Dienstag, 1. April 2008

Marcel Ospel: Jetzt brechen alle den Stab über ihm

20 Min online:

Das Grounding des Marcel Ospel

Der ehemalige KV-Stift Marcel Ospel machte die UBS zur erfolgreichsten Bank der Schweiz. In der Öffentlichkeit wird er nach seinem unrühmlichen Abgang jedoch in erster Linie:

als Abzocker, Swissair-Grounder und 40-Milliarden-Vernichter

in Erinnerung bleiben.

Nachtrag zu meiner Analyse im PERSOENLICH über Ospels Ausweichtaktik:

Siehe rhetorik.ch--> unter AKTUELL

Ich zitiere aus TAGI-online:

ospel

Das Ende einer Bankkarriere

Ospel, ein Teil des Problems

Aus allen Krisen und Machtkämpfen ging der gewiefte Taktiker in den letzten zehn Jahren als Sieger hervor. Die Ramsch-Hypotheken wurden ihm nun zum Verhängnis.

Kommentar: War vorhersehbar!

Marcel Ospel wollte die UBS nicht durch die Hintertüre verlassen. Nun musste er nicht nur durch die Hintertüre gehen, sondern er wurde sogar über Nacht vor die Türe gesetzt. Selbstverständlich beschönigte er noch im letzten Statement diese Tatsache und tat so, als sei er von sich aus gegangen, obschon in der Einladung der GV seine Wiederwahl vorgesehen war. Ospel spielte bis zum bittern Ende den ruhigen überlegten Chef, der immer alles im Griff hat.

Nachtrag Blick-online 2.4.08:

Ospel wurde zum Rücktritt gezwungen!

Jetzt muss Marcel Ospel also doch gehen. Die Bankenaufsicht in Bern hat sich am Ende durchgesetzt.

In drei Wochen ist sein letzter Arbeitstag: Marcel Ospel. (Reuters)

Medienspiegel nach Blick-online:

Die europäischen Wirtschaftsjournalisten wollen den demonstrativen Optimismus, den der gescheiterte Konzernchef gestern verbreitete, nicht teilen:

  • «Die Schweiz der Banken erzittert in ihren Grundfesten. Die finanzielle Situation der UBS lässt ein Szenario ‹à la Swissair› befürchten», titelt das belgische Wirtschaftsblatt «L´Echo» auf der Frontseite.
  • Auch die «Liberation» weist auf ein Swissair-Szenario hin. «Der Zusammenbruch der UBS provoziert Panik bei den Schweizer Behörden», schreibt das französische Blatt weiter. Der Autor verweist dabei darauf, dass die Schweizer Banken 12 Prozent des Bruttoinlandprodukts repräsentierten: «Wenn diese verschwinden, wird von der helvetischen Wirtschaft nicht mehr viel übrig bleiben...»

  • «Le Figaro» sieht die UBS in einem Sturm, das Bankdebakel lasse die Schweiz erzittern. Die «drastischen Entscheide» liessen die Investoren hoffen, so das Blatt weiter, allerdings müsse dieser Optimismus relativiert werden.
  • Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» warnt ebenfalls, die positive Reaktion der Börse könnte eine Übertreibung sein. Denn «wer will wissen, wie es mit der Finanzmarktkrise weitergeht?»
  • Die FAZ sieht bei der UBS «schwere Fehler im operativen Geschäft». Es bleibe «zu hoffen, dass die UBS mit einer neuen Führung den Pfad der Tugend wiederfindet».
  • Für das deutsche «Handelsblatt» löst der Wechsel an der Spitze die Probleme der UBS jedoch nicht. Zudem haben die Worte, mit denen Marcel Ospel seinen Rücktritt bekanntgab, für die Wirtschaftszeitung «trotzig» geklungen, «wie bei einem Schuljungen, den die Abschlussnote nicht mehr interessiert, weil er die Anstalt eh verlässt».
  • Es werde nicht einfach sein, die UBS «aus den Böen zu steuern», schreibt die «International Herald Tribune». Die Europaausgabe der «Financial Times» geht davon aus, dass es Jahre dauern wird, bis sich die UBS von der derzeitigen Situation erholt habe.
  • Die «Süddeutsche Zeitung» sieht die Wahl von Peter Kurer als Nachfolger von Ospel skeptisch. Wie tief die UBS in der Krise stecke, «macht nichts so deutlich, wie die Ernennung von Peter Kurer». (SDA/hhs)
  • Auch nach Marcel Ospels Abgang segle die UBS noch nicht in sicheren Gewässern, fürchten ausländische Medien. (Keystone)
    Alles zum UBS-Debakel

    BERN – Mehreren Schweizer Zeitungen stösst sauer auf, dass der abtretende Marcel Ospel verlauten liess, er habe seinen Beitrag geleistet. Das Gratisblatt «.ch» hält die Aussage sogar für einen Aprilscherz. Denn die Krise, in der die UBS steckt, scheint noch nicht vorbei. «Die Marke UBS liegt in Scherben», bilanziert der «Tages-Anzeiger» am Tag danach.

