Mittwoch, 9. Januar 2008

Hillarys Erfolg: Dank der Tränen?

Ich zitiere Blick online:

Hillary schlägt zurück!
09.01.2008

NEW HAMSHIRE (USA) – Wer hätte das gedacht: Nach der grausamen Niederlage im Bundesstaat Iowa holt Hillary jetzt in New Hampshire einen grandiosen Sieg.

Was für ein Comeback! Sie kann es selbst kaum fassen: Hillary Clinton. (Reuters)

Bei den Vorwahlen um die US- Präsidentschaftskandidatur der Demokraten zeichnet sich kurz nach Schliessung der Wahllokale in New Hampshire ein knapper, aber klarer Sieg der früheren First Lady Hillary Clinton über ihren stärksten Konkurrenten, den schwarzen Senator Barack Obama, ab. Und das ist eine Sensation! Denn nach Iowa, nach dem glänzenden Sieg von Obama, hatte damit kaum noch jemand gerechnet. Viele Kommentatoren waren sich vor dieser Wahl einig:

  • Hillary kämpft bereits ums Überleben ihrer Kandidatur.
  • Wenn sie auch diese Wahl verliert, kann sie einpacken. Dies ist Hillarys Antwort: Nach neusten Ergebnissen gemäss CNN hat Obama den jüngsten Vorsprung in den Umfragen vollkommen eingebüsst. Demnach führt Hillary mit 39 Prozent vor Barack Obama mit 37% und John Edwards mit 17%. Hillary zeigte sich optimistisch, nach der Präsidentenwahl am 4. November ins Weisse Haus einzuziehen. «Wir sind hier in einem langen Rennen», sagte sie vor jubelnden Anhängern in Manchester, der Landeshauptstadt von New Hampshire. Der 46-jährige Obama, der die erste parteiinternen Abstimmung der Demokraten vor einer Woche in Iowa gewonnen hatte, gestand seine Niederlage ein. Er werde aber weiterhin um den Einzug ins Weisse Haus kämpfen. Auch der demokratische Ex-Senator John Edwards machte klar, dass er trotz seines enttäuschenden dritten Platzes im Rennen bleiben will.
  • Experten sprachen von einer Rekordbeteiligung von rund 500´000 Wahlberechtigten in New Hampshire. Die Vorwahl in New Hampshire gilt als traditionell wichtiger Termin im US-Wahlkampf, Gewinner können auf weiteren Rückenwind bei den Wählern sowie auf grosszügige Wahlkampfspenden hoffen. So geht es weiter: Der nächste wichtige Termin ist die Vorwahl im bevölkerungsreichen Florida am 29. Januar. Experten erwarten eine Entscheidung dann am 5. Februar, am «Super-Dienstag»: An diesem Tag stehen in über 20 Bundesstaaten Vorwahlen an, unter anderen in wichtigen bevölkerungsreichen Staaten wie Kalifornien, New York und New Jersey.
  • Hillary-Land? Hillary mit Gatte Bill und Tochter Chelsea. (Reuters)
    Oder macht Barack Obama das Rennen? Seine Frau Michelle jedenfalls glaubt fest daran. (Keystone)

    Ende Zitat

    Kommentar: Wir fragen uns, ob nicht Hillarys Tränen und ihre Emotionen die Stimmbürger positiv beeinflusst haben könnten. Man erinnerte sich wieder an die "treue " Frau und Mutter, die trotz der Eskapaden des Mannes (SEXGeschichte mit Monika), zu ihm gehalten hatte. Das Verhalten Hillarys kam damals bei den Amerikanern gut an. Vielleicht haben die jüngsten Tränen - nach den giftigen, harten, kalten Auftritten wieder eine weibliche Frau gezeigt mit Fleisch und Blut. Hillary hat sich erstmals nicht mehr an die Empfehlungen ihrer Berater gehalten. Sie begann in eigener Regie zu kämpfen.

    Nach meinem Dafürhalten ist es durchaus möglich, dass Hillary auch die "Krokodilstränen" gut inszeniert hatte. Die Treue zu ihrem Mann wurde zwar von Kennern - schon damals -als knallharte Taktik einer berechnenden, ehrgeizigen Frau bezeichnet, die genau wisste, dass sie nur im Windschatten des Mannes weiter kommen konnte. Hätte sie sich nämlich damlas von Bill getrennt, wäre für sie keine Karriere mehr möglich gewesen. Die Frage ist deshalb berechtigt: Waren die Tränen auch eine hilfreiche Inszenierung? Ich bin überzeugt, Hillary ist nicht so schnell zu schlagen. Sie weiss genau, wie man Tiefs meistern kann und welche Mittel dem Zweck dienlich sind.

    Uebrigens: Es hat sich gezeigt, dass Hillary ihren Sieg weitgehend den Frauen zu verdanken hat. Möglicherweise haben besonders die Frauen auf die Emotionen der sonst so harten Politikerin angesprochen. Für Hillary ging die Rechnung jedenfalls auf.

    Das Rennen ist offen.

    Zitat Spiegel online:

    Clinton erfindet sich neu

    Sensationelles Comeback von Hillary Clinton in New Hampshire

    Ende Zitat

    Nachtrag 27. Januar:

    Nach der ernüchternden Niederlage Clintons greifen Hillary und Bill in die Giftkiste.

