Mittwoch, 11. März 2009

Gedanken nach der grauenhaften Bluttat mit 15 Toten in Winnenden vom 11.3.09

Amokläufer Tim K. tötete vor allem Frauen

(Quelle Tagi)

Die meisten der Opfer des Amokläufers sind Frauen oder Mädchen. Tim K. wollte noch mehr töten – die Polizei fand massenweise unverbrauchte Munition.

1/26 Trauernde Jugendliche legen heute vor der Albertville Realschule in Winnenden Blumen nieder.

Amoklauf von Winnenden

Amoklauf von Winnenden

Die Bevölkerung ist in Deutschland wiederum so geschockt, wie nach dem fürchterlichen Amoklauf eines Schülers im Gutenberg Gymnasium vom 26. April 2002 in Erfurt. Heute - 7 Jahre darnach - ist man erneut fassungslos nach der scheusslichen Bluttatdes 17 jährigen ehemaligen Schülers Tim K. in der Realschule in Winnenden mit 16 Toten.

Wie bei dem Amoklauf in Erfurt werden jetzt wiederum Pädagogen, Soziologen, Psychologen und weitere Experten in den kommenden Tagen ihre Analysen schreiben. Nach Erfurt habe ich alle Mutmassungen, Ursachen und Gründe der unfassbaren Tat zusammengefasst, die man damals lesen konnte. Ich bin überzeugt, dass auch in den kommenden Tage wieder ähnliche oder sogar gleiche Verlautbarungen publiziert werden. An dieser Stelle wiederhole ich deshalb bewusst jene alten publizierten Thesen, in der Ueberzeugung, dass heute ähnliche Forderungen und Gedanken in den Medien zu lesen sein werden:

