Dienstag, 24. Januar 2012

Animationstext für das aktuelle Intensivseminar in Bern




Wer mit Menschen zu tun hat, muss sich mit Kommunikation und Medien befassen







von Marcus Knill

Medien Wenige Führungskräfte sind sich bewusst, dass 90 Prozent ihrer Tätigkeit in irgendeiner Form mit Kommunikation zu tun hat. Im Umgang mit Medien gilt es vorerst, die grundsätzlichsten Kommunikationsphänomene zu kennen. Besonders bei der Medienschulung gilt der Slogan:







"Alle Dinge sind schwer, bevor sie leicht werden"














Das Wissen und Kennen theoretischer Hintergrundinformationen allein genügt nicht mehr. Jeder gute Koch wird Ihnen bestätigen: das Lesen eines Kochbuches macht noch keinen guten Koch! Deshalb müssen wir jede Chance nutzen und Auftritte wagen (prozessorientiertes Lernen). In der Praxis gilt ferner folgender Slogan:






In der Anwendung machen wir banalste Fehler, wir lernen am meisten durch eigenes Tun!

Der Lernweg beim Medientraining führt in die Richtung: Sich besser akzeptieren können und sich selber bleiben - auch in schwierigen Situationen. Unter Umständen ist eine unverbildete, nicht rezeptorientierte Person im Medienauftritt besser als jemand, der angstvoll oder mit zu hohen Ansprüchen vor dem Mikrofon oder vor der Kamera steht.







Mulmiges Gefühl






Wenn in einem Spital das Telefon klingelt und ein Journalist oder eine Journalistin eine heikle Frage stellt oder Auskunft verlangt, so stellt sich bereits bei vielen ein mulmiges Gefühl ein. Chefärzte, Verwaltungskader ebenso wie Pflegepersonen wissen nicht schlüssig, welches Verhalten bei überraschenden Anfragen angebracht oder richtig ist. Die Frage muss in einer solchen Situation lauten:
  • Darf ich Auskunft geben?
  • Soll ich den Pressesprecher beiziehen oder muss ich die Auskunft verweigern?
  • Kann ich mit einer Notlüge den Schwarzen Peter weitergeben?
Dieses Verhalten ist verständlich, denn niemand will sich ungeschickt zeigen oder Fehlinformationen weitergeben. Ein Spital, das nicht über ein Medien-Konzept verfügt, könnte früher oder später unangenehme Schlagzeilen machen. Wir wollen uns hier nicht auf solche Konzepte konzentrieren; wichtig bei dieser Thematik ist jedoch die Frage, wer im Spital Medienauskünfte geben darf und wer nicht! Wie müssen sich nun Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegenüber Medienleuten verhalten? Selbstverständlich müssen auskunftsberechtigte Leute angemessen geschult werden, am besten mit praktischen Übungen. Obwohl es im Bereich "MedienPower" eine Überfülle an theoretischen Ratschlägen gibt, sollen hier einige wichtige Punkte genannt werden. Die folgenden Hinweise basieren auf meinen eigenen Erkenntnissen aus der Beratertätigkeit in Studios, Seminarien und nachträglichen Analysen.













