Montag, 14. Juli 2014

Zu den Kleider Styles von Jugendlichen: Erstaunlich konform!


 KLEIDER SPRECHEN IHRE SPRACHE

Aus einer Untersuchung von Eva Geiser. Ich finde dieses Interview lesenswert:
Jugendliche wollen sich abgrenzen.  Sie sind zwar gegen Schuluniformen. Doch unter sich sind sie recht konform - sogar uniform!
Ich zitiere: 

Kleider signalisieren eine Zugehörigkeit zu oder Abgrenzung von einer bestimmten Gruppe. Wie grenzen sich dann jugendliche Gruppen voneinander ab?

Freundinnen stehen oft auf das Gleiche, sie färben sich die Haare orange und tragen Klamotten mit Totenköpfen. Damit grenzen sie sich von den anderen Frauengrüppchen ab. Dieses Verhalten kennt man auch von Erwachsenen. Zwei Freunde in Segelschuhen, Fake-Markengürteln und T-Shirt, die derart ähnlich aussahen, habe ich provokativ gefragt, ob sie Brüder seien. Sie schauten mich entgeistert an und meinten: «Sicher nicht. Seine Tolle geht nach links, meine Tolle nach rechts!» Die Jugendlichen legen viel Wert auf den kleinen Unterschied.

Kreis 1 bis 5 – oder wie haben Sie die fünf Klassen ausgewählt?

Nein, ich habe auf verschiedene Bildungsniveaus und Altersgruppen geachtet. Allerdings fehlt mir eine Züriberg-Klasse. Ich habe mich mehr für die Masse als für eine elitäre Oberschicht interessiert. Auch die Zwiespältigkeit zwischen Individuum und Masse fand ich schwierig. Denn im Endeffekt hat ja jeder seinen eigenen Stil. Ich urteile nicht gerne.

Haben Bildungsniveau und Schulkreis Einfluss auf den Style?

Weniger auf den Style als auf das Verhalten. Die Gymnasiasten oder die von der Schule für Kunst und Sport haben eine sicherere Selbstpräsentation. Sie sind selbstbewusster.

Mit Kleidern werden Statements gemacht. Welche macht die heutige Jugend?

Lustig ist, dass auf alte Jugendbewegungen zurückgegriffen wird. Zum Beispiel mit Punkfrisuren, Hip-Hop-Kleidern, dem Hippielook oder Toten-Hosen- Shirts. Man bedient sich bei früheren Jugendkulturen. Ein Girl etwa trug ein altes Rocker-Shirt ihres Vaters. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich auf eine Jugend gestossen bin, die allzu sehr ihren eigenen Style oder ein eigenes Statement hat.

Mode kommt und geht. Ist es überhaupt noch möglich, einen neuen Style erfinden?

Ja, ich denke schon. Mode kommt und geht nicht. Mode ist immer da. Die jugendlichen Styles hängen mit Musik, Sport, Lebenseinstellung und kulturellem Hintergrund zusammen. Klar erfindet sich Mode nicht neu, aber es gibt immer wieder neue Kombinationen und Weiterentwicklungen. Diese brodelnde Suche nach einem neuen Style habe ich jedoch nicht vorgefunden.

Enttäuschend für Sie als gelernte Theaterschneiderin?

Schon ein bisschen, ja. Ich habe mir etwas mehr Abwechslung erhofft. Die Feststellung dieses Konformitätsdenkens der Jugendlichen in Sachen Style war für mich überraschend.

Sind sich die Jugendlichen selber dieser Konformität bewusst?

Ich glaube schon, sonst würden sie nicht beschreiben, dies und das sei «normal» und das sei «nicht normal». Ich glaube, es passt ihnen so. Sie sagen nicht, sie wollen etwas anderes. 

Ihre Arbeit hat den Titel «Yolo». Yolo (You only live once) war das Jugendwort 2012. Es steht für das Gefühl, die Lebensphase voll auszukosten. Müsste der Style der Jungen dann nicht individueller sein?

Das ist das Paradoxe. Genau wie mit «schwul» und «Swag». Yolo ist mir immer und überall begegnet. Fast auf jeden Fragebogen schrieben die Jugendlichen dieses Wort. Sie sehen es als ihr Lebensmotto. Lustigerweise hat aber kaum jemand «You only live once» fehlerfrei geschrieben.

Was meinen sie mit «schwul» und «Swag»?

