Mittwoch, 4. Juni 2014

Wie steht es mit der objektiven Benotung

Benotungen sind meist subjektiv d.h. auch die 
Einstellung der Geprüften beeinflusst die Note

Die wenigsten Lehrer geben es zu: Schüler werden parteiisch benotet.
Knaben in der Regel schlechter als Mädchen.
Sympathiepunkte beeinflussen die Bewertung  schriftlicher Arbeiten.

Ich zitiere aus SPIEGEL-online:

Warum ich nach Sympathie benote

Abiturprüfung (Archiv): Neutral benoten? Lehrern fällt das oft schwer, gesteht eine Pädagogin Zur Großansicht
DPA
Abiturprüfung (Archiv): Neutral benoten? Lehrern fällt das
oft schwer, gesteht eine Pädagogin

Noten sind oft ungerecht, wissen Schüler und Eltern. Nur selten geben Lehrer zu, dass sie Zensuren nach Gusto verteilen. Ich tu's, gesteht hier eine Lehrerin.



Jeder Lehrer hegt Sympathien und Antipathien, das ist menschlich. Deswegen sagen auch all jene nicht die Wahrheit, die behaupten, sie würden eine Klasse ganz neutral betrachten. Jeder Lehrer hat beim Korrigieren schon als erstes auf den Namen des Schülers geschaut - und nicht auf die gelösten Aufgaben.

Ich finde es extrem schwer und auch ungerecht, Leistungen von Schülerinnen und Schülern zu bewerten, wenn ich gleichzeitig ihre Vorgeschichten kenne. Wenn ich weiß, wie der Lernprozess ablief und ob dem Schüler das Lernen leicht fällt oder schwer. Bei dem einen drückt man eher ein Auge zu, bei dem anderen ist man nicht so hilfsbereit. Jemand, der immer seine Hausaufgaben macht und sich extrem bemüht, hat eher eine gute Zensur verdient als jemand, der nie seine Sachen dabei hat - so denken die meisten Lehrer.
Selbst in Mathematik wird bei manchen Schülern eine Ziffer eher erkannt als bei anderen. Vielleicht ist das genau der eine Punkt, der eine ganze Zensur ausmachen kann. Manchmal lässt man sich auch viel zu schnell von Kollegenurteilen beeindrucken, und die Zensuren stehen von vornherein fest. Ich möchte mich selbst als Lehrerin davon gar nicht ausnehmen.


Auch als Mutter habe ich das schon erlebt: Mein Sohn musste vor einiger Zeit eine Inhaltsangabe abgeben. Er hatte schon mehrere Arbeiten geschrieben und immer eine schwache 4 kassiert. Mir war nicht klar, warum. Unerlaubterweise habe ich die Inhaltsangabe geschrieben; meine Abschlussnote im Deutschstudium: 1,5. Mein Sohn schrieb meine Arbeit ab und reichte sie ein. Resultat: eine schwache 4. Im Gespräch wich die Lehrerin mir aus und gab nicht nachvollziehbare Antworten. Ich gab den Text der Schulleitung, sie korrigierte die Zensur deutlich nach oben, und ich löste das ganze auf - mit der Bitte, auch die anderen Arbeiten von ihm noch einmal zu korrigieren.




