Mittwoch, 31. Dezember 2008

Tagi: Versprecher der Jahres

Die Versprecher des Jahres 2008

Auch in diesem Jahr haben Versprecher von Politiker im In- und Ausland für Schmunzeln gesorgt – oder aber im Fall von Couchepins Mörgele/Mengele für Empörung.

1/7 Ein freudscher Versprecher bot Angela Merkel am Parteitag der CDU in Stuttgart. Merkel sprach von Roland Kotz, dabei heisst der hessische Ministerpräsident Roland Koch.

2/7 Am Bundesratswahltag bat SVP-Fraktionschef Caspar Baader im Namen Christoph Blochers die Bundesversammlung, Maurer zu wählen. Auf das Gelächter hin verbesserte sich Baader: «Ich und Christoph Blocher bitten» um Maurers Wahl.

3/7 Finanzminister Hans-Rudolf Merz irrte sich bei der Angabe seines eigenen Alters: Hans-Rudolf Merz sagte am 3. November: «Ich bin ja immerhin schon 66 Jahre alt und bald 67, und in diesem Alter macht man eigentlich keine Karriereplanung mehr.» Dabei feierte Merz erst am 10. November seinen 66. Geburstag.

4/7 Ein angeblicher «Versprecher» lieferte Bundespräsident Pascal Couchepin. In einer Kommissionssitzung verglich er SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli mit dem Nazi-Arzt Josef Mengele. Die von Mörgeli geforderte symbolische Genugtuung von 1000 Franken lehnte der Bundesrat ab.

5/7 Als Gordon Brown die Massnahmen zur Rettung der britischen Wirtschaft mit 27 Milliarden Pfund verteidigte, sagte er: «Wir haben nicht nur die Welt gerettet – äh, die Banken.» Dieser Versprecher löste grosse Heiterkeit bei den oppositionellen Konservativen aus.

6/7 Hillary Clinton, die neue US-Aussenministerin, blamierte sich, als sie bei einer TV-Debatte nach dem Namen des neuen Präsidenten von Russland gefragt wurde. «Äh – Med – äh – Meddewedde, Neverdever, wie auch immer, ja», lautete ihre verlegene Antwort.

7/7 Wenn es nach dem demokratischen Präsidentschaftsanwärter Barack Obama geht, steht der nächste Präsident der USA bereits fest: Ins Oval Office soll, Joseph Biden, Obamas Vizepräsident, einziehen. Diesen kündigte er bei einer Wahlkampfsveranstaltung fälschlicherweise als nächsten Präsidenten der USA an.

Zum traditionellen Gruppenbild des neuen Bundesrates

Ich zitiere 20 Min:

Die Bundesräte - jetzt dreidimensional

Roter Hintergrund, ein Sternengewölbe mit kleinen weissen Kreuzen - Hans-Rudolf Merz hat dieses Jahr das Symbol der Schweiz für das offizielle Bundesratsfoto 2009 ausgesucht.

1/17 Bundesratsfoto 2009 Bild: KEYSTONE/AP

Es ist mittlerweile Tradition: Zum Jahreswechsel erscheint ein Gruppenfoto des Bundesrates. Neu in diesem Jahr ist, dass es dreidimensional im Internet sichtbar ist. Mit auf dem Foto der amtierenden Bundesräte sind auch Neu-Bundesrat Ueli Maurer und Bundeskanzlerin Corina Casanova. Wie vereinbart befindet sich der Bundespräsident Hans-Rudolf Merz in der Mitte des Bildes. Als Kontrast zum roten Hintergrund sind die «Models» schwarz gekleidet. Einziger Farbklex: Die Krawatten von Hans-Rudolf Merz und Pascal Couchepin. Ersterer trägt eine blaue, letzterer eine rote. Der Bundespräsident und sein Kollege Moritz Leuenberger posieren mit der rechten Hand, Ueli Maurer mit der linken Hand in der Hosentasche.

Das Bild mit einer Auflage von 60'000 Exemplaren knipste der Berner Fotografen Michael Stahl. Das Gruppenfoto wurde im Fernsehstudio des Pressezentrums des Bundeshauses geschossen. Der rote Hintergrund wurde nachträglich eingefügt.

Kommentar (nicht ernst zu nehmen): Ueli Maurer steht RECHTS AUSSEN, wie es sich gehört. Micheline Calmy-Rey bildet mit den Armen die gewohnte Beziehungssperre und zeigt einmal mehr auf künstliche Art ihre Zähne. Wer diese Zähne im neuen Jahr zu spüren bekommt, ist noch offen. Moritz Leunenberger gelingt es erstmals, die ihm so unangenehmen Situation der Posierens zu überspielen. Er scheint die Balance gefunden zu haben zwischen dem griessgrämigen Gesicht (bei den früheren Aufnahmen) und dem späteren aufgesetzten Lächeln. Er stehtjedenfalls nicht mehr wie ein Konfirmand da, sondern gibt sich so locker wie noch nie. Wieviele Stunden musste er trainieren? Zufriedenheit strahlt Bundespräsidetn Merz aus. Glücklich, dass sein Herz wieder mit genügend Blut versorgt wird und glücklich, dass er es dem deutschen Finanzminster gezeigt hat und ihm unverblümt gesagt hat, dass sich die Schweiz von ihm nicht peitschen lasse. Doris Leuthard signalisiert gefasste Präsenz. Dies ist notwendig. Denn sie hatte jüngst zu oft unbedachte Aeusserungen gemacht. Ob sie die neue Haltung "Sich zusammennehmen" (Siehe die Hände) beibehalten kann? Die Hände bedecken wie Eva bei der Vertreibung aus dem Paradies den Schoss. Das Duo Couchepin <--> Widmer-Schlumpf könnte gegensätzlicher nicht sein: Der dominane Macho, der wie ein Turm alle überragt, neben der zierlichen bescheidenen Justizministerin, die sich in der Krise so selbstsicher zu behaupten wusste und sich bei dieser Aufnahme schon wieder zurücknimmt (Arme) - als beeinflusse das Alphatier neben ihr ihre Stimmung. Die Bundeskanzlerin steht neutral am Rande - wie es sich gehört. Alle sind magistral gekleidet, dunkel und farblos. Das einzig Farbige ist der dominante rote Hintergrund und die Gravatten von Merz und Couchepin. Die Hosentaschenposition scheint sich beim neuen Bundesrat durchzusetzen. Bereits drei Bundesräte finden so einen Halt vor der Kamera. Ob der Fotograf zu diesem Trick geraten hat. Dann damit kommt es nicht zu den starren, verschränkten oder hinter dem Rücken versteckten Armen.

