Sonntag, 23. Dezember 2007

Nationalrat Ulrich Giezendanner teilt mit seiner Kritik an der SVP-Parteispitze weitgehend unsere Analyse nach der Abwahl Blochers

Obwohl der SVP Generalsekretär nach der Fraktionssitzung verkündet hatte, die SVP sei sich einig, nahm die NZZ am Sonntag (23. Dez.07) Stellung zu einem internen Papier von Ueli Giezendanner, der mit seiner Manöverkritik recht deutlich wurde. Unter dem beschönigenden Titel "Knigge" formulierte Giezendanner in 18 Punkten , was die Parteispitze vor der Wahl alles falsch gemacht hatte.

- Gefehlt habe vor allem eine "Schriftliche Sprachregelung". Es mangelte an den schriftlichen Varianten "Eventualplanung", aber auch ein "Papier, wie die Opposition aussehen könnte".

Der Hauptvorwurf:

DIE INTERNE KOMMUNIKATION WAR SCHLECHT GEWESEN!

Das Vorgehen in den Kantonen war unklar!

Die Partei habe sich nicht von den verhöhnenden Aeusserungen des Bruders von Christoph Blocher distanziert!

Gerhard Blocher habe im Dokumentarfilm kurz vor den Bundesratswahlen unter anderem über den SP Präsidenten Hans -Jürg Fehr gesagt:

"Das ist der allerletzte Mensch, den es gibt auf diesem Erdboden!"

Die unbedachten Aussagen hätten unzählige Fernsehzuschauer schockiert.

Die Parteispitze machte auch den Fehler, einzelne eigene Fraktionsmitglieder zu verhöhnen.

Obschon Giezendanner von einigen Fraktionsmitgliedern ausgelacht worden sei, hätten ihn anderseits einige wichtige Persönlichkeiten und SVP Schwergewichte wie Peter Spuhler bei seiner konstruktiven Kritik unterstützt.

Kommentar:

Es ist verständlich, dass in der SVP die Stil- Diskussion nachträglich herunterspielen will. Wir teilen jedoch Giezendanners Meinung:

Bei allen Kommunikationsprozessen spielt die Stil-Frage eine wesentliche Rolle.

Der denkwürdige Dokumentarfilm (möglicherweise wurde er bewusst im richtigen Augenblick inszeniert) hat nach unserem Dafürhalten die Abwahl eines kantigen Bundesrates wesentlich mit beeinflusst. Die Hauptschuld für die Wirkung dieses Filmes darf aber nicht dem Fernsehen zugeschoben werden. Die Hauptschuld trägt vor allem Gerhard Blocher persönlich, der naiv und im Höhenrausches eines "Grössenwahnsinns" nicht mehr wusste, was er vor Mikrofon und Kamera vor sich hingeplappert hatte. Christoph Blocher und seine selbsternannte Beraterin Sylvia (die sich bei Medienauftritten sonst gerne - oft ungefragt - aufdrängt) hätten sich damals von Gerhard Blocher unverzüglich und unmissverständlich distanzieren müssen!