Donnerstag, 3. März 2016

Zur Endlosstory Jolanda Spiess Heggli

Jetzt das noch:



Jolanda Spiess-Hegglin soll im Schweizer Fernsehen ein Interview geben: Sie habe eine Einladung von Moderator Roger Schawinski angenommen, berichtete der Blick. Das Interview soll am Montag, 7. März, um 22.55 Uhr auf SRF1 gesendet werden. Spiess-Hegglin habe dem Gespräch sofort zugestimmt. «Sie scheint Vertrauen in mich zu haben. Ich habe einen guten Draht zu Frauen», wurde Schawinski zitiert.
 
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«Das ist eine krasse Lüge»

Jetzt scheint es allerdings offen, ob das Interview tatsächlich gesendet wird. Denn: «Nach Rücksprache mit Jolanda Spiess muss ich leider von einem krassen Vertrauensmissbrauch von Roger Schawinski berichten», teilte ihr Anwalt am Donnerstagmorgen mit. Es stimme nicht, dass Spiess-Hegglin «sofort» zugesagt habe: Bereits am 19. Februar um 14.49 Uhr habe eine Redaktionsmitarbeiterin von Roger Schawinski schriftlich bei Spiess-Hegglin angefragt, ob sie an der Sendung vom 7. März teilnehmen möchte. «Nach einem sehr langen telefonischen Vorgespräch hat Jolanda Spiess erst am 2. März definitiv zugesagt.» Schawinskis Aussage, sie habe sofort zugesagt, sei also «eine krasse Lüge», schrieb der Anwalt weiter.
Dies alles trage wenig zum Aufbau eines Vertrauensverhältnisses bei. «Ob Jolanda Spiess unter diesen Umständen den Termin wahrnimmt, steht momentan in den Sternen.»

«Ich bin geerdet»

Jolanda Spiess-Hegglin war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Erfahrung mit Fernseh-Interviews hat sie bereits gemacht: Ende Dezember empfing sie eine Reporterin des Lokal-Senders Tele 1 bei sich zu Hause. Dort sprach sie etwa über ihre Befindlichkeit: «Es geht mir gut. Ich bin wieder geerdet.»

Spiess-Hegglin schreibt ein Buch

Auch wenn Spiess-Hegglin das Interview bei Schawinski nicht geben sollte, wird die Öffentlichkeit Neues aus dem Leben der Zuger Politikerin erfahren. Spiess-Hegglin will das Geschehene auch literarisch aufarbeiten, sagte sie kürzlich zu Zentral+: «Es ist immer noch geplant, dass ich einmal ein Buch über das Erlebte schreibe. Ich habe bis jetzt zwar chronologisch notiert, was in der Nacht der Landammannfeier passiert ist. Jedenfalls das, was ich davon weiss. Doch um alles niederzuschreiben, was nachher geschah, hatte ich bisher keine Kraft. Besonders wichtig wäre es mir, den Aspekt zu beleuchten, wie die Gesellschaft in solchen Situationen funktioniert.»

KOMMENTAR: Es fehlt nur noch der Film mit dem Titel: "Ich und die K.O. Tropfen" 

LINK:
Hoffentlich kommt es nicht zu einem weiteren Eklat. 
Jolanda Spiess ist es zuzutrauen, dass sie sich durch eine Absage eine zusätzliche Medienpräsenz erhofft.