Sie müssen Ihre wesentliche Aussage kennen, bedenken und entsprechend vermitteln können.
Sie müssen Ihre Kernaussage kennen und veranschaulichen. Wichtige Aspekte müssen im Gespräch angekündigt, hervorgehoben und wiederholt werden. Innerhalb dieses Dialogs muss der Redner auch erkennen, welche Absichten, Bedürfnisse der Empfänger hat. Eine gute Wahrnehmung lässt Sie geschickter, überzeugender, präziser und schneller argumentieren, vor allem in schwierigen Situationen. Ein guter Arzt merkt im Patientengespräch auch, welche Fragen für sein Gegenüber im Zentrum stehen.
Nur wer echt, ehrlich und natürlich kommuniziert, überzeugt den Empfänger.
In der Praxis hat sich längst gezeigt, dass gespieltes, unechtes Medienverhalten rasch entlarvt und selbst von Laien erkannt wird. Nicht nur die Kamera ist ein Lügendetektor. Auch ein Mikrophon entlarvt. Die Tonlage und Intensität der Stimme sind ein Barometer für psychische Befindlichkeiten wie Angst, Unsicherheit, Aggression, Arroganz usw. Wer echt kommuniziert, hat deshalb den grossen Vorteil, dass Aussage und nonverbale Signale Übereinstimmen, synchron sind. Wenn ich natürlich spreche, muss ich keine entlarvende Nahaufnahme fürchten, Und wenn Körpersprache und verbale Aussage korrespondieren,sind wir im Gespräch glaubwürdig. Ein Sender, welcher sich dieser Phänomene bewusst ist, kann sich voll und ganz auf das Zuhören und Denken konzentrieren. Wer in fragwürdigen Medienseminarien gelernt hat, sich mit Äusserlichkeiten zu beschäftigen (Blick in die Kamera, Hände, Augen usw.) wird diese Kommunikationskosmetik früher oder später in einem anderen Seminar wieder wegtrainieren müssen.








ackeret aufdermauer







Umgang mit den Medien - 10 Tipps








1. Journalistinnen und Journalisten sind Ihre Partner, nicht Ihre Feinde. Das heisst aber nicht, dass Sie Ihre Freunde sind!
2. Medienleute wissen nicht alles, das wissen sie selber. Deshalb stellen sie Fragen. Das soll Sie nicht nerven, sondern zeigen, dass (in den meisten Fällen) ein echtes Interesse hinter den Fragen steckt. Medienleute haben die Aufgabe zu informieren.
3. Medienleute stehen ständig unter Zeitdruck. Sie sind nicht immer schlechte Organisatoren, wenn sie die Antworten am liebsten schon vorgestern hätten. Versuchen Sie zu kooperieren, zu helfen.
4. Medienleute wollen Aktualität, nicht kalten Kaffee. Die Suche nach Aktualität gehört zu ihren Aufgaben. Liefern Sie die Informationen, die Sie haben und herausgeben können, möglichst schnell.
5. Medienleute sind - von Ausnahmen abgesehen - nicht käuflich. Versuchen Sie deshalb nicht zu verhandeln oder über Geld zu sprechen.
6. Die meisten Medienleute wollen die Wahrheit erfahren. Sprechen Sie also eine klare, unmissverständliche Sprache. Seien Sie ehrlich und offen.
7. Medienleute sind eigenständig, eigenwillig. Auch das gehört zu ihren Aufgaben. Das sollte Sie aber nicht davon abhalten, ihnen Ihren Standpunkt zu erklären, sie zu überzeugen. Argumentieren Sie!
8. Versuchen Sie ein Vertrauensverhältnis zu Ihrem lokalen Medium aufzubauen. Rufen Sie auf der Redaktion an, sprechen Sie mit den Medienleuten über Ihre Anliegen, Vorhaben usw. Auch Medienleute sind an Gesprächen interessiert, die nicht am nächsten Tag abgedruckt oder gesendet werden.
9. Ein schwarzes Schaf ist nicht repräsentativ für einen ganzen Berufsstand. Weisen Sie Medienleute nicht aus einer schlechten Laune oder aufgrund schlechter Erfahrungen zurück. Sagen Sie vielmehr, was Ihr Problem ist, wo die Schwierigkeiten liegen usw. Die meisten Medienleute können zuhören und verstehen.
10. Laden Sie für Medienkonferenzen, Tagungen usw. nur jene Medienleute ein, die Ihr Zielpublikum mit Informationen bedienen. Deshalb ist der Kontakt zu den lokalen Medien so wichtig.







Sie müssen präsent sein!