  • Die Schulen bräuchten mehr Psychologen, Mediatoren, Betreuungsstellen, Lernberater. Lehrer müssten entlastet werden. Kleinere Klassen und Anlaufstellen bei Problemen seien notwendig.
  • Psychologen waren der Meinung, der Jugendliche habe bestimmt eine schlechte Jugend gehabt. Sie waren sich sicher, dass der Jugendliche unter Druck gestanden haben muss und niemand diese Signale erkannt hatte. Der Täter habe bestimmt den Bezug zur Wirklichkeit verloren. Seine Gewaltphantasien hätten aufgefangen werden können.
  • Bei Schulproblemen oder bei schlechten Leistungen müssten Schüler ein Anrecht auf Betreuung haben. Beim Täter muss es sich um einen gekränkten, gedemütigten Menschen gehandelt haben.
  • Schulen sollten in Zukunft auf Zensuren verzichten. Der Leistungsdruck in den Schulen gäbe es zu reduzieren. Kinder müssten weniger Stress haben.
  • Es wurde eine gewaltfreie Erziehung gefordert.
  • Eine vielgehörte Hypothese lautete, dass unsere Gesellschaft schuld sei.
  • Dass nach der Bluttat nicht noch mehr Druck und Drill verlangt werden darf, habe die PISA Studie gezeigt. Denn: Jene Länder, die Jugendliche gleichsam auf Prüfungen "abrichten", hätten die höchsten Suizidraten.
  • Die Schule müsse vermehrt Grundwerte vermitteln. Gewaltprävention sollte im im Unterricht Platz finden. Gewalt gälte es auf allen Ebenen zu ächten.
  • Wie in gewissen amerikanischen Schulen sollten in jedem Schulzimmer eine Alarmanlage eingebaut werden. Bei Alarm schliessen sich alle Schüler in ihren Zimmern ein, bis Entwarnung gegeben ist. Videokameras sollten in den Schulhausgäden eingebaut werden. Allerdings waren sich die meisten Kommentatoren einig, dass niemand wünsche, deutsche Schulen zu Festungen umfunktionieren, wie in den USA wo Überwachungskameras und Metalldetektoren bei der Eintrittskontrolle vielerorts bereits üblich sind.
  • Das Volljährigkeitsalter müsste generell für alle Bereiche auf 20 Jahre angehoben werden.
  • Wenn eine Mutter nicht merke, dass ein Kind ein halbes Jahr das Gymnasium schwänze, stimme etwas in der Wahrnehmungsfähigkeit nicht mehr. Schulprobleme seien auch Elternprobleme.
  • Ein CNN Journalist erkannte im deutschen Abitur die Ursache des Blutbades: Wenn in Deutschland eine Prüfung über so viel entscheidet, so dürfe man sich auch nicht wundern, wenn jemand dagegen rebelliere, der nicht durch dieses Tor gelassen werde. Einen "Ausschluss vom Unterricht" dürfe es nicht mehr geben.
  • Schülerinnen und Schüler verlangen einen Abschluss schon vor der Maturitätsprüfung. Damit jemand, der die Prüfung nicht besteht, wenigstens etwas in der Hand habe.
  • Eine N-TV Moderatorin fand anlässlich eines Interview mit einer Schülerin aus dem Gutenberg-Gymnasium die Ursache des Massenmordes in der fehlenden Beratung der Schüler und im zu hohen Arbeitsdruck.
  • Eine Expertin bei Tagesthemen sah sogar im Täter das Opfer. Dass es bei der Bluttat auch um Schuld und Verantwortung gehen könnte, blieb ausserhalb ihres Fragehorizontes. Warum ein Schüler mit der härtesten Strafe belegt werden musste, schien bei der Diskussion niemanden zu interessieren. (Urkundenfälschung, Schulschwänzen, Verweigerung des Rat- und Hilfeangebotes)
  • Die Förderung der sozialen Kompetenz scheint viel schwieriger zu sein als Lesen und Schreiben. Müsse deshalb in der Bildung die "Förderung der sozialen Kompetenz" mehr gewichtet werden.?
  • Den Medien wurde die Schuld zugeschoben. Die Sündenböcke seien Video, TV, PC oder Filme. Es brauche bei allen Medien einen Ehrenkodex gegen die Gewalt.
  • Die Tatwaffe Waffengesetze sollten zusätzlich verschärft werden. In Zimmer des Täters fand die Polizei 700 Schuss Munition, sowie gewaltverherrlichende Videos. Er besass eine Waffenbesitzkarte, weil er Mitglied eines Schützenvereins war. Munition konnte er legal beschaffen. Das Mindestalter zum Erwerb von Waffen müsste von 18 auf 21 Jahre angehoben werden.
  • Reale Darstellungen von Gewalt würde unter dem Deckmantel "Fiktionen" oder unter dem Begriff "künstlerischen Ansatz" toleriert. Hier gälte es, die Grenzen klarer zu ziehen,
