Freitag, 27. März 2020

SN Beitrag zum Phänomen des Krisenmanagers Daniel Koch

Die Stimme des Mr. Corona auf allen Kanälen
von Marcus Knill*

Vorbildlich, wie Krisenmanager Daniel Koch in seinen Auftritten  eine  Ruhe ausstrahlt, die  beruhigt.

Das Phänomen  „Mr. Corona“ zeigt, dass es in Krisen  um Glaubwürdigkeit geht. Es steht  fest, dass sich Daniel Koch, so wie Beatrice Tschanz  nach dem Swissair Flugunglück Halifax, in die Annalen bewährter Krisenmanager einreihen wird. Kochs Besonnenheit, vor allem seine ruhige, leicht belegte Stimme ist sein Markenzeichen. Die Stimme ist  eine der wichtigsten Beeinflussungsfaktoren bei Ueberzeugungsprozessen. Seit Ausbruch der Corona Krise war die Stimme Kochs auf allen Kanälen zu hören.
Viele wissen nicht, dass die Stimme verrät, ob eine Person  von dem, was sie sagt, überzeugt ist. In zahlreichen Medienkonferenzen und Interviews, die ich verfolgen konnte, zeichnete sich Daniel Koch stets als ruhiger, sachlicher, bedachter Krisenkommunikator aus. Sein Markenzeichen: Authentizität. Er wirkt  glaubwürdig und versteht es, die Antworten konkret auf den Punkt zu bringen. Er kreist nie  um den heissen Brei. Die Formulierungen sind eindeutig und kurz.
Wenn er eine Zahl nicht kennt, flunkerte er nicht. Koch bedient sich nie der schwammigen Politikerrhetorik.  Provokative, heikle Fragen können ihn nicht destabilisieren. Dies hat sich deutlich im Kreuzverhör in der Rundschau gezeigt. Man spürt: Da spricht eine Person mit  grosser Erfahrung.
Diese erwarb er sich bei der Bewältigung der Sars- und Vogelgrippekrise, sowie bei der Bekämpfung der Ausbreitung von  Masern in der Schweiz.
Obwohl manchmal aus Kochs Stimme  Müdigkeit zu hören ist,  bleibt er immer präsent, geistig voll wach und scheint nie zu ermüden. Bei den IKRK - Einsätzen in Peru und Afrika  wurde er als Arzt mit grauenhaften  Situationen konfrontiert. Wahrscheinlich hat er dort gelernt, mit wenig Schlaf auszukommen.
Obwohl  kurz vor seiner Pensionierung, weiss Koch bei allen Medienauftritten   unklare Fragen sofort einzuordnen und versteht es, die jeweilige Kernbotschaft mit Beispielen x mal  zu wiederholen. Vorbildlich, wie er bei jedem Auftritt oder nach jeder Frage EINEN Schwerpunkt herausschält und diesen mit einem einfachen Beispiel verankert:
- Hände waschen
- Distanz halten
- Es geht nicht ums Stoppen, sondern ums Verlangsamen der Uebertragung. Die Epidemie kann nicht mehr gestoppt werden, aber wir können versuchen, die Welle mit unserem Verhalten abzuflachen.
- Wichtig ist die Reduktion der Fälle bei den gefährdeten Personen, damit die Spitäler nicht kollabieren.

Kommentar:  Daniel Koch veranschaulicht uns, dass eine Person, die authentisch kommuniziert und sich nicht  auf eine geschliffene Rhetorik konzentriert, überzeugt.  Wer voll und ganz präsent ist, kann sich  rhetorische Ungereimtheiten leisten. Tröstlich, denn das vereinfacht die Präsentation in Stresssituationen enorm.
So beugte sich  der  Leiter der Abteilung übertragbare Krankheit bei seinen ersten Auftritten meist über den Tisch. Es fehlte  der Blickkontakt und er machte den klassischen Fehler und wiederholte den Vorwurf eines Journalisten z. B. „Flickenteppich“ in seiner Antwort.
„Wir haben keinen Flickenteppich“,
wodurch das negative Wort des Journalisten wiederholt  und verankert wurde.
Fazit: Sich bei Auftritten nur aufs ZUHOEREN, DENKEN und das PUBLIKUM zu konzentrieren.  Der Bundesrat hat bei der Coronakrise mit Koch den idealen Sprecher gefunden. In Krisen sind kompetente Persönlichkeiten gefragt, die überzeugen können und Vertrauen ausstrahlen. Kochs Devise: Hektik in der Krise bringt nichts. Dank seines  kühlen Kopfes schafft er es immer wieder, auf dem dünnen Seil über dem Abgrund zwischen Panikkommunikation und  Verharmlosung gegebener Fakten zu balancieren. Daniel Koch wurde zum ruhenden Pol in allen Diskussionen. Er ist beseelt von seiner Mission, die Bevölkerung  ohne Zwang zu überzeugen, dass sie es in der Hand hat, die Welle so zu beeinflussen, dass sie sich verzögernd abflacht. Unermüdlich wiederholt er das Hauptproblem der raschen Verbreitung: Die meisten Betroffenen wissen nichts von Ihrer Infektion und übertragen es, im Glauben, sie wären gesund. Heimtückisch sind diese verborgenen Uebertragungen. Koch glaubt auf die Einsicht der ganzen Bevölkerung.
Erkenntnis für unser Verhalten in Stress- und Krisensituationen: Immer RUHE bewahren und sich antizyklisch verhalten nach der Formel: „Taxifahrer fahren Sie langsam, es eilt.“



*Marcus Knill, Experte für Medienrhetorik (www.rhetorik.ch), schreibt sporadisch für die SN.