Freitag, 31. August 2007

Schweizer Fernsehen und Aktenzeichen XY

Angeblich aus progammtechnischen Gründen stieg das Schweizer Fernsehen vor Jahren aus dem europäischen Verbund der Verbrecherbekämpfungsserie AKTENZEICHEN XY aus. Schon der ehemalige Programmdirektor Peter Schellenberg versuchte sich der Sendung zu entledigen. Doch er wurde zurückgepfliffen. Die Polizei aber auch die Bevölkerung wehrten sich mit Erfolg. Konnte doch die Sendung viele offenen Fälle aufklären. Ingrid Deltenre gelang es dann, Aktenzeichen XY aus dem Programm zu kippen. Sie beharrt noch heute auf ihrem Entscheid. Beim Fall Ylenia zeigte sich nun, dass es hilfreich gewesen wäre, wenn das Schweizer Fernsehen auch mit dabei gewesen wäre.

«Aktenzeichen XY... ungelöst» berichtete diese Woche über den Fall Ylenia - allerdings nur in einem kurzen Beitrag. Wäre das Schweizer Fernsehen noch dabei, hätte der Fall wohl mehr Gewicht erhalten. Immerhin 114000 Schweizer schauen sich im Schnitt «Aktenzeichen XY» im ZDF an. 21000 Franken Belohnung wurden für die Klärung des Falles Ylenia ausgesetzt.

Für die Deutschen hat der Fall Ylenia nicht die gleiche Bedeutung. Denn seit 2003 ist SF nicht mehr Koproduktions-Partner. Das ZDF hatte damals den Sendetermin von Freitag auf Donnerstag verschoben. SF erzielte an diesem Tag mit Doks und «Netz Natur» mehr Quote. Doch gerade die Betroffenheit im Fall Ylenia zeigt für «Aktenzeichen»-Legende Konrad Toenz : «Es wäre gut, wenn SF wieder bei ‹Aktenzeichen XY› einsteigt.» Und er fügt an: «Je breiter die Fahndungsinstrumente, desto mehr Hinweise bekommt man.»

22 Jahre hatte sich Toenz aus dem Studio in Zürich gemeldet. «Vor allem in den 80er-Jahren haben wir oft über verschwundene Kinder berichten und die Bevölkerung sensibilisieren können», gibt er weiter zu bedenken.

Auch Stefan Oberlin von der Kantonspolizei Zürich sagt: «Wir bedauern, dass wir in der Schweiz die XY-Fahndungsplattform nicht mehr haben.» Zum Glück habe das ZDF aber zugesichert, weiterhin Schweizer Fälle zu bringen.

Kommentar: Die Rechtfertigung des Schweizer Fernsehens überzeugt uns nicht. SF- Pressesprecher sagte: «Zwei Drittel der Sendung sind deutsche Fälle». Der Sprecher, David Affentranger gibt weiter zu bedenken: «Wie schon zuvor für den ORF war das einer der Gründe auszusteigen.» Wir finden: Immer wieder wird betont, nur gemeinsam - dank Globalisierung - könnten Zeitprobleme gelöst werden. Weshalb nicht auch bei der Verbrechensbekämpfung? Wenn es um den Service public geht, wenn es um Anliegen von Minderheiten geht, spricht sonst niemand von Einschaltquoten. Geht es jedoch um unserer Sicherheit, dann werden diese Zahlen bemüht. Hoffentlich kommen die zuständigen Instanzen auf den früheren Fehlentscheid zurück. AKTENZEICHEN XY gehört in den Verbund der wichtigsten europäischen Fernsehprogramme!

Donnerstag, 30. August 2007

Micheline Calmy-Reys Schelte:

Ausrutscher oder notwendiger Klartext?

Die Abstimmungskampagne der SVP rief die Bundespräsidentin auf den Plan. Erneut zeigte sie ihre Zähne. Einmal mehr nicht beim Lachen! Nachdem sie jüngst erfolgreich Ihre Rede an der Frauenrütliveranstaltung durchgeboxt hatte, griff sie heute in unüblicher Weise als Bundespräsidentin und SP Parteimitglied persönlich in den Wahlkampf ein und verurteilte (gemäss Rendez-vous - DRS 1 vom 30. Aug) die Plakataktion der SVP mit scharfen Worten.

Die Kampagne mit den weissen Schäfchen und dem schwarzen Schaf, das ausgestossen wird, sei abstossend und unverantwortlich! Sie fühle sich angeekelt von dieser Darstellung! Sie verabscheue, wenn Menschen isoliert werden, statt sie zu vereinen. Die Kampagne der SVP stachle die Leute an - zu Hass und Rassismus. Dies sei unverantwortlich! Diese harten Worte einer Magistratin gegen die SVP waren aussergewöhnlich und erstaunlich. Als Bundespräsidentin rief sie sogar die Bevölkerung auf, sich gegen diese Kampagne zur Wehr zu setzen. Sie gebe zwar zu, dass es Probleme gebe - bezüglich "Ausländerkriminalität". Die SVP wähle jedoch den falschen Weg, um diese Probleme zu lösen.

Auf der Parteizentrale der Schweizerischen Volkspartei löste die Attacke der Bundespräsidentin Kopfschütteln aus.

Generalsekretär Gregor Utz:

"Ich finde, dass es nicht Aufgabe des Bundesrates ist, Abstimmungs- und Wahlkampagnen zu beurteilen. Ich bin sehr erstaunt darüber. Ich halte diese Aeusserungen für einen Ausrutscher." Er sagte dann zum Plakat: "Jeder kennt das Sprichwort vom schwarzen Schaf. Das kennt jedes Kind. Jeder weiss, was mit dem schwarzen Schaf gemeint ist. Das ist derjenige, der die Regeln nicht akzeptiert." In diesem Sinne habe die SVP nichts gegen die Ausländer, die friedlich in der Schweiz leben und arbeiten, "Aber jene Leute, die nur Schwierigkeiten bereiten - gegenüber diesen Leuten ist jegliche Toleranz fehl am Platz."

Calmy-Rey kritisierte übrigens schon einmal die SVP-Ausschaffungsinitiative mit scharfen Worten. Sie sei das Letzte, was die Schweiz brauche, sagte sie vor Tagen an der Delegiertenversammlung der SP in Olten. Mit der Drohung, Störefriede aus dem Land zu werfen, könne Kriminalität nicht verhindert werden. Dass die Kriminalitätsrate bei ausländischen Jugendlichen überproportional hoch sei, liege nicht an deren Herkunft. Es brauche Integration, und Integration heisse Chancengleichheit. Und diese müsse gefördert werden. Diese pointierten Worte fielen aber an einer Parteiversammlung.

