Donnerstag, 19. Januar 2012

Das Schweizer Fernsehen wird die Geister nicht mehr los, die sie rief.


Wenn es um die Förderung der Einschaltquoten geht, ist es verständlich, wenn sich das Schweizer Fernsehen der Thematik Esoterik, Uebersinnliches annimmt. Dass jedoch das Thema in zwei Sendungen zu wenig kritisch hinterfragt wurde, führte zu massiver Kritik. Die Sendeverantwortlichen wehren sich.


Ich zitiere Tagi-online:


Die Kritik am unkontroversen «Club» über Geistheiler ist kaum verstummt, da besucht «Reporter» eine Geisterschule. Übertreibt es SF mit seinem Sinn fürs Übersinnliche?


Die Geisterschüler bei ihrer Abschlussprüfung im Haus, in dem es spuken soll. Der Geist liess sich jedoch nicht dazu bewegen, das Haus zu verlassen...
Bild: SRF

   

Gestern Abend rief SF bereits um Viertel vor zehn zur Geisterstunde. Düsteres Trommeln, sphärische Musik, nebelverhangene Wiesen, eine Gruppe Socken tragender Menschen versammelt im Kreis: Gemeinsam mit Reporter Hanspeter Bäni durften wir einer Geisterschule im Kanton Aargau beiwohnen.
Da treffen sich rund ein Dutzend Schüler ein Jahr lang jeweils einmal monatlich und üben, wie man unangenehme Geister loswird, beziehungsweise befreit. Die Studiengebühren betragen 3500 Franken. Nach der Abschlussprüfung in einem spukenden Haus gab es für alle ein Zertifikat, obwohl sich der unliebsame Geist von den Schülern nicht dazu überreden liess, das Haus zu verlassen.


Zertifikat für die misslungene Geisterprüfung


Der ironische Unterton schwang während der gesamten Reportage mit, kommentiert wurde das Ganze von SF jedoch nicht. So lieferten sich die Schüler quasi selber ans Messer, indem sie vor der Kamera taten, was sie mit dem Gelernten aus dem Kurs so tun: Die eine Frau befreite ein gefangenes Wesen aus einem Baumstrunk und liess es auf dem Baum vis-à-vis sachte wieder frei. Ihr Studienkollege – der einzige Mann neben dem Lehrer – erzählte von seinem, für die Zuschauer unsichtbaren, Angestellten, der einen seiner Räume im Haus energetisch sauber hält. Die Arbeitsbedingungen haben der Chef und sein Gehilfe «meditativ» vereinbart.
Nach der kontroversen «Club»-Sendung «Lebenshilfe aus dem Übersinnlichen» vor nicht einmal zwei Wochen erstaunt es, dass sich das SF schon wieder mit dem Übersinnlichen befasst. Der «Club» hatte für einigen Wirbel gesorgt, da in Karin Freis Runde keine kritischen Stimmen mitdiskutieren durften. 


Sektenexperten äusserten sich besorgt. Der «Club» habe in einem sensiblen Bereich umstrittenen Gesprächsteilnehmern eine Plattform geboten und damit ein heikles Signal ausgesendet, schrieb etwa der Sektenexperte Hugo Stamm. Damit sei das journalistische Prinzip verletzt worden. Der SF-Sprecher Martin Reichlin begründet den Entscheid der «Club»-Verantwortlichen so: «Diskussionen zwischen Kritikern und Befürworten laufen oft darauf hinaus, dass vor allem bekannte Ansichten wiederholt werden. Die «Club»-Redaktion wollte in diesem Fall aber ein vertieftes Gespräch.»


Von allen Gefässen bedient


Immer wieder taucht SF in die Esoterikszene ab – meist untermalt mit möglichst mystischen Kameraeinstellungen. Nebel ist immer gut, absichtlich schlecht ausgeleuchtete Räume, das Spiel mit Schärfe und Unschärfe. Schliesslich sind all die übersinnlichen Wesen mit der Kamera noch schlechter einzufangen, als mit dem Verstand.


Vergangenes Jahr blickte die «Sternstunde Religion» im Februar ins Jenseits und zwei Wochen später mit «Sternstunde Spezial» in den Raum zwischen Himmel und Erde.
Im April dann der alljährliche SF-Abstecher an die Esoterik-Messe in Zürich. Dieses Mal schaute eine Reporterin unter anderem zu, wie ein Hellseher in einer gefüllten Blumenvase die Zukunft fand und wie sich die Messeleiterin ohne Skalpell die Gallensteine entfernen liess. Einen Monat widmete sich Röbi Koller dem Handaufleger Walter Wiedmer und nach der Sommerpause liess sich die «Einstein»-Moderatorin vom attraktiven Gedankenleser Thorsten Havener die Gedanken lesen. Beim Anblick der verzaubert lächelnden Moderatorin musste man kein Gedankenleser sein, um zu erahnen: Da sind keine allzu kritischen Fragen zu erwarten.


