Mittwoch, 31. März 2010

Der Aufwärtstrend bei der Jugendkriminalität muss gebrochen werden

In der Sendung Standpunkte (NZZ) hörte ich von Martin Killias Professor für Strafrecht und Kriminologie einige anregende Gedanken zur Problematik Jugendkriminalität:

1. Er wird zu wenig berücksichtigt, dass es heute für Jugendliche keine Polizeistunde mehr gibt an Wochenenden (600 Lokale haben in Zürich durchgehend geöffnet) Es gibt nicht mehr den letzten Zug, den man früher noch erwischen musste.

2. Nicht nur diese zeitliche Dimension verbunden mit der unbeschränkten Möglichkeit, Alkohol zu konsumieren sind ein Nährboden für mehr Gewalt. Schwere Verletzung haben enorm zugenommen, weil auch die Sanktionen nicht greifen. Fachleute, Politiker sehen die Gewalttaten der Jugendlichen als individuelles Problem , die beim Einzelenen angegangen werden müssen -->Massnahme Therapie. Man blendet den Faktor Gesellschaft aus. Niemand spricht gerne von der Verantwortung der Eltern, der Schule, der Gruppe.

3. Es fehlt die Kontrolle. Es gibt kaum mehr intakte Familien. Den Eltern fällt es immer schwerer, die Kontrolle zu übernehmen, denn sie sich oft gar nicht da. Die Ueberwachung im Pausenplatz oder in der Oeffentlichkeit wird nicht geschätzt. Erstaunlich: Die Bosnier werden im Heimatland von den Familien und der Oeffentlichkeit recht streng kontrolliert. Es gibt dort wenig Gewalttaten. Aber hier in der liberalen Schweiz sind diese Jugendliche mit den unbegrenzten Möglichkeiten plötzlich überfordert. Dank des "Laisser faire" können sie die Gewalt ohne grosse Folgen ausleben.

4. Jugendliche haben rasch erkannt, dass die Sanktionen nicht greifen. Man kann Gewaltexzesse problemlos ausleben. Es geschieht nichts. Wenn nicht jemand getötet wird oder wenn man keine Vorstrafen hat, kann ein Jugendlicher damit rechnen, dass er höchstens bedingt erhält oder ein paar Tage für eine soziale Institution arbeiten muss.

5. Niemand wagt es von begrenzer Alkoholsperre oder von drakonischen Strafen zu reden.

6. Gewalttaten gegen Jugendliche ein Gefühl von Ueberlegenheit: Ich bin gross und kann über andere verfügen. Dieses banale Motiv ist ein wichtiger Antrieb, Gewalt - einfach so - auszuüben. Dreinzuschlagen ist somit im Grunde genommen für Jugendliche recht attraktiv.

7. Behörden, Wissenschafter, Eltern und Lehrer müssten die Probleme mit der Jugendgewalt viel ernster nehmen. Viele sträuben sich, diese Thematik konkret anzugehen, denn man geht immer davon aus, dass das nur ein Problem eines einzelnen Täter ist. Dann muss nichts geändert werden.

Seit Jahren steigen die Zahlen der Gewalttaten laufend. Man nimmt dies einfach so entgegen. Es wurde zur Selbstverständlichkeit. Erst wenn die Statistik zeigen würde,dass die Gewalttaten zurückgehen, würde dies in allen Medien gross aufgemacht.

8. Wir müssen jedoch diese Jugendgewalt als Zeitproblem unbedingt ganzheitlich angehen.

Uns fehlt eine Alarmglocke. Es fehlen Strafmasse, die abschrecken, Kontrollen, Steuerungsmechanismen im gesellschaftspolitischer Hinsicht (Familien- Schulpolitik)