  • Ein Medienpädagoge schrieb, es sei zu einfach, die Gewalt auf die Wirkung der Medien zu reduzieren. Auch andere Jugendliche konsumiere ähnliche Musik. Ein Kind sehe diese virtuelle Gewalt nur als Spiel.
  • In Europa solle - wie in den USA - pro Fernsehgeräte ein V-Chip einbaubar sein. Nach dem Schulmassaker in Littleton mussten dann alle gewaltfördernden TV-Beiträge mit einem Code gekennzeichnet werden. Ein Kind allein kann die bezeichnete Sendung nicht sehen. Weniger gekannt ist dass V-Chips in den USA kaum Absatz gefunden haben.
  • Slipknot Rockmusik mit Aufforderung zur Gewalt wie auch der Vertrieb von gewaltförderden Video Clips sollten verboten werden. Der war ein Fan der Metal-Band "Slipknot" und hörte auch gerne deren CD mit dem Titel "People-Shit". Ein Song lautete: "Tötet Lehrer - macht sie platt!" Die Brutaloband inszeniert auf der Bühne unter anderem den Weltuntergang. Dabei kotzen und bluten die Schock-Rocker auf der Bühne und verteilen Exkremente an ihre Fangemeinde. Der Täter hörte sich diese Musik stundenlang allein an, ohne mit jemandem darüber zu reden.
  • Gewaltvideos und alle gewaltverherrlichenden Computerspiele, wie auch Internetangebote von solchen Spielen müsste generell verboten werden.
  • Tatort Im Fernsehen in der Serie "Tatort" wurde vor der echten Bluttat ebenfalls ein Fall gezeigt wurde, bei dem sich ein Schüler in einem Lehrerzimmer mit einer Waffe gerächt hatte. Solche Gewaltkrimis animierten zur Nachahmung.
  • Computerspiele Da der Täter Computerspiele konsumiert hatte, die Vorlagen für die Choreografie einer Bluttat liefern, wurden Verbote solcher Spiele verlangt. Roberts Lieblingsspiel war "Coutersrike", ein Killerspiel, bei dem sich zwei Terroristeneinheiten bekriegen. Dass die Vorkommnisse in Erfurt auch für den Wahlkampf "missbraucht" würden, war vorprogrammiert. Die Frage lag im Raum ob die Regierung beim Verbot von Killerspielen versagt habe. Schilly muste sich den Vorwurf gefallen lassen, er habe das Verbot von Gewaltvideos zwei Jahre lang verschleppt.
  • Religiös orientierten Personen fragten sich, wie Kinder wissen sollten, dass man nicht töten darf, wenn sie dies noch gar nie gehört haben.
  • In Zimmer des Täters hingen mysteriöse Poster an der Wand. Der Amokläufer war anscheinend geltungssüchtig. "Ich möchte, dass mich alle kennen, dass ich berühmt bin," hatte er einer Mitschülerin mitgeteilt.
  • Eltern und Lehrer würden sich aus dem erzieherischen Auftrag stehlen. Nicht die Gewalt nehme zu, sondern die Resignation der Eltern und Schüler. Anstatt einzugreifen, würde mit der Schulter gezuckt. Alle schauten weg, bis etwas Schlimmes passiere. Auch in den Familien mache sich das Prinzip des "Wegschauens" breit.
  • Heute dominiere die Erziehungsverweigerung. Regeln würden gestrichen, weil das einfach sei als Grenzen durchzusetzen. Wer das Sanktionswesen durch angebliches "humanisieren" aufgebe, erweise der Jugend einen Bärendienst. Die Mehrzahl der Schülerinnen und Schüler respektieren Lehrkräfte, die anspruchsvoll und fordernd sind - die sich aber für die Schüler engagierten.
  • Auf der anderen Seite wurde mehr Autorität von Lehrerseite gefragt. Es sei Abstand zu nehmen von falsch verstandenen Erziehungsliberalismus. Urs Rauber in der "NZZ am Sonntag" vom 5. Mai sagte: "Wer Jugendliche nicht fordert, fördert die Gewalt". Ob das beim Täter von Ehrfurt geholfen hätte?
  • 24 Stunden nach der Bluttat in Ehrfurt sprach eine Schulpsychologin in einer ersten Stellungsnahme von einer "fatalen Situation", in die der 19 jährige Robert Steinhäuser geraten sei. Die Wegweisung des Schülers von der Schule sei "die hilfloseste Lösung" gewesen. Die Fachfrau vertrat auch die Ansicht, dies hätte "unbedingt vermieden werden sollen". Sie sprach vom "ohnmächtigen Menschen", der "in einer Sackgasse, der vor dem Nichts" gestanden habe. Aus dem Täter wurde ein Opfer.