Ruedi Matter, Generaldirektor von Schweizer Radio und Fernsehen, äusserte sich im gestern veröffentlichten Interview in der «Sonntagszeitung» zur Frage der Relevanz solcher Themen: «Es gibt viele Menschen, die an übersinnliche Phänomene glauben.» Die Quote gibt ihm recht. Eine frühere Doku über den Handaufleger Walter Wiedmer war gemäss SF der meistbeachtete DOK des Jahres 2008. «Die Menschen interessieren sich kontinuierlich für Themen wie Religion, die Frage nach dem Tod und dem Leben danach oder Übersinnliches. Deshalb halten wir es für angebracht, diese Themen regelmässig aufzugreifen», so Mediensprecher Reichlin.


«Auf Übersinnliches verzichten»


Ist das der Rechtfertigung genug? Nein, findet der Sektenexperte Hugo Stamm. Nicht nur, dass das Randphänomen Esoterik eine übergrosse Plattform erhalte. Das angesehene SF unterstütze mit seiner gehäuften Berichterstattung über das Übersinnliche die allgemeine Volksverblödung. Insbesondere bei Gefässen, die für journalistische Relevanz stehen. «Der Bereich Aberglaube wird als seriös dargestellt.» Nur wenige Fernsehzuschauer seien in der Lage, die entsprechende Berichterstattung differenziert wahrzunehmen, die ganz grosse Masse sei der Esoterik gegenüber unkritisch eingestellt.
Da reicht es gemäss Stamm auch nicht aus, dass SF seine Reportagen meist mit ironischen Off-Kommentaren unterlegt. Dem widerspricht SF-Sprecher Martin Reichlin: «Wir halten unsere Zuschauer für mündig genug, sich eine eigene Meinung zu bilden.» Man übe sich auch bewusst in einer gewisssen Zurückhaltung, was kritische Kommentare anbelange. Schliesslich gehörten persönliche Überzeugungen zum Privatbereich eines jeden Einzelnen: «Fundamentale Kritik wäre hier nicht angebracht und würde auch nicht goutiert.» Der Sektenexperte Hugo Stamm plädiert derweil dafür, auf derartige Reportagen ganz zu verzichten. Doch für viele SF-Journalisten – ob esoterisch angehaucht oder auf die Quote schielend – scheint das keine Alternative zu sein.
Ende Zitat (Tagesanzeiger.ch/Newsnet)


Kommentar: Das Fernsehen muss nicht auf die Thematik Uebersinnliches verzichten. Doch zeigt sich weider einmal bei diesen Sendungen die Problematik der Ausgewogenheit. Muss eine Sendung in sich ausgewogen sein, indem die Kritiker auch zu Wort kommen oder geht es vielmehr darum, dass die Sendungen langfristig ausgewogen sind, indem einmal die Esoteriker unter sich sind und ein andermal die Kritiker? Für mich ist  in diesem Fall die Verhältnismässigkeit nicht gewahrt worden.

Oben Weiss unten grün



Dies ist die Wunsch- Wetterprognose fürs Tiefland:


 


Nicht erst im März!

Fall Wulff

Zum Spagat der CDU


Ich zitiere DIE ZEIT:



Unionsfraktionschef Volker Kauder und Kanzlerin Angela Merkel im Bundestag

Unionsfraktionschef Volker Kauder und Kanzlerin Angela Merkel im Bundestag



Die komplette Führungsriege der Union übt sich momentan im Spagat: Sie hält demonstrativ an Wulff fest und fordert ein Ende der Debatte. Gleichzeitig kritisiert sie das Krisenmanagement des Präsidenten, also vor allem, dass er so viele Fragen zu seinem Hauskredit und seinen Beziehungen zu Unternehmern nicht ausreichend beantwortet hat. Hier lässt sich die Union eine Hintertür für mögliche spätere Konsequenzen offen.




So erneuerte Altmaier am Dienstag in der Pressekonferenz sein Bekenntnis zu Wulff. Er glaube, dass dieser "nach wie vor ein guter Bundespräsident sein kann und Vertrauen wiedergewinnen kann." Die Betonung liegt auf dem "kann", gesichert ist nichts. Es gebe bis jetzt keine "strafrechtlich relevanten" Vorwürfe gegen das Staatsoberhaupt, wiederholte Altmaier mehrmals. Bisher sei kein Vorwurf gegen ihn "substanziviert belegt". Doch müsse Christian Wulff weitere Fragen beantworten, um der Debatte ein Ende zu bereiten.
Auch Angela Merkel weist immer wieder darauf hin, dass Wulff weiter aufklären muss. Zuletzt tat sie dies auf der CDU-Vorstandsklausur am Wochenende in Kiel. Doch Diskussionen über mögliche Konsequenzen aus der Affäre lässt sie nicht zu.



Kommentar: Man merkt Merkels Haltung: Aussitzen- warten - beschwichtigen. Nur keinen zweiten Fall Köhler! Ob die Rechnung aufgeht?


Am 17. Jan   beantwortet Wulff noch doch noch die Fragen (auf Druck?)


aus Tagi:


Wulff übt sich in Transparenz















Der deutsche Bundespräsident Christian Wulff hat Antworten auf Journalistenfragen ins Netz gestellt


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