Mittwoch, 5. August 2015

Thema "Smalltalk" im Nachtclub (Radio SRF 1) vom 4. August

Dani Fohrler im Gespräch mit Marcus Knill

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Nachdem ich verschiedene Beiträge über "Smalltalk" publiziert hatte und ich die Bedeutung des sogenannten "Storry Telling" bei vielen Kommunikationsprozessen wichtig finde, hatte ich mich  für das vertiefende Live - Nachtgespräch (4. August 2200 Uhr bis 5. August 0100 Uhr)  im Studio Zürich zur Verfügung gestellt.
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Kurze belanglose Gespräche und kurze Begegnungen mögen zwar oberflächlich sein. Sie bergen aber die grosse Chance, eine Brücke zu Mitmenschen zu bauen, die man nicht gekannt hat.

Radio-Moderator Dani Fohrler beabsichtigte den Hörern in der Nachtsendung bewusst zu machen, dass Smalltalk oder das bekannnte Storrytelling mehr ist als nur ein belangloses Geplauder.

Smalltalk  wird gerne als oberflächlich abgestempelt.
Es sein sinnlose Zeitverschwendung,  ist vielfach zu hören.
Kritiker fragen sich:
Was soll ich mich für fremde Menschen interessieren?
Ich kenne ja die fremde Person nicht. 
Weshalb soll ich mit ihr reden?

Was ist Smalltalk?

Smalltalk ist eine zwangslose Unterhaltung, um soziale Kontakte zu knüpfen.
Das unbeschwerte Plaudern bewegt sich tatsächlich an der Oberfläche und will bewusst kein tief schürfender Dialog sein.
Ich habe einmal in einem Seminar alle Bezeichnungen für Smalltalk gesammelt:
- Das kleine Gespräch über unwichtige Dinge
- Unbeschwerte Plauderei
- Lockeres Parlieren
- Lärmloses Gespräch
- Die Kunst, ein Gespräch mit Leerformeln zu führen
- Gegenseitiges Beschnuppern
- Verbale Beziehungspflege
- Partygespräch
- Wortgeplänkel über Alltägliches

Wussten Sie, dass...
...70% der Alltagskommunikation Wortgeplänkel sind
...bei Smalltalk "milder Klatsch" sogar erlaubt ist


Was macht guten Smalltalk aus?

Guter Smalltalk hilft  die Beziehungsebene bei heikeln Gesprächen positiv aufzubauen.
Es ist gleichsam das  Schmiermittel von Dialogen.
Guter Smalltalk ist AUSTAUSCH.
Es ist ein Geben und Nehmen.
Das heisst: Beide Gesprächspartner reden und hören zu.
Das Gespräch ist zeitlich linmitiert.
Die Atmosphäre ist freundlich.
Heikle Themen sind ein Tabu.
Das lockere Gespräch sucht GEMEINSAMKEITEN

Smalltalk  ist nützlich:

- Er hilft Voruteile abbauen (vor Elterngespräch)
- Lockert die Gesprächssituation (vor Kritikgesprächen, Beschwerden)
- Durch die unbeschwerte Plauderei erhöht sich die Gesprächsbereitschaft (Bei wortkargen oder kritisch eingestellten Personen)
- Beide Seiten können auf Tuchfühlung gehen
- Es kann die Stimmung ausgelotet werden (Verkaufsgespräch)
- Schafft Vertrauen
- Fördert die soziale Kompetenz (Zusammenarbeit im Arbeitsteam)
- Der Talker Sympathiepunkte holen (Vorstellungsgespräch)
- Er kann auch im Job
 mehr beachtet 
- Andere wollen gerne mit Menschen zusammen sein, die eine gute Stimmung verbreiten
- Mit belanglosen Gesprächen überwinden wir die normale Scheu
- fördert das Selbstwertgefühl


 Die Voraussetzungen eines guten Gesprächs:

- Wir müssen INTERESSE an den Mitmenschen zeigen
- Gesunde NEUGIERDE ist hilfreich
- Auch Humor
- und eine freundliche Grundhaltung

MENSCHEN, DIE SICH NICHT FUER SICH UND ANDERE MENSCHEN INTERESSIEREN SIND LANGWEILIGE MENSCHEN. 


Für einen guten Smalltalk braucht es deshalb:

- Freude am Talk
- INTERESSE am Gegenüber
- Lockerheit
- Eine offene FRAGEhaltung ist hilfreich
- Auch muss der Talker aktiv zuhören können
- Einfühlungsvermögen (ist eigentlich auch eine Voraussetzung)
- Taktgefühl (Respekt)
- Eine gute Wahrnehmungsfähigkeit erleichtet jeden Kommunikationsprozess (Ein "Dumpfling" ist ein schlechter Talker)
- Eine positive EINSTELLUNG (geistige Haltung) ist zentral wichtig.

