Sonntag, 27. Juli 2008

Couchepin hat Verständnis für Schmids Verhalten

Blocher war seit je Couchepins grösster Gegenspieler. Ihm war auch die Genugtuung nach der Wegwahl deutlich anzumerken.

Bei jeder Gelegenheit spielte Couchepin offen und beleidigend auf seinen Gegner:

- Okt 04: Er liess verlauten, Blocher gefährde die Demokratie

- Dann verglich er Blocher offen mit Duce (Mussolini)

- Auch Naionalrat Mörgeli verglich er mit KZ Arzt Mengele

Immer konnte sich Couchepin rausreden, indem er relativierte, Sachverhalte bestritt und wenn sie dann doch nachgewiesen werden konnten, es angeblich nicht so gemeint hatte.

Auch heute im Fall Schmid/ Fall Nef beeinflusste der abgewählte Bundesrat Blocher (Couchepins Feindbild) das Interview in der NZZ am Sonntag.

Indirekt sagt er nämlich: Damals war Blocher im Bundesrat. Da muss man Verständnis haben, dass Schmid nicht alles offen legen konnte.

Jedenfalls nimmt er den angeschlagenen Kollegen in Schutz. Sonst war Couchepin nie so grosszügig, wenn ein Bundesrat einen Fehler gemacht hatte.

Ich zitiere die NZZ am Sonntag:

NZZ: Schmid hatte den Bundesrat nicht über das hängige Strafverfahren informiert. Wenn Sie gewusst hätten, worum es in diesem Strafverfahren ging, nämlich um Nötigung, hätten Sie Nef dann gewählt?

Couchepin: Wer kann das im Nachhinein schon mit Sicherheit sagen? Aus heutiger Sicht hätte man damals vielleicht noch mit der Wahl zuwarten können. Oder offen informieren. Vielleicht hätte es auch Bundesräte gegeben, die sich als derart moralisch betrachten, dass sie ihn nicht gewählt hätten. Ich persönlich denke, man sollte es mit dem Moralismus nicht übertreiben.

NZZ: Sie hätten es damals bei der Wahl von Nef aber doch gerne gewusst?

Couchepin: Das kann ich so nicht sagen. Ich weiss es nicht. In den letzten Jahren gab es derart viele Indiskretionen im Bundesrat, dass das Klima des Vertrauens nicht mehr gewährleistet war.

NZZ: Mit anderen Worten: Sie haben Verständnis für das Verhalten von Schmid?

Couchepin: Ja.

NZZ: Es gibt keinen Fall Schmid?

Couchepin: Es gibt einen Kollegen, der eine schwierige Zeit erlebt hat. Und er ist wie ich für vier Jahre gewählt.

Kommentar: Es ist offensichtlich, weshalb Couchepin bei Schmid Verständnis hat für seine Fehler. Dies macht deutlich, dass er seinen Gegenspieler auch nach dessen Abwahl noch nicht vergessen kann.

Das Phänomen Stalking

Der Begriff Stalking ist seit dem unbesonnen Verhalten des ehemaligen Armeechefs in aller Leute Munde. Stalking ist strafbar.

Ich zitiere aus blick-online:

Anneliese Ermer Die Professorin untersucht das Phänomen Stalking. (SF)

Verleumden, verfolgen und durch den Dreck ziehen: Die Rache im ­Internet hat Hochkonjunktur. Immer öfter ­werden auch Schweizer zu Opfern.

Armeechef Roland Nef (49) diffamierte seine Ex-Freundin im Internet. Cyberbullying heisst diese Form der Rache. «Es ist ein neuer gesellschaftlicher Trend. Leute werden im ­Internet verleumdet und durch den Dreck gezogen», sagt Anneliese Ermer (61). Die Professorin des forensisch-psychiatrischen Dienstes der Universität Bern hat das Phänomen Stalking wissenschaftlich durchleuchtet. «12 bis 16 Prozent aller Frauen werden in ihrem Leben Opfer eines Stalkers. Bei den Männern sind es 4 bis 7 Prozent.» Stalker missbrauchen für ihre Rache gängige Internet-Plattformen: Auf YouTube stellen sie Sexfilme ins Netz. Filme, die das Paar einmal in trauter Zweisamkeit aufgenommen hat, dann aber plötzlich in der Öffent­lichkeit landen. Skrupellos abgerechnet wird auch auf der österreichischen Seite «meinex.at». Hier prangern verschmähte Liebhaber mit wüsten Worten ihre Verflossenen an. «Nimm dich vor der in Acht, die betrügt und nutzt dich nur aus» oder «das ist eine billige Schlampe» steht da. Natürlich anonym. Ihr Opfer hingegen geben sie mit vollem Namen an. Auf «spickmich.de» – einem deutschen Lehrerbenotungsportal – mobben Schüler ihre Lehrer. Auch rund ein Dutzend Schweizer Schulen sind auf diesem Portal registriert. Die Lehrerschaft ist alarmiert.

«Die Täter wissen genau, was sie anrichten», sagt Anneliese Ermer. «Bei rund der Hälfte der Opfer kommt es zu einer psychischen Traumatisierung.» Ermer rät Betroffenen: «Handeln Sie sofort. Halten Sie die Angriffe des Stalkers schriftlich fest, reden Sie mit Familie und Freunden darüber und schalten Sie die Polizei ein.»

Kommentar: Wie beim Mobbing und Bossing (Beiträge finden Sie in www.rhetorik.ch (Navigation über das Inhaltsverzeichnis) darf auch bei Stalking nicht geschwiegen werden. Wir müssen handeln.