Alles ist für die Jugendlichen «schwul»: schwule Ferien, schwule Schuhe, schwuler Brunnen. Allerdings wird schwul in diesem Kontext negativ konnotiert. Das ist eigentlich deshalb ziemlich absurd, weil sie gleichzeitig für die richtig coolen Dinge das Wort «Swag» benützen. Und eigentlich kommt «Swag» (Secretly we are gay) aus der Schwulenbewegung der 60er-Jahre.

Wenn es nicht die Kleidung ist, wo brechen die Jugendlichen dann sonst aus, um diese Yolo-Lebensphase zu geniessen?

Gute Frage. Ich habe sie auch gefragt, was sie sich wünschen. Die meisten möchten glücklich sein und eine Familie haben. Jemand wünschte sich Zeit. Materielles kam weniger vor.

Das klingt nach einer unglaublich braven Jugend. Teilen Sie diesen Eindruck?

Das kann man nicht so pauschal sagen, kann aber sein. Ich untersuchte in erster Linie den Style und nicht ihr politisches Engagement oder ihren Umgang mit gesellschaftlichen Grenzen. Spannend wäre es, den Style mit anderen Städten oder Ländern zu vergleichen.

Haben die Jugendlichen Angst aufzufallen?

Angst war nie ein Thema. Mit 14, 15 geht es um Freundschaft und Anerkennung. Die Familie verliert an Bedeutung, man bildet sich sein soziales Umfeld. Zu fest mit der Mode zu gehen, wird offenbar mit einem schlechten Charakter verbunden. Das hat mich erstaunt. Ein Mädchen beschrieb das andere etwa so: «Sie achtet nicht fest auf Mode, was auf einen guten Charakter hinweist.»

Eine Ihrer Thesen lautet, dass erst mit 16 bei den Kleidern eine stärkere Individualität durchdringt.

Ja, mir ist aufgefallen, dass die Teenager mit 14 oder 15 noch ähnlich aussehen und nicht zu fest aus der Reihe tanzen wollen. Styles ändern sich aber schnell. Jetzt laufen sie mit Turnschuhen rum, in einem halben Jahr vielleicht mit High Heels. Die Betonung auf das ganz Persönliche wird später wichtiger. 

Wie haben Sie sich selber als Teenager gekleidet?

Ich habe schon immer gerne ausprobiert. Von meinen drei älteren Geschwistern habe ich immer wieder Sachen übernommen. Die Modewelt hat mir nicht viel gesagt, aber ich hatte schon immer gerne Kleider. Jedes Stück hat für mich eine Identität.
Die Ausstellung «Fashion Talks – Mode und Kommunikation» zeigt Auszüge aus Eva Geisers Arbeit. Ab dem 12. Juli 2014 im Gewerbemuseum Winterthur. www.gewerbemuseum.ch (Tages-Anzeiger)
LINKS: 

8. Apr. 2001 ... Zur Kleidersprache: Kleiderdiktat für Moderatoren? ... fassen wir die Erkenntnisse der Kleidersprache am Bildschirm (Outfit, Schminke, Frisur, ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/Aktuell_Apr_09_2001.html


Bei E Mails, bei ihren SMS Botschaften aber auch bei Blogs und in der Umgangssprache stellen Erwachsene fest: Die Jugendsprache will gleichsam eine ...
www.rhetorik.ch/Jugendsprache/Jugendsprache.html
23. Nov. 2013 ... "Fail!" "Wo läbsch du?" "Ciao Läbe!" Ahnungslos hat eine grössere Liste von Ausdrücken aus der Schweizer Jugendsprache: ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/13/11_23a/
1. Jan. 2002 ... Jugendsprache als Ursache der Leseschwäche? ... "Keine Jugendsprache beeinflusst die Lesekompetenz!
www.rhetorik.ch/Aktuell/Aktuell_Jan_01_2002.html
Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat
16. Juni 2007 ... in der Jugendsprache, wie auch in der Gegenwartssprache, eine bedeu- tende Rolle. Aussenstehenden fällt die Kombination von Mundart und.
www.rhetorik.ch/Jugendsprache/03.pdf
Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat
16. Juni 2007 ... fest: Die Jugendsprache will gleich- sam eine «Fremdsprache» sein. Diese Abgrenzung ist von den. Jugendlichen erwünscht. Heinrich. Löffler ...
www.rhetorik.ch/Jugendsprache/02.pdf

Uum Umgang mit einer allfälligen unerwarteten Niederlage der deutschen Elf

Ein Medienpsychologe antwortet:

Bei der Mannschaft von Brasilien haben wir es erleben können, was für Folgen es haben kann, wenn Niederlagen verdrängt werden oder im Unterbewusstsein der Kopf sagt: Es darf keine NIEDERLAGE geben. Eine NIEDERLAGE ist unmöglich. Als das erste Coal fiel wirkten diese unbewussten Bilder. Medienpsychologe Schramm zeigt, wie man sich auf Niederlagen vorbereiten und verarbeiten kann.