Nix 3D

schreibt 20 Min:

Der Bundesrat bleibt flach

«Der Bundesrat in 3D» – das verspricht der Link zum neuen Foto des Bundesrates auf admin.ch. Was nach neuster Technologie tönt, entpuppt sich als alter Hut: Ein flaches, statisches Bild, das nach einer 3D-Brille schreit.

Im Web ist vieles möglich: Man hat mehr Freunde als im realen Leben, kann problemlos in eine andere Identität wechseln oder sich auch nur Aufzeichnungen alter kirgisischer Hahnenkämpfe in Schwarz-Weiss ansehen. Und so horchte man auf, als man die Ankündigung las, das neue Bundesratsfoto sei im Web in einer 3D-Version erhältlich.

Kann man jetzt endlich überprüfen, ob Micheline Calmy-Reys Frisur auch hinten voller Strähnchen ist? Kann man sich hinter die Bundesräte stellen und sehen, auf wessen Beerdigung sie schwarz gekleidet gehen? Etwa auf die des Finanzplatzes? Und was verbirgt sich in den Händen von Evelyne Widmer-Schlumpf – ein Bleistift, ein Sandwich oder gar ein SVP-Fähnchen?

Leider nein. Die 3D-Karte entpuppte sich als simple Stereoskopie. Mit einer passenden 3D-Brille lassen sich niedliche Schweizerkreuze vor unseren Magistraten hin und her schwenken. Die 3D-Brille kann man sich übrigens gratis per B-Post zustellen lassen. Gemäss André Do Canto, Produktmanager des Bundes, wurden bis um halb zwölf Uhr rund hundert Brillen bestellt. Wie viele Brillen eingekauft worden sind und was der Spass gekostet hat, ist unbekannt.

Kommentar: Hoffentlich gibt sich der Bundesrat im nächsten Jahr weniger flach. Auf dieser Aufnahme haben die sieben Magistraten etwas von erwartungsvollen Sternguckern, die hoffen, dass im kommenden Jahr doch noch ein Wunder geschieht und die Krise plötzlich vom Tisch ist.

Bundesrat 2009: Ueli Maurer, Micheline Calmy-Rey, Moritz Leuenberger, Hans-Rudolf Merz, Doris Leuthard, Pascal Couchepin, Eveline Widmer-Schlumpf und Corina Casanova (v.l.). (Keystone/Michael Stahl)

Zusatzbemerkung: Die Neue Aufnahme ist insofern ehrlich, als sie nicht Zusammenhalt signalisiert. Alle stehen einzeln da- richtig schön aufgestellt. Sie marschieren nicht, wie auf einer früheren Aufnahme. Sie gruppieren sich auch nicht künstlich um eine Schweizerfahne. Die Magistraten sind bewusst als Einzelkämpfer hingestellt worden - aufgereiht in angemessenem Abstand. Immerhin haben alle auf Geheiss des Fotografen synchron "Cheese" gesagt. Dies ist wahrscheinlich die erste Teamarbeit im Bundesrat gewesen. Einheitlich ist ferner auch der Farbton der Kleider wie auch der gemeinsame rote Hintergrund. Die Hosentaschenpostionen scheint bei den Jodlern entlehnt worden zu sein. Sie soll locker wirken und der Mann weiss dann immerhin, wohin mit den Händen.

Dienstag, 30. Dezember 2008

SVP Handschrift bei der Werbung

20 Min:

SVP-Kampagne

Gierige Hände mit diebischen Raben ersetzt

Jetzt steigt auch die SVP in den Abstimmungskampf zur Personenfreizügigkeit - in alter Frische. Ihre Nein-Kampagne illustriert sie mit diebischen Raben. Auch der Slogan «Freipass für alle?» spielt auf das Thema importierte Ausländerkriminalität an.

Pirmin Schwander (NR/SZ), Parteipräsident Toni Brunner (NR/SG), Yvette Estermann (NR/LU) und Yvan Perrin (NR/NE) stellen in Bern die Abstimmungskampagne «Nein zur Personenfreizügigkeit» vor (v. l.). (Bild: Keystone)

Die SVP schiesst gegen die bilateralen Abkommen mit der EU: Jeder könne sich im Rahmen der Personenfreizügigkeit in der Schweiz niederlassen und hier seine kriminelle Energie entfalten, sagte SVP-Präsident Toni Brunner am Dienstag vor den Medien in Bern. Die SVP werde sich «mit allen Kräften» gegen die Ausdehnung der Personenfreizügigkeit auf Rumänien und Bulgarien wehren, erklärte Brunner weiter.

Kurzer, aber heftiger Wahlkampf

«Die SVP führt eine schweizweite Plakat-Kampagne», bestätigt SVP-Sprecher Alain Hauert auf Anfrage von 20 Minuten Online. Die Plakate stehen ganz in der SVP-Tradition. Das Sujet scheint vertraut. Wurde anlässlich der Einbürgerungsinitiative 2004 eine Gruppe schwarzer Hände gezeigt, die gierig nach Schweizer Pässen grapschen, hackt jetzt eine Gruppe schwarzer Raben auf die Umrisse des Landes ein.

Die Propaganda wird mit einem seperatem Budget finanziert. Die Frage, ob auch Christoph Blocher Geld einschiesse, wollte Hauert nicht kommentieren. «Wir stellen uns auf einen kurzen, aber heftigen Wahlkampf ein», erklärte er weiter. Ein Beispiel lieferte SVP-Nationalrat Yvan Perrin: Er bezeichnete in seinem Referat die EU-Mitgliedsstaaten Bulgarien und Rumänien als «Drittweltländer.»

Die SVP begründet ihre Haltung auch mit der Paketlösung, die das Parlament für die Abstimmung beschlossen hatte. Die Weiterführung der Personenfreizügigkeit und die Ausdehnung auf Bulgarien und Rumänien kommen in der gleichen Frage zur Abstimmung. Auf zwei Fragen sei somit nur eine Antwort möglich, hält die SVP fest.

Kommentar: Ob die Bildrhetorik wie bei den Schwarzen Händen, dem schwarzen Schaf jetzt auch mit den schwarzen Raben bei den Stimmberechtigten verfängt, ist noch völlig offen.