    Wahrscheinlich wurden sie durch das überwältigende Resultat nervös. Jedenfalls versuchen nun die Clintons, Obama als "Schwarzen" abzustempeln, als wäre die Hautfarbe ein Argument.

    29. Jan - Zitat aus 20 Minuten:

    Kennedy contra Clinton: Krieg der Polit-Clans

    «Familienkrach» bei den US-Demokraten: Der Patriarch des Kennedy-Clans setzt sich mit feurigen Worten für Barack Obama ein und ärgert die Clintons, die andere grosse Polit-Dynastie der Partei.

    Keep Smiling: Hillary Clinton begrüsst Ted Kennedy vor Präsident Bushs Rede zur Lage der Nation. Barack Obama würdigt sie keines Blickes. (Bild: Keystone)
    Barack Obama mit Caroline Kennedy. (Bild: Keystone)
    Während George W. Bushs letzter Rede zur Lage der Nation sassen die beiden Senatoren einträchtig nebeneinander.

    Ein Bild von hoher Symbolkraft: Barack Obama, der jugendlich-charismatische Kämpfer für einen Wandel in der US-Politik neben Edward «Ted» Kennedy, dem Bruder des 1963 ermordeten Präsidenten John F. Kennedy und «Ikone» des liberalen Flügels der Demokraten. Wenige Stunden zuvor war das Bündnis besiegelt worden. An einer Wahlkampfveranstaltung an der American University in Washington bekannte sich Ted Kennedy zu Obama und kürte ihn de facto zum Erben seines Bruders: Der 75-Jährige rühmte «Führungsstärke und Charakter» des Senators aus Illinois und nannte ihn einen «Visionär» und «Hoffnungsträger». An Teds Seite waren sein Sohn Patrick, ein Kongressabgeordneter, und Nichte Caroline, John F. Kennedys Tochter und letztes überlebendes Mitglied der damaligen «First Family». Schwerer Schlag für Clinton Obamas Kontrahentin Hillary Clinton zeigte sich nach aussen unbeeindruckt und verwies auf drei andere Mitglieder des weit verzweigten Kennedy-Clans, die auf ihrer Seite stehen. US-Medien sehen in der Parteinahme des Patriarchen dennoch einen schweren Schlag für Clintons Kandidatur. Der alt gediente Senator aus Massachusetts geniesst höchstes Ansehen bei Unterprivilegierten, Gewerkschaftern und Latinos. Genau bei diesen Gruppen hatte Obama als Kandidat der «Latte-macchiato-Generation» bislang wenig Rückhalt, im Gegensatz zu Hillary Clinton. Dabei hatten Hillary und ihr Mann Bill ebenfalls um Teds Unterstützung gebuhlt oder zumindest gehofft, der Doyen der Demokraten werde sich während der Vorwahlen neutral verhalten. Bislang galten die Clintons und die Kennedys als Freunde. Man arbeitete eng zusammen, segelte gemeinsam vor den Küsten von Massachusetts. Im nunmehr erfolgten Bruch wittern amerikanische Medien bereits einen «Krieg» der Dynastien. Zumal die Kennedys in den letzten Jahren erleben mussten, dass die Clintons ihnen die Rolle als führender Polit-Clan der Demokraten streitig machten. Steckt hinter Ted Kennedys Positionsbezug also pure Eifersucht? Den Ausschlag gab schliesslich sein Ärger über Bill Clinton.

    < Vor allem habe es Kennedy aufgebracht, dass der ehemalige Präsident vor der Vorwahl in South Carolina die Rassenfrage in den Vordergrund gespielt hatte.

    Der «New York Times» zufolge versuchte Ted Kennedy mehrere Male persönlich, die Clintons zur Zurückhaltung zu bewegen. Nachdem alles nichts genützt habe, habe Kennedy entschieden, sich auf Obamas Seite zu stellen. Caroline Kennedys Statement Eine wichtige Rolle spielte auch Caroline Kennedy. Die 50-jährige Tochter von John F. Kennedy lebt in der Regel zurückgezogen und meidet die Öffentlichkeit. Am Sonntag aber hatte sie sich öffentlich für Obama eingesetzt. In einem Meinungsartikel in der «New York Times» verglich sie ihn mit ihrem Vater. Das Land benötige eine Änderung «in der Führung dieses Landes, genau, wie wir es 1960 gebraucht haben», schrieb sie mit Bezug auf die damalige Wahl ihres Vaters zum Präsidenten. Das Clinton-Lager macht derweil auf Schadensbegrenzung. Dazu gehört offenbar auch, dass Bill Clinton seinen Wahlkampfstil ändert. Hochrangige Mitarbeiter sagten der «New York Times», der Ex-Präsident werde künftig wieder vermehrt die Vorzüge seiner Frau hervorheben und nicht die vermeintlichen Nachteile ihres Gegners. Ende Zitat

    Nachtrag aus die ZEIT 29-1-08:

    Obama ist schwarz, Clinton eine Frau - die Themen Rassismus und Sexismus haben sich nun fest in der Kampagne der Demokraten eingenistet. Sie beeinflussen die Vorwahlen.