  • Holger Schramm ist Medienpsychologe und Professor am Institut Mensch-Computer-Medien der Universität Würzburg. Er forscht zum Thema Stimmung und Lebenszufriedenheit von Sportzuschauern und ist im Editorial Board der internationalen Fachzeitschriften "Mediapsychology" und "Journal of Media Psychology" vertreten.
SPIEGEL ONLINE: Herr Schramm, sollte Deutschland das Finale verlieren: Können wir uns darauf vorbereiten, damit die Niederlage nicht zu sehr schmerzt?

Schramm: Wer davon ausgeht, dass die deutsche Nationalmannschaft Weltmeister wird, kann leicht enttäuscht werden. Dabei haben viele Experten vor der WM gesagt, das Halbfinale wäre für Deutschland ein Erfolg. Vorbeugend gegen die Enttäuschung hilft also: nicht zu viel zu erwarten. Das machen ja auch viele im Privatleben - dann kann man nur positiv überrascht werden. Das ist eine gute Strategie.  

SPIEGEL ONLINE: Trotzdem wird es schwerfallen, mit einer Niederlage umzugehen. Wie kann man sie verarbeiten?

Schramm: Es gibt drei verschiedene Verarbeitungs-Typen: Zum ersten Typ zählen jene Menschen, die glauben, ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen zu können - und für das, was passiert, selbst verantwortlich zu sein. Wer so ist, der sucht den Fehler auch zuerst beim deutschen Team. Solche Menschen analysieren: Hat Jogi Löw die falschen Spieler aufgestellt? Wer war von den Spielern nicht in Form?

SPIEGEL ONLINE: Hört sich vernünftig an ...

Schramm: Ja, aber einfacher machen es sich Menschen, die die Schuld woanders suchen. Sie machen bei einer Niederlage das Klima verantwortlich, oder Entscheidungen des Schiedsrichters. Zum dritten Typ gehören jene, die Niederlagen auf Schicksal und Übermächte zurückführen.

SPIEGEL ONLINE: Was ist die beste Strategie?

Schramm: Die psychologisch einfachste und gesündeste ist, die Niederlage auf externe Faktoren zu schieben. Dann belastet man sich nicht mit Gedanken über etwas, das man ohnehin nicht mehr ändern kann. 

SPIEGEL ONLINE: Warum ist das einfacher, als sachlich zu analysieren?

Schramm: Wenn man sich stark mit der Mannschaft identifiziert, geht man häufig zu unkritisch mit ihr um. Hat man sich wochenlang eingeredet, dass das Team alles richtig macht, tut es nach einer Niederlage weh, sich die Wahrheit einzugestehen. Deshalb schieben viele die Schuld auf vermeintlich falsche Schiedsrichterentscheidungen oder die klimatischen Bedingungen. Dann kann dann immer noch sagen: Wir haben eigentlich alles richtig gemacht, die Begleitumstände waren schuld. Mit einer solchen Strategie belügt man sich aber selbst. Will man aus Niederlagen lernen und gestärkt hervorgehen, sollte man versuchen, das Ganze objektiv zu betrachten - und dazu gehört auch der Blick auf die Fehler der eigenen Mannschaft.

SPIEGEL ONLINE: Wie wirkt sich das Ergebnis grundsätzlich auf die Psyche aus?

Schramm: Die Stimmung und das eigene Selbstbewusstsein leiden nach Niederlagen und profitieren von Siegen. Ich habe zudem nachgewiesen, dass nach gewonnenen Spielen die Regierung Merkel positiver gesehen wird als nach verlorenen Spielen. Genauso ist es mit der Einschätzung der aktuellen Wirtschaftslage - nach einem verlorenen Spiel haben viele das Gefühl, dass es mit der Wirtschaft nicht so gut läuft.