Bildergebnis für marcus knill 

Spiess-Hegglin ist stinkig auf SchawinskiNachtrag:

ICH-ICH-ICH

Me, Myself and I

03. März 2016  20 MIN-online

Deshalb erzählt jeder nur noch von sich selbst

von D. Pomper - Smalltalk statt tiefgründige Gespräche: Viele sprechen nur noch über sich und ihr tolles Leben, anstatt auf ihr Gegenüber einzugehen.

storybild Erzählt am liebsten von sich und seinem Sexleben: Barney in der Comedyserie «How I Met Your Mother». (Bild: Bild: Screenshot)

Zwei junge Frauen in einem Zürcher Kaffee. «Boah, ich bin so kaputt vom Jetlag.»
«Wo warst du denn?»
«Auf den Malediven in den Ferien. Diese Fliegerei macht mich noch fertig. Morgen muss ich nach Paris. Beruflich. Jetzt brauche ich dringend eine neue Tasche. Meinst du, ich finde was im Globus?»
«Klar. Globus ist toll. Dort habe ich mir neulich eine Michael-Kors-Tasche gekauft. Zwar etwas teuer, aber dank meiner letzten Lohnerhöhung konnte ich sie mir leisten.»
«Ah, krass!»

So zieht sich das Gespräch minutenlang hin. Ganz nach dem Muster «Ich über mich» und «Du über dich». Eine echte Interaktion, aufrichtiges Interesse aneinander? Fehlanzeige. Die Sprachwissenschaflerin Doris Märtin hat festgestellt, dass es vermehrt Gespräche gibt, in denen es darum geht, sich selbst möglichst gut darzustellen.
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Selfie-Kultur statt Einfühlungsvermögen

Es mangle an Einfühlungsvermögen, sagte Märtin der «Welt». Man gestatte dem anderen nur noch, etwas loszuwerden, ohne mit der Antwort etwas anfangen zu können oder zu wollen. «Viele schliessen von den eigenen Vorlieben auf die des Gesprächspartners», sagt Märtin. Ein echter Gedankenaustausch könne so nicht entstehen. Sich positiv zu verkaufen sei zwar grundsätzlich in Ordnung. Aber nur, «sofern man dem anderen im Ausgleich auch eine Bühne baut». Das Phänomen betreffe nicht nur junge, sondern auch ältere Frauen und Männer.
Auch der Schweizer Kommunikationsexperte Marcus Knill stellt fest, dass die Selbstdarstellung im Gespräch ausgeprägter geworden ist. «Diese Leute sprechen nur über sich und ihre Erfolge und lassen ihr Gegenüber kaum zu Wort kommen.» Knill glaubt, dass die Selbstdarstellung in den sozialen Medien und die Selfie-Kultur zu einer egozentrischen Gesprächskultur beitragen.
Den Pfau zu machen und zu zeigen, wie toll man ist, sei zwar ein menschliches Bedürfnis. Aber: «Mit den Federn zu rascheln ist okay. Ein Rad zu schlagen ist aber widerlich.» Früher habe man noch gesagt: «Eigenlob stinkt.» Es habe als schicklich gegolten, sich selber in den Hintergrund zu stellen und bescheiden aufzutreten. Partner oder Freunde von Selbstverliebten müssten diesen dringend den Spiegel vorhalten, sagt Knill.

Smalltalk dominiert auch bei Dates


Sprachwissenschaftlerin Märtin empfiehlt, «aufmerksam» zu sein und sich zu fragen: Wie viel rede ich? Wie viel der andere? Und sagt mir das, was er mit Händen, Mund oder Augen tut, auch etwas? Ob sich jemand wohlfühle, lasse sich nämlich gut an Stimme und Körpersprache ablesen.
Auch die «New York Times» beklagte jüngst die Smalltalk-Mentalität, die auch bei Dates Einzug halte. «Warum können wir Smalltalk nicht durch tiefgründige Fragen ersetzen? Durch Fragen wie ‹Wer sind wir und wohin wollen wir?›» Und sie liefert auch gleich die Antwort: Anstatt das Gegenüber über den Job auszufragen, sollte man die Frage stellen: «Wofür hast du eine Leidenschaft?» Anstatt zu fragen, wie lange denn die letzte Beziehung gedauert habe, solle man fragen: «Wann hast du am meisten geliebt?» So könne man der Smalltalk-Falle entkommen.

Super Artikel. Und weiss man nicht mehr was über sich zu sagen, dann nimmt man das Handy aus der Tasche und schweigt sich an. Schon oft gesehen, traurig so was.


