Mittwoch, 25. Februar 2009

Weshalb mich Marcel Rohner nicht überzeugt hatte

Erstaunlich: Marcel Rohner reiste nach der Aufzeichnung des CLUB im Fernsehstudio sofort nach Schaffhausen und sprach an der traditionellen, gut besuchten Informationsveranstaltung der UBS im Stadttheater über die derzeitige Krisensituation.

Mich interessierte der Vergleich der Auftritte Rohners vor dem Schaffhauser Publikum mit dem Auftritt, den ich nachher im Fernsehen im CLUB mitverfolgen konnte.

In Schaffhausen gewann CEO der UBS AG das Publikum, in dem er es sofort verstand, eine Brücke zum Publikum aufzubauen. Er wirkte bescheiden, menschlich nicht so arrogant wie beispielsweise Marcel Ospel. Die Schaffhauser schienen beeindruckt, dass sich der oberste Chef persönlich dem Publikum stellte und die verunsicherten Kunden über die letzten Monate der Sorgen und Nöte bei der UBS informierte.

Bis zu diesem Tage gab er keine Interviews, weder dem 10 vor 10 noch der Tagesschau. In Schaffhausen musste er noch nicht einem Journalisten gegenüber Red und Antwort stehen, wie im Club. Er machte in seien Ausführungen bewusst, dass in einer längeren Krise, jeder Entscheid der Unternehmenspitze immer bei irgend einer Gruppe auf Oppostiion stosse (Man könne es nie allen recht machen). Wer sich mit Krisenkommunikation beschäftigt weiss, dass in Krisensituationen der Chef an Deck gehört. Rohres Auftreten in Schaffhausen sah der Konzernchef bestimmt auch als Chance, an der Front in einem Kanton Schadensbegrenzung zu betreiben. Anderseits sagte mir ein Teilnehmer im Statttheater. Es müsse bei der UBS bestimmt gewaltig brennen, wenn der CEO sich trotz enormer Terminfülle frei schaufele und sich dieses Jahr sogar persönlich in Schaffhausen zeige.

Worte wie VERTRAUEN, ZUVERSICHT, WIR SCHAUEN IN DIE ZUKUNFT, DAS RISIKO KANN LAUFEND REDUZIERT WERDEN, FORTSCHRITT AN ALLEN FRONTEN konnte ich während seiner Rede in meinem Protokoll mehrmals anstreichen. Es gab denn auch einige Teilnehmer, die bei mir nach der Veranstaltung persönlich an der Glaubwürdigkeit dieser positiven Aussagen zweifelten. Eine Frau sagte mir sogar auf dem Heimweg nach der Veranstaltung, sie glaube der UBS nichts mehr. Das sind für mich alles nur schöne Worte gewesen, erklärte sie und fügte an: Ich werde mein Konto diese Woche bei der UBS trotz diesesn Beschwichtigungen vollständdig auflösen.

Rohner punktete vor allem am Anfang seines Auftrittes im Stadttheater mit seiner Entschuldigung. "Es tut mir leid,...." und dem Verständnis, das er den irritierten Kunden entgegenbrachte.

Hans Geiger, Simonetta Somaruga, Eugen Haltiner, Moderator Röbi Koller, Marcel Rohner, Urs Philipp Roth (v.l.)

Hans Geiger, Simonetta Somaruga, Eugen Haltiner, Moderator Röbi Koller, Marcel Rohner, Urs Philipp Roth (v.l.)

Im CLUB war ich erstaunt, als ich im Fernsehen den Konzernchef Marcel Rohner aus der Nähe betrachten konnte, mit den Schweisstropfen unter der Nase und seinen unsicheren unglaubwürdigen Formulierungen. Im CLUB musste er nun konkret Red und Antwort stehen. In einem Mail schrieb mir soeben ein Leser, er vermute, Rohner habe gewiss den CLUB vor der Sendung unter Druck gesetzt und habe den Machern bei der Auswahl der Teilnehmerrunde Bedingungen gestellt, die erfüllt sein müssen, wenn man ihn dabei haben wollte. Es war für mich auch erstaunlich, dass die UBS gleichsam von mehreren Akteuren in der gleichen Runde gestützt wurde (Haltiner und Roth). Es fehlte das eigentliche Gegengewicht. Obschon Rohner in der Runde gut eingebettet war, wirkte er meist unsicher. Er sprach nicht souverän. Der Dialog, die Diskussion als Uebungsanlage schien ihn zu überfordern.

Sein Auftritt im «Club» war jedenfalls alles andere als überzeugend.

Blieb blass: UBS-CEO Marcel Rohner.

UBS-CEO Marcel Rohner wirkte über weite Strecken farblos. Bild: SF

Artikel zum Thema im TAGI:

Anstatt Vertrauen einzuflössen, wirkte Rohner angeschlagen und unkonzentriert. Er hatte zu oft Formulierungssprobleme und freudsche Versprecher (reduzieren statt informieren). Hatte ihn nur die Uebungsanlage des Dialoges überfordert oder belasteten ihn persönliche Probleme?

Der Persönlichkeit fehlte die Durchsetzungskraft (dies konnte ich heute im Tagesanzeiger nachlesen)

Im Club wirkte Rohner jedenfalls für mich viel weniger souverän als in Schaffhausen. Man musste sich fragen: Warum war der Konzernchef so angeschlagen?

Ohne diese Frage zu beantworten, müsste man sich nach den Auftritten in Schaffhausen und im CLUB ernsthaft überlegen, ob man die oberste Spitze der UBS nicht sofort auswechseln sollte.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass dieser Schritt, aber auch dieser Schnitt einen positiven Einfluss hätte auf das Kundenverhalten. Geht es doch bei der UBS Krise ums Vertrauen. Das ist das Wichtigste! Das verlorene Vertrauen kann nicht mit alten Boni-Abzockermanagern aufbauen, die selbst in all den üblen Vorkommnissen verstrickt sind.