SPIEGEL ONLINE: Die Regierung Merkel wird unbeliebter, falls Deutschland verliert?

Schramm: Es gibt Hinweise, dass die Regierung Kohl unter dem überraschenden Viertelfinal-Aus bei der WM in Frankreich 1998 gelitten hat. Berti Vogts erklärte nach dem WM-Aus damals seinen Rücktritt - und am gleichen Tag verlor Helmut Kohl zehn Punkte auf der Sympathie-Skala. Einen umgekehrten Effekt gab es 1954.

SPIEGEL ONLINE: Das Wunder von Bern!

Schramm: Niemand hatte damals damit gerechnet, dass Deutschland Weltmeister werden würde. Dadurch hatte der Sieg einen optimalen positiven Stimmungseffekt. Es gab damals keine empirische Forschung darüber, aber es wird vermutet, dass dieser Sieg eine Triebfeder für das deutsche Wirtschaftswunder war. Nach 1954 waren die Deutschen selbstbewusster und schauten positiver in die Zukunft. 

SPIEGEL ONLINE: Wie kann man das erklären?

Schramm: Bei komplexen Fragen beziehen sich Menschen oft auf ihr Bauchgefühl: Ist es negativ, fällt auch die Antwort eher negativ aus. Außerdem sieht man die Welt durch eine Brille, die durch die eigene Stimmung geprägt ist. Nach Niederlagen fallen einem eher negative Dinge auf, etwa hässliche Häuser, schmutzige Ecken, schlecht riechende Mitmenschen. Nach Siegen nimmt man das dagegen kaum wahr, alles erscheint rosig.

SPIEGEL ONLINE: Ob Sieg oder Niederlage: Bald ist die WM vorbei, und wir fühlen uns leer. Warum?

Schramm: Weil wir vier bis fünf Wochen viel kognitive und emotionale Energie investiert haben. Nach jeder anderen Tätigkeit, der man so lange intensiv nachgeht und die von einem auf den anderen Tag wegfällt, fühlt man sich ausgepumpt und leer.

SPIEGEL ONLINE: Es gab zwei Viertelfinals an einem Tag. Hätte es nicht die Leere verhindert, wenn man die WM mehr gestreckt hätte? 

Schramm: Das ist Fußball-organisatorisch nicht möglich. Aber ja, für mich hätte man das auch länger ziehen können. Dass die Fifa um 18 und 22 Uhr jeweils zwei letzte Gruppenspiele parallel angesetzt hat, war für einen Abend sehr viel.

 SPIEGEL ONLINE: Wie kann man die Leere nach der WM füllen?

Schramm: Die negative Stimmung nach einer WM ist nur ein bis zwei Tage messbar. Vier, fünf Tage nach der WM ist der Effekt schon nicht mehr nachweisbar. Das heißt, nach dem Abschluss eines solchen Großereignisses, gleichgültig, ob es mit einem Sieg oder einer Niederlage endete, hält die Stimmung ein bis anderthalb Tage an, dann schwächen sich Euphorie oder große Niedergeschlagenheit ab. Der Mensch ist so angelegt, dass er auch nach Niederlagen weiterleben und funktionieren kann.

KOMMENTAR:
Wer die WM-Events aus einer gewissen Distanz mitverfolgen konnte, hat festgestellt, dass die Medien sehr viel mit beigetragen haben, dass dermassen viel kognitive und emotionale Energie in diese Wochen  der Weltmeisterschaften investiert wurden. Otto Normalverbraucher konnte sich den Diskussionen über die Mannschaften und deren Resultate kaum entziehen. 

Wer bei Niederlagen nicht zu stark leiden will, muss den Hinweis des Medienpsychologen ernst nehmen:
Wir sollten uns nicht zu stark mit einer Mannschaft identifizieren und uns bemühen, derartige Spiele möglichst objektiv zu betrachten.
Nun aber haben die Deutschen keine Niederlage erlitten! 

Zur Wirkung von Bildern

Entwurf eines Beitrages  für ein Lehrbuch;




Die Wirkung von Bildern kennen





Bildkompetenz erwerben heisst, mit Bildern umgehen können.





von Marcus Knill





Vor Jahren wollte ein Pfarrer von mir als Berater wissen, was er tun könne, um die Bankreihen in der Kirche mit seinen Predigten wieder zu füllen. Er bat mich, seinen Gottesdienst zu besuchen. Ich stellte dabei fest: Die Predigt war viel zu abstrakt. Es fehlten konkrete Geschichten und Worte, die Bilder auslösen. Ich verwies ihn auf die Bibel, deren Gleichnisse allgemeingültige Aussagen veranschaulichen.

