Sonntag, 25. Februar 2007

Erneuerbare Energie lächerlich gemacht oder ging es nur darum, die Nachteile zu erwähnen?

Energieminister Moritz Leuenberger kritisierte die Werbespots des des Energiekonzerns Axpo. Die Spots sind derzeit im Kino zu sehen und werden demnächst auch im Fernsehen gezeigt. Leuenberger beanstandete, dass in den Spots die Sonnen- und Windenergie lächerlich gemacht werde. In einer Sequenz wird beispielsweise eine Jassrunde mit Köbi Kuhn gezeigt. Einer der Jasser prahlt mit seiner Solaruhr. Diese zeigt jedoch die falsche Zeit an. Um die Uhr aufzuladen, unterbricht ihr Besitzer die Jassrunde und begibt sich nach draussen, wo es in Strömen regnet.

Leuenberger fand, es sei kontraproduktiv, wenn sich die Axpo über erneuerbare Energien lustig mache. Das Volk werde dem Bau eines AKW nur zustimmen, wenn alles getan werde für Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Der Energieminister bat in der ARENA Sendung der Axpo, den beanstandeten Werbespot zu streichen.

Wie darf kritisiert werden?

Köbi Kuhn kann die Kritik des Energieministers nicht verstehen. Offenbar habe Leuenberger den Spass nicht verstanden, sagte er gegenüber der Sendung «10 vor 10» des Schweizer Fernsehens. Eigentlich müssten jene, die den Spot kritisierten, froh sein. Sie bekämen nun eine Plattform, die sie sonst nicht hätten. Nach der Axpo (Karrer) wollte sie mit den Sequenzen nicht die erneuerbaren Energien lächerlich machen, sondern lediglich auf die Nachteile hinweisen, die leider bis jetzt meist ausgeklammert blieben.

Kommentar: Wenn es um Energiefragen geht, prallen Welten aufeinander. Es gibt militante Kernenergiegegner und es gibt Interessenvertreter, die nicht viel halten von Landschaften, die mit Windrädern verschandelt werden und nie daran glauben, dass das Stromdefizit mit Erdwärme und Sonnenenergie je wettgemacht werden kann. Nach unserem Dafürhalten ist heute eine Versachlichung der CO2 Problematik angesagt. Es muss jetzt vor allem alles getan werden, den CO2 Ausstoss zu reduzieren. Somit haben laut Fachkreisen alternativen Energien wie auch die Kernenergie erste Priorität. Bis anhin wurden jedoch nur bei den Atomkraftwerken die Nachteile (Entsorgung, mögliche Pannen) unterstrichen. Bundesrat Leuenberger hat bestimmt recht, wenn er fordert, dass nicht eine CO2 freundliche Energiequelle gegen die andere ausgespielt werden darf. Doch müsste dieser Appell auch für all jene Kreise gelten, die bis anhin jahrzehntelang die CO2 freundliche Kernenergie verteufelt hatten und Kernkraftbefürworter lächerlich gemacht hatten.

Die Axpo hat den umstrittenen Werbespot zurückgezogen. Begründung: Wir möchten nicht, dass wir falsch verstanden werden. NAch unserem Dafürhalten, hat die Bemerkung Leuenbergers diesen Entscheid auch beschleunigt.

Beispiel eines sachlichen Textes:

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"Seit Monaten macht die Stromwirtschaft im Hintergrund Druck für neue Atomkraftwerke. Am letzten Mittwoch hat der Bundesrat entschieden: Es braucht mehr Energieeffizienz, mehr Förderung von erneuerbaren Energien, aber auch neue Atomkraftwerke. Denn ums Jahr 2020, wenn «alte» Werke wie Beznau und Mühleberg vom Netz gehen und Lieferverträge mit Frankreich auslaufen, drohe eine «Stromlücke», weil der Verbrauch steige."

Die Wortwahl verrät in der Regel die Gesinnung des Autors:

In der Presse lasen wir jüngst von einer "Atomlobby, die vor allem Frauen anstrahlen" werde (weil mit Webekampampagnen die weibliche Bevölkerung vermehrt angesprochen werden soll. Es hat nämlich sich gezeigt, dass die Frauen mehrheitlich gegen die Kernenergie sind). Wer die Diskussionen in Deutschland mitverfolgt, stellt ähnliche, ebenfalls gefärbte Formulierungen fest. Vielen Journalisten fällt es angeblich schwer, fach- und sachgerecht zu formulieren