Die Rüge im Westschweizer Radio war jedoch eine offizielle Aussage als Bundespräsidentin an die Oeffentlichkeit und hatte damit ein anderes Gewicht.

Kommentar: Das ungewöhnliche Eingreifen der SP Bundespräsidentin in den Wahlkampf gegen eine Konkurrenzpartei ist aus meiner Sicht mehr als ungeschickt, wird möglicherweise sogar kontraproduktiv sein. Ich bin überzeugt, dass ein grosser Teil der Bevölkerung nicht einverstanden ist, wenn Mehrfachtäter und uneinsichtige Kriminelle mit enormem Aufwand und Kosten jahrelang therapiert (integriert) werden. Ich kann mir sogar gut vorstellen, dass die Initiative eine Chance hat, angenommen zu werden. Vielleicht ist damit die Nervosität auf der SP Seite zu erklären. Wer nämlich den Text der Initiative genau liest, erkennt, dass mit dem schwarzen Schaf keine "Schwarzen" gemeint sind, sondern lediglich jene betroffen sich, die sich nicht integrieren lassen wollen, die uneinsichtig beliben und immer wieder straffällig werden. Nur jene würden als "schwarze Schafe" ausgeschafft, die sich nicht an unserer Spielregeln halten wollen. Auch im Sport gibt es bekanntlich Spielregeln. Wer sich nicht an diese Regeln hält, muss auch hier mit einem Ausschluss oder einem Wettkampfverbot rechnen. Die Nachsicht und Grosszügigkeit bei Uebertretungen hat Grenzen. Obwohl die Bundespräsidentin eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung geniesst, zweifle ich daran, dass sie die Stimmberechtigten mit ihrem unbeherrschten Angriff überzeugen konnte. Auch ich zähle die emotional überladene Schelte Calmy- Reys gegen die Kampagne der Konkurrenzpartei als bedauerlichen Patzer. Die Glaubwürdigkeit der populären Bundesrätin hat sehr wahrscheinlich mit ihrer unüblichen Schelte gelitten. Ich gehe davon aus, dass die Magistratin vor diesem Medienauftritt schlecht beraten worden war. Als Chefin der Diplomaten war der Ton und das "Wie" der Rüge alles andere als diplomatisch. Schade!

Nachlese:

Micheline Calmy-Reys Hofnärrin müsste sie heute darauf aufmerksam machen, dass man nach Erfolgen nicht übermütig werden darf. Wer hochgejubelt wird, kann unverhofft das Mass verlieren. Wir erinnern uns: Ruth Metzler und Anita Fetz stiegen auch von Erfolg zu Erfolg. Plötzlich befanden sie sich wie in einem Höhenrausch und wurden blind. Der Erfolg stieg ihnen gleichsam in den Kopf. Sie glaubten im Rausch des Erfolges: "Mir kann nichts mehr passieren!" Die Folgen waren jedoch fatal. Micheline Calmy-Rey muss somit aufpassen, dass sie nicht plötzlich in ein noch gravierender Fettnäpfchen tritt und dann der Fehler folgenschwer sein kann.

Entführungen lohnen sich doch!

Nach wochenlangem Nervenkrieg haben die radikal-islamischen Taliban zwölf ihrer 19 Geiseln aus Südkorea freigelassen.

Ein Taliban-Sprecher sagte, die sieben weiterhin festgehaltenen Südkoreaner würden bis Donnerstag auch frei gelassen. Den Forderungen der Entführer mussten einmal mehr weitgehend entsprochen werden. Bei den Verhandlungen ist es üblich, dass Lösegelder bezahlt werden. Es gibt in diesem Fall Gerüchte, dass bis zu 50 000 Euro Lösegelder pro Person bezahlt wurden. Die Freilassung der Koreaner ändert nach Worten von Bundeskanzlerin Angela Merkel jedoch nichts am Umgang der Bundesregierung mit der Entführung deutscher Staatsbürger und den Bemühungen, um den in Afghanistan verschleppten Ingenieur Rudolf B. ebenfalls freizubekommen. Auch Deutschland wird somit nichts anderes übrig bleiben, als zu zahlen.

Bei den Verhandlungen um die Freilassung der christlichen Aufbauhelfer verpflichtete sich sich die Regierung in Seoul im Gegenzug, die Missionstätigkeit ihrer Kirchen in Afghanistan einzustellen und ihre Soldaten - wie ohnehin geplant - zum Jahresende abzuziehen. Die Taliban sind im Grunde genommen die Nutzniesser auch bei dieser Geiselnahme. Sie erschossen zu Beginn der Geiselnahme den Leiter der Gruppe und einen weiteren Mann. Später liessen sie zwei kranke Frauen frei, was sie als Geste des guten Willens bezeichneten. Man muss Ihnen noch dankbar sein. Die Erschiessungen werden keine juristischen Folgen haben. Im Gegenteil: Dank der harten Linie haben die Bittsteller in den meisten Punkten nachgegeben. Es darf damit gerechnet werden, dass die Ablösesummen auch nach oben angepasst werden mussten.

Auch Angela Merkel wird die deutsche Geisel los kaufen müssen, damit die Regierung das Gesicht nach Aussen wahren kann. Ein zweiter Tote kann sie sich nicht leisten.

Einen Tag vor den Koreanern waren zwei Deutsche in Afghanistan entführt worden, von denen einer ermordet wurde. Kanzlerin Merkel sagte in Tokio in gewohnter Airbagrhetorikmanier:

"Die Bundesregierung ist natürlich BEMUEHT darum, die Geisel, die wir in Afghanistan haben, freizubekommen", und fügte hinzu, es werde ALLES MOEGLICHE getan. "Der Krisenstab ist voll engagiert."

Kommentar: Die Aussage - "Wir bemühen uns"- heisst meist nichts anderes, als wir sprechen die Höhe der Lösesumme ab. Die Regierung weiss genau: Wir müssen einen Erfolg vorweisen können. Ueber die Eingeständnisse erfährt bekanntlich bei den geheimen Verhandlungen niemand etwas. Die Regierung kann aber nach der Bezahlung den gewünschten Verhandlungserfolg vorweisen. Das "Nachgeben" bei Entführungen , wie auch bei Erpressungen haben jedoch einen gravierenden Nachteil. Man legt gleichsam den Nährboden für neue Entführungen. Die wenigsten Regierungen denken an diese Folgen. Sie sind nur darauf bedacht, kurzfristig Ruhe zu haben. Da die derzeitigen Lösungen durch Verhandlungen mit vorschnellem Eingehen auf die Forderungen der Entführer ohne zuvor gemeinsam mit anderen internationalen Sicherheitskräften in Afghanistan das Problem anzugehen, wurde kritisiert, dass damit ein gefährliches Präjudiz geschaffen wurde.

