Dienstag, 13. Mai 2008

Fernsehkonsum für viele Jugendliche wichtiger als Essen und Trinken?

Nach Lutz Jäncke, Professor für Neuropsychologie an der Universität Zürich haben Bildschirmmedien bestimmte Auswirkungen auf die geistige und körperliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Der Forscher beschäftigt sich seit zwanzig Jahren mir der funktionellen Neuroanatomie sowie mit der Neuropsychologie und den motorischen, auditorischen und emotionalen Funktionen, Er ist fasziniert von der Formbarkeit und Lernkapazität des menschlichen Gehirns.

Jäncke ging auch der Frage nach, wie der gehirnorganische Aufbau bei Kindern und Jugendlichen durch den Konsum von Bildschirmmedien beeinflusst werden kann.

Die Medien können schädlich und nützlich sein. Jedenfalls ist das menschliche Gehirn formbar. Man spricht von "Reifung des Gehirns". Eltern und Erzieher beschäftigt immer wieder die Frage, wie schädlich der Fernsehkonsum sein kann.

Erhebungen in Deutschland zeigten, dass 3 bis 13 Jährige bereits täglich eineinhalb Stunden vor der Glotze sitzen. Dabei spielt die "emotionale Bindung" ein Rolle. Die Konsumenten suchen vor allem Spass, Unterhaltung, Nonsens und Werbung. Eltern und Grosseltern schauen noch mehr fern (4 bis 4 Stunden täglich).

Jäncke bestätigt die alte Erkenntnis, dass das Fernsehverhalten der Erwachsenen die Kinder wesentlich beeinflusst und das Medium eindeutig schädlich ist bei Kindern bis zu drei Jahren. Sie können die Lust am Lesenlernen verlieren.

Es hat sich gezeigt, dass ein Unterschied zwischen Fernsehen und Computerspiel besteht. Computerspiel können das Reaktionsvermögen anregen.

Fazit:

Die Eltern müssten in erster Linie lernen mit den neuen Medien umzugehen. Alle müssen lernen den Fernsehkonsum in den Griff zu bekommen. Dies bringt mehr als Verbote. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass unser Stirnhirn, der Frontalkortex, der für unsere Aufmerksamkeit, für die Selbstkontrolle, die Motivation, die Sprachfunktion und motorische Kontrolle verantwortlich ist, relativ spät wächst und noch mit 19 Jahren nicht ausgebildet ist.

Das heisst:

Nicht nur für Kinder gilt es, den Fernsehkonsum - so wie das Essen und Trinken - in den Griff zu bekommen. Nach Jäncke ist "der Frontalkortex unser Schicksal"!

Aus Wikipedia:

Lutz Jäncke

Lutz Jäncke (* 16. Juli 1957 in Wuppertal) ist Neuropsychologe und kognitiver Neurowissenschaftler.

Leben [

Lutz Jäncke studierte Psychologie, Neurophysiologie und Hirnforschung an der Ruhr-Universität Bochum, TU Braunschweig und der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. 1984 absolvierte er sein Diplom in Psychologie in Düsseldorf. 1995 wurde er an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Düsseldorfer Universität mit einer Arbeit über Bedeutung der audiophonatorischen Kopplung für die Sprechkontrolle zum Dr. rer. nat. promoviert. 1995 habilitierte er sich an der gleichen Fakultät mit einer Schrift über "Anatomische und funktionelle Hemisphärenasymmetrien".

1996 erhielt er ein Heisenberg-Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Nach einem Forschungsaufenthalt am Beth-Israel-Krankenhaus der Harvard Medical School arbeitete er als Senior Researcher am Forschungszentrum Jülich.

1997 nahm er einen Ruf auf eine C4-Professur für Allgemeine Psychologie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg an. Seit April 2002 ist er Ordinarius für Neuropsychologie der Universität Zürich.

Leistungen

Jäncke beschäftigt sich in seinen wissenschaftlichen Arbeiten vorwiegend mit der funktionellen Plastizität des menschlichen Gehirns. Hierzu verwendet er moderne bildgebende Verfahren (Funktionelle Magnetresonanztomografie, Elektroenzephalographie) sowie die Transkranielle Magnetstimulation.

Bislang hat Lutz Jäncke mehr als 150 Originalarbeiten in wissenschaftlichen Zeitschriften publiziert. Seine Arbeiten sind im Essential Science Indicator gelistet. Derzeit gehört er damit zu den 1% der am häufigsten zitierten Wissenschaftler. Neben den Originalarbeiten hat er mehr als 50 Buchkapitel und mehrere Bücher publiziert.

2007 wurde er an der Universität Zürich mit dem mit 10.000 CHF dotierten Lehrpreis "Credit Suisse Award for best Teaching" für seine frei vorgetragene Vorlesungsreihe "Grundlagen der Biologischen Psychologie" ausgezeichnet. Bereits 2006 erhielt er in Zürich vom Studierendenverband VSETH eine "Goldene Eule", den Sympathiepreis von den Studierenden an die Dozierenden der ETH Zürich