Sonntag, 3. Juni 2012

Brüll-Rhetorik


Lafo nützte das Brüllen nicht viel. 
Die deutschen LINKEN wählten eine neue Doppelspitze.

Ich zitiere BILD:


Letzter großer Auftritt beim Linke-Parteitag Gut gebrüllt, Lafo!

Neue Doppelspitze gewählt: Katja Kipping und Bernd Riexinger +++ Klatsche für Dietmar Bartsch +++ Sahra Wagenknecht nicht angetreten

Oskar Lafontaine hält keine Rede, er brüllt eine Rede und ruft die jubelnden Delegierten zu Zusammenhalt auf
Oskar Lafontaine hält keine Rede, er brüllt eine Rede und ruft die jubelnden Delegierten zu Zusammenhalt auf
Beim vermutlich letzten großen Auftritt bei einem Bundesparteitag hat sich Oskar Lafontaine seine Partei noch mal so richtig zur Brust genommen.


Mit hochrotem Kopf brüllte er sich durch 21 Minuten, rief zu Zusammenhalt auf, griff die SPD an, kritisierte die Medien.

Lafo in Höchstform, die 550 Delegierten tobten und viele fragten sich: Hat er da für seine Lebensgefährtin Sahra Wagenknecht gebrüllt? Soll sie statt seiner Parteichefin werden?


Am Abend stand fest: Wagenknecht tritt NICHT an.


NEUE DOPPELSPITZE


Dann ging es schneller als erwartet: Erst setzte sich die bisherige Linke-Vize-Vorsitzende Katja Kipping als Parteichefin durch.


Sie kassierte in einer Kampfabstimmung gegen die Hamburger Fraktionschefin Dora Heyenn 67 Prozent der Stimmen.
Frisch gebackene Linke-Chefin: Katja Kipping (34)
Frisch gebackene Linke-Chefin: Katja Kipping (34)
Foto: dapd
Der zum fundamentalistischen Flügel zählende Bernd Riexinger aus Baden-Württemberg gewann die zweite Runde. Der Stuttgarter Landeschef erhielt 297 von 555 gültigen Stimmen. Er habe die Vision einer sozialistischen Gesellschaft, erklärte er in seiner Bewerbungsrede. „Wir müssen uns auf unsere Ziele besinnen.”


Eine böse Klatsche für den ostdeutschen Reformer Dietmar Bartsch, der gegen Riexinger angetreten war. Und doch noch ein Triumph für Lafo: Riexinger gilt als sein Ersatzmann.


Mit Schwung ins neue Amt. Bernd Riexinger führt künftig mit Katja Kipping die Links-Partei
Mit Schwung ins neue Amt. Bernd Riexinger führt künftig mit Katja Kipping die Links-Partei
Foto: dapd
WARTEN AUF WAGENKNECHT


Sie ließ die Bombe erst um 21.22 Uhr platzen: Per Sonderbeschluss erhielt Sahra Wagenknecht eine Minute Redezeit und gab bekannt, sie werde nun doch nicht für den Parteivorsitz kandidieren.


Die 42-jährige: „Ich trete nicht an und will euch persönlich erklären, warum es nicht tue: Ich möchte nicht die Polarisierung auf die Spitze treiben, weil ich finde, dass das unserer Partei nicht gut tut."
Dabei wurde Wagenknecht bis zur allerletzten Sekunde bekniet und angefleht, anzutreten.
In einer Kungel-Runde am Rande des Parteitags ab 20.47 Uhr, als das Ergebnis des ersten Wahlgangs für den weiblichen Pflicht-Part an der Parteispitze noch nicht bekannt war, soll sie „bearbeitet“ worden sein: Oskar Lafontaine, Ex-Parteichef Klaus Ernst und der Kandidat für die gemischte Wahlrunde, Bernd Riexinger, redeten auf sie ein.
Um 21.02 Uhr war klar: Katja Kipping hat das Rennen als Parteichefin gemacht. Dann schmiss die schöne Sahra das Handtuch.
Parteitagsgerücht: Hier sollen Oskar Lafontaine, Klaus Ernst und Kandidat Bernd Riexinger versucht haben, Sahra Wagenknecht zur Kandidatur zu überreden.
Parteitagsgerücht: Hier sollen Oskar Lafontaine, der bisherige Parteichef Klaus Ernst und Kandidat Bernd Riexinger versucht haben, Sahra Wagenknecht zur Kandidatur zu überreden
Foto: dpa
AUFTRITT LAFO


Sein Vortrag: Eine Feuersalve nach der nächsten, immer wieder unterbrochen von donnerndem Applaus, Jubel, begeistertem Fuß-Getrampel. 


Seine Botschaft: Schluss mit dem bekloppten Gerede einer Spaltung. Und eine Rundum-Schelte für die Medien, die mit ihren Berichten von Reformen aus dem Osten, die gegen die Beton-Linken im westlichen Lafo-Lager anrennen, alles schlimmer machen, als es ist.
Er vereint die feindlichen Lager – zumindest für die 21 Minuten seiner Redezeit.
Oskar Lafontaine
Er gibt alles: Oskar Lafontaine hält seine Rede auf dem Linke-Parteitag in Göttingen
Foto: dapd
„Wir haben kein Recht diese Linke Partei zu verspielen", wettert Lafontaine, schon nach ein paar Minuten mit hochrotem Kopf und völlig auf der Zinne.


Befindlichkeiten Einzelner? „Das ist doch kein Grund, ein politisches Projekt in Frage zu stellen!"
Wie zuvor Fraktionschef Gregor Gysi pocht der Ex-Parteiboss auf einstige Erfolge und betont: „Es gibt keinen Grund, das nicht wieder zu versuchen!"
Er spricht von Hass in seiner Truppe: Fraktionschef Gregor Gysi
Er spricht von Hass in seiner Truppe: Fraktionschef Gregor Gysi
Foto: Getty Images
Gysi hatte allerdings in seinem Auftritt vor Lafontaine von Hass in der Fraktion gesprochen, von einer möglichen Spaltung. Seit Jahren habe er versucht, die unterschiedlichen Teile zusammenzuführen. „Dabei kann man zermalmt werden.” Das sei er leid.


Der Bruch der Männerfreundschaft, er wird in den beiden Reden deutlich. Gysi hatte Lafontaine die Unterstützung für eine Spitzenkandidatur entzogen.


Lafontaine sagt dann: Streit in der Sache – ja, aber persönlicher Zank – nein, tragt den gefälligst im Inneren aus, denn das kommt beim Wähler nicht gut an.


Dann ätzt Lafontaine gegen die Sozialdemokraten, ein schon „traditionell" schwieriges Verhältnis – damit gibt es indirekt seinem Widersacher Dietmar Bartsch eins mit, der für eine Öffnung der Linken Richtung SPD steht.
Die über 550 Delegierten danken es dem Saarländer mit dem Riesen-Ego, der in der Bundespolitik keine Führungsrolle mehr übernehmen will, mit frenetischen Beifall.


Kommentar: Wenn Argumente ausgehen, wird leider immer wieder vergeblich versucht, das Defizit mit Lautstärke zu kompensieren. Brüllrhetorik überzeugt nie.


LINKS:


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24. März 2007 ... Wer ganz Unrecht hat, ist leichter zu überzeugen als einer, der zur Hälfte Recht hat. -- Ralph Waldo Emerson Der Glaube kann uns niemals ...
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7. Apr. 2009 ... Der folgende Artikel von Fabrice Müller enthält ein Interview mit Marcus Knill und erscheint am 24. April in der Zeitschrift "Organisator".
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