Dienstag, 14. März 2017

Erkenntnis nach der umstrittenen ARENA "Wie glaubwürdig sind die Medien?"

GRUNDSAETZLICHES ZUR FRAGE:

Wie können künftig Stolpersteine beim Moderieren vermieden werden?

Im Tagi analysierte Anton Schaller die umstrittene ARENA "Wie glaubwürdig sind die Medien?"und machte darauf aufmerksam, dass nur neutrale Moderatoren glaubwürdig sind:

Ich zitiere:

Neutrale Moderatoren am glaubwürdigsten

Die Analyse der weltweiten Untersuchungen der politischen Berichterstattung (Nachrichtensendungen, Magazine, Talkshows) durch den ARD-Forschungsdienst lieferte auch die Antwort auf die Frage «Wie erreicht ein Moderator die höchste Glaubwürdigkeit?». In einem Experiment wurden repräsentativen Testpersonen eigens hergestellte Talk-Sendungen zur Flüchtlingsfrage vorgeführt, zuerst mit einem neutralen, dann mit einem liberalen und zuletzt mit einem konservativen Gesprächsleiter. Das Verdikt war eindeutig: Der neutrale Moderator erzielte in der anschliessenden Befragung die höchste Glaubwürdigkeit. Und interessant ist laut Bericht der Zeitschrift «Media-Perspektiven», dass die Glaubwürdigkeit in der Beurteilung nur wenig sank, wenn der Moderator parteiisch war, dabei eine Meinung vertrat, die kongruent zur Meinung des Befragten war. Das genau Umgekehrte passierte, wenn die Meinung des Moderators der Meinung des Befragten widersprach: Der Moderator wurde von diesem als sehr unglaubwürdig eingeschätzt. 

 Zur Neutralität des Moderators schreibt Watson:


Seit mehr als zwei Jahren moderiert Jonas Projer nun bereits die «Arena». Der junge Journalist wurde dabei stets als eloquent, schlagfertig und humorvoll wahrgenommen. Und vor allem war er trotz der hitzigen Diskussionen immer neutral. 
Doch genau bei diesem letzten Punkt stösst Projer nun an seine Grenzen. Der Grund: Donald Trump.
Ganz zum Schluss der  «Arena»-Sendung mit dem Thema «Ernstfall Trump» stellte Projer folgende Grundsatzfragen:

 «Soll die ‹Arena› neutral bleiben, wenn es um Folter geht? Soll die ‹Arena› neutral bleiben, wenn ernsthaft darüber diskutiert wird, ob Menschen weniger Rechte haben sollen, nur weil sie Juden oder Muslime sind?»

Grosse Fragen für eine Sendung, die sich Neutralität bis jetzt immer gross auf die Fahne schrieb. Doch Projer scheute nicht vor einer klaren Antwort zurück und sagte klar und deutlich:
«Die ‹Arena› darf da nicht neutral bleiben, und ich als Journalist kann da nicht neutral bleiben.


Doch wie gesagt, diese Frage stellte Projer erst ganz am Ende der gestrigen Sendung, zuvor moderierte der SRF-Mann im gewohnten Stil. Neutral also. 

Ganz fair hingegen war das Setting nicht. Denn mit James Foley, Sprecher der Republicans Overseas Switzerland, war nur einer der vier Gäste auf der Seite Trumps. Mit Micheline Calmy-Rey, Klaus Wellershof, dem ehemaligen Chefökonomen der UBS, und dem irakisch-schweizerischen Filmemacher Samir standen dem bemitleidenswerten US-Amerikaner gleich drei redegewandte Kontrahenten gegenüber.

