Montag, 24. März 2008

Von IOC Präsident Rogge hören wir kein Wort der Kritik

Spiegel-online:

IOC- Chef Rogge laviert im Tibet- Konflikt

Proteste in Olympia angekündigt

Seine Königsdisziplin heißt Diplomatie:

Der Chef des Internationalen Olympischen Komitees, Jacques Rogge, hat zwar geredet, allerdings mit extrem unverbindlichen Äußerungen.

Sie zeigen:

Das IOC will mit aller Macht die Spiele retten - koste es, was es wolle.

Aus news.ch:

«Wir sind keine politische oder aktivistische Organisation»,

erklärte IOC-Präsident Jacques Rogge .

«Wir verfolgen die Ereignisse in Tibet mit grosser Sorge», hiess es in einer Presseerklärung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).

«Das IOC hat bereits seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass der Konflikt so schnell wie möglich friedlich beigelegt werden kann», sagte der Belgier. Gewalt aus welchem Grund auch immer stehe konträr zu den olympischen Werten und widerspreche dem Geist der Spiele.

Rogge rechtfertigte die Vergabe der Sommerspiele nach Peking (8. bis 24. August) als grosse Chance. So würden die olympischen Werte einem Fünftel der Weltbevölkerung nahe gebracht. «Wir glauben, dass China sich dadurch verändern wird.» Olympische Spiele seien eine «Kraft des Guten». «Sie sind ein Katalysator für den Wechsel, aber kein Allheilmittel für alle Krankheiten», erklärte er.

Kritik am Olympia-Gastgeber wegen seines Vorgehens in der autonomen Region Tibet, bei dem nach Angaben der tibetischen Exil-Regierung rund 100 Menschen getötet worden, während China von 19 Toten spricht, äusserte Rogge nicht.

Proteste zur Entzündung angekündigt

Der IOC-Präsident wird am Ostermontag im antiken Olympia in Griechenland der Entzündung des Olympischen Feuers beiwohnen, das anschliessend auf eine 137'000 km lange «Reise der Harmonie» geschickt werden soll. Dabei kommt es auch durch Tibet.

Menschenrechtsorganisationen und Exil-Tibeter haben zahlreiche Protestaktionen am Wegesrand angekündigt.

«Das IOC respektiert die Gruppen, die Aktivisten und ihre Gründe. Wir sprechen regelmässig mit ihnen - aber wir sind keine politische oder aktivistische Organisation», erklärte Rogge und betonte: «Ohne Zweifel achten wir die Menschenrechte.»

Kommentar: Rogges Zurückhaltung bezweckt, die Spiele nicht zu gefährden. Sein Lavieren hilft aber auch Peking, die Menschenrechte und die Meinungsfreiheit weiterhin mit Füssen zu treten. Wir haben von Rogge eine eindeutige Meinungsäusserung erwartet. Dies wäre mehr als angebracht gewesen. Der IOC Chef hat die Oeffentlichkeit enttäuscht.

Nachtrag: In DIE ZEIT-online gelesen:

Das übermächtige China wir die Tibetfrage nicht zu seinen Gunsten lösen können

Das scheinbar so übermächtige China vermag die Tibetfrage nicht zu seinen Gunsten zu lösen. Warum?

Chinesische Militärjeeps unterwegs in Tibet

Chinesische Militärjeeps unterwegs in Tibet

Die Volksrepublik China hat in Tibet ein Problem, ein sehr großes sogar.

Der Glaube der chinesischen Zentralregierung über die Jahrzehnte hinweg, die Tibetfrage mit einer Mischung aus gewaltsamer Unterdrückung, erzwungener Umsiedlung und kultureller Majorisierung durch ein Übergewicht der eingewanderten chinesischen Bevölkerung für sich abschließen zu können, hat sich als beharrlicher Irrtum erwiesen.

Denn trotz der Unterdrückungspolitik Pekings ist Tibet seit 1951, dem Jahr der endgültigen Besetzung durch die chinesische Volksarmee, niemals wirklich zur Ruhe gekommen.

Das Streben der Tibeter nach Selbstbestimmung war einfach nicht zu unterdrücken.

Den tibetischen Freiheitsdrang vor allem auf die Umtriebe des Exils und eines feindlich gesinnten Auslandes zu reduzieren, wie es die chinesische Propaganda tut, wird diesen Fehler nur noch verlängern. Dabei sprechen die nackten Zahlen von einer fast hoffnungslosen Sache der Tibeter.

Den 6 Millionen Tibetern stehen heute in Tibet, nach Angaben des tibetischen Exils, bereits 7,5 Millionen Chinesen gegenüber. Insgesamt umfasst die Bevölkerung Chinas heute etwa 1,3 Milliarden Menschen.