Das Dilemma mit den "Sans Papiers"

150 Sans Papier besetzen seit über 10 Tagen (ausgerechnet vor der Weihnachtszeit) die Predigerkirche. Sie sind nicht gewillt ihre Besetzung aufzugeben und bringen damit die Kirchenbehörden und die Regierung gewaltig unter Druck. Sie nehmen gleichsam die Krichebehörd in Haft. "Wir bleiben hier und wir bleiben hier, bis es eine Lösung gibt" sagen sie bereits selbstsicher. Den Zeitpunkt der Besetzung haben sie sehr gut gewählt. Denn die Verantwortlichen der Kriche konnten es sich nicht leisten, die Besetzer während der Weihnachtszeit diese illegalen Aufenthalter auf die Strasse zu schicken. Als Zeichen der Nächstenliebe liessen dei zustädnigen Instanzen die illegale Besetzung zu und machten gute Miene zum bösen Spiel. Die Besetzer kündigten auf Samstag eine Grossdemonstration an. Die Behörden halten sich weiterhin zurück. Sie rechtfertigen das Gewähren mit dem Hinweis: "Wir werden bis zum Ultimatum vom 5. Januar nichts unternehmen."

Regierungsrat Hollensein will eine Delegation der Besetzer empfangen, vorausgesetzt die Kirche sei bis dann geräumt.

Kommentar:

Einmal mehr stellt sich die Frage, ob Recht gebrochen werden kann, wenn jemand glaubt, es sei ihm Unrecht geschehen. Ich gehe davon aus, dass die Besetzer durch das Gewähren lassen Aufwind bekommen haben, nicht mehr nachzugeben. Bis jetzt hatten sich alle Instanzen hilflos gezeigt. Gemäss meinen Erkundigungen gab es bei den Sans Papier längere Abklärungen über die jeweilige persönliche Situation und dabei hat sich gezeigt, dass Einige die Auskunft über die Herkunft verweigern oder es an den notwenigen Voraussetzungen fehlt, dass ein Verweilen in der Schweiz rechtfertigen könnte. Einige haben gute Erfahrungen gemacht, wenn sie ihre Pässe vernichteten. Für die Besetzer geht es um eine Güterabwägung. Ein Befolgen der Anordnung heisst für sie letztlich: Zurück in die Armut. Wenn sie jedoch den Aufenthalt erzwingen können, ist ihnen ein akzeptables soziales Auffangnetz sicher, das ihnen eine angenehmere Existenz ermöglicht, wei im Herkunftsland. Kirche und Behörden sind somit in einem Dilemma. Was sie tun, wird kritisiert.

Montag, 29. Dezember 2008

Cabaret Legende von Aesch ist tot

«Cabaret Rotstift»-Gründer Werner von Aesch ist tot

Ich zitiere Tagi-online:

Der 81-Jährige erlag am Montagmorgen den Folgen eines Hirnschlags, den er an Weihnachten erlitten hatte.

Werner von Aesch (m.) im Cabaret-Rotstift-Sketch «Am Skilift».

Werner von Aesch wurde 1927 in Sumatra geboren und kam als 7- Jähriger in die Schweiz. Nach dem Lehrerseminar unterrichtete er von 1950 bis 1988 in Schlieren. Am dortigen Schulhaus Hofacker gründete er mit Kollegen 1954 das «Cabaret Rotstift» und mit Schülern 1957 den Kinderchor «Schlieremer Chind» - beide wurden schnell berühmt.

rhetorik.ch nimmt Werner von Aesch in die Ahnengalerie der Rhetoriker auf. Denn auch Mundartglossen haben mit angewandter Rhetorik zu tun.

Viele seiner Sketchs sind "Klassiker" geworden.

Bundesrat: Probleme bei der Koordination von Informationen

Während der Finanzkrise hatte Doris Leuthard Mühe, sich mit Eveline Widmer Schlumpf abzusprechen. Während die Uebergangsfinanzministerin bewusst und konsequent die Schubladenpläne des Bundesrates nicht preis gegeben hatte, verriet damals die Wirtschaftministerin, was der Bundesrat zu tun gedenke.

Heute bereits die zweite Informationspanne:

Ich zitiere Blick:

Grosszügig: 500 Franken für alle – so will Micheline Calmy-Rey die Wirtschaft ankurbeln

. (Reuters)

Dass Wirtschaftsministerin Doris Leuthard vorgeworfen wird, sie tue zu wenig gegen die Krise, ist nicht neu. Neu ist, dass die Kritik aus dem Bundesrat kommt.

«Ich bin der Meinung, dass ein zusätzliches Konjunkturprogramm mit weiteren, schnell wirkenden Massnahmen nötig ist», sagte Aussenministerin Micheline Calmy-Rey der «Sonntags Zeitung».

Damit nicht genug. Die SP-Bundesrätin unterstützt offen eine Idee von Toni Brunner. Im Oktober hatte der SVP-Nationalrat vorgeschlagen, den für 2008 erwarteten Überschuss des Bundes an die Bürger auszuschütten. Das wären fast 500 Franken pro Person. Weil damit die Binnennachfrage stimuliert werde, hält Calmy-Rey solche Massnahmen für «sehr sinnvoll». Das Volk wird das gerne hören. Leuthard weniger. Denn die sagte vorletzte Woche im BLICK-Interview zum 500-Franken-Vorschlag der SVP genau das Gegenteil. «Das bringt nichts. Es gibt genügend Studien, die beweisen, dass solche Massnahmen den Konsum nicht wirklich stützen.» Immerhin scheint sich Wirtschaftsministerin Leuthard mit dem Finanzminister abgesprochen zu haben. Hans-Rudolf Merz will nämlich auch nichts von zusätzlichen Konjunkturstützen wissen. Zuerst wolle man die Wirkung der ersten beiden Pakete abwarten, sagte Merz der «Berner Zeitung»: «Sollte die Schweiz in eine schwere Krise schlittern, wofür es jetzt keine Anzeichen gibt, würde ein drittes Massnahmenpaket nötig.»

Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Bundesrätinnen Calmy-Rey und Leuthard ins Gehege kommen. Doch bei diesem Gezänk ist das Signal nach aussen besonders bedenklich. Die Schweiz steuert auf eine ernste Wirtschaftskrise zu – und die Regierung ist sich offensichtlich in ganz grundlegenden Fragen uneinig.

Kommentar:

Ist es so schwierig, Informationen im Bundesrat zu koordinieren? Der neue Bundesrat Maurer hat insoweit recht, als er sagt: Bundesräte müssen nicht alle die gleiche Meinung haben. Doch sollten die Meinungsdifferenzen intern ausgefochten werden. Nach aussen hingegen gibt es jeweils nur EINE Botschaft. Jene, die intern beschlossen wurde.

Nachtrag 3. Januar 09:

Erneutes unkoordiniertes Informieren der Landesregierung:

Merz und Leuthard sagen das Gegenteil von Calmy-Rey

Quelle Tagi:

Calmy-Rey gegen Merz und Leuthard

Aussenministerin Calmy-Rey hatte sich Ende Dezember in einem Interview der «Sonntagszeitung» für ein zusätzliches Programm zur Konjunkturankurbelung ausgesprochen. Die Steuerzahler hätten viel Geld zur Stärkung der Finanzplätze lockergemacht; nun dürften sie mit Recht erwarten, dass der Staat auch die Realwirtschaft und ihre Arbeitsplätze schütze.

