Donnerstag, 15. Februar 2007

Kommen Politiker nicht mehr ohne Berater aus?

An der Communikation summit in der Aula der ETH Zürich (7. Februar 07) fand der langjährige Moderator Alexander Niemetz, die Welt der Politik sei heute so komplex geworden, dass die Politiker ohne Berater nicht mehr auskommen würden.

Niemetz hatte Angela Merkel gecoacht und sicherlich viel dazu beigetragen, dass sie Bundeskanzlerin geworden ist. Er fand, Berater müssten gute Strippenzieher sein, denn viele Politiker würden ohne Beraterführung versagen. Viele Ratschläge würden leider von den Politikern in den Wind geschlagen. Gute Berater würden anderseits von den Mächtigen nie fallen gelassen, weil sie zuviel wüssten. Uns gefiel folgende Aussage:

"Gute Berater bleiben im Hintergrund!"

Wir fragten uns lediglich: Weshalb geben denn so viele Berater die Namen ihrer Kunden bekannt?

Das Verhältnis zu den Medien hat sich verändert

An der Tagung wurde gezeigt, wie die Politiker im Laufe der Zeit gemerkt haben, dass sich ein professioneller Umgang mit Medien lohnt. Denn: Jeder Medienauftritt ist eine Chance!

Schröder vertrat während seiner Amtszeit die Ansicht:

"Mit Bild und Glotze kann man Deutschland regieren!"

Helmut Schmid sprach noch von den Medien als Wegelagerer und Helmut Kohl gab in der Zeit seines Bundeskanzleramtes dem Magazin Spiegel kein einziges Interview.

So hat sich die Einstellung zu den Medien stark geändert!

Reagan und Schröder konnten sogar die Medien dermassen beschäftigen, dass sie nicht dazu kamen, kritische Fragen zu stellen.

Nach Niemetz ist VIELES trainierbar

- gute Botschaften in 40 Sekunden zu vermitteln

- Aufmerksamkeit

- Man kann sich an die stessende Situation (Zeitdruck, Licht, Kamera, Nähe --> Mikro vor dem Mund )

gewöhnen

Laut Niemetz ist heute eine politische Karriere ohne das Fernsehen nicht mehr denkbar (ausgenommen für ein paar Naturtalente).

Nicht einverstanden sind wir mit folgenden Aussagen:

1. Wenn Niemetz tatsächlich - wie er sagte - mit Angela Merkel Mimik, Gestik und Rhetorik trainiert hätte, so wäre dies unprofessionell. Vielleicht hat er es anders gemeint als gesagt. Wer nämlich wie ein Theaterspieler während seiner Aussage an sich, an seinen Körper, an seine Augen, seine Gestik, seine Stimme usw. denkt, der reduziert zwangsläuftig seine Konzentration auf das Zuhören und das Denken.

2. Regierungsrätin Verena Diener verriet: Ich habe nie einen Berater oder eine Beraterin beigezogen. Die Leute ziehen Politikerinnen vor, die persönlich fassbar seien. Damit sagt Verena Diener indirekt, dass jemand der beraten wird, nicht mehr persönlich fassbar wäre. Mit ihrer fragwürdigen Aussage sind ihre Pannen erklärbar. Hätte sie sich nämlich professionell beraten lassen, hätte sie erkannt, dass das Ziel jedes guten Beraters ist, jemandem (von aussen) jene blinden Flecken bewusst zu machen, die er selbst nicht sehen kann. Ein professioneller Coach sorgt nämlich dafür, dass jemand trotz Stress, trotz Kamera und Mikrofon so redet, wie er es bei einem privaten Gespräch macht. Kein Profi - Berater will "unfassbare" Personen. Im Gegenteil :Er will natürlich vorgetragene, persönliche, konkrete, fassbare Aussagen! Es ist mir unvorstellbar, dass Verena Diener keine blinden Flecken hat, die ihr bewusst gemacht werden könnten. Wir wunderten uns zudem an Dieners Logik. Im gleichen Atemzug sagte sie nämlich: "Wenn man etwas verändern möchte: Man müsste den Menschen mit seiner Ausstrahlung berühren." Erstaunlich Frau Diener! Angeblich gibt es nun doch plötzlich Dinge, die veränderbar (verbesserbar) sind. Ueber ihr unverständliches "Mauern" - den Medien gegenüber - bei der Vosergeschichte im Unispital ZH - wollte sie dann aber nicht eingehen. Ausgerechnet in jener unbewältigten Krisensituation zeigte sich , dass Verena Diener gegenüber den Medien überfordert war und nicht nur damals eine Beraterin (als Hofnärrin) dringend benötigt hätte. Was uns jedoch bei den Aussagen der Gesundheitsdirektorin am meisten zu denken gab: Verena Diener überraschte am Schluss mit folgender paradoxen Bemerkung: Sie würde bei einer Nichtwahl in den Ständerat ein Büro für Kommunikation und Mediation eröffnen. Wie war dies gemeint? War es nur ein Witz oder war es doch ernst gemeint? ( so wie Thomas Borer, der nach seinem Versagen bei der ersten Befrageung nach der Nackttänzerin - nachher sich als Krisenberater zur Verfügung stellte?) Ein Profi Berater hätte jedenfalls der Regierungsrätin abgeraten, diese sonderbare Aussage zu machen - vor allem, wenn sie nicht als humorvoller Gag kenntlich gemacht werden konnte.