Freitag, 30. Dezember 2016

PERSOENLICH BLOG zu Gerhard Blocher

30.12.2016 - Marcus Knill

Zum Tod von Gerhard Blocher

Schon vor seiner Prominenz machte er ungefilterte Aussagen. Der Pfarrer aus Hallau konnte aber auch anders.



Ich habe Gerhard Blocher im Militärdienst besser kennen gelernt, vor allem als wir einen Film über eine Felddivision drehten, in welcher Blocher als Feldprediger wirkte. Dabei wurde er von SRF-Nachrichtensprecher Georg Auf der Maur interviewt. Schon damals – lange vor seiner landesweiten Prominenz - machte er ungefilterte Aussagen und nahm keine Rücksicht auf das Publikum. So ereiferte er sich vor Mikrofon und Kamera: «Unsere Offiziere wissen gar nicht, was Krieg ist. Die haben noch nie Blut ‹gerochen› und so weiter.»
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Als wir diese ungewöhnlichen Aussagen Journalisten vorspielten, meinte der damalige Fernsehmoderator Hannes Britschgi, der in der Abteilung Presse und Funkspruch (APF) Dienst leistete: «Unglaublich - Wenn man die Augen schliesst, glaubt man hundertprozentig Christoph Blocher zu hören» (Stimme, Tonfall et cetera).
Wahrscheinlich liebte es Gerhard Blocher, wenn seine Provokationen beachtet wurden. Dadurch wurde er für die Medien eine dankbare Person. Heute - nach seinem Tod - leben viele seiner überhöhten, manchmal grotesken Aussagen wieder auf und werden im Netz erneut online publiziert. Eines war klar: Gerhard Blocher war eine originelle, aber äusserst kontroverse Persönlichkeit.
Doch dies ist die öffentliche Wahrnehmung von Gerhard Blocher, es gab auch die andere. Ich erlebte in Hallau, wo er Pfarrer und auch Gemeindepräsident war, dass er von einem grossen Teil der Bevölkerung sehr geschätzt wurde. Zwar gab es Kritiker - aber auch viele Bewunderer. Als Seelsorger war er glaubwürdig und hilfsbereit, vor allem gegenüber Behinderten. Er hatte stets Zeit für Menschen, die in Not waren und reiste deswegen in der ganzen Schweiz herum, ohne dies an die grosse Glocke zu hängen. Er war Pfarrer aus Leidenschaft, ohne aber je moralisierend zu wirken. Dies war seine wahre Stärke. Im Fernsehen war dies nie ein Thema.

 

Medienrhetorisch leider: Nicht gut - Lara Gut

MEDIENRHETORIK

Lara Guts sonderbarer Auftritt




Abfahrt in Val d'Isère:

Lara Gut fliegt raus und 

antwortet nachher gar nicht gut!

Bei der Frauen-Abfahrt in Val d'Isère hat Lara Gut Pech. Sie scheidet wie in der Kombi aus.

Anstatt eindeutig und veständlich zu sagen, dass das Team das Rennen später genauer analysieren werde, antwortet sie  in Rätseln. Ein Musterbeispiel wie man es nicht machen sollte. Bei dieser Antwort nicht  gut - Lara Gut! Schade.

Bei den Medientrainings der Spitzensporter in Magglingen wurden die Profis stets geschult, um nach Wettkämpfen verständlich, kurz und mediengerecht  antworten zu können,  auch nach Niederlagen oder in schwierigen Situationen.

DAS INTERVIEW:

Journalist:

In der gestrigen Kombinationsabfahrt  und in der heutigen Abfahrt war es eine der Rechtskurven gewesen, bei der man nicht viel gesehen hatte. (Lara Gut zuckt mit den Mundwinkeln)
Wo  möglicherweise mehr Schnee gekommen ist.
Wie ist sie als Fahrerin - diese Kurve? Was ist dort die Schwierigkeit gewesen?

Lara Gut (trägt eine dunkelblaue Brille. Die Augen sind nicht zu sehen):

Ja... Nää... also.. ich glaube aber... es ist nämlich etwas anderes... aber äh... Es ist eigentlich die erste technische Kurve.

Journalist:

Jetzt muss ich nachfragen. Was ist dann das Problem?

Lara Gut (verneint, indem sie nonverbal mehrmals vehement den Kopf schüttelt):

Nein.. es ist...nein (dann unverständlich und ganz kurz) Müssen wir schauen.

Journalist:

Alles Gute beim Lösen des Problems.

Lara Gut (wendet sich beim Sprechen bereits ab und sagt kurz angebunden):

Danke.