  • einsame Welt

    wen wundert`s, wenn einem nur noch Hedonismus durch Photogeshoppte Werbung, Social-Networking (online) und dergleichen mehr um die Ohren gehauen wird? Ganz schön einsam wird`s.

    Leider wahr. Geht man auf solch rhetorische Egomanen auch noch ein wird man als verbaler Mülleimer genutzt.


  • Deshalb mein Credo: Lieber wenige Bekannte, die sich auch für mich interessieren als solch oberflächliche Diskussionen. Im Büro im Pausenraum ok, aber in meinem Privatleben brauche ich sowas nicht... 

    Hohl und niveaulos
  • Dem ist nicht viel hinzu zu fügen, das Publikum will anscheinend nichts anderes. Die Moderatoren sind genau gleich bieder wie die Gäste, hohl und oberflächlich. Die US Vorwahlen sind doch exemplarisch für die Entwicklung in diese Richtung.

  • Bauchgefühl

    Ich verzichte auf solche menschen, die mich nur energie kosten. Lieber bin ich alleine unterwegs und offen für neue aufgestellte kontakte. Diese ego-masche brauch ich nicht mehr. Lieber nur eine gute freundin. Viele sind so oberflächlich und einfach nur mühsam. Ich verlasse mich gerne auf mein bauchgefühl.

  • stimmt total

    Jaja, beobachte so was ständig. Und das nicht nur zwischen Freunden, sondern überall im Alltag, sogar die Behörden Mitarbeiter, alle behandeln anderen so, wie sie diesen gerne sehen möchten... Objektivität wird n der Schweiz irgendwie klein geschrieben...? Bei engen Freunden ist das hingegen normal

Smalltalk ist das kleine Gespräch über Alltägliches. Nicht nur bei Kritik-, Beurteilungs-, Qualifikations-, oder Schlechtnachrichtengeprächen hat die ...
www.rhetorik.ch/Smalltalk/Smalltalk.html

    Wie parteiisch darf Journalismus sein?

    Im Vorfeld und Nachgang der DSI Abstimmung war vielfach zu lesen:

    Vielen Medien und Chefredaktoren positionierten sich einseitig für ein NEIN.

    Die SRG ist eindeutig zur sachlichen ausgewogenen Information verpflichtet.
    Wie Watson, vertreten leider erstaunlich viele Redaktoren die Meinung, sie wollten keinen "Eunuchen Journalismus".
    Bei wichtigen Fragen gelte es, als Journalist auch im redaktionellen Teil eindeutig Farbe zu bekennen.
    Ich zitiere Watson:

    Zur Anti-DSI-Kampagne:

     Wie «neutral» soll politischer Journalismus sein?

    Die Medien haben die Durchsetzungsinitiative mit wenigen Ausnahmen bekämpft. Wir waren dabei keine Ausnahme, im Gegenteil. Wie parteiisch aber dürfen Medien sein?
    Politischer Journalismus ist eine Gratwanderung mit hoher Absturzgefahr. Soll man das Risiko eingehen, sich zu exponieren und für oder gegen ein bestimmtes Thema oder eine Partei Stellung beziehen? Oder soll man sich zurückhalten und möglichst keine Angriffsfläche bieten? Auflösen lässt sich dieses Dilemma nicht, und auch die Erwartungen des Publikums gehen auseinander.
    So erreichte uns wenige Tage vor der Abstimmung über die Durchsetzungsinitiative (DSI) diese Zuschrift eines Users:
    "wieso berichtet ihr nur über leute, die gegen die dsi sind? ihr seid eine medienunternehmen und habt gefälligst neutral zu sein. dies ist aber scheinbar nicht der fall. ständig werden leute von euch als nazis hingestellt, nur weil sie sich (zu recht) sorgen machen. klar ist die initiative schwachsinn, dennoch würde ich mir eine objektive berichterstattung von watson wünschen. linke käseblätter haben wir schon genug…"
    Es lässt sich nicht bestreiten: Watson hat in seiner Berichterstattung eindeutig Stellung gegen die Initiative bezogen. Unsere Beiträge waren fast ausnahmslos kritisch bis ablehnend. Waren wir also nicht objektiv? Ich habe mir diese Frage das eine oder andere Mal gestellt. Die Schlagseite bereitete mir ein gewisses Unbehagen, obwohl ich schlicht kein Argument erkennen konnte, mit dem sich die masslose und ausländerfeindliche SVP-Initiative rechtfertigen liess.