Die Aussenministerin ging damit auf Distanz zu Wirtschaftsministerin Doris Leuthard und Finanzminister Hans-Rudolf Merz, die beide auf Massnahmen innerhalb der Limiten der Schuldenbremse setzen und ein drittes Konjunkturstützungsprogramm nur im Notfall ins Auge fassen wollen.

Diese Haltung bekräftigte Merz heute im Interview von Radio DRS deutlich.

Frage: Wer sorgt im Bundesrat zu Ordnung hinsichtlich der mangelnden Koordination von wichtigen Informationen? Falls sich der neue Bundesrat Ueli Maurer eine derartiges Ausscheren erlauben würde, bin ich überzeugt, so wäre der Medienwirbel vorprogrammiert. Weshalb werden die Informationspannen bei den älteren Magistraten so leichtfertig übersehen?

Sonntag, 28. Dezember 2008

Mit Kritikern besser fertig werden

Dein Chef ist nicht zufrieden mit dir. Und du nicht damit, wie er dies laut, uncharmant und vor allen Kollegen kund tut. Was machst du?

Der andere mag etwas nicht an dir und tut dies kund. Das ist legal und schmerzt. «Kritik tut immer weh», sagt der Kommunikationsexperte Marcus Knill. «Aber ohne Kritik kommt man nicht weiter.»

Kritik kommt manchmal berechtigt, unvermittelt, zuweilen ungerechtfertigt, hin und wieder in einer sehr unangenehmen Art und Weise. Wie soll man darauf reagieren? Marcus Knill kennt ein Reaktionsschema, mit dem man sich und auch das Gegenüber nicht blossstellt.

Die Ausgangssituation: Dein Chef kritisiert dich an einer Sitzung, vor deinen Kollegen. Das richtige Verhalten:

- Zuhören: «Sie müssen sich die Kritik anhören», sagt Knill.

«Unterbrechen Sie ihn nicht, rechtfertigen Sie sich nicht, und wenn er schreit, brüllen Sie auf keinen Fall zurück. Das müssen Sie einfach durchstehen.»

- Quittieren: «Nehmen Sie die Kritik ernst und zeigen Sie, welche Botschaft bei Ihnen angekommen ist. Zum Beispiel: ‹Habe ich richtig verstanden, Sie haben das Gefühl, ich bin nicht vorbereitet?›»

- Fragen und klären: «Stellen Sie Rückfragen. Lassen Sie ihn genauer erklären, was er nicht gut findet. ‹Meinen Sie nur heute? oder ganz allgemein?›»

- Beschreiben: «Wenn er schreit oder sie persönlich angreift, gibt es nichts Wirksameres, als ihm einen Spiegel vorzuhalten. Stellen Sie fest, was passiert, ohne es zu kommentieren oder interpretieren: ‹Sie unterbrechen mich› zum Beispiel, oder: ‹Sie schreien mich an›, ‹Sie greifen mich jetzt vor allen hier persönlich an›. Gehen Sie nicht darauf ein, wenn er persönlich wird. Bleiben Sie auf jeden Fall sachlich.»

In die Augen sehen

«Wenn Sie kritisiert werden, blicken Sie automatisch nach unten. Sie machen einen Buckel oder verkrampfen sich, der Atem stockt», sagt Knill. «Das ist eine natürliche Reaktion. Wer dies erkennt, hält so Gegensteuer: Tief durchatmen, sich lockern, aufrichten und dem Chef in die Augen schauen - so fassen Sie Fuss und wirken präsent.»

Schlagfertigkeit sei in solchen Momenten bedingt gefragt. «Eine humorvolle Bemerkung, ein kluger Kommentar ist hilfreicher, als den Vorgesetzten blöd hinzustellen. Schlagfertigkeit wird leider oft gesehen als ‹den andern fertig zu machen und zu schlagen›. Das bringt meist nichts und kann sogar kontraproduktiv sein.»

Überraschung

«Wenn Sie eine Situation entschärfen wollen, müssen Sie sich antizyklisch verhalten», sagt Knill. «Es lohnt sich meist, das Gegenteil von dem zu machen, was das Gegenüber tut: Schreit jemand, reden Sie leise, ist er unfreundlich ist, seien Sie bewusst freundlich, wenn Sie gefragt werden, fragen Sie mit einer Klärungsfrage zurück.» Man mache damit genau das, was das Gegenüber nicht erwarte und entziehe sich dem Effekt, manipuliert zu werden. «Durch den Überraschungseffekt erhält Ihre Aussage mehr Aufmerksamkeit.»

Knallhart in der Sache

Muss man sich denn alles gefallen lassen? Und darf man nicht kommentieren, sich nicht wehren? «Nein, muss man nicht», sagt Knill. «Denn Menschen, denen man die Zigarette auf der Nase ausdrücken kann, respektiert man nicht.» Nur solle man nicht an der Sitzung vor allen zurückbrüllen oder den Chef blossstellen. «Machen Sie einen Termin mit Ihrem Chef ab. Sagen Sie ihm, Sie möchten etwas Wichtiges mit ihm besprechen.» Denn nie sollte man sowas zwischen Tür und Angel bereden. «An dieser Besprechung könnte es dann so tönen: ‹Ich gebe Ihnen Recht, ich hatte mich für diese Sitzung nicht vorbereitet. Das tut mir leid. Aber Sie haben mich vor allen Kollegen angeschrieen, und das hat mich wütend gemacht.› Sie zeigen so, dass Sie den Kritiker als Mensch ernst nehmen und wertschätzen.

Das Gegenüber verstehen heisst nicht, mit dieser Person einverstanden sein. Seien Sie freundlich im Ton, weich mit dem Menschen, aber knallhart in der Sache.»

www.knill.com und www.rhetorik.ch--->Harvard Prinzip

Antworten auf Reserve

«Man muss immer ein paar Pfeile im Köcher haben», sagt Knill. «Wenn man kritisiert wird oder in Bedrängnis gerät, muss man zuweilen etwas Zeit gewinnen, damit man überlegen kann, wie man reagieren will.» Im Folgenden ein paar Pfeile von Marcus Knill, die in einer Notsituation zum Einsatz kommen können.

Erwischt

Man ist an einer Sitzung abgeschweift und wird nun nach der Meinung gefragt. Man hat keine Ahnung, worum es gerade geht.

Antwort 1: «Ich habe gerade an etwas anderes gedacht. Könnten Sie die Frage bitte wiederholen?»

Antwort 2: «Wie meinen Sie diese Frage?» Er wird sie wiederholen, aber anders formulieren - das gibt Anhaltspunkte, worum es geht.

