Mittwoch, 5. August 2009

Zur Informationskampagne "Schweinegrippe"

Was das BAG gut macht und was noch fehlt

Aus Blick online:

Nach der gestrigen telefonischen Erkundigung bei Marcus Knill, (K+K Kommunikationsberatung)

BERN –Die Schweinegippe-Welle rollt auf uns zu. Ärzte sind verunsichert und Kommunikations-Experten kritisieren die Informationspolitik des BAGs.

&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&

Schweizerische Eidgenossenschaft, Bundesamt für Gesundheit BAG

Wichtig für alle.

Man kann durch einfache Massnahmen dazu beitragen, sich selbst und andere zu schützen.

Hände waschen.

Hände waschen.

Waschen Sie sich mehrmals täglich gründlich die Hände mit Wasser und Seife.

Bleiben Sie zu Hause.

Bleiben Sie zu Hause.

usw.

&&&&&&&&&&&&&&

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) warnt vor der Schweinegrippe. Im Herbst könnten 1 bis 2 Millionen Schweizer daran erkranken und 5000 daran sterben. Ist das Angstmacherei oder vernünftige Informationspolitik?

Albert Wettstein, Chefarzt des Stadtärztlichen Dienstes Zürich, verteidigt das Vorgehen: «Obwohl die Schweinegrippe etwas weniger schlimm ist, als wir erwartet haben, wird die Bevölkerung im Herbst merken, warum das BAG die Warnungen herausgegeben hat. Spätestens wenn Schwangere oder junge Männer im besten Saft sterben.»

Um die Bevölkerung zu informieren, hat das BAG die Homepage «pandemia.ch» aufgeschaltet.

Kommunikations-Berater Marcus Knill hat sich mit der Informationspolitik des BAGs und der entsprechenden Homepage «pandemia.ch» auseinandergesetzt. «Auf den ersten Blick ist die Seite gut aufgemacht und sehr einfach gestaltet.» Doch es gibt ein gewichtiges Aber.

Einige Mängel

Gemäss Knill fehlen wichtige Details. «Die Werbe-Spots mit Beat Schlatter sind zwar auch auf der Seite, allerdings wird in den Spots nie gezeigt, wie man richtig die Hände wäscht.» Auch die fehlende Interaktivität der Pandemie-Seite prangert Knill an: «Die Leute müssten Fragen stellen können, auf die sie möglichst schnell Antworten bekommen sollten.»

Das grösste Versäumnis des BAGs seien aber die Übersetzungen. So steht die Seite auf Deutsch, Französisch und Italienisch zur Verfügung. Rätoromanisch fehlt aber. Die Ausländer wurden ganz vergessen: «Man muss auch an die ganzen Portugiesen, Albaner, Türken usw. denken. Es ist äusserst wichtig, dass auch diese wissen, wie man sich schützen kann», sagt Knill.

Insgesamt kommt Knill zur Ansicht, dass es zwar richtig sei, dass das BAG informiere. Jedoch sei die Pandemie-Seite nicht fertig gedacht worden.

Hausärzte unzufrieden

Auch Hausärzte kämpfen mit Unklarheiten. Wie die «SonntagsZeitung» berichtet, bestürmen verunsicherte Hausärzte die grossen Kantonsspitäler. Diese fordern deshalb, dass das BAG aktiver und regelmässiger informiert.

Das sieht Zürichs Stadtarzt Albert Wettstein anders: «Der Informationsfluss klappt hervorragend. Wir erhalten jede Woche ein Bulletin und falls etwas unklar sein sollte, schaue ich auf der Homepage des BAG nach.» Es sei richtig, dass das BAG zurzeit nicht ständig neue Aussagen mache, findet Wettstein. «Man muss zurückhaltend sein, damit man nicht zuviel sagt. Die Schweinegrippe entwickle sich so fulminant, dass man leicht falsche Informationen verbreiten könne.

Dem widersprechen die Infektiologen von den Kantonsspitälern Aarau und Luzern. Sie würden andauernd Anrufe von Hausärzten erhalten, die um Rat und Hilfe fragen, weil sie nicht genügend informiert seien.

Kommenar: Es bleibt zu hoffen, dass das BAG die Defizite raschmöglichst nachbessert.

Zankapfel Réduit

1/11 Die «Club»-Runde zur «Alpenfestung», von links: François de Capitani (Kurator am Schweizerischen Landesmuseum), Josef Lang, (Nationalrat und Vorstand der GSoA), Georg Kreis, (Geschichtsprofessor), Röbi Koller (Moderation), Ueli Haldimann (Direktor SF), Nathalie Unternährer (Leiterin Nidwaldner Museum), Rudolf Jaun (Militärhistoriker). Sehen Sie nachfolgend Bilder von der ersten «Alpenfestung»-Sendung.

Das Thema Réduit polarisiert- weshalb?