    KOMMENTAR: Wenn Leser fordern, die Medien hätten gefälligst "neutral" und "ausgewogen" zu sein, so ist dies nachvollziehbar. Medien sind  wichtige Meinungsmacher. Sie sollten tatsächlich alle Meinungen zu Wort kommen lassen und dürfen keine Zensur ausüben.
    Selbstverständlich darf die Redaktion zu einer eigenen Meinung kommen. Journalisten haben d die Möglichkeit in KOMMENTAREN ihre pointierte persönliche Meinung unterzubringen.
    Ausser bei einseitigen Parteiblättern sollten aber auch die Leserbriefe nie einseitig  ausgewählt werden.
    Medien müssten sich bei willkürlicher Manipulation nicht wundern, wenn Begriffe, wie "Lügenpresse" Konjunktur haben.


    Lügenpresse – wurde Unwort des Jahres 2014.

    Für mich ist auch der  Begriff "Eunuchen-Journalismus" bereits eine bösartige Umschreibung für "sachgerechten Journalismus". Solche Manipulationen gilt es zu entlarven.
    Die SRG, die als öffentlich-rechtliches Medium zu Neutralität verpflichtet ist, wird im Radio- und Fernsehgesetz eindeutig dazu aufgefordert, Tatsachen und Ereignisse «sachgerecht» darzustellen, so dass sich das Publikum «eine eigene Meinung» bilden kann. «Ansichten und Kommentare müssen immer als solche erkennbar sein».
    Watson vertritt jedoch die Meinung, Journalismus dürfe auch im redaktionellen Teil ihre eigene Meinung vertreten, wenn sie sich an Fakten halte.
    Eine Weltwoche ist aber nach meinem Dafürhalten nicht unabhängig, wenn sie nur einen Alibiartikel der Gegenmeinung vertritt. Im Gesamten aber als einseitiger Meinungsmacher agiert.
    Watson vertritt die Meinung: 
    Es gibt mir die Freiheit, meine Meinung in redaktionellen Beiträgen zum Ausdruck zu bringen. So wie ich das auch in der Berichterstattung über die Durchsetzungsinitiative gemacht habe. Es bleibt aber eine permanente Gratwanderung, bei der man als Journalist nicht nur von Leserseite unter Druck ist, sondern auch von akademischen «Qualitätswächtern», die uns das Leben nicht erleichtern.
    Hat es die Watson-Redaktion trotz der klaren Schlagseite geschafft, ihre Glaubwürdigkeit zu wahren? (fragt Watson)
    Wenn die Watson- Redaktion glaubt, die Gratwanderung trotz klarer Einseitigkeit, trotz Schlagseite geschafft zu haben, nur deshalb, weil sie von den NEIN Sager nachträglich Blumen erhalten hat, bestätigt mir das, dass die Redaktion noch nicht erkannt hat, was sachgerechter Journalismus ist und das wichtige Grundprinzip nicht umgesetzt hat:
    Trennung von redaktionellem Teil und KOMMENTAR.
    Im redaktionellen Teil hat sich ein Journalist immer zurück zu nehmen.
    Er darf weder Medienpriester, Besserwisser noch Parteisoldat sein, analog einem Moderator, der sich moderat verhalten muss und die Pflicht hat, sich bewusst zurück zu nehmen, um Andere zum REDEN  zu bringen.