Im Gespräch zeigte sich, dass der Theologe ein gestörtes Verhältnis zur bildhaften Sprache hatte. Er wollte sich von der Freikirche abheben, weil deren Prediger die narrativen (erzählenden) Elemente nutzen.

Der Zugang zur Bildrhetorik wirkte sich bei besagtem Seelsorger dann aber rasch positiv aus. Die Bänke füllten sich und auch seine Kolumnen in den Medien fanden regen Zuspruch.





Mit den Ohren sehen



In meiner Beratertätigkeit empfehle ich Managern, von den Kindergärtnerinnen zu lernen, das heisst das Element des Erzählens neu zu erwerben (Link: Spiel mit Beispielen).

Heute wird für Präsentationen das neudeutsche «Storrytelling» empfohlen. Alle Menschen schätzen das bildhafte Erzählen einer «Geschichte» oder eines Sachverhaltes, bei dem alle Sinne angesprochen sind und die Zuhörer die Worte gleichsam mit den Ohren sehen. Powerpointfolien erübrigen sich dann (Link: Sinnvoll kommunizieren).





Schriftsteller als Beispiel



Gute Schriftsteller schreiben so, dass Leserinnen und Leser die Bilder vor dem inneren Auge sehen. So hat Martin Suter dank seines filmischen Erzählstiles grossen Erfolg.

In der Rhetorik angewendet, wird dieser filmische Erzählstil von den Zuhörern geschätzt. Er ist nicht langweilig, weckt die Aufmerksamkeit und ermöglicht Präsentationen ohne aufwendige zusätzliche Visualisierungen.



Wer so schreibt oder so redet, dass man das Gesagte mit den äusseren Sinnen wahrnehmen kann, nutzt folgende Vorteile:

 - Wir können uns die Worte vorstellen.

 - Das Konkrete kann nachvollzogen werden (mit den Augen, den Ohren, der Nase, den Händen, der Zunge aber auch mit den inneren Empfindungen).

- Dies weckt nicht nur die Aufmerksamkeit. Der Text oder die Aussage ist spannender und unterhaltender als trockene, sachliche Formulierungen.


Alle Sinne ansprechen



In der Allgemeinen Frankfurter Zeitung las ich eine Beschreibung von Annette Mingels, die gut veranschaulicht, wie packend eine Schilderung sein kann, wenn alle Sinne angesprochen werden. Ihre Beobachtungen in Zürich sind hervorragend beschrieben. Lesen Sie vorerst nur einmal ein paar Sätze. Es werden verschiedene Sinne angesprochen.

- Die Brioches sind warm und süss (Hände, Zunge).

- Ein rothaariges Mädchen wird von seinem Vater fotografiert (Augen).

- Das blaue Tram fährt bimmelnd durch die Strassen (Ohren).

- Ein Schiff – lang und schmal wie ein Aal (Vergleich).






Bild und Bildung



«Worte haben keine Energie, solange sie nicht Bilder auslösen. Das Wort an sich bedeutet nichts, rein gar nichts. Etwas was ich immer im Auge behalte, ist:
Welches sind die Worte, die bei den Menschen Bilder auslösen, denn Menschen folgen dem Gefühl des Bildes.» 
Dieser Gedanke von Virginia Satir (1916-1988, Dozentin für Familientherapie) müsste in der Bildungslandschaft zu einem Kerngedanken werden: Ohne Bild keine Bildung und keine Leistungsverbesserung.

Nicht nur die Werbung, die Suggestopädie, das autogene Training und die Hypnose beeinflussen mit Bildern unser Verhalten. Ausbildung als «hilfreiche Bilder aus den Köpfen wegbringen» zu verstehen wäre völlig falsch. Welches Bild für die Bildungslandschaft Schweiz kann heute weiterhelfen? Für mich ist es das Bild eines Denkzimmers.

Virginia Satirs Erkenntnis, dass Worte nur dann etwas bewirken, wenn sie Bilder in uns auslösen, bestätigt die Ausbildungsgrundsatzthese: «Rede so, dass man das, was Du sagst, sieht!»