Wer INTERESSE zeigt, macht erstaunlicherweise rhetorisch alles richtig:
- Blickkontakt stimmt (Brücke zum DU)
- Er paraphrasiert das Gehörte (Spiegelt es mit eigenen Worten)
- Stellt offene Fragen (es gibt keine Abfragerei)
- Macht keine plumpen, sondern glaubwürdige "dezente" Komplimente
- Lächelt echt und nicht aufgesetzt
- Gestik, Mimik Körpersprache und Stimme stimmt mit der
echten Stimmung überein

Welche Themen eignen sich für einen Smalltalk?

-  Naheliegendes "In Luzern bin ich immer gern"
- Aktuelle Situationen thematisieren (Wetter, Programm, Musik, Anlass)
"Woher kennen Sie...?"
- Persönliches Missgeschick schildern
"Bin heute auf der Hinfahrt geblitzt worden"
- Auf Thema lenken, das den Gesprächpartner interessiern könnte
- Die Meinung des Partners zum Anlass (über eine Referat oder eine Präsentation) einholen
- Möglichst eine Thema suchen, das verbindet (Gemeinsamkeiten ausloten)
DAS GEGENUEBER IST DAS BESTE THEMA
- Ein dezentes Lob
- Bewusst: Belangloses

Tabu- Themen:

- Keine negativen Themen (heikle Themen nie ansprechen)
- Probleme
- Krankheiten
- Todesfälle
- Kritik
- Religion
- Politik
- Gerüchte
- Sexualität

Die grössten Gesprächskiller:

Nur von sich reden
Mit Fragen löchern
Auesserlichkeiten des Gegenübers kommentieren (Tatoo usw.)
(Auch indirekte negative Aussagen, wie: 
"Ich könnte Ihnen einen guten Friseur empfehlen")

Wie lange dauert ein Smalltalk in der Regel

Kürze ist angesagt. Ca 2-3 Minuten.
Wenn zwei Personen sich gut verstehen, kann der Smalltalk in ein normales spannendes Gespräch übergehen. Beide haben  vielleicht das Bedürfnis, weiter zu reden. Dann kann der Talk länger dauern.

 
Smalltalk ist leicht zu lernen

Wir müssen kein Wissen büffeln. Die Kunst der einfachen Plauderei ist einfach zu erwerben.
Gelernt wird es vorab mit der TTT Formel:
TUN-TUN-TUN.
Schwimmen lernen wir bekanntlich nur im Wasser.
Smalltalk lernen wir somit nur praxisorientiert.
Falls Sie starke Hemmungen haben: Wagen Sie vor allem den Anfang.
Springen Sie über den eigenen Schatten:
- Wenn Sie bei einer Gruppe an einem Tisch andoggen,
hören Sie zuerst nur gut zu. Nehmen Sie zuerst nur nonverbal Anteil um nach einer gewissen Zeit  Sie eine aufgeschnappte Aussage  mit einer zustimmende Bemerkung kommentieren.
- Wer wagt gewinnt. Will niemand mit Ihnen reden, nehmen Sie Misserfolge in Kauf.
- Durch aktives Wagen merken Sie, dass der Start
 einfach gelingen kann.
- Es gilt den Kaltstart zu üben
- Merken Sie sich den Namen des Gegenübers
- Ein professionelles Coaching kann Ihnen auch recht viel bringen  (Achten Sie darauf, dass Sie nicht theaterzentiert trainiert werden.)

Der START (Einstieg ist die halbe Miete)

- Die Selbstvorstellung ist der Königsweg
- Bewährt hat sich GNP Formel
G Gruss
N Name mit Vorname nennen
P Plattform: Eine Bemerkung äussern (Aufhänger)

Damit haben Sie das Eis gebrochen.

Uebrigens: Ein echtes Lächeln ist Gold wert.

Nach dem 1. Kontakt geht es dann nur noch darum, das Gespräch am Laufen zu halten.


Bei unseren Smalltalk-Ritualen können wir auch von anderen Kulturen lernen.


Es lohnt sich, die nonverbalen Rituale anderer Kulturen zu kennen.
 Obschon es uns fremd ist, dass  im nahen Osten einer Frau nicht erlaubt ist, dem Gegenüber in die Augen zu schauen. Sie muss immer zuerst devot zu Boden blicken.

Was ich bei den meisten fremden Kulturen (Indien, China, Afrika) erkannt habe: Der Respekt vor den Mitmenschen wird überall gross geschrieben.

Der Respekt gegenüber den Alten ist in den meisten "fremden" Kulturen eine Selbstverständlichkeit.

Für den erfolgreichen Smalltalk könnte wir den Begriff
"Respekt vor dem Gegenüber" auf die Fahne schreiben.

