Freitag, 8. April 2016

In der Schweiz dürfen keien Parallelgesellschaften geduldet werden



FDP-Müller zur Händedruck-Affäre in Therwil:

 

«Sofort Integrationsvereinbarung unterzeichnen»

Der Händedruck-Dispens sei «absolut inakzeptabel», sagt FDP-Chef Philipp Müller. Der Kanton müsse die betroffene Familie eine verbindliche Integrationsvereinbarung unterzeichnen lassen – und zwar unverzüglich. Ein juristisches Gutachten hält er für unnötig.
front_gips1.jpg
Schüler N. (Foto) und sein Bruder A. wollen den Lehrerinnen nicht mehr die Hand schütteln.
Die Handschlag-Affäre von Therwil BL schlägt weitere Wellen bis nach Bundesbern. «Diesem Spuk ist sofort ein Ende zu setzen. Wenn so etwas toleriert wird, ist das absolut inakzeptabel», geht FDP-Chef Philipp Müller mit den Kantonsbehörden – und damit auch mit der zuständigen FDP-Bildungsdirektorin Monica Gschwind – hart ins Gericht.
Gschwind sieht zwar im Händedruck-Dispens ebenso «keine dauerhaft zu akzeptierende Lösung» und will «nicht zulassen, dass die Gleichstellung und Gleichbehandlung von Mann und Frau sowie unsere gesellschaftlichen Regeln nicht eingehalten werden».
GESAMTERNEUERUNGSWAHLEN, REGIERUNGSERSATZWAHLEN, KANTON BL, KANTON BASEL LANDSCHAFT,
FDP-Bildungsdirektorin Monica Gschwind (BL). KEY
Doch obwohl die Bildungsdirektion der Ansicht ist, dass «die Einhaltung unserer Werte vorgeht», lässt sie nun zuerst rechtlich abklären, ob sich die Handschlag-Verweigerung religiös begründen lässt. Und wenn nicht, mit welchen disziplinarischen Mitteln die Schüler zum Handschlag verpflichtet werden können.

Müller: «Es braucht kein juristisches Gutachten»

Müller dauert das zu lang. «Es braucht schlichtweg kein juristisches Gutachten. Es geht nicht um eine rechtliche, sondern um eine gesellschaftspolitische und kulturelle Frage.» Der Kanton müsse mit diesen Leuten nun sofort Kontakt aufnehmen und Klartext reden – und unverzüglich eine Integrationsvereinbarung unterzeichnen lassen. So wie es im Ausländerrecht vorgesehen sei.
«In dieser Integrationsvereinbarung soll festgehalten werden, dass in der Schweiz nur das Schweizer Recht gilt, Schweizer Werte und Gepflogenheiten zu respektieren sind und die Aufenthaltsbewilligung unverzüglich entzogen wird, wenn eine solche verbindliche Integrationsvereinbarung verweigert oder nicht konsequent eingehalten wird», fordert Müller. «Wenn sie nicht verstehen wollen, dann muss der Kanton knallhart durchgreifen.»
mueller01.jpg
FDP-Präsident und Ständerat Philipp Müller (AG). Sobli
Für den Aargauer FDP-Ständerat geht es in diesem Fall um mehr als nur ums Händeschütteln. «Es geht um Fragen wie Anstand und Respekt, um Gleichstellung, ja um die Aufklärung. Da hat auch SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga richtig und konsequent.» Die von Müller oft gescholtene SP-Frau machte gegenüber «10 vor 10» nämlich klar: «So stelle ich mir Integration nicht vor, auch unter dem Titel Religionsfreiheit kann man das nicht akzeptieren.»

Müller will nicht zuwarten

Auch Müller fragt sich, wie eine Integration möglich sein soll, wenn jemand Frauen die Hand nicht geben wolle. «Eine Lehre ist ja unmöglich, wenn man Kundinnen die Hand nicht schütteln will. Wie will eine solche Person einmal wirtschaftlich auf eigenen Beinen stehen?»
Für ihn kommt hinzu, dass einer der Schüler möglicherweise mit der Terror-Miliz Islamischer Staat (IS) sympathisiert. «Handelt es sich um IS-Sympathisanten, dann ist auch unsere innere Sicherheit bedroht. Da kann man nicht einfach zuwarten», so Müller.
Seine Botschaft ist jedenfalls klar: «In der Schweiz werden keine Parallelgesellschaften geduldet.