Kommentar: Oberflächlich gesehen, scheint es China vorerst zu gelingen, das Internet, Google, Handyfilme zu zensurieren und alle Journalisten auszuweisen und die Medien zu manipulieren - im Glauben, für die Weltöffentlichkeit existiere das nicht, was man nicht sehen kann. Ich zweifle dennoch daran, dass die Knebelung der Menschenrechte und die Unterdrückung der Meinungsfreiheit (Verbot von Direktübertragungen an der Olympiade) heute immer noch so einfach durchgesetzt werden kann, wie es die Machthaben wahr haben wollen. Die Exil- Tibeter und der Druck der freien Weltpresse wird für Peking noch bedrohliche Ausmasse annehmen können, wenngleich der IOC Chef von den Machenschaften Pekings nichts hören, nichts sehen und nichts sagen will. Mit Wegschauen können die Medien- Spiele nicht gerettet werden.

Wie prognostiziert - geht es bereits los:

Quelle 20 minuten- online:

Demonstrant stört Entzündung des olympischen Feuers Zwei protibetische Demonstranten haben heute die Zeremonie zur Entzündung des olympischen Feuers gestört.

Spiegel-online:

Olympisches Feuer entzündet

- Demonstranten stören Zeremonie

Aufregung im antiken Stadion: Zwei Pro-Tibet-Aktivisten haben mit Schreien und schwarzen Fahnen die feierliche Entfachung des Olympischen Feuers verzögert. Die Männer wurden festgenommen - und nun brennt die berühmteste Fackel der Welt.

Ende Zitat

Solche medienwirksamen Aktionen werden nicht abbrechen! Dies ist erst der Auftakt.

2o Min-online:

Olympia-Zeremonie gestört Im antiken Olympia ist heute das olympische Feuer für die Sommerspiele in Peking entzündet worden. Bei der Zeremonie rannten zwei protibetische Demonstranten mit schwarzen Fahnen auf das Feld. Sie wurden von griechischen Polizisten festgenommen.

spiegel-online:

Im chinesischen Zentralfernsehen laufen die Hauptnachrichten: Ein in China gebauter neuer Hochgeschwindigkeitszug flitzt über die Gleise. Im Umweltschutz geht es voran. Ein modernes Verlagshaus in der Nordost-Provinz Liaoning verschickt seine Bücher in alle Teile des Landes. Am Gelben Fluss ist ein Damm gebrochen. Funktionäre pflanzen Bäume: Wer an diesem Abend zuschaut, der muss glauben, dass in China derzeit nicht viel los ist.

Paramilitärische Rekruten: Sie sollen für die Sicherheit während der Olympischen Spiele sorgen.
REUTERS

Paramilitärische Rekruten: Sie sollen für die Sicherheit während der Olympischen Spiele sorgen.

Dann wird es doch noch interessant: Szenen aus Lhasa, dessen Straßen ganz normal aussehen, wenn es die Brandspuren an den Häusern nicht gäbe: Ein Arzt mit blauem Auge und geschwollenem Gesicht erzählt im Krankenbett, wie er ein tibetisches Kind vor dem wütenden Mob rettete.

Eine chinesische Händlerin steht traurig vor ihrem zerstörten Laden und berichtet, sie habe alles verloren. Eine Gruppe Mönche sitzt bedrückt in einem Schulungsraum und lauscht dem Vortrag eines anderen Geistlichen, der die Ausschreitungen der vergangenen Tage verurteilt.

n.tv.-de:

Humanitäres Desaster droht: Tibetische Klöster isoliert

Humanitäres Desaster droht

Tibetische Klöster isoliert

Spiegel-online

KRISE IN TIBET

China greift durch - Exiltibeter sprechen von über 100 Toten

Die chinesische Regierung unterdrückt den Aufruhr in Tibet und angrenzenden Provinzen mit starken Truppenaufgeboten. Tibets Exilregierung spricht von 135 getöteten Demonstranten. Bei der Entzündung des Olympischen Feuers in Griechenland kam es zu Protesten - aber ein Boykott der Spiele scheint ausgeschlossen.

Am Ostermontag kam der IOC Chef nach der gestörten Feier doch noch auf die Tibetkrise zu sprechen. Wir vermuten, dass er unter Druck kam und nicht mehr länger vor der Offentlichkeit die Unruhen übersehen durfte. Die Devise Pekings: "Was nicht sein darf, wird nicht gezeigt" darf ein IOC Chef nicht für sich so auslegen: "Wenn wir nicht darüber reden, wird es schon Ruhe geben." Die Situation ist heute so brisant, dass der Druck in der Oeffentlichkeit zusätzlich steigt, wenn Informationen bewusst unter dem Deckel gehalten werden.