Mittwoch, 29. August 2007

Zur Wahlrhetorik in der heissen Phase des Wahlherbstes

Die Stimmung in der politischen Landschaft wird zunehmend hektischer. Alle Parteien versuchen mit Bildern, Themen oder Videos Aufmerksamkeit zu verschaffen. Plakatwände sind mit Köpfen und Parteislogans vollgekleistert. Was auffällt: Obwohl die Parteistrategien längst festgelegt worden sind, rücken Sachthemen eher in den Hintergrund. Viele Parteien fokussieren sich vorwiegend auf Personen.

Beispielsweise das Scharmützel um die Wegwahl Blochers macht deutlich, dass es allen darum geht, die eigenen Reihen zu mobilisieren und die Gegner zu demotivieren. Es sieht so aus, als halten sich die Parteien in Schach. Die SVP hat derzeit Mühe, sich vom Image einer Protestpartei zu lösen. Die SP wollte gestern nichts von einem Geheimplan wissen, der bezwecken soll, Bundesrat Blocher aus dem Bundesrat zu kippen (Als ob ein GEHEIMplan von den Planern je öffentlich zugegeben würde - es wäre ja sonst gar kein Geheimplan). Die SP ist wahrscheinlich auch froh, dass sie nicht mit ihren umstrittenen politischen Inhalte in die heisse Phase steigen muss. Die Operation Blocher ist somit für alle ein dankbares Thema. Sachpolitisch muss sich dadurch kaum jemand die Finger verbrennen. Scharmützel um Personen kommen allen gelegen. In der heutigen Kommunikationsgesellschaft, bei der die elektronischen Medien eine zunehmend grössere Rolle spielen, wird die Fokussierung auf Personen zusätzlich verstärkt. Müssten sich die Parteien zu den Sachfragen und deren Lösungen klar und eindeutig positionieren, käme es zu Problemen mit dem eigenen Stimmvolk. Denn: Lösungen sind mit Kompromissen verbunden. Deshalb wird wohl die Phase der persönlichen Angriffe nicht so schnell aufhören.

Prognose: Die Auseinandersetzungen um Personen gehen weiter. Letztlich wird alles beim Alten bleiben und Bundesrat Blocher und die FDP werden die verbalen Attacken überstehen. Die CVP - welche viel beeinflussen könnte - wird bestimmt nicht gross eingreifen, um der FDP oder SVP grösseren Schaden zuzufügen.

Samstag, 25. August 2007

Wahlkampfsprüche, die nicht nur Aufmerksamkeit erregen

Der Spruch in Oesterreich "Daham statt Islam" oder der in Deutschland lyrisch aufgelegte Slogan "Kinder statt Inder" rief den Unobeobachter auf den Plan, der in Rassismusfragen unterwegs war. Er sah in diesen Sprüchen fremdenfeindliche Tendenzen.

Im Tagesanzeiger vom 23. August sieht Schriftstellerin Selma Mahlknecht auch in den SVP Plakaten rassistische Tendenzen. Sie ärgert sich an der falschen Toleranz und ist erstaunt, dass die Bevölkerung dies so unwidersprochen hinnimmt.

Nachtrag:

Nationalratskandiat Andeas Glarner liess im Raum Aarau grosse Plakate aufhängen, die eine verschleierte Muslemin zeigen. Daneben steht die Frage:

"Aarau oder Ankara?" Damit wir uns auch in Zukunft wohl fühlen.

Das Plakat warf hohe Wellen in der Türkei. Doch für Glarner ist der Aufruhr nur das Werk wehleidiger Türken. In der Schweiz herrsche Meinungsfreiheit . "Für mich steht die Frage im Zentrum, was wir machen müssen, damit wir uns hier wohl fühlen." Der zunehmende Einfluss des Islam dürfe thematisiert werden. So wie die Plakate mit dem schwarzen Plakat mit Hakenkreuzen beschmiert wurde, wurden auch die SVP Plakate in Aarau beschädigt oder überschrieben mit: "Keine Stimme für Rassisten!"

Kommentar: Ich bin der Meinung, dass wir darauf bedacht sein müssen, Ausländer rascher zu integrieren. Sobald sich die Bevölkerung bedrängt fühlt von fremden Einflüssen, besteht immer die Gefahr, dass sie für die fremdenfeindliche Stimmungsmache empfänglich ist. Die Schweizer haben sich in fremden Landen auch anzupassen. Somit dürften wir von den Zugewanderten auch verlangen, dass sie sich unseren Sitten und Gebräuchen anpassen. Integration heisst vor allem: Unsere Sprache lernen.

Freitag, 24. August 2007

Konsequente Micheline Calmy-Rey

Es war bislang ein ungeschriebenes Gesetz, dass der Bundespräsident bei der Eröffnung des Eidgenössischen Schwingfestes präsent ist. Doch Bundespräsidentin Calmy-Rey will sich dieses Jahr bei den Schwingern nicht zeigen. Sie findet, Ihre Präsenz sei kein Muss. Sie überlässt Bundesrat Schmid diese Plattform.

Damit zeigt die Kämpferin für das Frauen-Rütli, dass sie sich nicht für einen Männeranlass einspannen lässt. Dies bestätigt einmal mehr, dass die Magistratin stets auf freundliche Art die Zähne zeigen kann. Sie ist ist konsequent und kann HARTnäckig sein. Sie boxte die Rütlifeier durch und war schon als Regierungsrätin in Genf als "la Cruelle" (die Schreckliche) bekannt. So wie sie bei der Wahl zur Bundesrätin die Hände nicht zum Schwur erhoben hatte und am ersten August nicht gewillt war, die Landeshymne zu intonieren, so bleibt sie sich treu. Diese Konsequenz nimmt ihr niemand übel. Im Gegenteil: Sie kann damit rechnen, dass sie weiterhin von der Ringier Presse getragen wird.

Wer konsequent eine Linie verfolgt, wird letztlich mehr geschätzt, als jemand, der ständig laviert.

Montag, 20. August 2007

Sollten Lehrer auch benotet werden?

