Dienstag, 4. Februar 2014

Wie dick darf ein Politiker sein?

Politiker

Aus 20 Min:

Kilos runter – und Karriereleiter hoch?

SP-Nationalrat Daniel Jositsch hat rund 30 Kilo abgenommen. Für seine politische Karriere sei das aber nicht entscheidend, sagt Kommunikationsberater Marcus Knill.


 Bild: Keystone/Gaetan Bally
Jositsch  hat 29 Kilo abgenommen, und das in einem halben Jahr – Daniel Jositsch hat sich einer radikalen Diät unterzogen. Deutlich schlanker als noch vor einigen Monaten präsentierte sich der SP-Nationalrat am Montag in Roger Schawinskis Talkshow. Dort war er bereits im Mai 2013 zu Gast gewesen – und witzelte über sein Gewicht. Dies, nachdem Schawinski einen Auszug aus der «Arena» aus dem Jahr 2008 eingespielt hatte. «Ich stelle fest, wie schlank ich damals war», sagte Jositsch lachend und fügte an: «Ich nehme das als Grund, wieder ein bisschen aufs Gewicht zu schauen.»
Jositsch hat seine Ankündigung wahr gemacht. Und auch andere Politiker haben im Lauf ihrer Karriere abgenommen, wenn auch kaum so radikal wie der SP-Nationalrat. So ist sein Parteikollege Cédric Wermuth heute schlanker als noch vor zwei Jahren. SVP-Nationalrat Alfred Heer hat vor zehn Jahren ebenfalls ein paar Kilos verloren, wie auch FDP-Nationalrätin Doris Fiala.

Immer im Rampenlicht

Die Zürcherin hat kein Problem damit, über ihr Gewicht zu sprechen. «Als öffentliche Person muss man wohl akzeptieren, unter ständiger Beobachtung zu stehen», sagt Fiala, «selbst wenn ich das Thema irrelevant finde». Als Politiker wünsche man sich, an den Taten gemessen zu werden. Und nicht an Faktoren wie dem Gewicht oder dem Aussehen.
Dass es für dicke Politiker schwieriger ist, gewählt zu werden, glaubt Fiala nicht. «Bei meiner Wahl 2007 habe ich ja selber noch 15 Kilo mehr gewogen.» Viel wichtiger sei es,
authentisch zu sein. Wenn jemand seinen Kampf gegen das Gewicht oder das Rauchen zum Thema mache, könne das unter Umständen sogar positiv ankommen: «Die Wähler wollen jemanden, mit dem sie sich identifizieren können. Jemanden, der mit ähnlichen Sorgen und Nöten kämpft wie sie selber.»


Dicksein als Markenzeichen

Kommunikationsexperte Marcus Knill sieht das ähnlich: Bei Politikern gehe es um die Glaubwürdigkeit. «Die hat nicht viel mit dem Gewicht zu tun.» So würden Politiker wie SVP-Nationalrat Toni Bortoluzzi oder sein Parteikollege Felix Müri trotz ihrer stattlichen Figur gewählt. Dabei gehe es auch darum, wie eine Person mit ihrem Gewicht umgehe: «Mike Müller von Giacobbo/Müller spielt ganz explizit den Dicken. Das ist sein Markenzeichen, und es kommt bei den Leuten gut an.» Dick zu sein, könne auch ein positives Bild vermitteln: das einer gutmütigen, gemütlichen Person.
Auffällig ist allerdings, dass im Parlament einige festere Herren sitzen – dicke Frauen hingegen gibt es keine. 
Anders als Knill ist SP-Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer deshalb überzeugt, dass dicke Frauen tiefere Wahlchancen haben. «Bei Frauen wird viel mehr auf das Aussehen geachtet als bei Männern», sagt Leutenegger. «Und zum Aussehen zählt nun einmal auch das Gewicht.» Dickere Frauen liessen sich deshalb seltener für Wahlen aufstellen.

Schönheit hilft

Auch Kommunikationsexperte Knill räumt ein, dass das Aussehen ein Faktor bei Wahlen sei. «Gutaussehende Menschen profitieren von ihrer Schönheit.» So habe beim Spitzenresultat der Zürcher Nationalrätin Natalie Rickli ihr gutes Aussehen sicherlich mit eine Rolle gespielt. Das sei aber nur ein Aspekt von vielen. «Angela Merkel ist dafür das beste Beispiel: Sie ist nicht dünn und trägt manchmal unvorteilhafte Kleider. Dennoch hat sie Erfolg.» So rechnet Knill nicht damit, dass Jositschs Gewichtsverlust einen entscheidenden Einfluss auf seine politische Karriere hat. «Selbst wenn er damit bei einigen Leuten Sympathiepunkte gewonnen hat.»
(ala)

Radikale Diät von Nationalrat Jositsch

Der SP-Politiker hat innerhalb weniger Monate fast 30 Kilo abgenommen. Das enthüllte Roger Schawinski am Montag in seiner Sendung.