Die Echo-Frage

Der Chef fragt: «Haben Sie das E-Mail gelesen, das ich Ihnen gestern geschickt habe? » Sie müssen nachdenken, um welches Mail es sich handelt.

Antwort: «Gestern?» Mit dieser Echo-Frage können Sie Zeit gewinnen, Sie steuern die Diskussion nun um die Zeit. War es gestern oder vorgestern?

Kritik nicht als solche verstehen

Sie haben mit jemandem telefoniert und treffen diese Person nun zu einem Termin. Sie sagt enttäuscht: «Oh, ich dachte Sie seien jünger/älter.»

Antwort: «Wie kommen Sie darauf? War das wegen meiner Stimme?» Interessieren Sie sich für dieses Statement, indem Sie Rückfragen stellen. Auf keinen Fall sollten Sie sich rechtfertigen oder ihn als Vorwurf interpretieren.

Beschwichtigen

Jemand ist sehr aufgebracht und schreit Sie an. «Es reicht manchmal nur schon, ein ‹so, so› von sich zu geben oder ‹aber, aber›. Wenn Sie mit Vorwürfen konfrontiert werden: ‹Stimmt nicht. Aber haben wir jetzt Zeit, darüber zu reden?› oder: ‹Das sagen Sie!›.»

Helen Iten interviewte Marcus Knill

Quelle: Montag, das junge Magazin der Zentralschweiz

Link zum Artikel:

http://www.zisch.ch/navigation/top_main_nav/detail.htm?

Neue Luzerner Zeitung AG

Gute Berater sind Mahner

Quelle: Spiegel

Am Abend des 3. November tritt Andrea Ypsilanti erst spät vor die Presse. Mit gedrückter Stimme und hängenden Schultern schildert die SPD-Chefin ihre Sicht des Tages. Eines Tages, an dem ihr geplantes Linksbündnis mit Grünen und Linkspartei am Widerstand von vier Abgeordneten scheiterte – und die hessische Sozialdemokratie ins Chaos taumelte.

Andrea Ypsilanti: Sie wollte das Gegenmodell zur Politikerkaste sein
Getty Images

Andrea Ypsilanti: Sie wollte das Gegenmodell zur Politikerkaste sein

Ypsilanti spricht nur sehr kurz, es sind müde, inhaltsleere und hoffnungslose Sätze, die ihre ganze Verzweiflung offenbaren. Dies sei ein "dramatischer Tag", alle Sozialdemokraten seien "maßlos enttäuscht", sie habe sich doch "immer um breite Kommunikation" ihres Kurses bemüht.

Was war geschehen?

Statt der Schleswig-Holsteinerin Heide Simonis zu folgen und zweite Ministerpräsidentin eines deutschen Bundeslandes zu werden, führt Ypsilanti ihre Partei in die Krise. Bei den Neuwahlen im Januar muss ihr Nachfolger, der Spitzenkandidat Thorsten Schäfer-Gümbel, mit einer bitteren Niederlage rechnen.

Ypsilanti wollte das Gegenmodell zur allseits unbeliebten Politikerkaste sein - links, weich, weiblich. Ihre inhaltlichen Schwerpunkte waren eine gerechtere Bildungspolitik sowie die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien. Und im Wahlkampf gegen den CDU-Hardliner Roland Koch konnte sie mit ihrer Strategie ohne Zweifel reüssieren. Der 27. Januar wurde zum Debakel für den Kronprinzen der Christdemokraten. Koch verlor zwölf Prozentpunkte, Ypsilanti gewann 7,6 Punkte dazu.

Es folgten schwere strategische Fehler!

Obwohl sie es im Wahlkampf mit beständiger Vehemenz ausgeschlossen hatte, ließ sie sich daraufhin auf eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei ein. Schon bei der Vorbereitung dieses Kurswechsels unterliefen Ypsilanti und ihren Getreuen schwere strategische Fehler. Die Fraktionsführung versäumte es, alle Abgeordneten auf eine Tolerierung durch die Linken einzuschwören. So fehlte die Darmstädter Abgeordnete Dagmar Metzger bei der entscheidenden Fraktionssitzung – sie weilte im Skiurlaub und ließ das Linksbündnis nach ihrer Rückkehr zum ersten Mal scheitern.

HESSISCHES ROULETTE: YPSILANTI UND DIE VIER REBELLEN

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Ypsilanti fehlten die Mahner

Ypsilantis größtes Problem bestand in der Auswahl ihrer Berater und Vertrauten. Allesamt sind dies Menschen, die ihr politisch und charakterlich sehr nahe sind. Dadurch bekam sie Unterstützung und Bestätigung, die sie brauchte, um einen zweifellos sehr schwierigen Weg zu gehen. Doch fehlte ihr damit der ausgleichende Pol, der für Widerspruch und Kritik hätte sorgen können.

In ihrem engsten Kreis gab es keine Mahner, keine Skeptiker, die ihr die Gefahren ihres Vorgehens aufzeigen konnten. Die aber zugleich auch – und daran fehlte es ihr vor allem - den ewig stichelnden Walter kraftvoll und erbarmungslos in seine Schranken verwiesen hätten.

Kommentar: Ein guter Berater ist ein Hofnarr, der auch dem "König" ungeschminkt den Spiegel hinhält. Wo waren Ypsilantis professionelle Berater?

Friede auf Erden?

Die Hamas beschiessen mit neuen Waffen Israel, die weiter ins innere dringen. Israel reagiert mit Luftangriffen. Nach dem Fest des Friedens, alles andere als Frieden auf Erden. Aug um Auge- Zahn um Zahn!

20 Min:

Hamas schlägt mit neuartiger Waffe zurück

38 Kilometer weit über die Grenze auf israelisches Gebiet reichte eine Rakete, welche die Hamas heute Morgen abfeuerte

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Operation «Gegossenes Blei»

Israel erwägt Einmarsch in Gaza

Nach den schwersten Luftangriffen seit Jahrzehnten erwägt Israel nach Informationen aus Militärkreisen auch einen möglichen Einmarsch im Gazastreifen. die Operation «Gegossenes Blei» solle «vertieft und ausgeweitet» werden und werde «weder kurz noch leicht» sein, sagte Israels Verteidigungsminister Ehud Barak.

Das Weihnachtslied "Morgen kommt der Weihnachtsmann" tönt heute zwar friedlich:

Morgen kommt der Weihnachtsmann

Morgen kommt der Weihnachtsmann, kommt mit seinen Gaben. Bunter Lichter, Silberzier, Kind mit Krippe, Schaf und Stier, Zottelbär und Pantertier möcht ich gerne haben.