    Auch gemäss der «Neuen Zürcher Zeitung» hat die UBS die Krise noch nicht überwunden. Das Blatt ortet per Ende März immer noch notleidende Positionen in derselben Höhe in den Büchern der Bank. Die «Mittelland Zeitung» ist ebenfalls skeptisch. Sie befürchtet, «der Wiederaufbau wird die UBS auf Jahre in Beschlag nehmen».

    Die Ernennung von Peter Kurer zum neuen Verwaltungsratspräsidenten alleine helfe der Bank nicht aus dem Schlamassel, ist sich die Mehrzahl der Zeitungskommentatoren sicher. «Im UBS-Präsidium wird jetzt ein Name ausgetauscht, mehr nicht. Eine vertrauensbildende Massnahme ist das nicht», schreibt der «Tages-Anzeiger».

    Die «Luzerner Zeitung» hält Kurer lediglich für einen Übergangspräsidenten. «Sein Manko: Er ist kein Banker.» Und auch die «Berner Zeitung» spricht von einem «Grounding» der UBS. (SDA)

    Nachlese

    Was mich geärgert hat, das war die Selbstgefälligkeit die Ospel nach dem Abgang zelebriert hat. Für mich war es keine Selbstsicherheit, sondern eine Selbstüberschätzung. Wenn Ospel nach dem Desaster, das er angerichtet hatte, heute stolz sagt, er habe nun seinen Beitrag geleistet und er könne zufrieden gehen; so ist dies für mich eine unerhörte Arroganz. Ich gehe auch nicht davon aus, dass Ospel die Millionen Boni zurückzahlen wird, die es im Grunde genommen für den MALUS (die schlechte Arbeit) entrichten müsste.

    STOP AIDS:

    Werbung muss auffallen-

    aber um jeden Preis?

    Immer wieder sind Weberkampagnen im Schussfeld der Kritik. Bei Karrikaturen, Provokationen, Satire oder Ironie ist es meist sehr schwierig herauszufinden, ob die Grenze des Zulässigen überschritten worden ist. Selbst bei Rassismus, Verletzung religiöser Gefühle oder bei frauenverachtenden Bildern fällt es dem Gesetzgeber sehr schwer, einzugreifen. Bei der jüngsten Stop Aids Kampagne wird dieses Dilemma wieder einmal verdeutlicht.

    20 Minuten-online (1. April) - der Beitrag ist übrigens kein Aprilscherz:

    31.03.08;

    Kritik an Stop-Aids-Kampagne

    Kopulierende Paare auf dem Mond, in einer Höhle oder auf dem Meeresgrund: So sehen die neuen Sujets aus, mit der das Bundesamt für Gesundheit und die Aids-Hilfe Schweiz auf die Gefahren beim Sex ohne Kondom hinweisen. Die Sujets seien «juristisch heikel», denn sie würden die Grenzen der Moral und Ethik überschreiten, kritisiert ein Werberechtler.

    Überaus gewagt: Eines der Plakate der Stop-Aids-Kampagne.

    Sex in der Tropfsteinhöhle: Mit solchen Sujets betreiben das Bundesamt für Gesundheit und die Aids-Hilfe Prävention.

    Safer Sex soll auch in den Ferien, auf Geschäftsreisen oder an Partys praktiziert werden, so die Message.

    Auch wenn er das Anliegen nach einer wirkungvollen Aids-Präventionskampagne nachvollziehen kann, bezeichnet der renommierte Zürcher Werberechtler Dr. Sigmund Pugatsch die Sujets als «obszön» – und auch als juristisch heikel.

    «Das sind alles Darstellungen, die die Grenzen der Moral und Ethik, wie sie auch im Werberecht gelten, deutlich überschreiten»,

    so Pugatsch. Der Jurist kann sich sehr wohl vorstellen, dass jemand bei der Lauterkeitskommission oder einem städtischen Polizeidepartement gegen diese Plakatkampagne vorgehen wird. Schliesslich sei das schon bei weniger krassen Sujets wie etwa dem Tabu-Plakat oder der Sloggi-Werbung geschehen.

    Anders sieht dies Thomas Lyssy von der Aids-Hilfe Schweiz:

    «Die Kampagnen müssen ausgefallen sein, damit sie auffallen und ihren Zweck erfüllen.»

    Kommentar: Wir haben es immer wieder gesehen: Bei Provokationen entsteht zuerst ein Medienwirbel - doch die Proteste haben dann keine Folgen. Im Gegenteil: Wie bei den provokativen Plakaten der SVP tragen Kritiker sogar dazu bei, dass die umstrittenen Bilder erst recht bekannt und zusätzlich gratis abgebildet werden. Die Kritiker wurden somit zu Steigbügelhaltern der Werber.