  • Es brauche bei den Lehrkräften Kriseninterventionsteams. Es habe sich gezeigt, dass die Zahl von Angriffen auf Pädagogen durch Beleidigungen und Bedrohungen markant in die Höhe geschossen sei. Viele Lehrer sind nach Untersuchungen in derartigen Situationen ratlos geworden. Ein Mittelschullehrer sagte: "Heute müssen wir uns viel mehr bieten lassen als früher." Ein Heilpädagoge: "Es gibt Jugendliche, die täglich ihre Lehrkräfte physisch und psychisch so verletzen, dass diese ärztliche Hilfe brauchen. Und alle schauen weg!"
  • Pädagogen müssten zusätzlich ausgebildet werden, damit sie mit den neuen Situationen umgehen könnten.
  • Wie in den USA solle das Unterrichtsfach "Schlichten" eingeführt werden. In Schulen sollten auch Kinder als Konfliklöser eingesetzt werden. Dass aber ausgerechnet im Gutenberg Gymnasium die Gewaltprävention als vorbildlich galt und ausgerechnet dort Schüler als Streitschlichter ausgebildet worden waren, ist erstaunlich.
  • Medienerziehung solle Pflichtfach werden. Unter anderem solle der Umgang mit Videos und Computerspielen behandelt werden.
  • Bei gravierenden Massnahmen, müsste die Schulleitung telefonisch mit den Eltern Kontakt aufnehmen, damit die Orientierungsschreiben nicht mehr unterschlagen werden können.
  • Als Gründe für das aggressive Verhalten von Kindern wurde ein verbreitetes Klima der Gewalttätigkeit in Filmen wie Video und Fernsehen sowie die leichte Verfügbarkeit von Waffen angegeben. Die Schulen in den USA reagierten mit einer Null-Toleranz - Politik. Kontrollen, Videoüberwachungen, härteren Strafen.
  • Wie empfänglich ein Jugendlicher für eine Nachahmungstat sein kann, blieb offen. Ausschlaggebend sei stets die Disposition des Jugendlichen, meinte ein Schulpsychologe. Dass die Medien zur Atraktivierung eines spektakulären Racheaktes mit beitragen können, schien anderseits unbestritten.
  • Dass die Gefahr von Nachahmungstätern nicht bagatellisiert werden darf, verdeutliche der Versuch eines Ex-Schülers fünf Tage nach dem Erfurter Amoklauf der seine ehemalige Schule in Essen in die Luft sprengen wollte, weil er seine Chemielehrerin hasste. Dank einem Zufall konnte rechtzeitig die Polizei alarmiert werden. In der Schweiz gab es kürzlich einen Vorfall, wo ein Schüler drohte, wenn er durch die Matura (Abitur) falle, dann "gehe die Post ab". Er hatte ein Sturmgewehr und wurde verhaftet. In Winterthur passierte ein ähnlicher Fall. Nach Aussagen der Polizei gab es viele Ankündigungen, die Tat von Robert Steinhauser nachzuahmen. Einige Versuche wurden ernst genommen. In München gab es wenige Tage nach Ehrfurt zwei Morddrohungen. Eine Woche nach der Bluttat in Erfurt gab es bereits einige Trittbrettaktionen. In Bautzen in Sachsen haben zwei Schüler ihrer Lehrerinnen mit einer Waffe bedroht. Eine Pädagogin wurde durch eine Plastikkugel aus einer Schreckschusspistole verletzt. In München prählte ein 14 jähriger Schüler, er habe 500 Schuss Munition und werde in seiner Wirtschaftsschule eine Bluttat anrichten. An der "Willy-Brandt-Gesamtschule" schmierten drei Schüler Namen von Lehrern mit blutroter Farbe an die Wand und ässerten Morddrohungen. In Niedersachsen fälschen vier Schülerinnen des Lothar-Meyer-Gymnasiums einen Drohbrief. Sie kündigen Mord und Selbstmord an. Ferner gab es in Köln, Berlin, Lübeck ähnliche Meldungen. Mehrere Jugendliche wurden vorläufig festgenommen. Ob die Vorkommnisse in New York Taten wie die Amoktat in Zug oder die Antrax Briefe zur Ausübung einer spektakulären Tat animiert haben, ob der Gymnasiast, der seinen Geschichtslehrer in der bosnischen Stadt Vlasencia wenige Tage nach der Bluttat in Erfurt in der Schule erschossen hatte, ebenfalls durch die Tat in Deutschland zu seinem Racheakt animiert worden war, kann kaum nachgewiesen werden.
  • Viele Politiker sprachen anlässlich der zahlreichen TV Diskussionen zur Gewalt an Schulen allgemein und in gewohnt diplomatischer Art. Hohle Sätze waren zu hören, wie: "Ein Überdenken der heutigen Situation in Schulen und Familien tut Not!" Konkretes Vorgehen, umsetzbare Antworten fanden sich selten.
  • Die meisten Experten hatten das Gefühl, dass die Hemmschwelle für spektakuläre Gewalttaten durch permanente Abstumpfung gesunken sei.