Wenn bei einem Medienauftritt nur eine Pflichtübung absolviert wird und die Freude am Auftritt fehlt, so leidet die Qualität jedes Beitrages. Der Gedanke: "Ich bin eben nicht begabt!" Oder: "Es gibt Leute, die haben die Begeisterungsfähigkeit im Blut", ist ein billiges Ausweichmanöver. Mit der Kommunikation ist es wie mit Pianisten. Es gibt gewiss ein bestimmtes Begabungspotental, dennoch bringt nur hartes Training Erfolg! Auch im Umgang mit den Medien haben wir uns mehr Verhaltens- und Sprechgewohnheiten erworben (Ausdruck, Lautstärke, Tonfall, Dialekt, Tonhöhe) als uns lieb ist.
Wir sind uns dessen meistens kaum bewusst. Durch fachgerechtes Coaching lässt sich erwiesenermassen viel mehr korrigieren und optimieren als wir annehmen.
LINK:
03 Juni 2009
Helmuth Rilling, 1933 in Stuttgart geboren, ist Dirigent, Lehrer und Botschafter Bachs in der ganzen Welt. 1954 gründete Helmuth Rilling die Gächinger Kantorei, 1965 kam das Bach-Collegium Stuttgart als instrumentaler ...







Balance zwischen Kürze und Ausführlichkeit






Im "Hamburgermodell" (Verständlichkeitspyramide) werden als wichtigste Verständlichkeitshelfer genannt: Einfachheit, Struktur, Kürze, Stimulanz, das heisst Bilder, Vergleiche, Erzählungen, Geschichten, Details. Bei Medienauftritten zeigt sich recht häufig wie sehr viele Leute Mühe mit Kürze und Ausführlichkeit haben. Diese paradoxe Forderung (Kürze und Ausführlichkeit) lässt sich bewältigen, indem wir pro Votum nur ein Argument konkretisieren. Dieses Argument, nämlich nur das wichtigste, kann mit einem Beispiel, einem passenden Vergleich oder einem konkreten Erlebnis einer Geschichte visualisiert und inhaltlich besser erklärt werden. Medientraining heisst deshalb auch: Spielen lernen mit Bei-spielen. Für abstrakte Gedanken müssen treffende Beispiele zur Erläuterung und Verständlichkeit herangezogen werden.
Es ist deshalb immer gut, Worte mit einem hohen Anteil an Konkretheit oder Bildhaftigkeit zu wählen, welche beim Empfänger eine Vorstellung möglich machen. Wenn wir aber einem Eskimokind das Leben auf dem Mond erklären möchten, so macht es vermutlich wenig Sinn, den Mond mit dem Leben in der Wüste zu erklären. Die Erfahrungswelt der Wüste fehlt den Eskimokindern. Menschen, die einfach und kurz reden und trotzdem farbige und konkrete Details schildern, werden nicht nur besser verstanden, sie sind auch bei Medienleuten aus verständlichen Gründen beliebter.







Situationen klären






Vor jedem Beitrag müssen wichtige Fragen mit der Journalistin, dem Journalisten geklärt werden. Beachten Sie folgende Punkte vor Ihrem Interview:





Welches Sendegefäss? (Live, Datum, Zeit der Ausstrahlung).
Wie wird der Beitrag eingebettet? Welche Aspekte gehören dazu?
Gibt es Gelegenheit",Denkzeit" zu gewinnen? (Wenn ein Sportler mitten im Schlaf aufgeweckt wird und um ein Interview gebeten wird, so darf er sagen, dass er in fünf Minuten zurückruft.)
Habe ich das Recht, das Interview noch einmal zu hören, zu lesen oder meine Aussagen zurückzunehmen?
Werden Aussagen des Vorgesprächs als Interviewaussagen verwendet?