Bring uns lieber Weihnachtsmann, bring auch morgen, bringe eine schöne Eisenbahn, Bauernhof mit Huhn und Hahn, einen Pfefferkuchenmann, lauter schöne Dinge.

Doch du weißt ja unsren Wunsch, kennst ja unsre Herzen. Kinder Vater und Mama, auch sogar der Großpapa, alle, alle sind wir da, warten dein mit Schmerzen.

Ich habe jedoch in einem Liederbuch der Volksschule folgenden kriegerischen Text gefunden. Dieser militärische Originaltext zum eigentlichen Friedensfest wurde 1840 verfasst. Ich dachte zuerst, diese kriegerischen Worte würden aus dem ersten oder zweiten Weltkrieg stammen:

Dieser Originaltext ist im Internet immer noch überall zu finden:

Morgen kommt der Weihnachtsmann, Kommt mit seinen Gaben Trommel, Pfeife und Gewehr, Fahn und Säbel und noch mehr, Ja ein ganzes Kriegesheer, Möcht’ ich gerne haben. Bring' uns, lieber Weihnachtsmann, Bring' auch morgen, bringe Musketier und Grenadier, Zottelbär und Panthertier, Roß und Esel, Schaf und Stier, Lauter schöne Dinge. Doch du weißt ja unsern Wunsch, Kennest unsere Herzen. Kinder, Vater und Mama Auch sogar der Großpapa, Alle, alle sind wir da, Warten dein mit Schmerzen.

Kommentar überflüssig - Hard Rock Gruppen übernehmen gerne diesen harten Text:

Morgen kommt der Weihnachtsmann - Darmstädter Hübsch

Ist dies Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen?

Armeechef Nef als Sicherheitsrisiko

Sobli enthüllt Vorwürfe aus den Protokollen, die nie veröffentlicht wurden. Wenngleich diese Vorwürfe als einseitige subjektive Sicht gewertet werden müssen, geben sie uns zu denken. Erinnern wir uns doch noch an die ständigen Zusicherungen des Ex-Verteidigungsministers Schmid, der stets so getan hat, als sei "sein" Armeechef unschuldig, so lange er nicht verurteilt sei. Dass sich der Armeechef mit Geld gleichsam losgekauft hatte, wurde zu wenig berücksichtigt.

Ich zitiere aus Sonntagsblick:

So gefährlich war Nef wirklich

Die GPK-N sah nämlich «ein erhebliches Interesse an der Beantwortung der Frage, ob tatsächlich ein Risiko für die Sicherheit der Schweiz bestanden habe». Doch die Kommission musste die Frage offenlassen: «Da uns Herr Nef die Akteneinsicht verweigerte, konnten wir dieses nicht abschätzen», so CVP-Nationalrat und Kommissionspräsident Ruedi Lustenberger (58).

Was der GPK-N verwehrt blieb, konnte der SonntagsBlick jetzt nachholen: in einen bisher nicht bekannten Teil der Strafakte Einblick nehmen und feststellen, dass Roland Nef aller Wahrscheinlichkeit nach ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellte.

Bisher war bekannt, dass der Armeechef vor seiner Wahl seiner ehemaligen Lebenspartnerin das Leben für eineinhalb Jahre zur Hölle gemacht hatte.

Heute steht fest: In der Akte Nef sind gravierende Vorwürfe seiner Ex-Partnerin protokolliert. Sie behauptet, dass Nef bereits während der dreijährigen Beziehung Charaktereigenschaften an den Tag gelegt habe, die ihn hätten erpressbar machen können: So sei er mit seiner Sexualität nicht zurechtgekommen, habe sich immer mal wieder bis zur Bewusstlosigkeit betrunken und ein ebenso unberechenbares wie unbeherrschtes Verhalten an den Tag gelegt.

Sexualität

Grosse Beziehungsprobleme hätten sich, so das Protokoll, immer wieder aus der sexuellen Veranlagung von Nef entwickelt. Seiner Ex-Partnerin sei in den Ferien im Tessin aufgefallen, dass er pausenlos SMS von einem Freund erhalten habe. Als sie ihn darauf ansprach, «flippte er das erste Mal so richtig aus». Ein paar Monate später habe Nef dann zugegeben, dass «seine Beziehung zu Männern nicht ganz normal sei», halten die Akten fest.

Ausraster

Nef habe öfter die Beherrschung verloren. So zum Beispiel an Weihnachten 2004, als er einen Gartentisch nicht zusammenbauen konnte, deshalb in «eine absolute Krise» geraten und ausser sich vor Wut gewesen sei. Als die Gäste zur Feier kamen, darunter auch Kinder, soll Nef komplett ausgerastet sein. Er habe seine damalige Freundin als Hure beschimpft, die «es in der neuen Wohnung am Boden mit zahlreichen Männern treiben würde» und vor allen Gästen behauptet, seine Ex meine, «er würde Männer ficken».

nef ausraster an weihnachten teaser t

Der Tobsuchtsanfall soll sich über zwei Stunden hingezogen haben und so heftig gewesen sein, dass die Gäste sowie die Ex Angst bekommen und schliesslich alle Messer im Haus versteckt hätten. «Wir wussten nicht, ist er jetzt durchgedreht. So, wie er damals ausrastete, da trauten wir ihm alles zu. Ich hatte Angst vor dem Unberechenbaren», vermeldet das Aussageprotokoll.

Alkohol

Nef habe auch immer wieder Alkoholabstürze gehabt. Die Aussage seiner damaligen Lebensgefährtin: «Er trank teilweise so viel, dass er sogar das Bewusstsein verlor. (...) 2003 waren wir im Hotel, er trank und plötzlich schauten seine Augen nach oben und er kam nicht mehr zu Bewusstsein. Das jagte mir einen riesigen Schrecken ein.»

Die Akten zeichnen das Bild eines Mannes, der sich nicht im Griff hat, den vor allem massive sexuelle Prob­leme plagten. Entspricht dieses Bild der Wahrheit, wäre dieser Mann als Armeechef ein grosses Sicherheitsrisiko für die Schweiz gewesen.

Davon sind auch Experten überzeugt. «Jemanden, der so unbeherrscht und unberechenbar ist, kann man auch erpressen; eine weitere Verletzlichkeit ergibt sich aus dem Verdacht auf homosexuelle Neigungen», so der renommierte Strafrechtsprofessor Stefan Trechsel (71).

Der Psychologe Allan Guggenbühl (56) macht sich zudem Gedanken über eine militärtypische Tabuzone: «In Militärkreisen kann schon der unberechtigte Verdacht der Homosexualität sofort ein Riesenproblem werden, weil es eben Vorurteile gibt. Dazu kommt, dass die Gesellschaft Führungspersonen gerne moralisiert.»