Nabil Arab verteidigt die Handreichungsverweigerung der Sekschüler

Er behauptet: Der ISLAM habe die Frauen befreit

(Aus Tagi-online)

Von der bundesrätlichen Ansage scheinbar unbeeindruckt meldete sich gestern Nabil Arab zu Wort. Der Geschäftsführer der islamischen König-Faysal-Stiftung verteidigt das Verhalten der muslimischen Sekundarschüler aus Therwil (BL), die ihrer Lehrerin nicht die Hand geben wollten. Er kennt den Vater der beiden Schüler gut, weil dieser jeweils freitags in einer Moschee predigt, die zur Faysal-Stiftung gehört. 

Mohammed als Retter der Frau?

Arab bezieht sich auf Prophet Mohammed, der sein Leben lang keine Frau ausser der eigenen berührt hatte: «Nach seinem Leben gilt es sich zu richten», sagt Arab zu «20 Minuten». Vor dem Islam seien viele Frauen als Sklavinnen gehalten worden und seien der Männerwelt für Sex zur Verfügung gestanden. Der Islam habe die Befreiung der Frau herbeigeführt. «Die Frauen bedeckten sich, lediglich ihr Ehemann durfte sie berühren und damit erhielten sie ihre Ehre und Würde zurück.»

Mehr Rechtssicherheit dank Koran

Die Islamwissenschaftlerin Rifa'at Lenzin ist unter anderem auf Genderthemen spezialisiert. Der Islam habe zwar eine Verbesserung für die Stellung der Frau gebracht, jedoch nicht so, wie von Arab beschrieben. «Die Regeln und Normen im Koran bildeten einen wichtigen Schritt zur Rechtssicherheit», sagt Lenzin zu Tagesanzeiger.ch/Newsnet. «Gewohnheitsmässige Verhaltensweisen» wie etwa der weibliche Infantizid – die Tötung weiblicher Neugeborener – seien verboten worden.

«Mohammed begrüsste die Frauen mit der Hand auf dem Herz. Er hatte gute Manieren, wir leben danach», sagt Arab. Gemäss Lenzin geht das Berührungsverbot jedoch nicht einfach auf Mohammed zurück, sondern sei im Laufe der Zeit entwickelt worden: «Fromme Kreise vermeiden Berührungen über die Geschlechtergrenzen hinweg und verstehen dies als Zeichen des Respekts», sagt Lenzin. Das gelte auch für gewisse jüdische Vertreter. Dahinter stehe die Furcht vor sexuellen Reizen der Frau. «Nach dieser Leseart ist die als aggressiv verstandene weibliche Sexualität bedrohlich für den Zusammenhalt der Gesellschaft.»

«Fundamentalistische» Lehre

Der Berner Islamwissenschaftler Reinhard Schulze beschreibt die Lehre, wie sie die Sekschüler aus Therwil erfahren haben, als «fundamentalistisch». «Der Versuch, so zu leben wie Prophet Mohammed, entspringt einer sehr konservativen Vorstellungswelt.» Die Einstellung sei harmlos, solange sie sich auf die eigene Lebenswelt beschränke und keine Machtansprüche entwickle. «Sie repräsentiert einen wahabitischen Islam, der in Saudiarabien gepflegt wird», sagt Schulze.
Ein Blick auf die Hintergründe der Stiftung unterstreicht, dass ihre Lehre auf der saudischen Kultur und Islampolitik basiert. Auf der Website gibt sie bekannt, dass sie durch einen «anonymen Gönner» der Organisation Muslim World League (Islamische Weltliga) in Saudiarabien finanziert worden sei. 1998 rettete er das islamische Zentrum mit einer Spende von 1,5 Millionen Franken vor der Zwangsversteigerung. Zuvor wurde die ursprünglich türkisch geprägte Stiftung durch den saudischen Staat unterstützt, der die Änderung zum heutigen Namen verlangte und Einsitz in den Stiftungsrat nahm. Seit einigen Jahren bekäme die Stiftung jedoch laut Arab keine Gelder mehr aus Saudiarabien. Banken und Post hätten die Eröffnung eines Kontos verweigert.

Angeblicher Vorfall im Jahr 2013

Aus dem Zentrum sind im Raum Basel bis heute acht Moscheen hervorgegangen. Zum Freitagsgebet kommen jeweils 200 bis 300 Männer aus rund 20 Ländern, die Mehrheit mit arabischer Muttersprache. Im Dezember 2013 kam es gemäss «Basler Zeitung» in der Faysal-Moschee zu Predigten gegen «Ungläubige». Diese seien mit Texten an den Wänden beleidigt und verunglimpft worden. Unter anderem sollen Koranverse und Bücher zitiert worden sein, die Kirchenglocken als Ding des Teufels verurteilten. (Tagesanzeiger.ch/Newsnet)