Ich selbst sehe mich in erster Linie als Person, die Schülern etwas beibringt und nicht als eine Person, die Schüler benotet. Ich bemühe mich darum, die Bewertungen zunächst in Kommentare zu verfassen und sie dann in Zensuren umzusetzen. Viel lieber würde ich den Schülern Lernempfehlungen geben und sie weiter unterstützen. Ich wünschte mir, dass Schüler bis zu 10. Klasse gar keine Prüfungen schreiben müssen. Sie sollten kein fester Bestandteil des Lernens sein. Durch ein Diktat beispielsweise lernen sie keine Rechtschreibung: Entweder beherrscht ein Schüler die Rechtschreibung und macht keine Fehler, oder er beherrscht sie nicht und macht viele Fehler. Individuelle Übungen würden in diesem Fall sowohl dem guten als auch dem schlechten Schüler helfen, sich zu verbessern. Prüfungen bringen nichts für den Lernprozess, sondern leiten den Lernenden nur an, sich isoliertes Inselwissen für eine Prüfung anzueignen.
Nach der 10. Klasse dann sollten die Klausuren nicht mehr vom eigenen Lehrer bewertet werden. Das würde die Notengebung wesentlich gerechter machen.
Die 44-jährige Lehrerin unterrichtete jahrelang an Grund-, Haupt- und Realschulen. Inzwischen bildet sie Lehramtsstudenten aus.
KOMMENTAR: Wenngleich  angeblich keine absolut objektive Bewertung möglich ist, gilt es sich ständig zu bemühen, Benotungen möglichst anhand konkreter Kriterien vorzunehmen.
Als Ombudsmann einer Kantonsschule mache ich Schülerinnen und Schüler immer wieder darauf aufmerksam, dass ihre persönliche Einstellung die Noten nachhaltiger beeinflussen kann, als die subjektive Beurteilung des Lehrers.
Jeder Psychologiestudent kennt das Phänomen der sich selbsterfüllenden Prophezeihung . 
HINWEIS: 


Wenn du denkst, du bist schlecht, dann bist du auch schlecht

Weshalb mich Ueli Maurer enttäuschte

Bundesrat Maurers verpasste Chance

Der heutige Chef des VBS hat als Politiker immer wieder bewiesen, dass er medienrhetorisch
talentiert ist und mediengerecht sprechen kann. Seine Aussagen werden verstanden.
Vor der Gripenabstimmung war es nachvollziehbar, dass der Chef nur an ein JA glauben wollte. Sein Optimismus machte ihn leider blind.
Maurer war   felsenfest überzeugt, dass die Flugzeuge vom Volk akzeptiert und verpatzte dabei das notwenige Antizipieren eines Misserfolges.


Ein Verteidigungsminister müsste immer auch den schlimmsten Fall bedenken. Nach dem Fiasko wurde deutlich, dass Ueli Maurer vom negativen Entscheid am linken Fuss erwischt worden ist.
Er hatte das Verhalten bei einem allfälligen NEIN nicht in seine Pläne mit einbezogen
Es fehlten Projekte, die er an Stelle des Flugzeuges für die Landesverteidigung hätten gefordert werden können.
Solche Projekte hätte er sofort präsentieren müssen.
Es fehlten jedoch die sogenannten vorbehaltenen Entschlüsse.
Dem Bundesrat blieb deshalb nichts anderes übrig, als vom VBS Geld für den Flugzeugsbeschaffungsfond eine Summe andere Departemente zu verteilen.

Dass ein Chef vergisst, über die Nase hinaus zu planen und es verpasst, alternative Projekte zu antizipieren nach dem Prinzip "Was wäre wenn...?" ist  unbegreiflich.
Das Volk war ja nicht gegen die Landesverteidigung. Es wollte lediglich diesen Flugzeugtyp nicht.  Der Rückhalt für eine starke Verteidigung war nach Umfragen stets vorhanden.
Ich frage mich, wo all diese Berater Maurers waren.
Jeder Offizier lernt in der Ausbildung das einfache Führungsprinzip: Vorbehaltene Entschlüsse gilt es rechtzeitig zu planen!
Es ist somit völlig  unverständlich, dass es der siegessichere Ueli Maurer verpasste, eine Abstimmungsniederlage zu antizipieren. Eine erbärmliche Situation! Nachdem die Ausgaben für unsere Sicherheit seit Jahren laufend hinuntergefahren wurden, darf es doch nicht sein, dass die Armee durch das Missmanagement eines Verteidigungsministers  zusätzlich verarmt. Armee kommt bekanntlich nicht von arm, sondern von arme (Waffe).