Donnerstag, 11. März 2010

Regula Späni tritt zurück

«Ich höre von immer mehr Frauen, die ihren tollen Job aufgeben»: Regula Späni.

Jahrelang hatte ich mit Regula Späni Spitzensportern vor den Olympiaden das ABC der Medienrhetorik vermittelt . Wir vertraten beide folgende analoge Philosophie: Nur wer natürlich und authentisch ist, wirkt glaubwürdig. Wir lehnten immer das rezeptorientierte, theaterzentrierte Training ab und freuten uns, wenn die Sporter vor Mikrofon und Kamera überzeugend geantwortet hatten. Nun tritt Regula Späni vom Bildschirm zurück. Ich bin sicher, dass wir dennoch weiter zusammenarbeiten können.

Ich zitiere Tagi:

«Als Frau wird man im Sportjournalismus schärfer beobachtet»

Regula Späni (45) tritt Ende Mai ab. Die Sportmoderatorin verlässt das SF nach 21 Jahren. Sie tue es für die Familie, sagt Späni im Interview.

Sagt Adieu: Sportfrau regula Späni verlässt das SF.

Sagt Adieu: Sportfrau Regula Späni verlässt das SF. (Bild: Miriam Künzli )

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Regula Späni

Regula Späni (45) ist seit 1989 und noch bis Ende Mai 2010 beim Schweizer Fernsehen, unter anderem als Moderatorin und Redaktorin von «Sportpanorama», «time out», «sportaktuell» und «sportlounge». Ihre Nachfolge ist noch nicht geregelt. Späni ist mit SF-Sportredaktor Stefan Bürer verheiratet und hat drei Kinder. Die Familie lebt in Jona SG.

Frau Späni, Sie hören nach 21 Jahren in der Sportredaktion des Schweizer Fernsehens auf. Weshalb?

Regula Späni: In erster Linie tue ich es für meine Kinder. Sie sind jetzt 3, 8 und 10 Jahre alt. Ich will sie künftig enger begleiten, als es mir mit der Arbeitsbelastung bisher möglich war.

Es gibt keinen konkreten Auslöser für Ihre Kündigung?

Nein. Den Entscheid hatte ich für mich schon länger gefällt. Die Olympischen Spiele in Vancouver waren ein schöner Höhepunkt zum Abschluss. Spitzensportler hören ja auch nach einen Höhepunkt auf. Es ist ein guter Moment, mal durchzuschnaufen und dann etwas Neues zu wagen.

Was denn?

Ich habe noch keine Pläne. Vielleicht kehre ich als Sportlehrerin an eine Schule zurück, vielleicht mache ich etwas im Journalismus, vielleicht tue ich auch etwas ganz anderes. Erst einmal möchte ich einfach den Sommer mit meinen Kindern geniessen.

Ihre Kritiker sagen jetzt: Die Frau mit den meisten Versprechern beim SF ist endlich weg.

Dann sollen die das sagen. Ich habe andere Rückmeldungen von den Zuschauern. Ihnen sind die Inhalte wichtig. Sie schätzen es, dass ich in den letzten Jahren immer wieder den Blick hinter die Goaliemaske gewagt habe, dass ich andere Zugänge zum Sport gefunden habe. Ich wollte immer, dass es sich lohnt, sich eine Sendung anzuschauen.

Sie bewegen sich als Sportjournalistin in einer Männerdomäne. Wie haben Sie das in Ihrer Karriere gespürt?

Als Frau wird man im Sportjournalismus sicher schärfer beobachtet. Ich musste oft beweisen, dass ich Dinge selber weiss und nicht einfach sage, was mir ein Mann eingetrichtert hat. Das hat sich aber in den letzten Jahren geändert. Heute werden Frauen akzeptiert und respektiert.

Welches sportliche Grossereignis war für Sie das beste?

Die Olympischen Winterspiele in Lillehammer 1994. Dort fand das letzte echte Sportfest statt, bevor der Kommerz gesiegt hat. Bevölkerung, Wettkämpfe, Stimmung, alles grossartig. Atlanta 1996 war wie eine Faust ins Gesicht, diese Werbung, diese allgegenwärtige Kommerzialisierung. Ich bin mir bewusst, dass es ohne diese Dinge nicht geht. Schade ist es trotzdem.

Und welches waren Ihre persönlichen Highlights als Journalistin?

Unvergesslich sind die Interviews mit Roger Federer nach seinen Siegen in Wimbledon – und jenes nach einer Finalniederlage in Paris. Das hat mich emotional berührt.

Gibt es auch Momente, an die Sie sich mit Grauen erinnern?

Da kommt mir nichts in den Sinn. Klar, gab es Pannen, mal ging ein Scheinwerfer kaputt im Studio, oder man hörte mich, wenn man mich nicht hören sollte. Aber etwas wirklich Schlimmes ist nie passiert.

Und worauf freuen Sie sich nach Ihrer Abschiedssendung am meisten?

