Montag, 22. Dezember 2008

Verbrecher könnten mit den Protokollen Geld verdienen

Dass Gewaltverbrechen und Kriminelle aus ihrer Tat Kapital schlagen können ist leider Tatsache. Im Grunde genommen müsste dieses Geld den Opfern oder den Angehörigen der Opfer zukommen. Dies ist leider aus verschiedenen Gründen kaum möglich. Denn kein Krimineller würde seine Geschichte preisgeben, wenn er kein Geld erhalten würde.

Aus Tagi:

Fall Fritzl

«Die schreiben an mir vorbei, ich bin der Hauptakteur!»

Das Geschäft mit der Schande: Josef Fritzl wollte seine Vernehmungs- und Ermittlungsprotokolle an britische Boulevard-Zeitungen verkaufen. Er verlangte vier Millionen Euro. Der Deal kam aber nicht zustande.

Josef Fritzl, 73 Jahre alt (Bild: AP Photo)

Nach Informationen der Zeitschrift «Stern» soll Josef Fritzl versucht haben, die Vernehmungs- und Ermittlungsprotokolle für vier Millionen Euro an britische Boulevard-Zeitungen zu verkaufen. Im August habe er damit einen ihm bekannten Immobilienmakler beauftragt. Aber das Geschäft sei nicht zustande gekommen und fallengelassen worden.

«Stern»-Reporter hätten den Makler mit den Recherchen konfrontiert. Dieser habe den geplanten Deal bestätigt. Als er Fritzl im St. Pöltener Gefängnis besucht habe, habe der ihm vorgeschlagen: «Die schreiben alles an mir vorbei, aber ich bin der Hauptakteur. Dass andere damit Geld machen, indem sie mich nutzen, geht nicht. Da wäre mir viel mehr geholfen, wenn ich der Familie etwas geben kann.» Fritzl soll nach Angaben seines Bekannten mit 3,5 Millionen Euro verschuldet sein.

Elisabeth Fritzl führte Tagebuch

Die 24 Jahre lang von ihrem Vater in einem Verlies im niederösterreichischen Amstetten eingesperrte Elisabeth Fritzl hat nach Informationen der Zeitschrift «Stern» Tagebuch geführt. Die Aufzeichnungen enthalten dem Bericht zufolge teils banale Einträge über Essen oder Kinderkrankheiten, schildern aber auch «mit bedrückender Intensität den Alltag im Verlies - die permanenten Vergewaltigungen, ihre ausbleibende Regel oder einmal eine Rattenjagd mit blossen Händen».

Josef Fritzl wird beschuldigt, seine Tochter Elisabeth 24 Jahre lang in Gefangenschaft gehalten zu haben. Er soll mit ihr sieben Kinder gezeugt haben, von denen eines nach der Geburt starb. Unmittelbar nach Entdeckung der von Josef Fritzl versteckt gebauten Räume kamen die Notizen der Frau bei Gericht unter Verschluss, wie der «Stern» berichtet.

Ab März vor Gericht

Josef Fritzl wird sich vor Gericht voraussichtlich ab März unter anderem wegen Mordes verantworten müssen. Ihm wird der Tod eines der Babys seiner Tochter zur Last gelegt. Ausserdem werden ihm Vergewaltigung, Blutschande, Freiheitsentzug, Sklavenhandel und schwere Nötigung vorgeworfen. Der 73-Jährige hat gestanden, seine mittlerweile 42 Jahre alte Tochter ab 1984 gefangen gehalten und wiederholt vergewaltigt zu haben. DNA-Tests ergaben laut Polizei, dass er der Vater der überlebenden sechs Kinder ist.