Die GPK-N sieht in ihrem Bericht noch ein anderes Erpressungspotenzial: Um kompromittierende Medienberichterstattung mit hohem «Spektakelwert» zu vermeiden, könne die betreffende Person zu Handlungen gezwungen werden, die der öffentlichen Sicherheit schaden.

Roland Nef will sich zu diesen Dingen nicht mehr äussern. Und sein Anwalt Bernhard Rüdy weist darauf hin, «dass die Inhalte polizeilicher Befragung nicht dem entsprechen, was von Zeugen erwartet wird, nämlich die Wahrheit zu sagen». Was SonntagsBlick aus «einseitigen Äusserungen einer Partei in einem Strafverfahren ableiten will» sei «in hohem Masse unprofessionell».

Weniger Mühe mit dem media­len Interesse zeigt der zustän­dige Zürcher Leitende Staats­anwalt Hans Maurer. Er betonte gegenüber «Beobachter Online»: Armeechef Nef stehe «als einer der Hauptverantwortlichen für die Landessicherheit klarerweise im öffentlichen Interesse und muss sich in dieser Position zudringliche Recherchen, auch wenn diese allenfalls sein Vorleben betreffen, gefallen lassen». Das gelte auch, wenn Nef inzwischen nicht mehr im Amt sei.

Zwei Instanzen hätten Nefs Ernennung zum Armeechef stoppen können. Eine ist die Zürcher Staatsanwältin Judith Vogel (46). Sie untersuchte die Strafanzeige gegen Nef wegen Nötigung und anderer Delikte.

Die andere war die Fachstelle für Personensicherheitsprüfung des Bundes, die Nef auf Herz und Nieren überprüfen sollte.

Die Staatsanwältin wusste alles über die Verdachtsmomente gegen Nef und unternahm nichts. Die Prüfer der Fachstelle dagegen wussten wenig und taten kaum etwas, um mehr in Erfahrung zu bringen.

Hätte nicht ein Unbekannter die Vorwürfe gegen Nef publik gemacht, er wäre noch heute ­Armeechef. Ein Armeechef mit erheblichem Erpressungspoten­zial.

Paradox: Es musste gleichsam Recht gebrochen werden, um dem Recht zum Durchbruch zu verhelfen.

Blicks Psychodoktor weiss was zu tun ist, wenn jemand ausrastet:

Feiertage sind heikel. Das wissen auch die Gäste von Ex-­Armeechef Roland Nef. Weil dieser an Weihnachten 2004 beim Zusammenbau eines Gartentischs kläglich scheitert, gerät er in «eine absolute Krise» – so damals seine damalige Lebensgefährtin.

Der hohe Militär rastet komplett aus. Vor den Gästen, darunter auch Kinder, soll Nef seine Freundin als Hure beschimpft haben. Und vor allen Geladenen behauptet haben, seine damalige Partnerin meine, «er ficke Männer»

Über zwei Stunden soll Nef getobt haben. So sehr, dass die Gäste aus Angst alle Messer im Haus versteckt hätten.

Was kann man als Gast tun, wenn einer derart «neft»?

«Ruhig bleiben. Nicht reagieren. Nichts sagen. Den Tobenden ignorieren, um die Eskalation nicht noch zu schüren», rät Notfall-Therapeut Peter Fässler-Weibel. «Notfalls Hilfe anfordern oder die Polizei rufen.»

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Meist seien es ältere Geschich­ten, die das Fass dann zum Überlaufen brächten.

Streitereien und Ausraster könnten verhindert werden, wenn man diese Menschen sofort auf ihr seltsames oder mürrisches Verhalten aufmerksam mache, sagt der Notfall-Therapeut. «Dann heisst es, jemanden auf seine Schwierigkeiten anzusprechen. Und zwar sofort.» Vielfach würden die Menschen aber Konzessionen machen, dem Frieden zuliebe. Das sei falsch. Fässler-Weibel: «Offen fragen: Was beschäftigt dich? Was plagt dich? Was sind deine Sorgen?» Die Gespräche sollen immer positiv an­gegangen werden. «Vorwürfe sind absolut fehl am Platz.» Dann klappt sogar die Montage eines Gartentischs ohne Ausraster.

Freitag, 26. Dezember 2008

Ich wünsche unseren Lesern geruhsame Festtage und ein erfolgreiches 2009!

Marcus Knill

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Der Weg zum neuen Jahr:

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So feierte die Welt (nach Spiegel):

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REUTERS

Pracht an Heiligabend: Papst Benedikt XVI. hält in der Basilika des Petersdoms ...

Impressionen 08: Die Welt in Bildern (Quelle NZZ-online)

Bildstrecke:Die Welt in Bildern

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25. Dezember 2008: Gedenkfeier in Mumbai für die Terroropfer von Ende November anlässlich des jüdischen Lichterfests Chanukka.

Bilder des Tages: Eine Auswahl der Redaktion.

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Helmut Schmidt: Der ewige Kanzler

Sohn eines Studienrates - am 23.12.1918 geboren - wollte Architekt werden - muss 37 zum Wehrmacht - war Offizier an der Ostfront - ab 44 an der Westfront - tritt 46 in die SP - wird 53 in den Bundestag gewählt - profiliert sich redegewandt als "Schmidt- Schnautze" - 62 bei der Flutkatastrophe macht er sich als Krisenmanager einen Namen - er wird 69 unter Brandt Verteidigungsminister - ab 72 Finanzminister - 1976 wird er gegen Helmut Kohl Kanzler - 1989 siegt er gegen Franz Josef Strauss. 1982 wird er jedoch durch konstruktives Misstrauensvotum gestürzt. Schmidt wird Mitherausgeber der ZEIT. Seit 42 ist er mit Hannelore Glaser verheiratet ("Loki"). Schmidt liebt klassische Musik, spielt Orgel und Klavier. Beide sind passionierte Raucher und halten sich nicht an Rauchverbote. Schmidt wurde ein Person zur Zeitgeschichte, ist aber auch eine Stimme der Gegenwart. Schmidt befürwortete Atomkraftwerke und war für die atomare Abschreckung und hartes Durchgreifen gegen Terroristen. Er wollte sich damals vom Osten nicht erpressen lassen. Diese Haltung wurde vom der eigenen Partei nicht geschätzt.

Aus 20 Minuten:

Helmut Schmidt

Der «coolste Deutsche» wird 90

Er ist 90 Jahre alt, qualmt wie ein Schlot und verliert sein Gehör. Nie aber war Helmut Schmidt in Deutschland so beliebt wie heute. Was steckt hinter der Popularität des Altkanzlers?