Rekord an Beschwerden:

Die Beschwerden türmen sich im Büro von SRF-Ombudsmann Roger Blum. Über 250 Beanstandungen sind zur «Arena»-Sendung von vergangener Woche schon eingegangen – ein Rekord. Das berichtet heute die «SonntagsZeitung».
Den Spitzenplatz in Sachen Beanstandungen hatte bislang TV-Talker Roger Schawinski inne. Seine Sendung mit Satiriker Andreas Thiel hatte 185 Beschwerden provoziert.
Nun wurde Schawinski von «Arena»-Moderator Jonas Projer abgelöst – und das lange bevor die Beschwerdefrist von 20 Tagen abgelaufen ist. Ihm wird in einer Mehrheit der Zuschriften vorgeworfen, unfair mit Gesprächsgast Daniele Ganser umgegangen zu sein. So hatte Projer Ganser als «umstrittenen Historiker» vorgestellt und sich mit ihm über widersprüchliche Aussagen zu einem Beitrag der Sendung «Einstein» gestritten, welche im Januar ausgestrahlt worden war.

ANALYSE und ERKENNTNIS:

- Ein Moderator muss neutral moderieren.
(Es gibt ganz wenige Ausnahmen. Bei Verstössen gegen
gesetzliche Bestimmungen oder bei Beleidigungen von Gesprächspartnern)

- Ein Moderator darf Leute nicht vorführen.

- Er darf einen Gesprächsteilnehmer nicht als umstrittene Person ankündigen.

- Er muss das Gespräch immer wieder zum Thema "Wie glaubwürdig sind die Medien" zurückführen. Wenn ein persönliches Geplänkel 10 Minuten der Sendezeit beansprucht, weicht ein Moderator selbst vom Thema ab. Das ist ein No go.




- Der Moderator hat sich strikt an seine Rolle als Gesprächsleiter zu halten, auch wenn er emotional betroffen ist.
Er darf nie persönlich werden oder die Nerven verlieren
(Ich erinnere an das Duell: Schawinski -Thiel).





Offene Fragen nach der umstrittenen Sendung. Ich fasse zusammen:

Warum wurde ein Gast wie Ganser eingeladen ? 
Was hatte man sich vom Gast Ganser versprochen ? 
Welchen Mehrwert resultierte durch seine Voten für die Diskussion ?


Weshalb wurde der Gast mit dem Attribut “umstritten” versehen ? 
Hat es bei anderen Gästen auch  schon gegeben ? 
(Bei einem Politiker würde man das jedenfalls nie sagen).
Durch die Person Ganser kam Moderator von Anfang an in Erklärungsnot.




Weshalb diskutierte der Gesprächsleiter als Akteur mit, anstatt zu moderieren? (Er wurde dadurch zur Partei innerhalb der Diskussion, statt die Diskussion zu leiten und zu führen.
Dies führte wiederum zu einer (zu) emotionalen Debatte. Was voraussehbar gewesen wäre. Denn es war klar, dass Ganser sich verteidigen würde).


Uebrigens. Die “Beweislage” mit dem Mail war zu dünn. Auch das wäre vorauszusehen gewesen. 

Weshalb wurde das ganzes Mail nicht grafisch vorbereitet ?

Die fehlende Distanz des Moderators liess die ganze Diskussion in die Sackgasse führen. Hick-Hack statt offener Diskussion.

Grundsätzliche Lehren:


Das Thema war schon emotional besetzt, dazu braucht es nicht noch “umstrittene” Gäste !


Aussagewunsch der Sendung müsste mit jener der Gäste abgeglichen  werden. Sonst führt dies u.U. thematisch in eine andere Richtung.
Wenn eine Diskussion eskaliert, darf ein Moderator Gäste nicht noch bedrohen (“nehme Ihnen Mikrophon weg” usw), sondern z.B.: “Ich nehme Ihre Aussagen, Ihre Kritik zur Kenntnis und wir können das später, nach der Sendung klären. Das hat mit dem Thema, das wir heute Abend diskutieren, nichts zu tun. Oder der Moderator kann ruhig  auf den Faktencheck hinweisen.”


Zum Rollenverständnis:


Ist der Moderator gleichzeitig eine höhere Instanz, die über andere urteilen darf? Nach meiner Meinung darf er das nicht. 