In Deutschland ist bereits am Tag der Bluttat bekannt geworden, dass in einem anderen Schulhaus ebenfalls eine Bluttat angekündigt wurde. Die Polizei rechnet auch mit einer Nachahmung.

Das neue Täterprofil: (Nach blick-online)

Niemand wird ihn jemals wieder vergessen! Das wollte er wohl auch! Tim Kretschmer († 17), der mit der Durchschnitts-Gesicht, mit der Durchschnitts-Frisur, mit der Durchschnitts-Brille. Er hat 15 Menschen getötet! Und am Ende sich selbst...

Tim Kretschmer gewann Urkunden beim Tischtennis. Von Leutenbachs Bürgermeister, Jürgen Kiesl, wurde er zweimal als Sportler geehrt.

Nach Angaben von Baden-Württembergs Kultusminister Helmut Rau (58, CDU) hatte der Jugendliche eine „doppelte Identität". Er sei ein nach außen „völlig unauffälliger" Junge gewesen, der „nie in irgendeiner Form" auffällig geworden war.

In seinem Community-Profil bei Kwick.de schrieb er: „Was ich an mir liebe? Nix. Was ich an mir hasse? Nix. Job: Leider immer noch Schüler.“

Unter Bekannten galt Tim als unauffällig und ruhig. Bei einigen aber auch als frustriert.

Viele seiner Mitschüler wechselten nach ihrem Realschul-Abschluss auf weiterführende Schulen. Er wechselte auf ein Berufs-Kolleg. Ein Klassenkamerad berichtete gegenüber „Spiegel Online“: Tim, das Einzelkind, sei „schwer frustriert“ gewesen.

Ein ehemaliger Mitschüler gegenüber BILD.de: „Er war saumäßig schlecht, alle nannten ihn Loser. Seine Freundin hatte gerade mit ihm Schluss gemacht.“

Ein Motiv könnte demnach Hass auf Frauen gewesen sein! Denn in der Schule tötete Tim acht Schülerinnen und drei Lehrerinnen. Selbst die Polizei sagt: „Es ist auffällig, dass viele Frauen unter den Opfern sind.“

Nachbar Michael V. (19), sagt, Tim habe in letzter Zeit deutlich an Gewicht zugelegt.

Dustin S. kannte Tim Kretschmer seit elf Jahren. „Er hat nicht viel über sich geredet.“ Im Unterricht habe er manchmal komplett weggetreten gewirkt.

Mario H., ein weiterer Klassenkamerad: „Er hat immer mit Geld um sich geworfen, um Freunde zu bekommen.“ Jedoch: „Er hat wenig Freunde gehabt.“ Was Tim gern spielte? Ballerspiele. Was er gern sah? Horrorfilme.

Nach der Klasse 10d verließ Tim vor einem Jahr die Albertville-Realschule, wo er jetzt das Blutbad anrichtete. Der Vater ist ein erfolgreicher Unternehmer, führt seit 27 Jahren einen Betrieb mit 100 Angestellten.

Der Vater soll den Sohn sehr verwöhnt haben. Er ist Mitglied in einem Schützenverein, liebt Schusswaffen. 14 davon stellte die Polizei nach dem Massaker in der Schule bei ihm zu Hause in Weiler am Stein sicher. Eine Waffe fehlte.

Tim, der Sohn, war ebenfalls von Waffen fasziniert. Er durfte mit den echten spielen! In seinem Kinderzimmer an der Wand hingen, so berichtet ein Freund, an die 30 Softair-Waffen (schießen mit leichtem Luftdruck und Plastik-Munition).

Tim schoss mit diesen Softair-Waffen auch auf Freunde! Einer sagt: „Das tat echt weh. Er hat nicht aufgehört, deswegen hatten wir alle irgendwann keinen Bock mehr auf das Spiel.“ Tim auch nicht.

Wahrscheinlich griff er sich seine Lieblingswaffe aus der Sammlung seines Vaters. Eine echte Beretta. Eine Augenzeugin berichtet aus der Schule: „Er rief: Seid ihr immer noch nicht alle tot...?“

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Tim K. tötete seine Opfer gezielt mit Kopfschuss

Foto: dpa
Die Tatwaffe: Eine Beretta des Vaters

NZZ online:

Chronologie: Amokläufe in Schulen

Der Amoklauf an einer Realschule im baden-württembergischen Winnenden ist kein Einzelfall. Über die Jahre gab es weltweit immer wieder blutige Amokläufe an Schulen und Hochschulen.

13. März 1996: Im schottischen Dublane eröffnet ein Amokläufer das Feuer in der Turnhalle einer Schule. 16 Kinder und ihre Lehrerin werden getötet. Der Täter begeht Selbstmord.

24. März 1998: In Jonesboro im US-Bundesstaat Arkansas feuern zwei Schüler im Alter von 11 und 13 Jahren auf ihren Schulhof. Zuvor hatten sie Feueralarm ausgelöst, damit ihre Mitschüler nach draussen strömten. Vier Schülerinnen und eine Lehrerin sterben.

