Mittwoch, 11. Juli 2012

Auch Schulleiterinnen bilden sich weiter:


(Quelle swchBLOG)


Überzeugen heisst zuerst in den Spiegel schauen

Sechs Führungsfrauen trainieren mit dem bekannten Kommunikationsprofi Marcus Knill, wie sie in schwierigen Situationen überzeugen können. Kurs 104 nennt sich Seminar und stellt an die Teilnehmerinnen hohe Anforderungen. Ein Techniker steht dem versierten Trainer zur Seite, Kamera und Beamer ersetzen den Spiegel, denn hinschauen ist eine Einstellung, und das beginnt bei sich selbst.



























Als erstes fällt auf, wie offen man als Gast empfangen wird. Gute Kommunikation hat viel mit Offenheit zu tun, wird nach einleitenden Worten klar. Das beginnt bei sich selbst, man kann und soll sich nicht verstecken. Bevor frau also fragt, muss sie sich selbst Fragen stellen: Bin ich bereit, in den Spiegel zu schauen, und sehe ich da, was wirklich ist oder sehe ich bloss, was ich sehen will?

Wahrnehmen, beschreiben, beurteilen



Ein saloppes Fingerschnippen Knills, und Techniker Faro Burtscher lässt das wohlbekannte Bild des Kätzchens vor dem Spiegel auf der Leinwand erscheinen.



Die Folie macht alles klar. Knill schöpft mit seinen Materialien aus dem Vollen und dieses eingespielte Kursleiterteam - zwei Männer - wird kaum Mühe haben mit den handverlesenen  Teilnehmerinnen.


Situationen aushalten und meistern


Die souveräne Art des Kursleiters macht auch unsicher. Das soll so sein, denn hier wird nicht bloss theoretisiert, sondern konkret trainiert, insbesondere für schwierige Situationen. Vor laufender Kamera analysieren die Teilnehmerinnen die Überzeugungskraft der männlichen Redner an der swch-Eröffnungsfeier. Nicht ganz überraschend kommt der Moderator gut weg: Er hatte kaum Inhalte zu transportieren, sein Inhalt war die gut geölte Show. Wenn das nun als prominentes Positivbeispiel diente, begäbe sich ein Kurs für Schulleitende aufs Glatteis. Die Gefahr ist allerdings klein, alle Anwesenden sind kompetent genug, leere Worthülsen von überzeugend dargestellten Inhalten zu unterscheiden. Beruhigend, im Kreis dieses Seminars klappt alles wunderbar.



Da wird nichts gespielt, das ist Ernstfall und die Kamerabilder werden später vertieften Analysen dienen. Diese Sorgfalt macht es aus, dass das Klima auch dann entspannt bleibt, wenn frau an die Grenzen geht und sich exponiert. Knill fordert und behütet gleichzeitig, er beherrscht diese hohe Kunst und schafft damit ein fruchtbares Lernumfeld.Die andere Seite
Die Kamera des Berichtenden sucht sich eine eigene Aufgabe und spürt den Händen der Sprecherinnen nach, ohne allerdings eine weitere Interpretation zu wagen.


Vorbildliche Lern- und Kommunikationskultur




Wo gelernt wird, sind viele Rückmeldungen zu machen: Alles Lob erfolgt schriftlich, alle Kritik mündlich und in Form von Lernbildern. In diesem Raum wird nicht nur Kommunikation trainiert, da wird auch auf Lernkultur grossen Wert gelegt und das hat Stil. Eine von Knills Folien bringts auf den Punkt:


"Stil ist die Fähigkeit, komplizierte Dinge einfach zu sagen, nicht umgekehrt."

(Jean Cocteau)

Es stimmt zuversichtlich, wenn sich Schulleitende derartigen Ausbildungen stellen und sich für Stil und Kultur einsetzen. Offen bleibt die Frage, weshalb vertiefte Kommunikationskompetenzen kaum zur Lehrer- und Schulleiterausbildung und zu den Auswahlkriterien bei Anstellungen gehören und weshalb dieser Kurs nur von Frauen besucht wird. Vielleicht gehört diese Frage aber nicht hierher, Kursleitende würden sonst arbeitslos, und das möchte man insbesondere Knill nicht gönnen.