Montag, 12. September 2016

Imageschaden Seitensprung?

«Konservative werden ihm das nicht verzeihen»

von D. Pomper - CVP-Nationalrat Christophe Darbellay hat bei einem Seitensprung ein Kind gezeugt. Was bedeutet das für die Familienpartei?

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«Darbellay bedient in den Augen vieler das Bild des heuchlerischen Frömmlers, der Wasser predigt, aber Wein trinkt. Die Wähler des katholisch-konservativen Flügels, für die Werte wie Treue äusserst wichtig sind, werden enttäuscht sein und ihm das nicht verzeihen», sagt Kommunikationsberater Marcus Knill.


Der Seitensprung des ehemaligen CVP-Präsidenten Christophe Darbellay wird auf Twitter rege diskutiert. Die einen sehen die «politischen Werte der Partei aufs Gröbste verraten», die «christliche Nächstenliebe anders interpretiert» oder kritisieren seine «Doppelmoral» als Vertreter einer christlichen Familienpartei. Andere nehmen Darbellay in Schutz. Kinder und Seitensprünge seien Privatsache, schreibt etwa Politikberater Mark Balsiger. Jedes zwanzigste Kind in der Schweiz sei ein Kuckuckskind.



Auch die CVP argumentiert: «Die Angelegenheit hat mit der CVP, dem politischen Leistungsausweis von Christophe Darbellay und seinen Fähigkeiten als Politiker nichts zu tun, sondern ist absolut privater Natur.» Dass er zu seinem Fehler stehe und die Verantwortung dafür übernehme, entspräche ihrer Erwartung, so Sprecher Thomas Jauch.

Doch was bedeutet der Seitensprung für die CVP? Kommunikations- und Krisenberater Marcus Knill glaubt, dass die CVP mit einem blauen Auge davonkommen wird.

Herr Knill, der ehemalige CVP-Parteichef hat bei einem Seitensprung ein Kind gezeugt. Was bedeutet dies für die christliche Volkspartei, die sich als Familienpartei präsentiert?
 
Ich war erst letzte Woche an einer CVP-Veranstaltung, an der der neue Präsident Gerhard Pfister die Familienpolitik hochgehalten hat und sich klar und deutlich hinter das «C» der Partei gestellt hat. Und nun kommt ausgerechnet Darbellay und kommuniziert seinen ausserehelichen Familienzuwachs. Aus Sicht der Partei kann man von Glück reden, dass Darbellay nicht mehr Parteipräsident ist. In diesem Falle wäre der Imageschaden enorm gewesen. So aber glaube ich, dass der Kelch an der CVP vorübergehen und sie mit einem blauen Auge davon kommen wird, zumal die Partei die Angelegenheit kommunikativ vorbildlich beantwortet hat. 


Auf Twitter werfen User Darbellay Doppelmoral vor und sehen die politischen Werte der Partei verraten. Wie wird die CVP-Wählerschaft auf den Seitensprung reagieren?
 
Darbellay bedient in den Augen vieler das Bild des heuchlerischen Frömmlers, der Wasser predigt, aber Wein trinkt. Die Wähler des katholisch-konservativen Flügels, für die Werte wie Treue äusserst wichtig sind, werden enttäuscht sein und ihm das nicht verzeihen. Alle diese werden Darbellay als abtrünniges, sündiges Schaf betrachten, das nicht zu den christlichen Werten der Partei steht. Im liberalen Flügel der CVP dürfte weniger mit der Moralkeule geschwungen werden. Diese Parteimitglieder werden seine Ehrlichkeit schätzen und darauf verweisen, dass es schliesslich keine perfekten Menschen gibt.


Was bedeutet der Seitensprung für Darbellays Politkarriere Nächstes Jahr will er den Sprung in die Regierung seines Kantons schaffen, den Walliser Staatsrat.
 
Darbellays politische Karriere hat er sich wohl mit dieser Geschichte verkachelt. Aber totsagen würde ich ihn deshalb sicher nicht. Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton hat den Lewinsky-Skandal schliesslich auch gut überstanden.


Ausgabe im Welschland:

Pour Marcus Knill, la carrière politique du Valaisan, bien que compromise, n'est toutefois pas terminée. «L'aile libérale de son parti est moins sensible à l'aspect moral et pourrait donc davantage s'attarder sur son honnêteté pour en arriver à la conclusion que personne n'est parfait.» Et de rappeler que Bill Clinton s'était retrouvé dans une situation bien pire en tant que président des Etats-Unis.
En attendant, les réseaux sociaux se gaussent de l'infidélité de l'ancien président du PDC.