Die Thurgauer Lehrer sollen künftig nach Einsatz und Leistung bezahlt werden. Die lohnbestimmende Beurteilung soll in Schulhäusern wie in der übrigen Arbeitswelt möglich werden. Dagegen läuft der Lehrerverband Sturm. Anton Strittmatter (Schweiz. Lehrerverband): "Noten für Lehrer sind Lottospiele, die überall Schiffbruch erlitten haben."

Obwohl es für Lehrkräfte angeblich keine tauglichen lohnwirksamen Qualifikationssysteme gibt, vertrete ich die Meinung, dass alle Ausbildner, Berater, auch Therapeuten, selbst Aerzte, beurteilt werden können, beurteilt werden dürfen. Doch müssten dabei gewisse Bedingungen eingehalten werden: Wir dürfen uns nicht nur auf EINE Beurteilung verlassen. Wie beim 360 Grad Feebackverfahren bedarf es mehrerer Urteile von verschiedensten Seiten.

So wie man Urteile von Kunden einholen kann, könnten auch die Schüler schreiben, was sie vom Unterricht halten (Beurteilung von unten). Aus dieser Meldung erführen wir beispielsweise, ob es einem Kind wohl ist, ob es dem Unterricht folgen kann, ob die Lehrkraft auf das einzelne Kind eingeht.

Aus den Bemerkungen der Eltern erfahren wir anderseits, wie gut ein Lehrer mit dem Elternhaus zusammenarbeitet. Hier geht es nicht um eine fachliche Beurteilung, sondern nur um die subjektive Sicht der Eltern.

Auch die Behörde kann einen besonderen Aspekt beurteilen. (Beurteilung von oben) Aber auch dieser Spiegel sagt noch nichts aus über die methodischen, pädagogischen Aspekte des Unterrichtes.

Der Schulleiter oder der Schulinspektor (falls vorhanden) deckt eher die fachlichen Aspekte ab.

Aber auch die Selbstbeurteilung ist ein wichtiger Parameter für das Gesamtbild.

FAZIT: Bei einer mehrseitigen Beurteilung hätte kein Lehrer etwas "zu befürchten". Falls sich einzelne Schüler nach einer schlechten Beurteilung gleichsam rächt, würde dies - dank der Mehrfachbeurteilung - sichtbar. Auch Lehrpersonen müssen heute lernen, mit Fremdbeurteilungen umzugehen. Die Meldungen haben nur einen Zweck: Der Unterricht soll besser werden. Es geht nicht um eine Beurteilung als Selbstzweck, es geht nur um die Verbesserung des Unterrichtes, um eine hilfreiche Verhaltensänderung. Teure Feedbackverfahren mit dem üblichen enormen Papierkrieg dürfen nicht zu einer Pflichtübung verkommen,wie es leider oft der Fall ist. Ich habe Behördenmitglieder erlebt, die gar nicht darauf erpicht waren, mit einer konstruktiven Kritik dem Lehrer zu helfen. Es ging ihnen vor allem nur darum, Kritik zu äussern.

Mein Vorschlag: Händigen wir der Lehrperson alle Beurteilungen persönlich (evt. auch anonym) aus. Die Feedbackblätter sollten auch nicht weitergereicht werden. Die Lehrperson wird dadurch nicht blossgestellt (an den Pranger gestellt). Ich bin sicher, dass offene "Meldungen"- von verschiedensten Seiten - dasselbe bewirken, wie das Videofeedback in unseren Seminaren. Die Leute sehen sich dort so, wie sie sich geben - dank / Bild- / Tonspiegel/Expertenspiegel. Ob es Lehrer wollen oder nicht: Die zahlreichen Sichten beeinflussen zwangsläufig den Unterricht oder das Verhalten. Jeder lernwillige Mensch möchte Schwachpunkte (sogenannte blinde Flecken) erkennen und eliminieren. Ohne Einsicht, ohne die Bereitschaft, sich ändern zu wollen, kommt es zu keinen nachhaltigen Verbesserungen. PS: Bei meinen Hospitationen von Dozenten habe ich an der Hochschule Rapperswil ein taugliches Modell kennengelernt, das darauf beruht, dass die Meldungen der Studierenden dem Lehrbeauftragten direkt zugestellt werden, weder dem Rektorat noch der Aufsichtsbehörde. Dieses Feedbackverfahren führte dazu, dass die Dozenten selbst daran interessiert waren, ihre Defizite zu beheben.

Sonntag, 19. August 2007

SVP Rhetorik

Mit einer Abkanzelung des linken Gegners hat SVP-Parteipräsident Ueli Maurer den ausserordentlichen Parteitag in Basel eröffnet. Die Linke raube den Bürgern Werte und Orientierung, sagte er.

Mit dem Parteitag wolle die SVP aufzeigen, für welche Ideen und Werte sie sich einsetze, sagte Maurer vor den rund 1000 Parteimitgliedern. Die Linke habe die Eigenverantwortung der Bürger aufgehoben. Für jede Untat werde eine psychologische Begründung konstruiert.

Täter würden entlastet und die Schuld werde der Gesellschaft zugeschoben. Aus Drogensüchtigen würden Kranke und aus «Balkanschlägern» Kriegstraumatisierte.

Er kritiserte «linke Justizbeamte und linke Richter», die den Volkswillen ignorierten und «selbstherrlich nach einem unberechenbaren so genannten Völkerrecht» entschieden. Damit entzögen sie dem Volk das Recht zum freien Entscheid.

Die SVP wolle mit «linken Lebenslügen» aufräumen. In der Bevölkerung wachse das Misstrauen. Das Volk sei den «vordergründigen und faulen Kompromissen» überdrüssig. Dies zeige auch die «überwältigende Reaktion» auf die Ausschaffungsinitiative.

Bei den kommenden Wahlen gehe es um «Freiheit oder Sozialismus, Heimat oder Multikultur, Sicherheit oder Kriminalität, Wohlstand oder Verarmung, Abendland oder Islam, SVP oder Rot-Grün», sagte Maurer. Die SVP führe den Wahlkampf für die «Zukunft unserer Heimat».

Drei Schwerpunkte: Unter dem Titel «Vertrag mit dem Volk» besiegelte die SVP am Sonderparteitag in Basel bekannte Anliegen:

Kein EU-Beitritt,

kriminelle Ausländer ausschaffen

Steuersenkungen für alle.

