Sonntag, 1. März 2009

Gezinktes Video oder echter Freudentanz?

In 20 Min habe ich heute ein Video gefunden.

Ob sich die Szene tatsächlich so zugetragen hat, oder ob es sich um ein Video nach Drehbuch handelt, darüber streiten sich nachträglich die Experten. In YouTube kommt die Show jedenfalls zu Ehren.

Wir fragen uns: Dreht der Tischtennisspieler tatsächlich durch, oder ist alles nur Show? Ich habe meine Meinung gemacht

Ich zitiere 20 Min:

0:10 im Rückstand und da schlägt der Gegner ins Netz. Statt sich für seine desolate Leistung zu schämen, feiert dieser verrückte Tischtennisspieler seinen ersten Punkt mit einer Tanzeinlage, welche die Welt noch nicht gesehen hat.

(Quelle: YouTube)

Wie aber soll man den völlig unangebrachten aber zugegebenermassen sehr unterhaltsamen Showtanz eines Tischtennisspielers einordnen, der gerade seinen ersten Punkt erzielt hat und nunmehr nur noch 1:10 im Rückstand liegt? Schauen Sie sich das Video genau an und Sie werden Ihre Meinung gemacht haben.

Zu den entwürdigenden Filmen im Pflegezentrum Etlisberg:

Die Würde von Demenzkranken ist unantastbar!

Ich zitiere NZZ online:

Bestürzung über die Handy-Aufnahmen in Pflegezentrum

Experten sprechen von einem erschreckenden Einzelfall

Fachleute und Organisationen aus dem Pflegebereich sind empört über die heimlichen Nacktaufnahmen, die Angehörige des Pflegepersonals von zwei Bewohnerinnen des Stadtzürcher Pflegezentrums Entlisberg gemacht haben.

Ende Zitat

Rechtfertigungen sind Täterschutz

Wenn ausgebildetes Pflegepersonal sich mit Handy-Filmchen über anvertraute Demenzkranke lustig macht und sie zu entwürdigenden Handlungen animiert (Kranke müssen tanzen, werden geschlagen oder müssen in den eigenen Kot liegen) ist Täterschutz fehl am Platz.

Es ist zwar begreiflich, dass es die Pflegerinnen und Pfleger nicht gerne haben, dass die ganze Berufsgruppe durch die grauenhaften Taten generell in Misskredit geraten. Wir sehen es auch anderorts: Wenn es beispielsweise in einem Schulhaus zu Uebergriffen kommt, leiden hernach alle Lehrkräfte darunter. Uebergriffe beeinflussen den Ruf eines ganzen Berufsstandes.

Nach den ersten Pressemeldungen kamen - wie immer - Experten zu Wort, die sich mit der Frage beschäftigten, wie es zu solchen grauenhaften Vorkommnissen kommen kann. Es ging nicht lange und das Fernsehen brachte einen Film, in dem gezeigt wurde, dass das Pflegepersonal überfordert sei. Es fehle an Geld und es wurde gezeigt, wie das Personal unter Stress leide. Einmal mehr ist dies ein ragwürdiger Versuch, die Täter zu verstehen und die Schuld auf äusseren Umstände abzuwälzen. Im Grunde genommen wurden im Film mit gezielten Schuldzuweisungen die Täter als Opfer dargestellt, so wie man es öfters erlebt, wenn nach sinnlosen Gewalttaten von jugendlichen Täter versucht wird die Taäter zu verstehen und der Gesellschaft oder dem Erziehungssystem die Schuld in die Schuhe zu schieben. Ich erinnere mich an einen Fall, das wurde einem Amokläufer Verständnis entgegengebracht, weil er im Beruf gemobbt worden war.

Hier müssen wir deutliche Stopsignale setzen!

Wenn wir die körperliche und psychische Unversehrtheit des Menschen hoch halten, so dürfen wir von Erziehenden aber auch von Kindern verlangen, dass sie die Mitmenschen weder verletzen noch quälen.

Die Taten als solche ist verwerflich und die Uebertretungen sind zu ahnden. Beim Strafmass können erst später allfällige Umstände berücksichtigt werden. Zu den konkreten Vorkommnissen im im Pflegezentrum Etlisberg: Verzichten wir auf billige Ent-schuldigungen und deklarieren wir eindeutig:

Die Würde von Demenzkranken ist unantastbar!

Wer die Intimsphäre von Mitmenschen missbraucht, muss merken, so etwas darf nicht geschehen - auch dann nicht, wenn er als Betreuer gestresst ist.

Wenn Mitmenschen im Abhängigkeitsverhältnis und Menschen, die schwächer und unterlegen sind, physisches und psychisches Leid zugefügt wird, so ist dies besonders verabscheuungswürdig. Die Missetaten des ausgebildeten Pflegepersonals sind somit nicht entschuldbar.

