Donnerstag, 4. Januar 2007

Natascha und die Medien

Im jüngsten Fernsehinterview gibt Natascha Kampusch mehr preis

Ich lag tagelang wach

«Ich habe schon meinen inneren Frieden geschlossen. Ich habe mir gedacht, jetzt gibt es dich bald nicht mehr», erzählte Natascha Kampusch über die Fahrt nach der Entführung in Priklopils weissem Kastenwagen. In ihrem Verlies blieb sie tagelang wach. «Ich wollte nicht, dass mir, während ich schlafe, etwas zustösst.»

«Man sieht nichts, man hört nur. Man hört das eigene Blut rauschen, man spürt die Enge, die Kälte, man denkt viel nach.» Thematisiert wurde in der jüngsten 50-minütigen Dokumentation auch das jetzige Leben der junge Frau und ihre Rolle in den Medien.

Jugendpsychiater Friedrich: Kompensation für Leid

«Man tut ihr wahrscheinlich etwas Gutes, wenn man sie leben lässt», riet Jugendpsychiater Max Friedrich. Man solle Natascha Kampusch die Möglichkeit einer Kompensation für das erlittene Leid geben.

Können Medien Natascha bei der Verarbeitung des Leides helfen?

Früher schon sprach das Opfer vom Wunsch, Journalistin zu werden. Natascha hat für Regisseure, Verlage und Medien einen Marktwert. Fachleute streiten sich, ob die Medienauftritte der jungen Frau dem Heilungsprozess dienlich sei oder ob die Publizität letztlich nicht schädlich sein könnte.

Jugendpsychiater Friedrich findet:

Ein Star zu sein, könne der 18-Jährigen allerdings keinen derartigen Ausgleich bieten. Auf diesem Weg würde sie nur zum Starlet werden und von den Medien fallen gelassen.

Kommentar:

Wir teilen die Meinung, dass der jungen Frau nicht geholfen ist, wenn man sie zum Star macht. Natascha braucht Ruhe und benötigt eine fachgerechte Betreuung, vor allem eine kompetente, unabhängige Beratung im Umgang mit Medien. Es besteht derzeit die Gefahr, dass verschiedene Interessengruppen aus der Geschichte Kapital schlagen wollen. Jetzt braucht es jemand, der im richtigen Augenblick Nein sagen kann.