Kommentar: Was auffällt ist die Wiederholungstaktik. Plakate, Themen, Schwerpunkte sind immer die gleichen. Während die Sp und die FdP im laufe des Wahlkampfes die Themen ständig wechseln und nach populären aktuellen Bildern und Themen Ausschau halten (Armee, Tour de France, kleinere Schulklassen, Städte stärken usw., schlägt die SVP konsequent immer die drei gleichen Nägel ein. Das Lavieren wird sich bestimmt nicht auszahlen.

Samstag, 18. August 2007

Die Kraft der Wiederholung

Psychologie: Wiederholungen beeinflussen unsere Meinung

Wer immer wieder die gleiche Aussage hört, glaubt schließlich selbst daran

Menschen lassen sich besonders dann von einer Meinung überzeugen, wenn sie diese mehrmals hören. Dabei ist es egal, ob mehrere Personen diese Auffassung teilen oder ob immer wieder die gleiche Person die Meinung äußert. Das haben amerikanische Wissenschaftler in Tests mit über tausend Freiwilligen herausgefunden. Demnach erhöht das Wiederholen einer Meinung die eigene Glaubwürdigkeit und die Zuhörer bewerten den Standpunkt als allgemein bekannt, auch wenn dieser es in Wirklichkeit nicht ist.

Die Studie zeigt, wie Menschen eine Meinungsäußerung bewerten und wie leicht eigene Eindrücke beeinflusst werden können. In ihrer Versuchsreihe mit Studenten mehrerer amerikanischer Universitäten teilten die Wissenschaftler die Studienteilnehmer in drei Gruppen ein. Die Probanden der ersten Gruppe setzten sich mit drei Meinungsäußerungen von drei verschiedenen Gruppenmitgliedern auseinander. Die Teilnehmer der zweiten Gruppe beschäftigten sich mit den gleichen Standpunkten, die jedoch diesmal nur einer Person zugewiesen wurden. Den Mitgliedern der dritten Gruppe legten die Forscher schliesslich nur eine Meinungsäußerung von einem Teilnehmer vor. Die Probanden schenkten einer bestimmten Auffassung mehr Glauben, wenn diese von mehreren Teilnehmern geäußert wurde, stellten die Psychologen fest. Überraschenderweise zeigte sich dieser Effekt aber auch dann, wenn nur eine Person einen Standpunkt mehrmals wiederholte. Die Forscher vermuten, dass eine Meinung dadurch leichter im Gedächtnis haften bleibt und ein Gefühl der Vertrautheit entsteht. Die Annahme, dass ein Redner nur dann seine Ansicht wiederholt, wenn er breite Unterstützung innerhalb der Gruppe erwartet, konnten die Wissenschaftler dagegen nicht bestätigen.

Kommentar: "Nicht Abwechslung, sondern Wiederholung schafft Verständnis", sagte schon La Roche. Für Sportler, Künstler und Lernende ist die Erkenntnis Selbstverständlichkeit, dass nur durch Wiederholung Abläufe und Wissen vertieft, gefestigt werden. Werber und Manipulatoren nutzen die Wiederholungstechnik zur Festigung und Verankerung von Marken und Argumenten schon lange. Die neue Studie macht uns zusätzlich bewusst, dass auch Wiederholungen in Medien und in der Politik gefährlich sein können, vor allem dann, wenn Gerüchte, Vermutungen, Thesen oder Unwahrheiten von einer Quelle übernommen und damit wiederholt werden. Leider ist dieses "Trittbrettfahren" stark verbreitet. Eine Meldung wird übernommen und wiederholt - obschon sie unter Umständen gar nicht zutrifft. Wiederholungen können aber auch hilfreich sein. Im Mediensimuator erleben wir es immer wieder, dass Teilnehmende Hemmungen haben, Aussagen zu wiederholen. In der Selbstkritik beanstanden sie Wiederholungen . Wir machen dann bewusst, wie eine Botschaft mit Wiederholungen bewusst gefestigt werden kann: Mit einer Analogie, einem Bild, einem Beispiel, einer Geschichte usw. In unserem Coaching bewusst gemacht, wie über wenig viel gesagt werden kann und erkennen, dass Wiederholungen notwenig sind. Wiederholungen sind viel besser, als viele Gedanken lediglich anzutippen, aufzuzählen oder aneinanderzureihen. Das lat. Sprichwort trifft zwar zu: "Die Repetition ist die Mutter der Weisheit." Doch macht uns die jüngste Studie zudem bewusst: Die Wiederholung beeinflusst auch unsere Wahrnehmung. Wiederholungen verstärken die Glaubwürdigkeit einer Aussage.

Freitag, 17. August 2007

Barbara Schönebergers TV- Wahrnehmungsproblem

Berlin (RPO): Moderatorin Barbara Schöneberger fühlt sich im Fernsehen falsch dargestellt. "Man wird nie so wahrgenommen, wie man ist", sagte die 33-Jährige. Sie könne es nicht ändern, wenn die Leute sagten: "Die Schöneberger mit ihren blonden Haaren ist ja so geil!" Da könne sie sich 15 Mal hinstellen und sagen: "Ich bin dreidimensional, bitte seht auch meine aktuelle Seite." Gute TV-Angebote bekomme sie derzeit nicht. "Ich bekomme jede Woche Angebote, aber die sind indiskutabel", sagte Schöneberger dem "Tagesspiegel".

Kommentar: Barbara Schöneberger hat keine Wahrnehmungsverzerrungen. Sie hat nur nicht gemerkt, dass sie sich ihre "MARKE" in der Oeffentlichkeit selbst geprägt hat. Wer sich so oft unbedacht geäussert und sich für billigste Auftritte hergegeben hat, muss sich nicht wundern, wenn man sie dann auch entsprechend beurteilt (verurteilt?) .

Mittwoch, 15. August 2007

DRS 1 und der Service publique

Ein unbedachter Entscheid

Quelle: 20 Min

DRS1 verbannt Volksmusik

Schweizer Radio DRS 1 verstärkt ab dem kommenden Jahr seine Informations- und Hintergrundsendungen und bringt mehr Hörspiele. Volkstümliche Musik wird indes nicht mehr auf dem ehemaligen Radio Beromünster zu hören sein.

