Samstag, 30. August 2008

Obamas Rede.

Die Analysen

Ich zitiere bild online: (orange: Kommentar Marcus Knill)

Die wichtigsten Passagen:

• Obama sagt: „Meine Eltern waren nicht wohlhabend oder bekannt, aber teilten den Glauben, dass ihr Sohn in Amerika alles erreichen kann, was immer er auch vorhat.“

Damit macht Obama bewusst, dass er ein Präsident ist, der mit der normalen Bevölkerung Tuchfühlung hat und er schon als Kind an seine ZIele geglaubt hat.

Seine Zielgruppe: Obama will 75 Mio. farbige Amerikaner (davon 37 Mio. Schwarze ) und 38 Mio. Einwanderer für sich einnehmen.

• Obama sagt: „Heute sind mehr Amerikaner ohne Arbeit und mehr arbeiten härter für weniger Lohn.“

Damit spricht er die Arbeitslosen, Einwanderer und Farbigen an. Er weiss, was adressatengerechtes Reden heisst.

Die Fakten:

Seine Zielgruppe: rund 25 Mio. Arbeitslose, die sich ohne Job und weitgehend ohne staatliche Hilfe durchschlagen. Entlassungen allein bei der US-Autoindustrie (GM, Ford, Chrysler) in diesem Jahr: 63 000. Dazu kommen 155 Mio. US-Beschäftigte, deren Reallohn in den letzten 4 Jahren um 2,5 % gesunken ist.

• Obama sagt: „Mehr von euch haben ihr Haus verloren und mehr beobachten, wie der Wert ihres Hauses abstürzt.“

Seine Zielgruppe: rund drei Mio. Amerikaner, die durch die Immobilienkrise ihr Haus aufgeben mussten. Die Immobilienpreise sind landesweit um 15 Prozent gefallen.

Indem Obama die Immobilienkrise spricht er ein Problem an, dass ein Grossteil der Bevölkerung beschäftigt. Doch fehlt der Läsungsansatz.

• Obama sagt: „Mehr von euch haben Autos, die ihr euch nicht mehr leisten könnt, Kreditkartenabrechnungen, die ihr nicht mehr bezahlen könnt.“

Seine Zielgruppe: Millionen hoch verschuldete US-Bürger. Autokredite bei Banken: 6,8 Mrd. Dollar. Kreditkartenschulden: 952 Mrd. Dollar. Verbraucherkredite aller Amerikaner: 21 Prozent ihres laufenden Jahreseinkommens.

• Obama sagt: „John McCain hat zu 90 Prozent mit George W. Bush gestimmt.“

Bis anhin schonte Obama seinen Kontrahenten. Mit der Bush Anlaogie wertet er seinen Gegner ab. Denn die Mehrheit der Amerikaner ist nicht mehr mit Bushs Politik einverstanden.

Seine Zielgruppe: die Anhänger seines Gegners McCain (Republikaner). Obama weiß: Nur 28 Prozent aller Amerikaner sind mit Bushs Amtsführung zufrieden.

• Obama sagt: „Wir messen Fortschritt daran, ob man am Ende des Monats ein bisschen Geld zur Seite legen kann.“

Damit macht Obama allen Hoffnung, nach seiner Wahl mehr Geld in der Tasche zu haben. Ob dies mit Steuererleichterungen allein möglich sein wird? Uebrigens schaffte es McCains Vize Präsentation Obamas Show zu übertünchen. McCain ist ein Cop gelungen.

Seine Zielgruppe: Alle US-Bürger, die im Schnitt nur 0,5 Prozent ihres Einkommens auf die hohe Kante legen. Jeder Zweite gibt an, er würde gern mehr sparen.

• Obama sagt: „In zehn Jahren werden wir endlich unsere Abhängigkeit vom Öl aus dem Nahen Osten beenden.“

Der Oelpreisschock sitzt den Amerikanern tief in den Knochen. Mit den neuen Oebohrungen macht er Hoffnungen. Aus meiner Sicht genügen diese Massnahmen icht, das Oelpreisproblem langristig zu lösen.

Seine Zielgruppe: Arbeiter , Angestellte in der Ölindustrie. Die USA, reich an Bodenschätzen, importieren ca. 20 Prozent ihres Öls aus Nahost. Neue Ölbohrungen in den USA würden Zehntausende neuer Arbeitsplätze schaffen.

• Obama sagt: „Ich werde diesen Krieg im Irak verantwortungsvoll beenden, ebenso den Kampf gegen al-Quaida und die Taliban in Afghanistan.“

Diese Argument ist eines der stärksten. Denn das Volk will ein Umdenken, einen Wechsel in der Irakpolitik.

Seine Zielgruppe: ca. 180000 US-Soldaten (und deren Angehörige), die bis Jahresende im Irak im Einsatz sein werden und auf eine geordnete und ehrenvolle Rückkehr in die USA hoffen.