Helmut Schmidt Der Erste Weltkrieg war gerade vorbei, als Helmut Schmidt am 23. Dezember 1918 in Hamburg geboren wurde. Im Zweiten Weltkrieg brachte er es zum Oberleutnant der Fliegerabwehrtruppen. Nach kritischen Äusserungen über das Nazi-Regime drohte ihm noch Anfang 1945 das Kriegsgericht, doch vorgesetzte Offiziere schützten ihn. Nach Kriegsende studierte Helmut Schmidt Volkswirtschaft. Er wurde Mitglied der SPD und 1953 erstmals in den Bundestag gewählt. Von 1961 bis 1965 war er Senator für Inneres in Hamburg, von 1966 bis 1969 SPD-Fraktionschef im Bundestag und nach dem Wahlsieg 1969 erst Verteidigungs- und danach Finanzminister. Nach dem Rücktritt von Willy Brandt war er von 1974 bis 1982 Bundeskanzler. 1987 trat er aus dem Bundestag und damit aus der aktiven Politik zurück.

«Es ist die Zeit der Helmut-Schmidt-Festspiele», schrieb der Historiker Michael Stürmer in der Zeitung «Die Welt». Tatsächlich ist der ehemalige Bundeskanzler im Vorfeld seines 90. Geburtstags am 23. Dezember omnipräsent, sei es durch Sondersendungen am TV oder zahlreiche Porträts und Hommagen in Zeitungen und Zeitschriften. Die Hamburger Wochenzeitung «Die Zeit», deren Mitherausgeber Schmidt seit 1983 ist, widmete ihm zwei Sonderpublikationen. Diverse Bücher sind erschienen, darunter eines vom Jubilar selbst. Und selbst die Mozart- und Bach-Aufnahmen, die Hobby-Pianist Schmidt in den 80er Jahren mit Christoph Eschenbach und Justus Frantz einspielte, wurden neu aufgelegt.

Der Hype um einen Mann, der es Freund und Feind nie leicht gemacht hatte, erstaunt auf den ersten Blick. Doch Helmut Schmidt ist populär wie nie zuvor. In zu Beginn dieses Jahres veröffentlichten Umfrage wurde der Kettenraucher zum «coolsten Deutschen» gewählt, noch vor Filmbeau Til Schweiger. Gemäss einer weiteren Umfrage von 2005 ist Schmidt der beliebteste deutsche Politiker der jüngeren Geschichte. Volkes Stimme äussert sich aus Anlass des Geburtstages in Print und Web in gleicher Weise. Vom «besten Kanzler, den wir je hatten» ist die Rede, oder gar vom «Volkskanzler».

«Eine Klasse für sich»

Spätestens hier wird es leicht absurd, denn ein volksnaher Mensch war der nordisch-kühle Hanseat nie. Vielmehr galt er als arrogant. Mit schneidender Stimme pflegte der Sozialdemokrat seine Gegner «abzukanzlern», was ihm den Übernamen «Schmidt Schnauze» einbrachte. Heute wird er geradezu liebevoll verwendet. Denn für viele Deutsche wirkt Helmut Schmidt in der heutigen, turbulenten Zeit wie einer «der weiss, wie es geht, und es den Menschen auch erklären kann», so «Spiegel Online». Michael Stümer meinte in «Die Welt», Deutschland habe «nicht viele, die aus solchem Holz geschnitzt sind». Und für den «Stern» ist Helmut Schmidt schlicht «eine Klasse für sich».

Dabei war in seiner Zeit als Bundeskanzler nicht alles Gold, was glänzte. Schmidt übernahm das Amt 1974 zu einem schwierigen Zeitpunkt. Vorgänger Willy Brandt war nach der Affäre um den DDR-Spion Günter Guillaume zurückgetreten. Der Ölpreisschock von 1973 hatte zudem das deutsche Wirtschaftswunder nach 25 Jahren abrupt beendet. Am Ende seiner Kanzlerschaft 1982 hatte sich die Zahl der Arbeitslosen verdreifacht, die Staatsverschuldung war explodiert. Nicht zuletzt deshalb hatte die FDP die Koalition mit der SPD nach 13 Jahren verlassen und Schmidts Dauerrivalen Helmut Kohl zum Kanzler gemacht.

Sehnsucht nach dem «Macher»

Doch stärker haftet das Bild des standhaften Krisenmanagers, der sich im «deutschen Herbst» 1977 dem Terror der Roten Armee Fraktion (RAF) nicht gebeugt hatte. Der den NATO-Doppelbeschluss von 1979 – die Stationierung von US-Atomraketen in Europa als Gegengewicht zu den sowjetischen SS-20 – verteidigte, gegen den Widerstand der eigenen Partei, die mit der Friedensbewegung sympathisierte.

Es ist der Mythos vom «Macher» Schmidt, der auf die verheerende Sturmflut 1962 in Hamburg zurückgeht. Als Innensenator hatte er die Rettungsaktionen organisiert. Schmidt führte und übernahm Verantwortung. «Es ist dieser Unterschied zur derzeitigen Führungsriege der deutschen Politik, der die aktuelle Schmidt-Welle erklärt», hielt der Kolumnist Dieter Degler auf der Website der «Süddeutschen Zeitung» fest. Angesichts einer Kanzlerin, die in der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten zaudernd und ratlos wirkt, wünschen sich viele «einen wie Schmidt», so «Spiegel Online».

Berechenbarkeit und Standhaftigkeit, dafür steht und stand Helmut Schmidt, und zwar auch im Privatleben. Er und Ehefrau Hannelore, genannt Loki, kennen sich seit der gemeinsamen Schulzeit vor 80 Jahren, seit 66 Jahren sind sie verheiratet. Und selbst seine unverdrossene Qualmerei wirkt auf die Deutschen in Zeiten allgemeiner Rauchverbote erfrischend. Seinen Geburtstag wird er im engsten Kreis feiern.

Zu Ehren seines 90. Geburtstags 90 kluge Sätze von Helmut Schmidt

Helmut Schmidt, der große, weise Mann der deutschen Politik, ist 90 geworden.

Gemeinsam mit Ehefrau Loki (89) und Tochter Susanne feierte der Altkanzler in seinem Haus in Hamburg. Zu seinen Ehren druckt BILD 90 seiner klugen Sätze.

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90 kluge Sätze von Helmut Schmidt

1. Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen. 2. Als deutsche Hauptstadt ein trauriger Witz, aber Realität (über Bonn). 3. Es ist ein Treppenwitz der Weltgeschichte, dass die Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes, meine Gewerkschaft, in der ich Mitglied seit über 50 Jahren bin, dass die sich einbildet, der öffentliche Dienst solle den Schrittmacher machen in der Lohnerhöhung. Da piept es doch da oben.

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