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Volkstümliche Klänge sind ab Februar 2008 ausschliesslich auf DRS Musigwälle zu hören, wie die Verantwortlichen von Schweizer Radio DRS am Mittwoch an einer Medienkonferenz in Zürich bekannt gaben. Sendungen wie die Gratulationen oder die «Fiirabigmusig» werden von DRS 1 auf den nur über DAB und Kabel empfangbaren Sender verschoben. Quelle: SDA/ATS Kommentare im 20 Minuten online:

Schade Ich finde es natürlich auch bedauerlich, dass jetzt sogar das Schweizer Radio zum Mainstream verkommt. Aber letztendlich bestimmen halt die Einschaltquoten, d.h. die Hörer, was gesendet wird. von: Patrick am: 15.08.2007 12:58
Musste ja mal kommen War ja nicht anderst zu erwarten.Langsamer abbau der schweizer kultur von: Werner am: 15.08.2007 12:50
super! und wer bezahlt mir das kabel damit ich drs musigwälle empfangen kann??? alles ist über kabel, aber es gibt noch leute in der schweiz die KEINEN kabelanschluss haben....mal darüber nachgedacht???? von: hmm am: 15.08.2007 12:48
....und was mach ich.... ....wenn ich die musigwälle nicht bekomme???? ....selber jodeln oder was???!!! von: you am: 15.08.2007 12:43
au mannnnn! Das ist ja mal wieder eine super doooooofe idee!!!!! von: me am: 15.08.2007 12:42
Manager? Haben da auch schon Ausländische Manager einzug gehalten? von: Orlock am: 15.08.2007 12:25
DRS1 verbannt Volksmusik Gute Idee, Bestehende Qualität noch weiter ausbauen kann nie schaden. Wann wagen Sie den nächsten Schritt: Die Abschaffung der allnächtlichen Ausstrahlung der von der SVP gepachteten Nationalhymne ? Wann folgt SF1 und löst sich vom Saichten kopieren dümmlicher Inhalte einer Ringier-Presse ? von: Robert Manser am: 15.08.2007 12:24
Keine Volksmusik Ich glaube die paar wenigen heisssen Tage machen den Radioverantwortlichen doch zu schaffen. Das darf doch nicht wahr sein noch mehr Geplauder.

Kommentar: Die Verlagerung ist ein unbedachter Entscheid! Ich arbeite oft bei Spitälern und sozialen Institutionen. Unzählige Radiohörer haben weder DAB noch Kabel. Die werden nun alle abgenabelt. Dass so etwas bei einen "Staatsmedium" angeordnet werden darf, das dank des angeblichen Service publique enorme Summen beziehen darf, ist mir völlig unverständlich. Ich bin überzeugt, dass die Programmveranwortlichen nochmals über die Bücher gehen werden. Falls der Entscheid nicht revidiert würde, rechne ich mit einem Aufstand einer beachtlichen Bevölkerungsschicht. Konsumenen, die bis jetzt anstandslos ihre Gebühren bezahlt hatten. Ich würde es verstehen, wenn diese Bevölkerungsgruppe nicht mehr bereit ist - nach dem Entzug ihres Senders - die Konzessionsgelder anstandlos weiter zu bezahlen. Nicht nur Autofahrer, Kranke und alle Bürgerinnen und Bürger mit tragbaren Geräten werden mit der vorgesehenen Verlagerung abgenabelt. Im Namen einer grossen Bevölkerungsgruppe appelliere ich als Medienpädagoge an die Vernunft der verantwortlichen Instanzen.

Dienstag, 14. August 2007

Blochers Führungsprinzipien reizten zum Widerspruch ___________________________________________________________________ Quelle: SonntagsZeitung, 12. August 07 ___________________________________________________________________ Erfolgreiche Führungspersönlichkeiten aus der Wirtschaft haben Blocher deutlich widersprochen. Es ging um folgende drei zentrale Thesen aus dem Buch „Blocher-Prinzip“ von Matthias Ackeret: ___________________________________________________________________ 1. Dem Vorgesetzten Fragen zu stellen, ist das Merkmal eines schlechten Mitarbeiters ___________________________________________________________________ 2. Der Mensch ist ein Mittel, nicht der Zweck der Auftragserfüllung __________________________________________________________________ 3. Der Chef ist nicht bezahlt um zu loben, sondern um zu kritisieren, damit sich die Auftragserfüllung verbessert __________________________________________________________________ Unter den Blocherkritikern waren auch Edgar Oehler und Christian Gross. ___________________________________________________________________ 1. Alle Führungspersönlichkeiten vertraten eindeutig die Meinung, dass Mitarbeiter mitdenken sollen und Sachverhalte auch hinterfragen dürfen. Genau das Gegenteil dessen, was Blocher sage, sei der Fall: Mitarbeitende müssen sogar Fragen stellen. Wer nicht frage, sei dumm. "Fragen" dürfen nicht tabu sein. __________________________________________________________________ 2. Im modernen Unternehmen ist der Mensch ein aktiver, mitdenkender Mit-Arbeitender, fand Edgar Oehler, und Gross betonte: „Ziele erreicht man nur mit teamorientierten Persönlichkeiten.“ ___________________________________________________________________ 3. Der Mensch braucht Anerkennung. Kritik ist zwar notwendig aber Lob und Kritik gehören zusammen. Doch sind alle Menschen viel leistungsbereiter, wenn man sie lobt und wenn ihnen Wertschätzung entgegengebracht wird. ___________________________________________________________________ Kommentar: Man muss die Rundregeln von Dale Carnegie „Umgang mit Menschen“ nicht gelesen haben, um einzusehen, dass eine Führungspersönlichkeit, die sich nicht für seine Mitmenschen interessiert, im Leben viel mehr Schwierigkeiten hat. Ich teile Canegies Thesen: _____________________________________________________________ - Geben Sie ehrliche und aufrichtige Anerkennung _____________________________________________________________ - Machen Sie Vorschläge, anstatt Befehle zu erteilen _____________________________________________________________ - Geben Sie dem Gegenüber die Möglichkeit, das Gesicht zu wahren _____________________________________________________________ - Loben Sie jeden Erfolg, auch den geringsten _____________________________________________________________ Ich habe es verschiedentlich geschrieben: Beides - Mensch und Auftrag - sind wichtig. Fragen sind zulässig und notwendig, wenn es um Klärungen oder Missverständnisse geht. Ist jedoch der Entscheid gefällt, sollte der Auftrag nicht mehr hinterfragt werden. Christoph Blocher müsste über die Bücher gehen, falls er seine These so absolut verstehen würde, wie es in den Verkürzungen des Zeitungstextes zum Ausdruck gekommen ist. Ich habe das Buch ganz gelesen und festgestellt, dass Christoph Blocher diese drei Verkürzungen an verschiedenen Stellen immerhin relativiert. ____________________________________________________________ Christoph Blocher sollte vielleicht die Aussage von Williams James zur Kenntnis nehmen, der sagte: "Eine unausrottbare Eigenschaft im Wesen des Menschen ist sein Verlangen nach Anerkennung". Wohlgemeint, er sagte nicht: "der Wunsch oder die Sehnsucht" nach Anerkennung. Er sagte: "das Verlangen" nach Anerkennung!