Darauf, dass ich mir nicht mehr ständig überlegen muss, was wir in der nächsten Sendung machen könnten. (Berner Zeitung)

Nachtrag:

JOB UND KINDER UNTER EINEN HUT ZU BRINGEN BLEIBT AUCH BEI FREMDBETREUUNG EIN PROBLEM

Blick-online:

Kochen zu dritt: Martina hat wieder alles im Griff. (Toini Lindroos)
Kochen zu dritt: Martina hat wieder alles im Griff. (Toini Lindroos)
Der einjährige Delio knabbert vergnügt am Kochlöffel, während sein Schwesterchen Sienna (4) im Spaghetti-Topf rührt. Kochen zu dritt war für Mutter Martina (29) vor wenigen Wochen undenkbar. Da war die junge Mutter noch der Verzweiflung nahe. Delio plagten Bauchschmerzen, er schrie ununterbrochen. «Die ersten Monate waren der blanke Horror. Es ist ein Gefühl der Ohnmacht, wenn du nicht weisst, was dein Kind hat und wie du ihm helfen kannst.» Martina rannte vom Kinderarzt zum Naturheilpraktiker, vom Ernährungsberater zum Homöopathen. Jeder riet ihr etwas anderes. «Am Ende wusste ich nicht mehr, auf wen ich hören sollte – was mich erst recht verunsichert hat.» Nach neun Monaten habe sie schliesslich nur noch auf ihr Bauchgefühl gehört. Martina heute: «Seither geht es uns wunderbar.» So wie sie damals litt, leiden viele jünge Mütter. Nur, zugeben will es keine. Laut Rita Bieri (57), Geschäftsleiterin der schweizerischen Mütterberaterinnen (AGMV), wächst die Zahl der überforderten Supermamis rasant: «Heute werden die Frauen mit widersprüchlichen Informationen regelrecht überflutet, früher hörte man auf den Rat der eigenen Mutter oder auf seine Intuition.» Allein im Internet gebe es Hunderte von Ratschlägen und Links zum Umgang mit Kindern. Jacqueline Schori-Heiniger, Gründerin der Fachstelle Emotionelle Erste Hilfe, bestätigt:

«Der Mutterinstinkt wird durch die Fülle der Informationen völlig verschüttet. Das führt zu enormen Unsicherheiten.»

Die Überforderung bekommen auch die Mütter- und Väterberatungsstellen zu spüren. Die Zahl der Beratungen steigt schweizweit massiv an: in der Stadt Zürich innert eines Jahres um 822 auf 25 611, in Bern um 564 auf 8404 und in St. Gallen um 388 auf 3055. «Aufgrund der ständig steigenden Nachfrage ist unsere Hotline täglich eine Stunde geöffnet», sagt Luzia Fölmli (51) von der Mütterberatung Basel. Irritiert wandte sich auch Claudia R.* (32) an die örtliche Beratungsstelle. Die Mutter eines Neugeborenen wollte wissen, ob es gefährlich sei, mit der Tochter im selben Bett zu schlafen. «Im Fachbuch hiess es, das sei wichtig für die Mutterbindung – der Frauenarzt allerdings warnte mich davor, dass ich mein Töchterchen im Schlaf erdrücken könnte. Wem sollte ich nun glauben?» Mütterberaterin Bieri stellt fest, dass die Frauen immer komplexere Fragen stellen. «Früher wollten Mamis wissen, wie oft sie ihren Kleinen den Schoppen geben müssen. Heute fragen sie, wie kalorienhaltig das Milchpulver ist und ob es auch tatsächlich hautverträglich sei.» Mitschuldig an der Überforderung der modernen Mamis ist ihr Anspruch, alles perfekt zu machen. Während der Schwangerschaft besuchen sie Kurse und Infoveranstaltungen und lesen Fachbücher. Kaum ist das Kind auf der Welt, geht der Stress weiter. Raus aus dem Spital, rein ins Fittnessstudio – um lieber heute als morgen wieder schlank, rank und sexy zu sein. «Die heutige Frau kommt wie ein Gesamtkunstwerk daher. Sie will nicht nur die beste Mutter sein und die liebsten Kinder haben, sondern auch den perfekten Haushalt und das perfekte Berufsleben führen», sagt Professorin Andrea Maihofer von der Universität Basel. Die vielen Ansprüche überfordern die Frau total, so die Expertin für Geschlechterforschung. Es drohen Burnouts und Ehekrisen. Stress, Druck und Perfektionismus von Supermamis übertragen sich auf das Kind.

«Das Baby braucht genau das Gegenteil: ein Mami, das Gelassenheit, Ruhe und Sicherheit ausstrahlt», so Fachstellenleiterin Schori-Heiniger. * Namen der Redaktion bekannt

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Dieses farbintensive Bild weckt gute Gefühle

Olympia (Griechenland)

Im Tal befinden sich diverse Heiligtümer. Die ersten Olympischen Spiele sollen hier 776 vor Christus stattgefunden haben. Foto: www.knesebeck-verlag.de