Donnerstag, 1. Februar 2007

Geht's ohne Jauch auch?

Im Juni verkündete NDR-Intendant Jobst Plog die Verpflichtung von Günther Jauch als Nachfolger von Sabine Christiansen . Nun sagte Deutschlands beliebtester TV-Star ab.

Die Gründe:

Immer wieder beanstandeten Rundfunkräte und ARD-Funktionäre Jauchs Werbe-auftritte.

Journalistisch hätte Jauch nicht mehr für RTL („SternTV“) arbeiten dürfen, sondern nur noch für die ARD.

„Der Vertragsschluss wurde durch eine Reihe von Indiskretionen und Nachforderungen aus einigen Landesrundfunk-Anstalten und deren Gremien gefährdet.“ war von Plog zu erfahren.

Geht tatsächlich ohne Jauch die ARD-Welt nicht unter?

Die Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg kommentierte das Durcheinander in der ARD:

„Wenn die ARD die trübsten Klischees erfüllt, die über sie im Umlauf sind – ARD als Abkürzung von „alle reden durcheinander“ – dann wird die Verhandlungsposition nicht gerade besser.“

Muss nun Sabine Christiansen wieder her?

Sprecher Michael Ortmanns:

„Das ist eine Sache zwischen Herrn Jauch und der ARD. Sie überrascht uns zwar, betrifft uns aber nicht. Wir machen weiter mit Engagement und Spass jeden Sonntag ,Sabine Christiansen‘ – wie vereinbart bis zum 24. Juni 2007."

Als Kandidat für die Sonntags-Talkshow wird nun WDR-Mann Frank Plasberg („Hart aber fair“) gehandelt.

Plasberg wäre bereit:

„Ich würde mich freuen, wenn die ARD mich fragt, ob wir mit ,Hart aber fair‘ die Nachfolge von Sabine Christiansen antreten möchten. Sicher müssten noch die Rahmenbedingungen geklärt werden. Aber ich hätte kein Problem damit, unter der Zuständigkeit der ARD-Chefredakteure zu arbeiten.“

Kommentar: Was in den Medien kaum erwühnt wird: Jauch sollten - nach der in gegenseitigem Einvernehmen ausformulierten Vereinbarung - die Daumenschrauben angezogen werden. Der Polit-Talk sollte nämlich den ARD-Chefredakteuren unterstellt werden. Jauch wäre somit zum Befehlsempfänger der Sendeanstalt geworden und wäre zwangsläufig zum Opfer von parteipolitischem Interessenten geworden. Dieser Polit-Posse wollte sich Jauch möglicherweise verweigern.

Man bedauert in der ARD nach aussen, dass es nach dem Deal mit Harald Schmidt nicht zu einem weiteren Paukenschlag mit einem Fernsehstar kommen konnte. Zugleich macht der Fall die inneren Strukturen bei ARD bewusst. Zu viele Fürsten der Landesrundfunkanstalten fühlen sich dort berufen, über Themen, Gäste und Moderationsbedingungen mitzubestimmen. Jauch zählt zu den noch unabhängige Moderatoren. Wir begreifen Jauchs Rückzieher, bedauern dennoch seinen Schritt. Wir hoffen sehr, dass Moderatorin nicht noch länger den Zuhörern zugemutet wird. Sie hat leider hinsichtlich ihrem schludrigen, zu schnellen undeutlichen Reden und ihrer schnatterhaften Sprechweise (die Hörbehinderte seit Jahren beanstanden) trotz Beanstandungen nichts gelernt.

Nachtrag 1. Februar:

Angeblich soll Anne Will die neue Christiansen werden. Frank Plasberg soll zu aggressiv und zu polarisierend moderieren. Sandra Maischberger war auch im Gespräch, gilt jedoch als déja vu (schon zu oft gesehen)