20. April 1999: An der Columbine-Schule in Littleton im US-Bundesstaat Colorado erschiessen zwei schwarz gekleidete und vermummte Jugendliche zwölf Mitschüler und einen Lehrer. Danach begehen sie Selbstmord.

10. August 1999: In Los Angeles im US-Bundesstaat Kalifornien schiesst ein Mann in einer jüdischen Vorschule um sich. Er tötet zwei Erwachsene und drei kleine Kinder.

8. Juni 2001: Ein Geistesgestörter ersticht in einer Grundschule im japanischen Osaka acht Kinder. 13 weitere Schüler und drei Erwachsene werden verletzt.

26. April 2002: Der 19-jährige Robert Steinhäuser dringt in das Erfurter Gutenberg-Gymnasium ein, erschiesst 16 Menschen und tötet sich schliesslich selbst. Die meisten der Opfer sind Lehrer.

26. November 2004: Im Schlafraum einer Schule im zentralchinesischen Ruzhou tötet ein Messerstecher acht Jugendliche, vier weitere werden verletzt.

21. März 2005: In Red Lake im US-Bundesstaat Minnesota richtet ein Jugendlicher in einer Schule ein Blutbad an und begeht anschliessend Selbstmord. Neun Menschen sterben, unter ihnen fünf Schüler und eine Lehrerin. Zuvor hatte der Schüler seinen Grossvater und dessen Lebensgefährtin getötet.

2. Oktober 2006: Ein Amokläufer dringt in die Dorfschule von Nickle Mines im US-Bundesstaat Pennsylvania ein und ermordet dort fünf Mädchen der Religionsgesellschaft der Amish. Nach der Tat nimmt sich der 32-Jährige das Leben.

20. November 2006: Ein 18-jähriger ehemaliger Schüler schiesst an einer Realschule in Emsdetten im Münsterland um sich und verletzt 37 Menschen, bevor er sich selbst eine Kugel in den Kopf jagt. Der Täter verfasste einen Abschiedsbrief im Internet.

16. April 2007: Beim bisher blutigsten Amoklauf an einer US-Hochschule sterben an der Virginia Tech in Blacksburg 33 Menschen, unter ihnen der Täter. Der aus Südkorea stammende, 23-jährige Täter erschiesst 27 Studenten und fünf Hochschullehrer und verletzt ausserdem 20 weitere Menschen.

7. November 2007: Ein 18-jähriger Abiturient erschiesst am Jokela-Gymnasium in der finnischen Stadt Tuusula acht Menschen, bevor er sich selbst tötet. Seine Tat hatte er Stunden zuvor im Internet angekündigt.

14. Februar 2008: In einem vollbesetzten Uni-Hörsaal in Chicago im US-Bundesstaat Illinois schiesst ein ehemaliger Soziologiestudent um sich. Er tötet fünf Menschen und sich selbst, 15 weitere werden verletzt.

23. September 2008: An einer Berufsschule der südwestfinnischen Kleinstadt Kauhajoki erschiesst ein 23-Jähriger neun Klassenkameraden und einen Lehrer, bevor er sich selbst tötet. Seine Tat hatte er ebenfalls im Internet angekündigt.

11. März: Bei einem Amoklauf in Baden-Württemberg werden mindestens 16 Menschen getötet. Der 17-jährige Täter erschiesst an einer Realschule in Winnenden drei Lehrerinnen und zehn Schüler. Später tötet er auf der Flucht drei Passanten, bevor er bei einem Schusswechsel mit der Polizei stirbt.

spiegel

Einzelgänger im Waffen-Wahn

REUTERS
Eine Stadt sucht Erklärungen. War Tim K. ein Waffennarr, ein irrer Isolierter, hasste er Frauen - wastrieb einen 17-jährigen Jungen dazu, 15 Menschen zu töten?

Fragen:

Wie können die Medien folgendes Dilemma lösen? Man muss einerseits über die Bluttat informieren. Anderseits führen die Berichte dazu, dass Nachahmungsäter erkennen, dass die Schützen - die sich zwqr meit selbst richten - durch ihr Tun berühmt werden und es Fälle gibt, bei denen sogar eine Fangemeinde die Tat bewundert?

Wie können wir die Eltern auffordern, für ihre Kinder mehr Zeit zu haben, wenn beide Elternteile abwesend sind und kaum mehr Zeit haben für den Nachwuchs?