Start ritualisieren






Jeder Sportler versucht in der Startphase alles zu tun, um sich während des Rennens voll und ganz auf den Ablauf zu konzentrieren. Ein Skirennfahrer würde nie erst während des Rennens die Brille, die Bindung oder den Sitz der Handschuhe prüfen oder den Helm zurechtrücken. Bei Medienauftritten hingegen gibt es immer wieder Akteure, die sich zuerst warmreden müssen und erst nach zwei Minuten voll kommunizieren, mit Händen, Augen und Stimme. Bei Medienauftritten gilt: Die Vorbereitungsphase muss ritualisiert werden. Das heisst, Sie müssen sich vor dem Auftritt so einstellen, damit Sie entlastet sind und sich voll und ganz auf Ihr Gegenüber (Journalist) konzentrieren können.


Link:
Bei der Unterhaltung mit einem neuen Gesprächspartner haben sich folgende Smalltalk Starts bewährt: Spannendes Programm heute. Mich nimmt wunder, wie ...
www.rhetorik.ch/StartSchluss/StartSchluss.html







Richtig einsitzen vor dem Interview: "Sitze ich bequem und stabil?"
Hände nicht blockieren oder verkrampfen. Lockere, offene Startposition einnehmen.
Blickkontakt mit dem Gegenüber schon vor dem Reden aufnehmen, nicht erst während des Sprechens.
Atmen Sie voll durch (das Zwerchfell nicht vergessen!)
Mentale Präsenz, positive Einstimmung auf das Interview






So wie ein Skifahrer wahrend seiner Fahrt voll konzentriert ist, müssen auch Sie alle Nebengedanken vermeiden. Hören Sie zu, denken Sie mit, Überlegen Sie ruhig vor Ihrer Antwort. Ihr Gegenüber braucht jetzt Ihre volle Aufmerksamkeit.







Reden Sie Umgangssprache






Allein das Lesen dieses Beitrages hilft Ihnen noch nicht über alle Hindernisse hinweg. Wertvolle Hinweise, auch aus Medienratgebern, sind gut, wichtiger und besser ist jedoch die Übung, die Erfahrung, die Sie im Training machen können. Dennoch gibt es bezüglich der Sprache noch einige wissenswerte Hinweise:







Reden Sie unkompliziert und benutzen Sie Umgangssprache. Vergessen Sie, wenn möglich jeden Fachjargon. Gerade für Mediziner ist das oft ein Problem.
Wenn Sie sich schriftlich auf ein Interview vorbereiten, notieren Sie nur Stichworte, nie ganze Sätze oder Redewendungen.
Versuchen Sie, mehr Verben als Substantive zu verwenden. Verben werden besser verstanden als Substantive, die Sätze sind natürlicher, flockiger. Zum Beispiel: Sagen Sie nicht: "Die Überprüfung vom Gemeinderat führt zur Erkenntnis, dass..." Sondern: "Der Gmeinderat hat die Vorlage kontrolliert und gesehen, dass...






Verständliche Gedankenkonstruktionen sind einfach und kurz, beinhalten rund 13 Worte. Leider wollen viele besonders gescheit reden. Die Folge davon sind Bandwurmsätze und Schachtelsätze, auch "Nebelsätze" genannt. Nach einem eintägigen Medienseminar sagte mir eine Teilnehmerin: "Erst heute ist mir bewusst geworden, dass ich ganz normal reden kann. Ich wollte meist mit meinem Fachjargon beweisen, dass ich kompetent bin. Im Grunde genommen ist es gar nicht so schwer, verständlich zu reden. Wir wollen es nur zu gut machen." Wer nicht verbissen gut sein will, ist letztlich im Medienauftritt gut.







Vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen






All diese wertvollen Ratschläge können dazu verleiten, dass wir uns auf zu viele Dinge gleichzeitig konzentrieren und vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen. Keine Angst! Die Erfahrungen eines welschen Radio- und Fernsehjournalisten sind hier sehr hilfreich. Focussieren Sie nur drei Punkte!