ANALYSE:

Die Augen sind die Fenster der Seele und müssten hinter Sonnenbrillen zu sehen sein.
Der Blick ist  die "Nabelschnur der Kommunikation".
Spitzensportler wurden vor  olympischen Spielen immer wieder darauf aufmerksam gemacht, beim Interview keine Spiegelbrillen zu tragen. Die Beachvollyballspieler schoben deshalb die Brillen vor dem Interview in die Haare. 
Lara Gut schien während der ersten Frage, dem Journalisten noch mit Blickkontakt zuzuhören.
Wendete aber  bei der sonderbaren Antwort  das Gesicht  von ihm ab.
Das heisst, sie wendete sich nicht nur körperlich vom Interviewer ab. Sie wich auch mit den wirren Wortfetzen inhaltlich aus.
Der Journalist machte der Journalistin ein Angebot, das Ausscheiden verständlich zu machen.
Er wollte vielleicht mit dem Hinweis  der Sportlerin  helfen:
Die besagte Rechtskurve war ja nicht einsehbar. Es gab möglicherweise  Schneeprobleme.
Die darauffolgende erste, abgehackte, unverständliche Antwort wurde zudem schlecht artikuliert.
Gut wirkte unsicher, durch einen Ton, der alles ander als wohl klang, der eher  gelangweilt wirkte. Stellenweise blieben die Zähne während der grotesken Formulierungsversuche  zusammen. Dies beeinträchtige das Verstehen zusätzlich.
Es ist gut denkbar, dass die Sportlerin  vom Trainer  angehalten worden ist, nicht über das  Ausscheiden zu reden.
Ihre nichtssagende Antwort -  "Das ist eigentlich die erste technische Kurve" - bestärkt diese Vermutung.
"Eigentlich" zählt  zu den Weichspülern  der deutschen Sprache. Diese Abschwächung spricht ebenfalls dafür, dass Gut   untersagt worden ist, über Probleme zu reden.

KOMMENTAR:

Ich habe volles Verständnis, dass sich jemand in einem Interview nicht dazu verleiten lassen sollte, in erster Linie  von den Problemen zu reden.
Aber wenn ein Journalist sich für die Sicht der Rennfahrerin interessiert, wie sie die heikle Rechtskurve erlebt hat, hätte Lara Gut verschiedene Optionen gehabt, so zu antworten, dass die Zuschauer die Antwort akzeptieren. Die Frage müsste  nur kurz beantwortet werden, um allenfalls nachher das Thema zu wechseln.
Mit der Andeutung, dass es ein anderes Problem gegeben hat, gibt Lara Gut nicht nur ein Rätsel auf, sie macht  damit die Sportjournalisten zusätzlich auf ein verstecktes Problem aufmerksam, das es unbedingt herauszufinden gilt.
So etwas animiert Journalisten  zum Recherchieren.  Das Problem ist damit nicht vom Tisch.
Gut hätte beispielsweise sagen können:
Nach jedem Rennen machen wir eine Analyse. Auch diese Abfahrt werden wir noch genau unter die Lupe nehmen. Fehler sind immer eind Chance, die es zu nutzen gilt.

FAZIT:
Bei Skifahren sind  Ausrutscher möglich. Doch dürfen sie sich nicht ständig wiederholen.
Es bleibt zu hoffen, dass  der medienrhetorische Patzer für die Top-Athletin  nur ein einmaliger verbaler Aussrutscher bleibt. Sportlich schaffte es Gut jedenfalls sofort wieder an die Spitze.
Ich höre Kursteilnehmer immer wieder monieren: Sportler müssten an den Wettkämpfen reüssieren und nicht vor Mikrofon und Kamera. Einspruch! Verständliche glaubwürdige Medienauftritte sind nicht nur hilfreich beim Selbstmanagement, d.h. hinsichtlich dem persönlichem Image eines Sportlers.  Mit  aussagekräftigen Aussagen sind Sprotler auch Werbeträger für die eigene Sportart. Gute Auftritte können sogar die Höhe der Sponsorenbeiträge beeinflussen. Bestes Beispiel ist Bernhard Russi, der noch heute als gute Marke gilt.
Siegerinnen haben den Vorteil, dass man ihnen die Fehler verzeiht, zumal sie noch als Sportlerin des Jahres gekürt worden ist.


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Film Blick am Abend:

http://www.blickamabend.ch/sport/stuhec-gewinnt-auch-abfahrt-wieder-ein-nuller-fuer-lara-gut-in-val-disere-id5908105.html


16.12 und17.12.