Lernen dank gebrauchsabhängiger Spur ___________________________________________________________________ Prof. Dr. Manfred Spitzer, Direktor der psychiatrischen Uniklinik in Ulm, erklärte in einer lehrreichen Sendereihe "Geist & Gehirn" einfach und verständlich, wie das Wunderwerk in unserem Kopf funktioniert. Gefreut hat mich, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse bestätigen, dass wir mit unseren Lernmodulen auf dem richtigen Weg sind. ____________________________________________________________ - Menschen lernen dank einer gebrauchsabhängigen Spur (Wir arbeiten beim Coaching seit Jahren stets prozessorientiert und ressourcenorientiert). Spitzer veranschaulicht dies "mit einer Spur im Schnee". Gehen wir nur einmal über die Schneefläche, so ist die Spur schnell verweht. Wenn wir jedoch immer wieder den gleichen Pfad benützen, hält die Spur längerfristig. Dies gilt auch beim Lernen: __________________________________________________________________ - Menschen festigen das Gelernte durch ständiges Wiederholen und Anwenden (Im Mediensimulator lassen wir es nicht bei einem Erfolgerlebnis bewenden. Repetitionen gehören zu unserem Lernkonzept). __________________________________________________________________ - Menschen lernen an Beispielen (Das "Spiel mit Beispielen" ist auch bei unseren Trainings Standard). ___________________________________________________________________ Dass Lernen Spass machen kann und wir viele Dinge lernen können, ohne dass wir uns dessen bewusst sind, erfahren wir ständig bei unseren Coachings.

Montag, 13. August 2007

Otto Stich, schade für Sie! ____________________________________________________________________________ Der frühere SP-Bundesrat Otto Stich mischt sich einmal mehr in die Politik ein. Er stellt sich sogar gegen seine eigene Partei. Es geht um die Lex Furgler. Das Thema sei ihm wichtig, findet der Ex-Bundesrat. Dennoch vertreten wir die Meinung: Wer zurückgetreten ist und das Szepter übergeben hat, sollte sich nicht mehr bei den Nachfolgern als Besserwisser aufspielen. ____________________________________________________________ Die Kritik an der eigenen Partei ist mehr als ungeschickt. Stich findet, die SP habe die Auswirkungen der Lex Furgler falsch analysiert, sonst wäre sie nicht für eine Abschaffung. Jeder Politiker sollte so weise sein, sich nicht mehr in die Geschäfte der Nachfolger einzumischen. Auch ein pensionierter Lehrer ist gut beraten, wenn er nach seinem Rücktritt nicht mehr in seinem Schulhaus "dreinredet". _________________________________________________________________ Schon Ruth Dreifuss konnte es nicht lassen ________________________________________________________________________ Die Ex-Bundesrätin liess sich als Galionsfigur für eine Abstimmungskampagne vor den Karren spannen, bei einer Initiative, die gegen den neuen Bundesrat gerichtet war. Nach meinem Dafürhalten war dieses Engagement - unabhängig von Sieg oder Niederlage - äusserst ungeschickt gewesen. Ich kenne einen Politiker, der nach seiner Pensionierung dem Nachfolger immer wieder gute Ratschläge erteilt hatte und sogar in der Presse seine Ratschläge mit Leserbriefen kund tat. Er kritisierte den neuen Amtsinhaber in Sachfragen. Damit büsste der Ex- Politiker in der Oeffentlichkeit enorm an Goodwill ein. Was nicht heissen will, dass es einem Ex Bundesrat verboten wäre, sich politisch zu betätigen oder sich für Soziales zu engagieren. Bei Sachfragen jedoch, die Entscheide der neuen Behörde oder der eigenen Partei betreffen, müsste er unbedingt schweigen und sollte sich bei diesen Geschäften zurückhalten. Otto Stich gehörte schon früher zu jenen Magistraten, die es nicht fertig gebracht hatten, sich nach dem Rücktritt in Bescheidenheit zu üben und sich in politischen Fragen der neuen Bundesregierung konsequent zurückzuhalten. Der erste Bundesrat, dem die Weisheit der Zurückhaltung fehlte, war JAKAOB DUBS. Er schied 1872 im Streit aus dem Rat. Er gewann dann noch eine Kampagne gegen den Bundesrat. OTTO STICH konnte es nicht verkneifen, immer wieder gegen den Bundesrat zu sticheln. DOELF OGI mahnte auch einmal zu klaren Worten in der EU Frage. RUDOLF FRIEDRICH publizierte lediglich seine Sorgen, ohne aggressiv zu werden. RUTH DREIFUSS legte sich nach ihrem Rücktritt gegen den Bundesrat an. Sie kämpfte schon einmal (erfolgreich!) gegen die AHV Revision. Blocher, gefragt, was er zu den Attacken der Alt-Bundesrätin gegen die amtierende Regierung sage, meinte lapidar: "Das ist eine Frage des Stils, und dazu äussere ich mich bekanntlich nicht." Obschon viele Journalisten geglaubt hatten, Ruth Dreifuss könnte die Abstimmung zu Fall bringen, war nach unserem Dafürhalten auch das aufdringliche Engagement der Alt- Bundesrätin bei den Asyl-Vorlagen kontraproduktiv. Das Resultat bestätigte dies dann. _________________________________________________________________________ Kommentar: Es ist nicht nur eine Frage des Stils, sich zurückzuhalten, wenn man nicht mehr im Amt ist. Es ist auch eine Frage der Vernunft und Klugheit. Wer älter wird, könnte auch weiser werden.

Sonntag, 12. August 2007

Wie sich Daniel Vasella in der Sendung Sternstunde rechtfertigte ______________________________________________________________ (SF 1 Sternstunde vom 12. August 07) _______________________________________________________________ Vasella nahm zu seinen unvorstellbar hohen Geldbezüger Stellung (Ich verzichte aus das Wort Verdienst, denn bei einem Verdienst müsste er ja die Summen tatsächlich verdient haben): _______________________________________________________________ Auch bei den individuellen Spitzenlöhnen schwingen die Finanz- und Pharmavertreter obenaus: UBS-Verwaltungsratspräsident Marcel Ospel führt die Rangliste, wie berichtet, mit 24 Millionen Franken vor Novartis-Chef Daniel Vasella mit 21,3 Millionen Franken, Roche-Chef Franz Humer mit 14,7 Millionen Franken und Nestlé-Präsident Peter Brabeck mit 13,8 Millionen Franken klar an.