aus 20 Min:



Der alte und der neue Daniel Jositsch: links in einer Aufnahme von Ende 2011, rechts bei seinem Auftritt gestern Abend in der Sendung von Roger Schawinski.
Roger Schawinski redete gestern Abend nicht lange um den heissen Brei herum. Seinen Gast Daniel Jositsch stellte er in seiner Show mit folgenden Worten vor: «Bei mir ist Daniel Jositsch, 29 Kilo leichter, er ist SP-Nationalrat und Strafrechtsprofessor.»
Tatsächlich präsentierte sich Jositsch merklich schlanker als früher: Noch im Juni 2013 hatte der Nationalrat einige Kilo mehr auf den Rippen. Zu seinem Erfolgsrezept wollte sich Jositsch aber nicht äussern. «Das ist nicht spannend. Es ist nicht schwer, Gewicht zu verlieren. Das Gewicht zu halten dagegen schon», sagte er laut «Blick». Für eine Stellungnahme war Jositsch nicht erreichbar. 

Kommentar: Auch ich habe festgestellt, dass es mir leichter fällt, das Gewicht zu reduzieren als das Gewicht zu halten.
Noch leichter fällt es mir jedoch zuzunehmen. Nach einem wöchigen Seminar  (herrliches Morgenbuffet, gute Znüniangebote, Mittagessen mir Nachspeise und Pralinés, Zviere mit verführerischem Kuchen und Früchen, gemütliches Nachtessen  - wiederum mit Nachspeise und dann  noch das kühle Bier vor dem Schlafengehen) - Die Gewichtszunahme von über einem Kilogramm ist bei mir garantiert!
Es bleibt mir somit  nichts anderes übrig, als nachträglich die Pfunde sofort wieder los zu werden  - aber wie? Es fällt auch mir nicht immer leicht. Denn, Essen ist so schön!
Die Geschichte Jositschs ist deshalb aus naheliegenden eine Mediengeschichte die alle beschäftigt
Denn diese Problematik kennen  alle Leser.
Nachlese:
BLICK:

 

Die Stolpersteine bei Präsentationen:



 Bedenken Sie....

* Phrasen vermeiden: Wenn Sie die meisten Zuhörer ohnehin schon  begrüßt haben, sollten Sie auf diese Anrede verzichten, weil  sie unnatürlich wirkt.


* "Es freut mich sehr, dass Sie so zahlreich erschienen sind." Sagen Sie diesen Satz niemals! Erstens interessiert keinen der Zuhörer, was Sie persönlich freut. Und zweitens sitzen die meisten ohnehin nicht  freiwillig dort.


* Man fängt zu spät an, der Beamer ist nicht hundertprozentig, die Luft  istschlecht, der Kaffee kalt und am besten entschuldigen Sie sich auch  noch
für die wenige Zeit, die für die Vorbereitung zur Verfügung stand.
  Lassen Sie es!



* "Ich bitte Sie, Ihre Fragen bis zum Schluss aufzuheben." Völlig falsch.
Erstens nimmt das der Präsentation die Abwechslung, zweitens ist es unhöflich und drittens wirken Sie dadurch angreifbar. Außerdem müssen Verständnisfragen sofort geklärt werden.


* Dunkeln Sie niemals den Raum zu sehr ab, egal wie die Leinwand rüberkommt! Das ermüdet die Zuhörer und Sie selbst geraten häufig auch  noch aus dem Blickfeld.


* Ihre Hände sind ein wichtiges Kommunikationsmittel. Verzichten Sie daher die Hände zu blockieren


* Viele Redner schauen aus Unsicherheit über die Köpfe der Zuhörer  hinweg.
Vermeiden Sie das.


* "Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit" – weder sagen noch schreiben


Alice Schwarzers Schwarzgeld

Wie ein Leuchtturm zum Glühwürmchen mutieren kann



Eine moralische Instanz wird demontiert


Die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer hat über viele Jahre ein Schweizer Konto vor den deutschen Steuerbehörden verheimlicht. Auf ihrer Website äusserte sie sich nun zu den Enthüllungen.
Soll eine sechsstellige Summe nachbezahlt haben: Die Feministin Alice Schwarzer. (Archivbild)

Soll eine sechsstellige Summe nachbezahlt haben: Die Feministin Alice Schwarzer. (Archivbild)
Bild: Keystone