Hören: Immer präsent sein- Fragen ganz zu Ende hören, überdenken, nachfragen, Gehörtes klären.
Denken, dann reden: Was ist meine Kernaussage? Welche Botschaft muss ich transportieren? Was darf ich sagen? Was sage ich nicht? Was ich sage ist wahr - aber ich muss nicht alles sagen, was wahr ist.
Bleiben Sie sich selbst: Echt, natürlich und offen kommunizieren. Keine Zurückhaltung mit Gestik, Ausdruck und Emotionen. Das heisst, nicht gebremst kommunizieren.






Nun, mir bleibt nur noch, Ihnen beim nächsten Medienauftritt viel Erfolg und auch ein bisschen Spass zu wünschen!




Ein aufschlussreicher Entscheid des Ombudsmannes des Schweizer Fernsehens: Paul Rechsteiner SP wurde drei Wochen vor den Wahlen ein Wettbewerbsvorteil verschafft,

 


Ich zitiere NZZ


Ombudsmann rügt Roger Schawinski

Bevorteilung eines St. Galler Ständeratskandidaten

Der Schweizer Journalist und Moderator Roger Schawinski posiert im Aufnahmestudio der Sendung «Schawinski». (Bild: Keystone / AP / SRF/Oscar Alessio)Zoom
Der Schweizer Journalist und Moderator Roger Schawinski posiert im Aufnahmestudio der Sendung «Schawinski». (Bild: Keystone / AP / SRF/Oscar Alessio)
ras. Nachdem der einstige Radiopirat das Schweizer Fernsehen SF geentert hat, plagen ihn nun auch die regulatorischen Fesseln des öffentlichen Rundfunks. Schon zweimal hat sich der Ombudsmann, Achille Casanova, wegen Beschwerden mit Roger Schawinskis Talkshow befassen müssen. Im einen Fall rügte ihn der Ombudsmann, im andern Fall stützte er ihn.
Ein Zuschauer kritisierte, dass Schawinski am 7. November den damaligen St. Galler Ständeratskandidaten Paul Rechsteiner eingeladen hatte. Damit habe Schawinski ihm knapp drei Wochen vor dem zweiten Wahlgang einen Wettbewerbsvorteil verschafft und gegen die Richtlinien von SF verstossen.
Chefredaktor Diego Yanez widersprach: Gemäss den Hausregeln dürften zwar ab drei Wochen vor einem Urnengang keine Kandidatenporträts mehr gezeigt werden. Doch bei einer Talkshow handle es sich nicht um ein Porträt. Casanova klärte darauf den Chefredaktor über dessen eigene Regeln auf. Die publizistischen Leitlinien zur wahlpolitischen Auszeit gälten nicht nur für Porträts, sondern auch für Unterhaltungs-, Sport- und Talk-Sendungen. Rechsteiner habe trotz den kritischen Interviewfragen sehr wohl eine Kampagne für sich selber treiben können, hielt Casanova in seiner Stellungnahme fest. Damit sei er gegenüber den beiden andern Kandidaten bevorteilt worden.

Der fromme SP Nationalrat



Er tritt für die Minderbemittelten ein, lehnt den Darwinismus ab und die Homo-Adoption ab. Er ist auch gegen die Drogen Liberalisierung und die Abtreibung.


Ich zitiere 20 Min:



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SP-Nationalrat und Gewerkschafter Philipp Hadorn trägt seine fromme Gesinnung mit dem roten Fischli-Pin zur Schau.

