Mittwoch, 25. Juni 2008

Armeechef Nef informiert offensiv

Im gestrigen Club stellte sich Korpskommandant Keckeis der Oeffentlichkeit - mit seinem Auftritt kann er zufrieden sein.

Ich zitiere Tagi-online:

Armeechef Nef will keine «Rambos»

Harsche Kritik am Militärunfall auf der Kander: Armeechef Roland Nef fragt sich, was eine Lufttransport-Kompanie mit Schlauchbooten auf einem Fluss zu suchen hat.

Armeechef Roland Nef: «Ich will keine Rambos in der Armee».

Keystone Armeechef Roland Nef: «Ich will keine Rambos in der Armee».

In der Sendung «Der Club» im Schweizer Fernsehen hat Armeechef Roland Nef gestern abend bekräftigt, dass er künftig Übungen verbiete, die nicht zur Kernaufgabe einer Kompanie gehörten. Entscheidend dafür sei das Material: Bestelle eine Kompanie für eine Übung Material, das nicht üblich sei, müsse eine Risikoanalyse stattfinden.

Ein Soldat dürfe zudem einen Befehl seines Vorgesetzten verweigern, wenn ihm eine Übung zu riskant erscheine, sagte Nef weiter. Es bestehe ein Recht auf körperliche Integrität. «Ich will keine Rambos in der Armee», so Nef.

Dass in der Armee ein grösserer Gruppendruck bestehe, der solche Zivilcourage behindere, verneinte Nef. Zivilcourage beginne in der Familie. Die Armee aber sei ein Abbild der Gesellschaft.

«Wildwuchs»

Nicht Stellung beziehen wollte Nef zur ausserdienstlichen Vereinigung «Swiss Army Group», der die Verunglückten angehörten und die vom verantwortlichen Kompaniekommandanten geleitet wird. Er kenne diese Gruppe nicht, sagte er.

Bei solchen ausserdienstlichen, paramilitärischen Vereinigungen handle es sich um private Vereine von Leuten, «die sagen: Jetzt machen wir ein bisschen Militär». Er habe aber keine Möglichkeiten, diese einzuschränken. «Dies ist ein Wildwuchs, der auch Ausdruck unserer Gesellschaft ist.»

Kommentar: Medienrhetorisch kann zwar der Armeechef mit seinem Aufritt zufrieden sein. Er hatte proaktiv gehandelt und kommt bestimmt in der Oeffentlichkeit gut weg. Er punktete mit dem Befreiungsschlag "Entlassung Knuttis". Bei der Frage nach dem Gruppendruck hingegen überzeugte er mich immer noch nicht. Psychologe Steiner versuchte zwar dieses Thema immer wieder anzusprechen. Nefs Aussage: Ein Soldat dürfe zudem einen Befehl seines Vorgesetzten verweigern, wenn ihm eine Übung zu riskant erscheine, ist aus meiner Sicht eine Selbstschutzbehauptung. Sie kann nämlich in der Praxis nicht umgesetzt werden. Jede Person, welche Dienst geleistet hat, weiss genau, dass niemand eine Mutprobe verweigern würde. Wer will schon alle negativen Folgen auf sich nehmen? Der Verweigerer würde ausgegrenzt und als "nicht teamfähig" abgestempelt. Er müsste nach der erfolgreichen Aktion als Weichei nicht mehr für Spott sorgen. Nefs Argument war somit realitätsfremd. Schade!

Nachtrag 4. Juli:

Wie steht es nun tatsächlich mit der versprochenen Möglichkeit riskante Uebungen zu verweigern?

Riskante Armeeübung

48 Soldaten von Zecken gebissen

Zwischenfall in der Armee nur wenige Wochen nach dem Kander-Drama: 48 Armeeangehörige sind im Kanton Zürich von Zecken angefallen worden. Brisant: Die Soldaten hatten sich geweigert, im Zecken-Hochrisikogebiet im Unterholz zu übernachten. Vergeblich.

Kommentar überflüssig: Der Fall (aus 20 Min online) beantwortet die Frage.

Fortsetzung 20 Min-online:

Schon 70 Soldaten betroffen

Armee unterschätzte Zecken-Gefahr

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Ein Oberstleutnant rekognoszierte zusammen mit Experten das Waldstück, bevor er die Soldaten ins Gebüsch schickte. Trotzdem sind mittlerweile bereits bei 70 Soldaten Zeckenstiche entdeckt worden. Drei Armeeangehörige hatten sich geweigert, an der Übung mitzumachen – vergeblich.

Nochmals: Wie ist das mit dem Versprechen, Wehrmänner könnten sich weigern, risikoreiche Befehle auszuführen? Die Praxis zeigt, dass dies leichter versprochen werden kann, als im Alltag umzsetzen.

UEFA machte sich unbeliebt

Die UEFA kam immer mehr in die Negativschlagzeilen. Stichworte: Werbeverbote, Medienzensur. Nun bringt dem grossen Goliath ein keiner David Aerger, der weh tut.

Ich zitiere 20 min.online:

Unbekannte führen «Krieg» gegen Uefa

«Liebsch Fuessball, hassisch d’Euro 08»: Die Kleber-Kampagne der Uefa-Rebellen von Zürich sorgen nun sogar im Ausland für Schlagzeilen.

Mit solchen Klebern wettert man gegen die Uefa.

Das Image der Uefa ist im Keller und der Unmut über den rigoros eingeforderten Territorialanspruch für ihre Sponsoren scheint ebenso zu wachsen wie die Anzahl negativer Schlagzeilen.

Haue gibts von allen Seiten – auch aus dem Untergrund: Auf der Strasse führt eine unbekannte Gruppierung einen regelrechten Guerilla-Krieg gegen die Uefa. ­Ihre Mittel sind Aufkleber, die sie an ­unzählige Briefkästen, Ampeln und Abfalleimer heften: «Liebsch Fuess­ball, hassisch d’Euro 08.» Der Schlag hat gesessen, denn mittlerweile sind sogar ausländische Medien auf den Knatsch aufmerksam geworden: Das Online-Portal des englischen Senders BBC bespielsweise berichtet über eine «klandestine Gruppe», welche die Zürcher Altstadt mit Anti-Uefa-Botschaften zukleistere. Titel der Story: «Ich hasse die Uefa.» Ebenfalls Bezug auf die «Euro-Rebellen» und ­deren Kleber-Kampagne nimmt die britische Zeitung «The Guardian» in einem Blog: Die Habgier der Organisatoren habe viele Bewohner der Gastgeberstadt verärgert, ist zu lesen.

Kommentar: Obschon die UEFA auf Gelassenheit spielt und auf Anfrage schrieb: «Die ­Uefa wird auf solche Aktionen nicht reagieren.»

Ich bin sicher: Intern gibt diese Aktion bei der UEFA Einiges zu reden. Die Stiche des kleinen Davids tun bestimmt weh.