohne große Investitionen einen vernünftigen Service sicherzustellen. Doch der Aptera soll kein lokales Verkehrs-Kuriosum bleiben. Firmengründer Fambro plant bereits den Export in andere US-Staaten und auch nach Europa.

Von der Kombination aus hippem Design und einer außergewöhnlich sparsamen Technik - bei durchaus ansprechenden Fahrleistungen (von 0 auf 100 in weniger als zehn Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 130 km/h) -, versprechen sich die Macher Chancen auf einen globalen Erfolg. Ob das Vehikel tatsächlich kommerziell abhebt? Der Name Aptera jedenfalls kommt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie flügelloser Flug.

Ende Zitat

Kommentar: Nach meinem Dafürhalten wäre es möglich, Komfort und Umweltschutz unter einen Hut zu bringen. Diese Beispiel macht deutlich, dass es sich lohnt, Geld in die Forschung zu stecken. Nur wenn umweltschonenende Technik billiger ist, schafft sie den Durchbruch. Die Menschheit wäre gewiss fähig, Umweltprobleme zu lösen. Doch: Darüber Reden allein genügt nicht.