«Ja, ich hatte ein Konto in der Schweiz»: Alice Schwarzer hat auf den Bericht der deutschen Zeitschrift «Der Spiegel» reagiert und eine Stellungnahme auf ihrer Website veröffentlicht. Sie gibt zu, das Schweizer Konto erst im vergangenen Herbst bei ihrem Finanzamt angezeigt zu haben: «Ich habe die Steuer für die Zinsen nachgezahlt und das Konto aufgelöst. Das Konto war ein Fehler. Den bedauere ich von ganzem Herzen», schreibt Schwarzer.
Sie sei nachlässig gewesen, aber sie habe ihren Fehler wieder gutgemacht: «Ich habe für die letzten zehn Jahre gesamt rund 200'000 Euro Steuern nachgezahlt, plus Säumniszinsen.» Der Fall sei damit auch aus Sicht der Steuerbehörde bereinigt. «Mit welchem Recht also diese Denunzierung?», fragt sich Schwarzer im Hinblick auf den «Spiegel»-Artikel. Sie vermutet, dass ein Informant aus der Schweiz die Details zu ihrem Fall gleich mehreren Redaktionen zugesteckt habe, «damit es einer sicher bringt». Der «Spiegel» habe offenbar nicht widerstehen können.
Schwarzer hat das Konto in der Schweiz nach eigenen Angaben zu einer Zeit eröffnet, «in der die Hatz gegen mich solche Ausmasse annahm, dass ich ernsthaft dachte: Vielleicht muss ich ins Ausland gehen.» So denke sie schon länger nicht mehr, und vom Konto habe sie nie einen Cent abgehoben. Selbstverständlich hätte sie das Konto von Anfang an beim deutschen Finanzamt angeben müssen. «Doch ganz ehrlich: Auch mein persönliches Unrechtbewusstsein hat sich an dem Punkt erst in den letzten Jahren geschärft.»
Eine «moralische Instanz» im Fokus
Der «Spiegel» hatte zuvor publik gemacht, dass Alice Schwarzer über viele Jahre eine erhebliche Summe in der Schweiz gebunkert und die hier angefallenen Zinsen nicht, wie vorgeschrieben, dem deutschen Fiskus zur Besteuerung angegeben. Sie habe im vergangenen Jahr Selbstanzeige erstattet, als sich die Medienberichte über neue Steuer-CDs und Schwarzgeldkonten in der Schweiz gehäuft hatten.
Mit Alice Schwarzer werde nach dem Ex-«Zeit»-Herausgeber Theo Sommer zum zweiten Mal innert kurzer Zeit «eine moralische Instanz der deutschen Presse wegen einer Steuerangelegenheit auffällig». Uli Hoeness, Präsident des FC Bayern München, muss sich zudem im März wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung vor Gericht verantworten.



KOMMENTAR: Es ist immer peinlich, wenn eine moralische Instanz demontiert wird. Ich erinnere an Günther Grass, der als  Gewissen Deutschlands galt und später zugeben musste, dass er bei der WaffenSS war. Jahrelang hatte er dies verschwiegen. Oder Cohn Bendit, der als grüner Vordenker mit seinen erotischen Erfahrungen im Kinderladen in Erklärungsnotstand kam und eine krasse Imageeinbusse erlitt. Die angeschwärzte Schwarzer muss nun auch mit dem jüngsten schwarzen Fleck leben, der nach der Publikation der Steuerhinterziehungsgeschichte zurück bleibt.
Grass darf sich heute nicht als Medienopfer bezeichnen  und die Publikation der Steuersünde von Alice Schwarz ist kein DENUNZIEREN. Ob es Schwarzer gelingt mit der Stiftung von einer Million Franken die schwarze Weste rein zu waschen?
Auf den sozialen Netzwerken ergiesst sich derzeit  eine Flut von Häme über die selbsternannte moralische Instanz.
An vorderster Front verleiht Jörg Kachelmann seiner Schadenfreude Ausdruck und lästert in unzähligen Tweets über seine Erzfeindin Schwarzer ab. Eine späte Rache: 2010/11 schrieb die Frauenrechtlerin für die «Bild» über den Vergewaltigungsprozess gegen Kachelmann. Wobei sie nie einen Hehl daraus machte, dass sie den Meteorologen für schuldig befand. Der Prozess endete mit einem Freispruch.

Promis sind leider im Schaufenster der Oeffentlichkeit. Die Medien müssen das Recht haben, Missstände offen zu legen.
Alice Schwarzer hätte ich geraten, sich nicht zu rechtfertigen oder sich zu verteidigen. Auch in Krisensituationen kann SCHWEIGEN Gold sein.

LINKS: 
16. Aug. 2006 ... Das späte Eingeständnis des deutschen Schriftstellers Günter Grass, im zweiten Weltkrieg Mitglied der Waffen SS gewesen zu sein, erregte die ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/06/08_16.html

Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat
6. Juni 2013 ... Kann der. Fall Cohn-Bendit mit der Nazi-Vergangenheit von Günther Grass oder der DDR-Vergan- genheit Merkels verglichen werden?
www.rhetorik.ch/Aktuell/13/05_28/06_13.pdf




16 Aug 06: Zum Outing von Günther Grass · 15 Aug 06: Marken als generische Sprachbegriffe · 14 Aug 06: Deeskalation bei der Alltagskommunikation.
www.rhetorik.ch/Aktuell/Aktuell_2006.html