 






Wir ermuntern die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unserer Seminare stets, bildhafte Aussagen zu machen (mit Metaphern, Analogien, Bildern, Beispielen, Geschichten, Erlebnissen). In diesem Zusammenhang verwenden wir seit Jahren ein Piktogramm, das diese Erkenntnis sichtbar macht. Es zeigt ein Ohr mit einem Auge mitten drin.
Das Piktogramm – das übrigens bereits bei mindestens zwei Kommunikationsfirmen als Firmenlogo anzutreffen ist – zeigt, was Wolfram Blocher (Pfarrer von Laufen am Rheinfall von 1933–1958), der Vater von Christoph Blocher, seine Kinder am Esstisch gelehrt hatte: «Redet so, dass man es sieht!»






Lehrkräfte müssen visuelle Kompetenz erwerben



Prof. Dr. Christian Doelker, eremitierter Dozent für Medienpädagogik, weist immer wieder darauf hin, dass im Anfang das Wort war (Joh.1.1.). Auch in Aus- und Weiterbildung dominierte lange das Wort. Das Bildungssystem war vor allem  auf Schriftlichkeit ausgerichtet. Es macht den Anschein, als habe das Verbot «Du sollst Dir kein Bildnis machen» das Bild in der Bildung gleichsam ausgemerzt.

In der heutigen Zeit – im sogenannten optischen Zeitalter (Karl Pawek) werden wir von einer Bilderflut bedrängt. Die Informationsflut (Link: Informationsschwemme) ist das Zeitproblem Nummer eins. Bilder können aber auch helfen, mit der Informationsfülle besser umzugehen. «Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte!»

Doch gilt es, die Kraft des Bildes zu kennen und Bilder sinnvoll zu nutzen. Bildung verlangt von uns Bildkompetenz – das heisst, wir müssen Bilder lesen lernen.

Visuelle Kompetenz ist mehr als Lesen und Schreiben. Visual literacy bedeutet: Die Kulturtechniken Lesen und Schreiben auch auf das Bild-ABC zu übertragen.





Ergänzende Systeme



Wort und Bild sind keine Gegner, sondern sich ergänzende Zeichensysteme.

Die besonderen Leistungen des Bildes sind:

- die Konkretheit

- die Räumlichkeit

- die Emotionalität

- die offene Bedeutung



Es muss mit den Spezifitäten des Wortes:

- der Abstraktion

- der Zeitlichkeit

- der Rationalität

- der festen Bedeutung

in der kombinierten Textform (Gesamttext) zusammengeführt werden.





Die Kraft des Bildes



Ein abstraktes Wort ankert kaum im Gehirn. Wenn das Wort jedoch mit einem Bild oder mit Emotionen gekoppelt wird, bleibt es im Langzeitgedächtnis besser haften.

Was leider viele Lehrkräfte nicht wissen: Dank bildhaften Sprechens können Schülerinnen und Schüler motiviert und beeinflusst werden.

Bilder müssen jedoch mit der Botschaft übereinstimmen. «Der Zahn der Zeit wird wieder Gras über diese Wunde wachsen lassen» ist zwar bildhaft, doch nicht stimmig.

Es darf uns nicht gleichgültig sein, welche Bilder Jugendliche konsumieren. Brutalofilme oder Pornobilder beeinflussen die Einstellung der Jugendlichen negativ.

Die Werbung hat die Beeinflussung durch Bilder längst erkannt. Lehrkräfte müssen sich der Kraft von Bildern erst noch besser bewusst werden. Bei meinen Intensivseminaren erhalten die Teilnehmenden am Schluss ein einziges individuelles LernBILD (Piktogramm, das visualisiert, was uns weiter bringt). Dies bewirkt mehr als viele Worte

Darf ich davon ausgehen, dass alle Schulen ein LeitBILD, eine VISON haben und auch Sie als Leserin ihr LernBILD kennen?





Marcus Knill



ist Medienpädagoge, Experte für Medienrhetorik (www.knill.com) und Autor des bekannten virtuellen Buches (www.rhetorik.ch).



Literaturverzeichnis:

- Doelker Christian (1999): Ein Bild ist mehr als ein Bild. Visuelle Kompetenz in der Multimedia-Gesellschaft. Stuttgart: Klett-Cotta.



Alle im Text angegebenen Links beziehen sich auf die Quelle www.rhetorik.ch. Dort kann der Text im Suchfenster eingegeben werden. Meist ist der Beitrag auch über die Navigation des Inhaltsverzeichnisses möglich.




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