Bitte aktuelle Flash-Version installieren

Erfahrung mit Tele Blocher und Leuenberger Blog

Die Idee, im Internet auf einer eigenen Plattform die eigenen Gedanken äussern ist nicht neu, doch zweifelten viele am Erfolg. Die Mutigen erkannten rasch, dass man mit spannenden Blogs so viele Menschen erreichen kann, wie mit einer klassischen Zeitung. So hat Leuenberger 3000 Leser täglich. Und wir haben übrigens mit unserem virtuellen Internetbuch www.rhetorik.ch bereits jeden Tag 4000 Leserinnen und Leser.

Aus NZZ- online:

Vernetzte Bundesräte

Erfahrungen mit «Teleblocher» und Moritz Leuenbergers Blog

Am heutigen BlogCamp, dem Treffen der Schweizer Blogger, hat sich viel um die bundesrätliche Kommunikation gedreht:

Der Journalist Matthias Ackeret berichtete von seinen Erfahrungen mit der Internet-Sendung «Teleblocher», in der er den ehemaligen Bundesrat interviewt.

Und Kommunikationsminister Leuenberger erzählte gleich persönlich von den Freuden des Schreibens im Internet.

luc. Blogger sind eine Randgruppe. Diese Aussage trifft auf die Schweiz sicherlich zu, und besonders deutlich wurde dies heute Freitag, als sich die Schweizer Blogosphäre zum dritten «BlogCamp» (www.blogcamp.ch) im Zürcher Technopark traf. Im Trubel des dort gleichzeitig stattfindenden Tags der Informatik gingen die 120 Teilnehmer beinahe unter. Immerhin konnte das Bloggertreffen aber mit prominentem Besuch locken: Moritz Leuenberger, seines Zeichens bloggender Bundesrat (moritzleuenberger.blueblog.ch), berichtete am Nachmittag von seinen Schreiberfahrungen im Internet. Er betrachte seinen Blog als Plattform für den Meinungsaustausch, sagte Leuenberger, und geniesse es, ungefiltert mit seinen Lesern kommunizieren zu können.

3000 Besucher bei Leuenberger

Ein Freund habe ihn vor einiger Zeit ins Bloggen eingeführt, er sei neugierig gewesen und habe es ausprobieren wollen, erklärte der Kommunikationsminister seine Beweggründe, einen Blog zu eröffnen. Inzwischen habe er Gefallen daran gefunden – nicht zuletzt, weil im Durchschnitt 3000 Personen pro Tag seine Beiträge lesen. Welcher Bundesrat nach ihm als nächstes mit dem Bloggen beginnen werde, wisse er nicht, so Leuenberger. Aber er könne sich gut vorstellen, dass in Zukunft neben der «Arena»-Tauglichkeit bei Bundesräten auch eine Blogtauglichkeit gefragt sein werde.

Bundesrätliche Präsenz auf dem Internet war schon früher am Tag ein Thema:

Matthias Ackeret, Chefredaktor von persoenlich.com, erzählte von seinen Erfahrungen mit Teleblocher. Seit knapp einem Jahr stellt er jede Woche ein kurzes Video-Interview mit Ex-Bundesrat Christoph Blocher ins Netz. Das Projekt hatte bei seinem Start ausgiebige und vornehmlich negative Medienreaktionen hervorgerufen, die Ackeret zum grossen Amusement des Publikums rekapitulierte – unter anderem bezeichnete SF-Chefredaktor Ueli Haldimann ihn als «Blocher-Groupie». Ackeret verteidigte sich auch gegen Vorwürfe, er fasse Blocher mit Samthandschuhen an: «Das ist kein PR-Instrument, sondern ein journalistisches Projekt.» Dass er keine allzu aggressiven Fragen stelle, liege daran, dass Teleblocher längerfristig angelegt sei. Es gehe schliesslich auch darum, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Im Gegensatz zu anderen Bundesräten habe Blocher ihm bei den Interviews nie inhaltliche Vorgaben gemacht – «und ich habe jede Frage mindestens einmal gestellt».

Mit tatkräftiger Unterstützung von Helmut-Maria Glogger vom Sonntags-Blick kritisierte Ackeret das Schweizer Fernsehen als «Staatsfernsehen» und präsentierte Teleblocher als «anarchistische» Alternative im Internet, die es vor übermässiger Regulation zu schützen gelte. Es sei auch nicht so, dass nur ein Milliardär wie Blocher sich eine solche Plattform leisten könne, denn die Produktionskosten, so Ackeret, belaufen sich pro Folge auf wenige Hundert Franken. Teleblocher ist aber auch keine Geldmaschine – wegen der negativen Berichterstattung, gestand Ackeret ein, sei es bisher nicht gelungen, Werbekunden für die Seite zu gewinnen

Kommentar: Matthias Ackeret wurde zuerst vorgeworfen er sei ein Anwalt Blochers. Im Laufe der Zeit wurde dann bewusst, dass er Blocher keine heiklen Fragen ausklammerte. Er tat jedoch das, was wir bei vielen Moderatoren vermissen: Er hört zu und lässt das Gegenüber ausreden. Ein guter Moderator bringt es fertig, das Gegenüber zum Reden zu bringen. Ackeret interessierte sich seit je für Originale oder aussergewöhnliche Persönlichkeiten, wie Ziegler oder Pfarrer Sieber. Ich bin überzeugt, dass künftig auch andere Politiker die Plattform Internet vermehrt nutzen werden.