Samstag, 3. Februar 2007

Pressestellen als Medienmacher?

Dass die politische Oeffentlichkeitsarbeit die Medien zu beeinflussen versuchen, ist begreiflich. Peinlich wird es dann, wenn die Medien die Informationsprodukte der Verwaltungen und Parteien unkritisch übernehmen. Eine Untersuchung der Publicom, welche im Auftrag des Bundesamtes für Kommunikation durchgeführt wurde, kommt zum Schluss, dass - wie vermutet - sich viele Medien am Gängelband der Oeffentlichkeitsarbeit leiten lassen. Die Kernaussage dieser Studie lautet:

Die Medien arbeiten zum grossen Teil als blosse Transportteure von Botschaften aus den Werkstätten der Oeffentlichkeitsarbeiter.

Damit wird eine Studie bestätigt, die schon vor 20 Jahren gemacht worden war:

Zwei Drittel aller von den Medien verbreiteten Meldungen stammen aus Pressestellen und Presseagenturen!

Könnte man daraus folgern, dass die Medien Etikettenschwindel betreiben?

Für uns ist die Uebernahme von Informationen erst dann fragwürdig und verwerflich, wenn die Quellen nicht angegeben werden oder bei Lokalmedien die Beiträge sogar als Eigenproduktion verkauft werden. Wir haben schon gesehen, das bei Lokalstationen PR- Beiträge als Eigenproduktion gesendet worden sind.

Anderseits müssen wir berücksichtigen, dass die Medien verpflichtet sind, laufend über Ereignisse, Entscheide von Politik und Wirtschaft zu berichten. Laufend gibt es Informationen, die nicht kontravers sind und somit auch nicht kritisch hinterfragt werden müssten. Somit ist verständlich, wenn Medien - vor allem bei einem schmalen Budget - gerne medienaffin und professionell aufbereitete Beiträge übernehmen. Zudem wollen Oeffentlichkeitsarbeiter die Glaubwürdigkeit bestimmt nicht mit gezinkten Beiträgen gefährden. Die Zusammenarbeit mit den Journalisten möchten sie nicht leichtfertig belasten. PEssspecher sind in der Regel darauf erpicht, möglichst glaubwürdige Meldungen zu "verkaufen". Was PR- Verantwortliche und Kommunikationschefs bestens wissen: Die Medien können die Beiträge auswählen. Sie treffen die Auswahl der Artikel. Damit ist es verständlich, dass die PR- Abteilungen ihre Meldungen bereits mediengerecht aufbereiten. Uebrigens:

Nicht alles was die PR- Abteilungen produzieren, muss schlecht sein.

Nach unserem Dafürhalten wird es dann problematisch, wenn der Sparzwang oder der Verdrängungswettbewerb dazu führt, dass Beiträge nicht mehr reflektiert werden können. Alle Medien - auch das Internet - dürfen nicht zu Durchlauferhitzer verkommen.