Sonntag, 21. Januar 2007

Calmy-Rey irritiert mit Rütlifeier für Frauen

(Basiert auf Tagesanzeigerbeiträgen vom 19. Und 20. Januar)

Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey möchte zusammen mit einem Doppelauftritt zusammen mit Nationalratspräsidentin Christine Egerzegi die 1. Augustfeier 2007 auf dem Rütli zu einem nationalen Anlass erheben. Problematisch und irritierend ist der Umstand, dass die Feier nur für Frauen geplant ist.

Mit dieser ungewöhnlichen "Frauen - Variante" soll eine rechtsextreme Unterwanderung auf dem Rütli verunmöglicht werden. So gesehen besticht diese Idee. Aus unserer Sicht ist dieses Konzept zu wenig durchdacht. Denn es birgt Zündstoff für eine unerfreuliche gesellschaftspolitsche Diskussionen. Die Initiantinnen scheinen vergessen zu haben, dass sich die Frauen jahrelang gestört hatten am Umstand, dass früher ausschliesslich Männer die politische Landschaft für sich beansprucht hatten und die Frauenbewegungen nach jahrelangem Kampf erreicht hatten, dass heute Männer und Frauen gleichberechtigt nebeneinander politisieren dürfen. So gesehen liegt das Ansinnen - plötzlich wiederum nur ein Geschlecht an einer Feier partizipieren zu dürfen - schräg in der modernen politischen Landschaft. Es ist im Grunde genommen ein Rückschritt und damit unbegreiflich.

Kommentar: Wir begrüssen bei allen Kommunikationsprozessen den dialogischen Ansatz. Zwischen Frauen und Männern müsste das "Entweder Oder"- Denken endlich überwunden sein. Bei extremen Meinungen - wenn jemand Diskussionen ablehnt oder nicht bereit ist einen andere Meinung anzuhören- finden wir selblstverständlich eine Abgrenzung zulässig. Zwischen den Geschlechtern hingegen nicht. Aus unserer Sicht müssten somit die Organisatorinnen ihre geplante Bundesfeier auf dem Rütli (nur mit Frauen) nochmals überdenken. Ein "Entweder - Oder" wäre lediglich bei der Durchführung der Feier angebracht: "Entweder" gibt es eine Feier für Männer und Frauen - "Oder", es wird auf eine Feier verzichtet. Es darf auf keinen Fall eine Feier nur für Männer oder eine Feier nur für Frauen geben.

Nachtrag:

Nach dem Sonntagsblick vom 21. Januar gab es bereits harsche Worte gegen den heimlichen Plan eines "Frauen-Rütli". Der Vorschlag, nur Frauen einzuladen, sorgte unverzüglich für heisse Köpfe (wie vermutet!) FDP Nationalrat Edi Engelberger, der in der Rütlikommission sitzt, liess verlauten:

"Ich bin überrascht. Das war nicht mit uns abgesprochen!"

Wenn der Bundesrat gesagt hat, er werde uns finanziell nicht unterstützen, warum will dann Fau Calmy-Rey plötzlich auf dem Rütli auftreten? Angeblich soll Judith Stamm den fragwürdigen "Geheimplan" ausgearbeitet haben.

Kommentar:

Wir sehen endgültig schwarz für dieses unausgereifte Projekt. So heimlich wie es gekommen ist, folgt wahrscheinlich auch das AUS. Der Slogan "Damen statt Glatzen" muss besimmt ad acta gelegt werden. Bereits habe ich eine Karrikatur gesehen - mit Rechtsextremen, die in Frauenverkleidung aufs Rütli pilgern. Für Spott muss somit auch nicht gesorgt werden.

Fazit: Es lohnt sich, auch kreative Ideen genauer zu bedenken.

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Die Macht als Droge

Gedanken zum Rücktritt Edmund Stoibers

Weshalb Spitzenpolitiker nicht gehen können

Macht macht süchtig. Politiker und Stars werden von der Substanz "Macht" verändert. Wie eine Droge deformiert sie fliessend ihre Persönlichkeit. Sehr schnell merkt der Mächtige:

Ich bin bedeutend!

Alle hören mir zu!

Die Medien interessieren sich für mich!

Bodyguards, Helikopter, Blitzlichtgewitter - all das berauscht. Die Person wird infisziert. Geht es unverhofft um die Frage: "Gehen oder bleiben?" wird es kaum noch möglich sein, die "narzistische Zufuhr" aufzugeben. Die Sucht ist stärker als die Vernunft. Es ist einem Politiker einfach nicht mehr möglich, sich vom Machtzustand zu distanzieren. Er ist sich der Entzugsschmerzen bewusst. Die Weltsicht und die Sicht auf sich selbst ist in der Regel schon deformiert. Er ahnt die Entzugsschmerzen und weiss, dass er bei einem Rückzug "in ein Loch" fallen wird. Im "vorbewussten" Stadium empfindet der Politiker den Abgang als Bedrohung. Der Abgang käme einem Absturz gleich. Für den Süchtigen ist das Wegtreten keine Entlastung, keine Befreiung. Die Person weiss genau: wenn ich gehe, bin ich ein "medialer Niemand".

Es gibt somit nur eines: Bleiben! Er will, er muss bleiben und bleibt so lange als möglich - komme was kommen mag! Er klebt am Amt und wehrt sich verbissen, selbst dann noch, wenn sich seine Freunde und Zuschauer fragen, ob sich der "Klammeraffe" noch im Besitze seiner geistigen Kräfte ist.

Macht zerstört die Selbstwahrnehmung

Es ist unbestritten, dass die Droge Macht - wie jede Droge - die Persönlichkeit verändert. Bei der Macht geht es um die eingeschränkte Selbstwahrnehmung. Ich zitiere Max Weber, der zur Problematik "Angetrieben von der Droge Macht" schreibt:

"Indem sich der narzisstisch gestörte Führer vorzugsweise mit Ja-Sagern, Bewunderern und gewitzten Manipulatoren umgibt, verschafft er sich eine Bestätigung seines Selbstbildes, untergräbt jedoch zugleich seine realistische Selbstwahrnehmung und verfestigt seinen illusionären und von Feindbildern geprägten Weltbezug."

Dazu gibt genügend Beispiele:

Jürgen Möllemann oder Heidi Simonis litten an der Droge Macht. Bei Machtmenschen geht es nicht mehr nur um das Einkommen oder politische Erfolge. Es geht um die Droge "allseits wahrgenommen zu werden". Simonis stand da und sagte beim Abgang mit weinerlicher Stimme, wie ein kleines Kind:

"Was wird jetzt aus mir?"

Sharping

, der sich nach seinen Turtelspielchen im Pool als politische Führungsperson lächerlich gemacht hatte, holte sich nachträglich die "Bedeutungszufuhr" als Radfunktionär. Die Sucht "Machtgefühl" geht in der Regel mit einem Realitätsverlust einher. Konrad Adenauer sagte beim Verlassen des Kanzleramtes immerhin ehrlich: "Ich gehe nicht leichten Herzens." Schröder hingegen wollte die Tatsache nicht wahrhaben, dass er verloren hatte und sprach nach der Niederlage noch lange so , als habe er gewonnen. Er verdrängte seine Niederlage. Heute versucht er- sei es als Autor oder mit zahlreichen Aemtern - sein Ego zu vergolden.

Fazit: Macht macht süchtig und blind. Sie ist eine Droge!