Soderbar: Es gibt Tierschutzvereine. Ich frage mich: Weshalb gibt es nicht auch Schutzvereinigung für alte, alterskranke und gebrechliche Menschen?

Nachtrag:

Folgendes spielt sich laut blick.ch in einem der Handy-Filme ab, Opfer sei eine 88-jährige Demenzkranke:

"Zuerst ist nur eine lachende Frauenstimme zu vernehmen: 'So, herzlich willkommen an der Paradiesstrasse.' Acht Sekunden sieht man nur schwarz, dann kommt ein Zimmer ins Bild.

Eine alte Frau liegt nackt am Boden neben dem Bett. Rechts von ihr steht eine Pflegerin.

Die Stimme fährt fort: 'Im Hotel, im 5-Sterne-Hotel. So sehen unsere Gäste aus. Wie sie Tag für Tag …' Sie beendet den Satz nicht, sondern beginnt zu kichern. Die Kamera schwenkt auf die nackte alte Frau am Boden. Sie versucht sich mit einem Tuch, das ­neben ihr liegt, zuzudecken. Die Frau mit der Kamera: 'Sie fühlen sich sehr wohl, wie Sie ­sehen …'

'Dass sie ihren A … versch …hi, hi, hi. Schauen Sie da. Und ihre Einlagen … sind noch schlimmer. Und das ist Madame Anna' (Kamera schwenkt voll auf das Gesicht der wehrlos am Boden liegenden Frau). 'Anna, sag mal etwas.'

'Abfahre!'

Die Frau am Boden sagt mit schwacher Stimme: 'Abfahre, abfahre …' Dann schwenkt die Handy-­Kamera zur Pflege-Kollegin im schwarz-weißen T-Shirt. 'Und das ist Schwester G.' Diese hält sich vor Lachen eine Hand vors ­Gesicht. Die Frau mit der Handy-Kamera sagt: 'Sie wird Freude haben, ihren A.... Sie hat in die Hosen gemacht. Das heißt, ich muss Anni parat machen.'

Zu sehen ist, wie Schwester G. der alten Frau das Tuch wegzieht.

Stimme: 'Adieu mitenand, bis später …'

Tagi online:

Pflegeheim-Skandal: «50 Prozent der neuen Pflegenden ist ungeeignet»

Die Vorfälle im Zürcher Pflegeheim Entlisberg, in dem demente Betagte mit Handykameras gefilmt wurden, sind keine Einzelfälle: Im Kanton Waadt entdeckten Inspektoren Patienten, die ans Bett gebunden waren.

Im städtischen Krankenheim Entlisberg filmten Pflegerinnen nackte Patientinnen.

Im städtischen Krankenheim Entlisberg filmten Pflegerinnen nackte Patientinnen. (Bild: Reto Oeschger)

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Der Pflegeheim-Skandal im Zürcher Pflegeheim Entlisberg beschäftigen die kantonalen Gesundheits­direktoren. Präsident Pierre-Yves Maillard, setzt sich für Inspektionen durch die Kantone oder Gemeinden ein. «Ich bevorzuge die Kontrolle durch die Kantone.»

Im Kanton Waadt entdeckten die Inspektoren auf ihren unangemeldeten Besuchen in 17 von 50 Pflegeheimen, dass die Bewegungsfreiheit der Patienten eingeschränkt war. Sie waren beispielsweise ans Bett gebunden oder zeitweise im Zimmer eingesperrt.

Das Zürcher Pflegeheim Entlisberg war Ende letzten Jahres zweimal überprüft worden. Weder der für die Aufsicht zuständige Bezirksrat noch die ISO-Zertifizierungsstelle stellten den Handy-Missbrauch fest. Beide Besuche fanden vorangekündigt statt.

«Es braucht einen Menschlickeits-Test»

Auch andere Experten schlagen Alarm: «50 Prozent der neuen Pflegenden ist ungeeignet», betont Michael Schmieder, Leiter des Pflegeheims Sonnweid in Wetzikon ZH gegenüber dem «SonntagsBlick»: «Bei der Betreuung von demenzkranken Patienten ist eine liebevolle Zuwendung das Wichtigste. Ist ein Pfleger dazu nicht in der Lage, ist er fehl am Platz.»

Schmieder selber müsse deshalb immer wieder Leute entlassen, berichtet die Zeitung weiter. Jetzt fordert der Heimleiter die Behörden zum Handeln auf:

«Heute zählt nur das Fachwissen. Es muss ein Umdenken stattfinden. Es braucht einen Menschlickeits-Test.»