Weshalb gibt es in südlichen Ländern kaum Amoktaten?

Wenn Jugendliche Ballergames spielen, müssen sei nicht zwangsläufig zu Verbrecher werden. Die Frage stellt sich, ob nicht diese eingeübten Modelle der Gewaltlösung in extremen Situation als standardisierte Lösungen mit dem Niederknallen des Gegners eher abgerufen werden können? Soldaten lassen sich jedenfalls auch mit Tötungsspielen vor dem Einsatz "erfolgreich" desensibilisiert werden. Das Töten fällt dann leichter.

Was kann konkret getan werden, damit Jugendliche sich nicht mehr so leicht im Internet an den Pranger stellen können?

Nationalratspräsidentin Simoneschi als eiserne Lady

Für die Tessiner Nationalratspräsident ging Mörgeli mit der Kritik an Bundesrätin Widmer Schlumpf zu weit und stellte ihm das Mikrofon ab. Was war geschehen?

Ich zitiere Blick:

Führt den Nationalrat mit eiserner Hand: Chiara Simoneschi-Cortesi.

(Keystone)

Das war passiert: Im Steuerstreit der UBS mit den USA hatte Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf den Begriff «grobe Steuerhinterziehung» ins Spiel gebracht. In solchen Fällen könne die Schweiz Amtshilfe bei der Verfolgung von Steuersündern leisten.

Das passte SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli gar nicht. Die Wortschöpfung der Bundesrätin bezeichnete er als «verbale Dummheit», und diese könne das Land Milliarden kosten.

Das war wiederum zu viel für Nationalratspräsidentin Chiara Simoneschi-Cortesi (CVP). Sie sagte, in diesem Rat verwende man keine respektlosen Worte! Dann stellte sie ihrem Kollegen Mörgeli kurzerhand das Mikrofon ab, als dieser in einer Replik sagen wollte, sie sei doch nicht seine Mutter.

Das brachte die SVP auf die Palme. Sie hat einen Brief an das Büro des Nationalrats geschickt, bestätigte SVP-Sprecher Alain Hauert. Vorwurf: Nationalratspräsidentin Chiara Simoneschi-Cortesi führe die Debatten parteiisch und schulmeisterlich. Sie müsse sich bessern. Und was, wenn nicht? Dann solle Vizepräsidentin Pascale Bruderer (SP) das Ruder vorzeitig übernehmen. (SDA/snx)

Wehe dem, der ihr nicht passt!

Auch SP Präsident Levrat bkam die Strenge der Nationalratspräsidetnin zu spüren- in eine unfreiwilligen komischen Showeinlage. Als Levrat in UBS -Debatte von "goldenen Fesslen" sprach, glaubte die Tessinerin das franznösiche Wort "fesses" (Pobacken) zu hören. Und sie rief erreigt ins Mikrofon:

"Das dürfen Sie hier nicht sagen!"

- Wehe dem der den Namen falsch ausspricht oder den Doppelnamen nicht nennt.

Frau Simoneschi? "Bitte Simoneschi-Cortesi!!" korrigiert sie sofort.

- Ueberschreitet jemand die Redezeit, stellt die Regentin erbarmungslos das Mikrofon ab.

- Wer hörbar spricht oder im Saal umher geht, wird sofort ermahnt!

Ueber die "fesses" schmunzelt heute der ganze Ratsaal.

Durfte nicht mehr reden: Christoph Mörgeli. (Keystone)

Kommentar: Dass Eveline Widmer Schlumpf keine glückliche Hand hatte mit dem neuen Begriff "Grobe Steuerhinterziehung" ist unbestritten, zumal er eine Neuschöpfung ist und juristisch verankert werden müsste. Ferner ist unbestritten, dass der Ausdruck "verbale Dummheit" keine persönliche Beleidigung ist. Die Nationalratspräsidentin hat eindeutig überreagiert und der SVP unbedachterweise einen Steilpass für eine neue Retourkutsche geboten. Wahrscheinlich wird die SVP diese Panne genüsslich ausschlachten.

Es ist im Grunde genommen erfreulich, wenn eine Vorsitzende führt und Spielregeln durchsetzt.

Wer auf dem Bock sitzt und hart durchgreift, sollte selbst nicht so viele Böcke schiessen.