Ferner könnten wir auch etwas vom "Palaver" der Urvölker lernen. Eine Gruppe sitzt ums Feuer und es gibt nur ein unbeschwertes Plaudern. Ziel ist dort - eigentlich wie beim Smalltalk - Gemeinsamkeiten zu formulieren.

Die Deutschen - vor allem den Schwaben - wird nachgesagt, dass sie mundfaul und sollen  zu den Smalltalkmuffeln zählen.
Die  gestikulierenden Südländer hingegen finden wir oft zu
extravertiert.

Hier gilt es wie bei allen heiklen Kommunikationsproblemen eine BALANCE zu finden.

Wir müssen beides können: Das SCHWEIGEN und das SICH AUSDRUECKEN. 

Beim Smalltalk schliesst sich auch folgender Gegensatz nicht aus:

SENSIBILITAET (Zurückhaltung) versus SELBSTDARSTELLUNG nicht aus.

Kann uns Smalltalk glücklich machen?

Das Wort glücklich geht mir zu weit. 
Aber eins ist sicher: Wenn wir das kleine Gespräch über Belangloses beherrschen, haben wir im Beruf und Alltag ein Werkzeug, das uns bei verschiedensten heiklen Kommunikationssituationen weiterbringt.
- Smalltalk ist ein Weichmacher vor schwierigen Kommunikationsprozessen.
Deshalb hat heute auf allen Führungsebenen das "Storytelling" einen besonderen Stellwert erhalten.
Der Smalltalk, welcher als Gesprächsschmiermittel heikle Gespräche positiv beeinflusst, macht sich letztlich für alle bezahlt.
Verkaufs-, Vorstellungs-, Kritik-, Mitarbeiter-, Reklamations-, Beurteilungsgespräche laufen reibungsloser ab.
Storrytelling macht sich somit langfristig bezahlt.
Wenn die Beziehungsebene stimmt, lässt sich bekanntlich effizienter streiten.

Wir können wir auf dem Smalltalk aussteigen?

Bewährt hat sich die Formel: "Entschuldigung ich muss noch eine Kollegin begrüssen" (Muss aber den Tatsachen entsprechen).

Visitenkarte austauschen (Text würdigen) und nachher sagen:
"Vielleicht kreuzen sich unsere Wege wieder einmal."

"Ich hole mir noch ein Getränk. Darf ich Ihnen auch etwas bringen'" Wenn vom Angebot kein Gebrauch gemacht wird, ist es in der Regel so, dass man auf dem Weg zum Ausschank von einer anderen Person ins Gespräch verwickelt wird. Damit ist der Talk beendet.

Ich kann meinem Gesprächspartner eine bekannte Person vorstellen. Wenn die beiden den Smalltalk beginne, verlasse ich  langsam den Tisch.

Dieses Abnabeln funktioniert meist recht gut, wenn eine völlig neue Person dazustösst.

Für mich fragwürdig: "Die Gastgeber erwarten, dass wir die Runde machen. Deshalb..."


Ein No-go ist:

Ruckartiges Weggehen.
"Wir sehen uns nachher wieder". Nachher aber wortbrüchig werden.
Oder: "Jetzt haben wir schon zu lange geredet. Einen schönen Abend."
Lügen: "Ich muss nach Hause" (dann aber bei einer anderen Gruppe noch lange verweilen)

Ein bewährter roter Faden, der den Smalltalks zu einem Zaubermittel macht:

- Der Einstieg ist die halbe Miete (Aktuelles)
- Gemeinsamkeiten suchen
- Austausch (Prinzip des Geben und Nehmens)
- Kürze
- Nur belanglose Themen
- Heikle Themen ausklammern
- Offene Haltung, offene Fragen stellen
- INTERESSE am Du
- Gesunde Neugierde
- Freundliche Grundhaltung 
Die positive EINSTELLUNG ist das A und O

 

   






 


LINKS (Beiträge aus www.rhetorik.ch):
Smalltalk ist das kleine Gespräch über Alltägliches. Nicht nur bei Kritik-, Beurteilungs-, Qualifikations-, oder Schlechtnachrichtengeprächen hat die ...
www.rhetorik.ch/Smalltalk/Smalltalk.html

Bei der Unterhaltung mit einem neuen Gesprächspartner haben sich folgende Smalltalk Starts bewährt: Spannendes Programm heute. Mich nimmt wunder, wie  ...
www.rhetorik.ch/StartSchluss/StartSchluss.html
8. Jan. 2011 ... Dieser Artikel von Andrea Masek aus "Context" basiert auf einem Telefon Interview. Smalltalk ist das Schmieröl bei Kommunikationsprozessen.
www.rhetorik.ch/Aktuell/11/01_08/

Smalltalk ist das kleine Gespräch über Alltägliches. Nicht nur bei Kritik-, Beurteilungs-, Qualifikations-, oder Schlechtnachrichtengeprächen hat die ...
www.rhetorik.ch/Smalltalk/Smalltalk.html