Mittwoch, 30. Januar 2019

Der Traum vom eigenen Haus ist ungebrochen

Fast eine Million EF in der Schweiz
Zersiedelung als Konsequenz der Selbstverwirklichung? (Artikel enthält Audio)



Einfamilienhaussiedlung an einem Hang

Klassische Einfamilienhäuser sind beliebt

(Quelle SRF) Eine Umfrage des Bundesamts für Kultur aus dem letzten Jahr zeigt: Gut 60 Prozent von 1000 befragten Schweizerinnen und Schweizern möchten am liebsten in einem ländlich geprägten Dorf mit viel Grünem wohnen. Eine Mehrheit wünscht sich das klassische Einfamilienhaus mit Gibeldach.
Warum dies so ist, erklärt Felix Keller, Assistenzprofessor für Soziologie an der Universität St. Gallen. Er hat sich mit Siedlungsfragen und Utopien befasst. «Das Einfamilienhaus ist quasi die Mikro-Utopie eines autonomen Lebens. Soziologen sprechen auch vom Territorium des Selbst. Dahinter steckt die Idee, dass man sich ein selbstbestimmtes Leben einrichten kann und sich nicht in eine Abhängigkeit begibt.»
Das allerdings stimme dies nicht  ganz so, schränkt der Soziologe ein, es entstünden dafür andere Abhängigkeiten, zum Beispiel finanzielle, und man sei an die Wohngemeinde gebunden. Das Haus bestimme unter Umständen sogar, ob man einen bestimmten Arbeitsplatz wählen könne.

Ansprüche führen zu Landschaftsverbrauch

Aber auch davon lassen sich offenbar viele Leute nicht überzeugen. «Der Wunsch, sich zu verwirklichen, ein autonomes, selbständiges Leben zu führen, ist in einer hochkomplexen Welt sehr verständlich. Das Problem liegt daran, dass die individuelle Rationalität zu einer kollektiven Irrationalität und zu einem grösseren Verbrauch von Landschaft führt.»
Alternativen zum Einfamilienhaus gebe es, sagt Architekt Graf, zum Beispiel gestapelte Einfamilienhäuser. Dabei werde versucht, die Vorzüge des Einfamilienhauses nicht nur auf einer Parzelle zu realisierenm, sondern in einem grösseren linearen Gebäude.
Das klassische Einfamilienhaus hingegen bleibt für viele Menschen nach wie vor ein Traum. Vielfach scheitert  er nur an der Finanzierung.

KOMMENTAR: Ich bin in einem Einfamilienhaus aufgewachsen und erkannte erst in Zürich, als wir mit Kindern eine kleine Mietwohnung hatte, was es heisst, sich nach eigenem Gutdünken in einem Haus selbstbestimmt leben zu dürfen. Es gibt keine Konflikte mit dem Klavierspielen oder dem Grillieren auf dem Balkon. Selbst in Eigentumswohnungen kann es Differenzen geben hinsichtlich gemeinsamer Unterhaltkosten oder wenn plötzlich neue Besitzer sich nicht an Abmachungen halten. Schade, dass wir in der Schweiz den Besitz eines eigenen Heimes nicht erleichtern. Ich begreife jeden Mieter, wenn es sich nach einem Häuschen sehnt, vor allem Familien mit Kindern.
Die Beschaffung eines Hauses müsste erleichtert werden, damit Eltern in einem eigenen Heim leben können, solange die Kinder noch klein sind. Die Banken sind gefordert.