SP-Präsident Christian Levrat trägt gerne einen roten Pin mit dem Parteilogo. Auch Genosse Philipp Hadorn trägt einen roten Pin – aber dieser hat die Form eines Fischs. Das sei für ihn «ein Bekenntnis, dass ich jemand bin, für den Jesus wichtig ist», betont Hadorn gegenüber 20 Minuten Online. Der neue Solothurner Nationalrat ist als bekennender Frommer ein Exot in seiner Fraktion. Als einziger SP-Vertreter weit und breit spielt er mit dem Gedanken, Abtreibungen wieder zu verbieten. Und er möchte die Schöpfungsgeschichte in den Lehrplänen verankern: «Ich würde mir wünschen, dass in der Schulbildung nicht nur der Darwinismus Platz findet, sondern auch die biblische Erklärung für die Entstehung der Welt und der Arten.»
Hadorn stellt sich damit auf die Seite der Kreationisten. Diese bekämpfen vor allem in den USA eifrig die darwinistische Evolutionstheorie. Denn Darwins Erkenntnis, dass die Menschen das Produkt einer langen Fortentwicklung der Arten sind, steht im fundamentalen Widerspruch zu einer wörtlichen Auslegung der Bibel. Dort steht, Gott habe den Menschen als sein eigenes Abbild geschaffen.
Für ihn sei klar, dass Gott der Schöpfer allen Lebens auf dieser Welt sei, sagt Hadorn. Wie er das genau gemacht habe, in welcher Form und in welchem Zeitablauf, spiele für seinen Glauben, seine Politik und sein Leben zwar keine zentrale Rolle. «Ich finde es aber schade, dass wissenschaftliche Kreise die Idee des Intelligent Design als Gift betrachten.» Intelligent Design ist eine Spielart des Kreationismus: Ein intelligenter Urheber – also Gott – habe Tiere und Pflanzen geformt, nicht die natürliche Selektion.


Kopfschütteln bei der SP



Dass ein Genosse solches evangelikales Gedankengut gerne in den Lehrplänen integriert sähe, löst bei anderen Sozialdemokraten Kopfschütteln aus. Zumal die Partei in ihrem Programm schreibt, sie setze «Irrationalismus und religiösem Fundamentalismus das Modell einer pluralistischen Gesellschaft im laizistischen Staat entgegen (…)». «Es ist völlig abwegig, dem Kreationismus einen Platz in unseren öffentlichen Schulen einzuräumen», sagt der Schaffhauser Nationalrat Hans-Jürg Fehr. Wer daran glauben wolle, solle das im Privaten machen.
Noch deutlicher äussert sich der Präsident der Jungsozialisten (Juso), David Roth. «Wenn Hadorn will, dass der Kreationismus an den Schulen gelehrt wird, dann sind wir nicht nur irritiert – dann haben wir Krach.» Der Staat betreibe schliesslich weder Kloster- noch Koranschulen. Die Schule diene der Vorbereitung der Kinder auf das Leben, das solle auf einer wissenschaftlichen Basis geschehen, erklärt Roth. Wissenschaft habe immer Empirie zur Grundlage und basiere auf nachvollzieh- und nachprüfbaren Aussagen. «Beides ist beim Kreationismus nicht gegeben.»


Auch gegen die Homo-Adoption




In gesellschaftspolitischen Fragen tickt Hadorn nicht nur in Bezug auf die Abtreibung wertkonservativ. Das zeigt ein Blick auf sein Smartvote-Profil. Er sagt «eher Nein» zur Drogenlegalisierung, zur Sterbehilfe und zur Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare. Er werde bei Bedarf auch mal anders stimmen als die Mehrheit der Fraktion, so der dreifache Familienvater.
Die ethische Richtschnur sei für ihn die Bibel. Gegen Abtreibungen wehrt er sich auf der Grundlage der Schrift, weil die Gesellschaft ihre schwächsten Glieder schützen müsse – also die ungeborenen Kinder. Eine Welt ohne Drogen wäre für Hadorn eine bessere Welt. Und dass Homosexuelle Kinder adoptieren können sollen, entspricht für ihn nicht dem «natürlichen Zustand der Familie».
Hadorn bemüht sich jedoch um eine differenzierte Haltung. Wir lebten nun mal in einer Welt, in der nicht alles so sei, wie es wünschenswert wäre. Auch als gläubiger Christ könne man nicht alles schwarz oder weiss sehen. «Ich will nicht in eine fundamentalistische Ecke gedrängt werden.» Respekt und Anerkennung gegenüber Gleich- und Andersdenkenden sei ebenfalls eine zutiefst christliche Tugend.