Es ist dem Club zu verdanken, dass der Bevölkerung deutlich wurde, weshalb die Filmsequenzen über die Alpenfestung für heisse Köpfe sorgten. Die Gesprächssrunde machte bewusst, dass es den Vertretern des Bergier Berichtes sauer aufgestossen ist, dass man nun mit einer Serie das Réduit thematisiert, das in ihrem Bericht (bewusst?) völlig ausgeklammert blieb. Ich habe von einem renommierten Militärhistoriker erfahren, dass die Bedeutung der Schweizer Armee und das Konzept des Réduit von gewissen ideologisch geprägten Wissenschaftern bewusst negativ beleuchtet worden war. So wie nach dem zweiten Weltkrieg auch folgende einseitige Sicht kolportiert worden war:

1. Die Verschonung unserer Landes ist ausschliesslich der bewaffneten Armee zu verdanken.

2. Vor allem das Réduit mit der Besetzung der Nord-Südachse habe die Nazis zur Vernunft gebracht (Der Eintrittspreis sei deshalb zu hoch gewesen)-

Später kam es vor der Erstellung der Bergiers Berichtes zu einer gegenteiligen einseitigen Optik:

1. Die Schweiz sei nur deshalb verschont geblieben, weil Offiziere und Politiker mit den Nazis zusammengespannt hätten.

2. Man habe der Bevölkerung Sand in die Augen gestreut und zu wenig betont, dass hilfsbedürftige Flüchtlinge ausgesperrt wurden.

3. Die Armee sei völlig wirkungslos gewesen

In der Diskussion im CLUB erkannten kritische Zuschauer, dass es vor allem beim Stichwort "Réduit" um einen Glaubenskrieg geht. Die einseitige Position von Jo Lang und Co wurde unverblümt und geschickt immer wieder als Fakt in den Raum gestellt. Für sie müsste eigentlich das Wort Réduit aus den Köpfen getilgt werden, denn mit diesem Wort sind Assoziationen wie INSEL, ABKAPSELUNG, VERTEIDIGUNG usw. verbunden. Das Fernsehen trage dazu bei, dass der Réduitgedanke neue auflebe.

Im Zeitalter der Multikultur und der Globalisierung haben für Jo Lang Mythen und Symbole wie Unabhängigkeit, Rütli, Tell keinen Platz mehr.

Dass diese absolute Position wiederum konservative Geister wecken musste, die in den Köpfen der Aktivdienstgeneration steckt, lag in der Luft. Es kam deshalb zu vehementen Protesten. Es wird aus meiner Sicht kaum mehr möglich sein, eine Brücke zu bauen zwischen Réduitgläubigen und Réduitverleugner.

Bei dieser Frage gibt es nämlich - kein "Entweder - oder", sondern nur ein "Sowohl als auch".

Ich zitiere BAZ:

«Ihr müsst der GSoA eigentlich dankbar sein», meint der Historiker François de Capitani und richtet seinen Blick Richtung TV-Direktor Ueli Haldimann. Die Armeeabschaffer forderten schon nach der ersten Folge die Abschaffung der Sendung, da die 55 Millionen Kriegsopfer wegen Nichterwähnung verhöhnt würden. Die GSoA rief damit eine Unmenge weitere Verhöhner auf den Plan, die zum Teil selbst die Aktivdienstgeneration in Verruf geraten sahen und mit ihren empörten Kommentaren das SF-Verkleidungsspielchen zum Schweizer Medienthema Nummer eins machten. Die Neugier vieler Zuschauer wurde dadurch erst geweckt.

Kommentar: Die GSoA ist sich wohl kaum bewusst, dass sie mit Ihrem Protest die beste Werbung für die Sendereihe im Schweizer Fernsehen gemacht hat. Ich behaupte: Das Fernsehen verdankt vor allem den Armeeabschaffern die erstaunlich hohe Einschaltquote.

Lang hell entsetzt

Den Standpunkt der GSoA vertrat im «Club» Nationalrat Jo Lang, der in seinen nicht enden wollenden Wortmeldungen unzählige Male wiederholte, was alles in der Sendung «skandalöserweise» ausgespart wird: das Leid der Opfer, das Flüchtlingselend, die Schweizer Waffenlieferungen nach Deutschland. «Helles Entsetzen» habe bei ihm das Zuschauen zuweilen ausgelöst.

Kommentar: Aus rhetorischer Sicht scheint Jo Lang gepunktet zu haben. Er kam immer wieder zu Wort und schaffte es sogar, dass der Moderator die traditionelle Spielregel ausklammerte, den Erstredner nicht auch noch am Schluss zu Wort kommen zu lassen. Jo Lang und Co konnte jedenfalls mit dem Eröffnungsvotum und den Schlussbemerkungen die Sendung gleichsam einrahmen. Jo Lang weiss sehr gut was Wiederholungstaktik heisst.Er schlug seine Argumentationsnägel tief ein. Dennoch habe ich das Gefühl, dass seine penetrante Art, Behauptungen als Fakten hinzustellen, letztlich kontraproduktiv waren. Behauptungen, wie: Die Sprengkammern am Gotthard seien leer gewesen und eine Vielzahl von Offizieren hätten mit Hitler sympatisiert, wurden gemäss meinen punktuellen Nachforschungen als plumpe Behauptungen erkannt. Dass die Kammern erst in der entsprechenden Alamstufe geladen werden, ist vielen bekannt und es ist auch hinlänglich bekannt, dass Hitler einen Angriffsplan gegen die Schweiz ausgearbeitet hatte (Plan Tannenbaum) und die Schweizer Armee unbestrittenermassen den Eintrittspreis erhöht hatte. Doch war es nicht nur die Armee, die uns vor den Kriegswirren bewahrt hatte.