Ein Moderator muss dafür sorgen, dass die Diskussion in geregelten Bahnen verläuft und das Thema von allen Seiten beleuchtet wird. 

Er sorgt dafür, dass alle Diskutanten zu Wort kommen. Wenn die Meinung des Moderators zu einem Thema spürbar ist, dann hat er eigentlich schon verloren. Haltung ja, aber nur eine journalistische.
 

************

Schon 2003 habe ich bereits in einer Analyse des Zischtig-Clubs geschrieben, was beim Moderieren beachtet werden müsste.

Ich zitiere:



Für Beobachter machte der Zischtigclub deutlich, was "Moderation nicht sein darf".  Ich machte bewusst, dass MODERIEREN eine hohe Kunst ist.
Moderieren ist nicht einfach. Moderieren beinhaltet Vieles: Es geht nicht nur um eine Einführung in die Thematik oder um das Vorstellen der Teilnehmenden, um das passende Schlusswort. Moderieren will auch heissen:



  • Zuhören und weiterführende Fragen stellen
  • animieren
  • führen, leiten, lenken
  • aktivieren
  • zusammenfassen
  • Schweiger zum Reden bringen
  • provozieren
  • spiegeln
  • vergleichen 
  • bei Abweichungen, zum Thema zurückführen
  • Aussagen paraphrasieren
  • Fremdmeinungen einzubringen und diese auch zuzulassen
  • Zusammenhänge aufdecken
  • Schweigen können
  • Langredner abblocken
  • Spielregeln vor der Sendung bekanntmachen
  • dafür zu sorgen, dass vereinbarte Spielregeln eingehalten werden
  • beschreiben, nicht werten
  • Inputs geben


Die Analyse des Club zeigt eindeutig, dass Moderieren mit Steuern/Lenken zu tun hat. Die Behauptung "Ein Team darf nicht geführt werden, denn es führt sich selbst!" stimmt so wenig, wie der Annahme des Moderators, eine Gesprächsrunde lenke sich selbst.


LINK:

erfolgreich moderieren - Graber Impuls

www.graber-impuls.ch/files/130-Leseprobe_Moderationstechniken.pdf
[3] Knill, Marcus. Konflikt-Strategien, Knill + Knill, Kommunikations- beratung, CH-8248 Uhwiesen, www.rhetorik.ch. [4] Graber, Andreas. Checkliste Moderation ... 


Jahrhundert wurde das Wort "moderieren" dem lateinischen Verb ... Dass sich aber Frank A. Mayer ungenügend vorbereitet hatte, zeigte der Umstand, dass er  ...
www.rhetorik.ch/Moderieren/Moderieren.html

Recht auf eigenes Bild

Blick verweigert ein Interview, 
weil die Interviewte sich nicht 
ablichten lassen wollte





Darum verzichtet BLICK auf ein Interview mit Staatssekretärin Pascale Baeriswyl  Stress mit dem Foto! 

Vielen Politiker werden von PR Spezialisten betreut, die auf das Image des Kunden bedacht sind.
Ich habe Verständnis dafür, dass man nicht einfach grünes Licht gibt für geschossene Fotos.
Denn bei einem missliebigen Partner publizieren die Medien gerne ein unvorteilhafte Aufnahme und umgekehrt.
Dass die Medien keine PR Fotes schätzen, ist ebenfalls verständlich.
Ich empfehle deshalb: 

Die Persönlichkeit vereinbart mit dem Journalisten: "Sie dürfen fotografieren, aber ich darf entscheiden, welche Aufnahme publiziert wird."
Leider wissen die wenigsten, dass sie ein Anrecht haben, auf  ihr WORT und BILD. Deshalb: Vereinbarungen
vor dem Interview treffen!

Ist auch eine Augenweide

Blühende Äcker



 (aus Tagi)
Künstlich angelegte Wildblumenflächen im Getreide- 
oder Kartoffelfeld erhöhen die Artenvielfalt und 
helfen, Schädlinge zu bekämpfen. Mehr.