Donnerstag, 24. Januar 2013



Chronologie der Plagiatsaffäre um Annette Schavan

Merkels Bildungsministerin muss zittern. Falls die Plagiatsvorwürfe nachgewiesen werden, ist sie nicht mehr haltbar. Von Guttenberg lässt grüssen.


dapd
Ich zitiere SPIEGEL online:

Der erste Vorwurf

2. Mai 2012: Ein anonymes Mitglied des VroniPlag-Netzwerks veröffentlicht eigenmächtig einen Plagiatsvorwurf gegen Bundesbildungsministerin Annette Schavan. Der Anonymus nennt sich "Robert Schmidt". Schavan erklärt, ihre 30 Jahre alte Doktorarbeit "Person und Gewissen" "nach bestem und Gewissen" angefertigt zu haben. Auf Bitten Schavans beginnt der Promotionsausschuss der Philosophischen Fakultät ein Prüfverfahren.

"Spaß an der Detektivarbeit"


dapd
5. Mai 2012: In einem schriftlichen Interview mit SPIEGEL ONLINE gibt Schmidt zu Protokoll, er suche "aus Spaß an der Detektivarbeit" nach Plagiaten in Doktorarbeiten. Es sei aber auch darum gegangen, den bei VroniPlag-Recherchen entstandenen Anfangsverdacht "nicht unter den Tisch fallen zu lassen".

Befund des Anonymus


dapd
9. Oktober 2012: "Robert Schmidt" gibt bekannt, er habe die Suche nach Fehlern in Schavans Arbeit abgeschlossen. Insgesamt kritisiert er nun 92 Stellen in der mehr als 350 Seiten umfassenden Doktorarbeit.

Gutachter: "Leitende Täuschungsabsicht"


DPA
15. Oktober 2012: DER SPIEGEL zitiert aus einem vertraulichen Gutachten des Vorsitzenden des Promotionsausschusses der Uni Düsseldorf. Der wirft Schavan eine "leitende Täuschungsabsicht" vor. Schavan weist eine Täuschungsabsicht "entschieden zurück". Sie räumt ein, sie habe "hier und da noch sorgfältiger formulieren können".

Hilfe von Merkel und Zank in der Wissenschaft

20. Januar 2013: Die Bundeskanzlerin bekennt sich im SPIEGEL zu Schavan. Sie stehe fest zu ihrer engen Vertrauten, heißt es aus dem Kanzleramt, ein Rücktritt komme nicht in Frage. Der DHV als Standesvertretung der Hochschulprofessoren und der Philosophische Fakultätentag, Dachverband der universitären Geistes- und Sozialwissenschaftler, kritisieren die Allianz der Wissenschaftsorganisationen und sprechen sich wiederum für die Uni Düsseldorf aus. DHV-Chef Kempen sagt, allein die Uni Düsseldorf sei "Herrin des Verfahrens". Durch die Allianz der Wissenschaftsorganisationen solle "ein politisch gewünschtes Ergebnis herbeigeredet" werden.

Promotionskommission will einstimmig urteilen


dapd
21. Dezember 2012: Erneut berichtet DER SPIEGEL, diesmal, dass die Promotionskommission geschlossen hinter einem Aberkennungsverfahren steht.

Gutachter verteidigt das Vorgehen der Uni


dapd
16. Januar 2013: Ein externer Gutachter stärkt der Uni den Rücken. Der Bonner Wissenschaftsrechtler Klaus Gärditz bescheinigt der Universität Düsseldorf, sie habe keine "rechtlich relevanten Verfahrensfehler" gemacht.

Breitseite gegen die Universität

18. Januar 2013: Fünf Tage bevor die Universität über eine Titelaberkennung oder den Beginn eines Verfahrens entscheiden will, veröffentlich die Allianz der Wissenschaftsorganisationen eine Erklärung, die Schavan den Rücken stärken soll. In der Erklärung werfen führende Wissenschaftsorganisationen und die Hochschulrektorenkonferenz der Hochschule Verfahrensfehler vor.

Kommentar: Die Universität kommt unter Druck. Denn es darf nicht sein, dass eine Bildungsministerin bei der Promotionsarbeit die Wissenschafter getäuscht hat. Das wäre auch für die Bundeskanzlerin ein harter Schlag. Sie denkt: Was nicht sein darf, darf nicht sein. Denn die Oeffentlichkeit reagiert nicht so heftig wie bei von Guttenberg. Die Wissenschaftsorganisationen werden in diesem Fall alle Register ziehen, damit diese peinliche Geschichte rasch begraben werden kann.

Nachtrag (Die ZEIT): 

Bundesbildungsministerin Annette Schavan

Schavan fürchtet um ihr Lebenswerk

Annette Schavan sieht sich als Vollblut-Wissenschaftlerin. In der Plagiatsaffäre spielt sie auf Zeit, denn es geht nicht nur um ihre politische Zukunft.

Schavan Plagiate

Fortgesetzte Rufschädigung

Die Uni Düsseldorf findet immer noch keine klaren Worte im Fall von Bildungsministerin Schavan. Das Chaos geht weiter, kommentiert Ruben Karschnick.