Mehr ein Problem für Hadorn als für die Partei




Mit seinen «exotischen» gesellschaftspolitischen Haltungen isoliert sich Hadorn jedoch in seiner Fraktion. Das sei weniger ein Problem für die Partei als für Hadorn selbst, sagt Hans-Jürg Fehr. «Er muss damit zurechtkommen, ganz am Rand der Fraktion zu stehen.» Falls Hadorn beginnen würde, bei den Genossen zu missionieren, würde er auf massivsten Widerstand stossen, ist sich Fehr sicher. Auch die Solothurner Nationalrätin Bea Heim macht klar: «Ein Abtreibungsverbot ist für uns sicher kein Thema.»
Harschere Töne kommen wiederum von Juso-Chef Roth. Er wirft Hadorn eine «extrem reaktionäre Haltung» vor. «Es ist nicht akzeptabel, wenn ein Nationalrat in der Abtreibungs-Frage von der Parteilinie, die seit Jahrzehnten ganz klar ist, abweicht.» Roth fordert, dass die SP nicht zur «Mandatelieferantin für Evangelikale und Vertreter anderer radikaler Glaubensrichtungen» werden dürfe. Er lehne es auch ab, dass ein Sozialdemokrat religiöse Symbole wie das Fischli (siehe Box) verwendeten. «Das hat in der Politik nichts verloren.»
Doch für Hadorn beruht seine politische Karriere auf dem Glauben. Sein Einzug in den Nationalrat sei Gottes Wille, sagt das Mitglied der Evangelisch-Methodistischen Kirche Gerlafingen, einer gemässigten evangelikalen Freikirche. «Ich wusste eine ganze Schar von Betern hinter mir», erklärte er nach der Wahl auf der Website jesus.ch. Diese spirituelle Unterstützung war in seinen Augen ausschlaggebend, dass er seine härtesten parteiinternen Konkurrenten hauchdünn – mit 22 respektive 28 Stimmen Vorsprung – schlug.


«Ich bin in der richtigen Partei»


Angesichts seines frommen Weltbildes stellt sich die Frage, warum Philipp Hadorn überhaupt bei der SP gelandet ist. Das wollten auch Leute aus dem religiösen Lager immer wieder von ihm wissen, erklärt Hadorn. Doch für ihn sei es eben genau die SP, die seinem sozialen Gedankengut am besten entspreche. «Jesus hat uns vorgelebt, jenen Menschen zu helfen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.» Was die Fürsorge für die Mitmenschen anbelangt, sei er deshalb in der völlig richtigen Partei.
«Sozialpolitische Fragen sind doch für die Politik viel entscheidender als etwa die Frage, wer mit wem ins Bett geht», findet Hadorn. Auch in der Bibel gehe es viel häufiger um das Verhältnis zwischen Arm und Reich als um Sexualmoral, betont der Sekretär der ÖV-Gewerkschaft SEV. Und verteilt noch einen Seitenhieb an jene Glaubensbrüder, die bei der SVP oder der EDU gelandet sind: «Ich finde es vielmehr irritierend, wenn bekennende Christen bei Parteien sind, die eine Politik fürs Grosskapital machen statt für die ‹kleinen Leuteۛ›».


Kommentar: Ich gehe davon aus, dass die Partei ihren frommen Nationalrat gewähren lässt (solange er nicht missioniert). Doch könnte Philipp Hadorn für die SP langfristig zum Problem werden.

Originelle Strassenkünstler:




Es gibt Street artists, die das Leben erheitern (Quelle Tagi)