Faktisch dürfte aber Vasella der Spitzenverdiener sein. Denn anders als die UBS weist Novartis Optionen zum Steuer- statt zum Marktwert aus. Gemäss der Anlagestiftung Ethos kassierte Vasella letztes Jahr rund 30 Millionen Franken, seine Optionen werden ebenfalls zum Marktwert berechnet. Auch bei Brabecks Salär sind die Optionen nur zum tieferen Steuerwert berechnet.

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Vasellas Argumentation zu den Summen, die er jedes Jahr kassiert, geben Normalsterblichen zu denken. ::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: Er nehme nur, was ihm gegeben werde, sagte Vasella ganz bescheiden , als wolle er sich damit die Hände in Unschuld waschen. Armer Herr Vasella, Sie müssen leider das Geld entgegennehmen. Ob Sie wollen oder nicht. Es ist gleichsam ein Zwang. Sie haben nichts dafür. ________________________________________________________________ Früher gab es Leute die hungerten und es gab auch sehr Reiche! Herr Vasella, mit dieser Bemerkung sagen Sie implizit: Heute gibt es Reiche aber keine Armen. Sie beschönigen mit dieser Aussage die Abzockerei, indem Sie sich rechtfertigen und meinen: Früher war es schlimmer. ___________________________________________________________ Kommentar: Tatsächlich hat sichVasella die Höhe der ausbezahlten Summen nicht selbst festgelegt. Es wäre jedoch überlegenswert, ob Manager, die so hohe Summen beziehen, nicht auch haftbar gemacht werden müssten, wenn es dem Betrieb schlecht geht. Niemand kann es verstehen, dass Manager auch noch enorme Summen erhalten (als Belohnung), wenn Sie Ihren Betrieb verschachern oder ihren Posten verlassen müssen (goldene Fallschirme).

Freitag, 3. August 2007

Wortwahl bitte ernst nehmen - dies gilt auch für Journalisten ________________________________________________________________ Es besteht bekanntlich ein Unterschied zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen. Beides bedeutet zwar Licht. __________________________________________________________________ Ich zweifle daran, dass der Blickredaktor, welcher am 3. August seinen Beitrag ________________________________________________________________________ "Stacheldraht ums Rütli?" ________________________________________________________________________ geschrieben hatte, die Genauigkeit seiner Wortwahl nachträglich kritisch reflektiert hatte. ____________________________________________________________________ 1. Der Journalist schreibt zuerst von einer "richtigen Seeschlacht" auf dem Vierwaldstättersee. ___________________________________________________________________ In Wirklichkeit wurden jedoch nur ein paar Gummiboote mit paddelnden PNOS Aktivisten an ihrer dilletantische Ueberfahrt gehindert und am Schluss mit einem Wasserwerfer gestoppt. _________________________________________________________________ 2. Im Beitrag steht ferner: ____________________________________________________________________ Jetzt werden auf der Wiese nachts aber schon Sprengsätze verbuddelt. _____________________________________________________________________ Tatsächlich wurde nur ein Sprengsatz - der übrigens im Handel unter den Feuerwerken erhältlich war - auf der Rütliwiese vergraben. Sprengsätze (Mehrzahl) klingt nach mehreren Sprengkörpern. Ob es nachts war, ist übrigens so wenig nachgewiesen worden, wie die Frage, ob die Explosion mit einem Zeitzünder ausgelöst wurde, oder ob sie ferngezündet worden war. Obwohl diese Tat mit krimineller Energie verbunden war, müsste ein Journalist Sachverhalte stets präzis wiedergegeben. ____________________________________________________________________ 3. BLICK schreibt zudem im Beitrag: _______________________________________________________________________ Falls die Polizei die Pnos an der "Andacht an unsere Vorfahren" hindern wolle, soll der Sturm aufs Rütli jedes Wochenende wiederholt werden. _____________________________________________________________________ Von Sturm aufs Rütli war aber nirgends die Rede. Die Pnos riefen (gemäss Internet) lediglich ihre Gesinnungsgenossen dazu auf, am kommenden Sonntag aufs Rütli zu strömen. Auf dem Rütli sollen Würste gebraten und zwei Reden gehalten werden. Sollte die Polizei das Vorhaben erneut unterbinden, will die Pnos «jedes Wochenende einen Aufruf machen, bis dem ausgeweideten Staatsskelett das Moos ausgeht». ________________________________________________________________________ Kommentar: Es geht darum, extremes Gedankengut weder gut zu heissen noch zu bagatellisieren. Doch ist es kontraproduktiv, wenn zwar aus nachvollziehbarer Antipathie Sachverhalte verfärbt werden. Es geht immerhin um die Glaubwürdigkeit der schreibenden Zunft. Wenngleich kein vernünftiger Mensch rechtsextreme Aktivisten unterstützen will, so dürfen wir beim Schreiben durch unsere persönliche Empörung die Formulierung ncht willkürlich zuspitzen. Ein Profi-Journalist unterscheidet stets zwischen Glühwürmchen und Blitz.

Donnerstag, 2. August 2007

Weitere unredliche Methoden ___________________________________ Mit kurzen offenen Fragen den Redefluss hemmen ______________________________________________ Diese Art des Unterbrechens ist auch eine Waffe des Kampfrhetorikers. Z.B. "Finden Sie dies gut? Nicht? Weshalb erwähnen Sie es dann?" ____________________________________________________________ oder: Verwirrende Gegenfrage: "Wie kommen Sie auf diese Frage?" ________________________________________________________ Den Naiven spielen _______________________________________________________ Absichtlich nicht verstehen wollen. Das Gegenüber spielt den Ahnungslosen. Dies irritiert. Man verliert bei dieser Taktik die Geduld und den roten Faden. ________________________________________________________ Ständig dagegen sein - gegen alles __________________________________________________________ Das ständige Widersprechen verwirrt besonders, wenn mit der Körperhaltung die Missbilligung zusätzlich verstärkt wird. "Interessant, aber...." Falls diese Provokation Früchte trägt und das Gegenüber ungehalten reagiert, wird der Unschuldige gemimt: "Ich wollte Sie doch nur mit einer Gegenmeinung eine differenziertere Betrachtungsweise bewusst machen." _____________________________________________________________ Ohne direkt zu beleidigen, das Gegenüber beschuldigen _____________________________________________________________ Mit dem Finger auf das Gegenüber zeigen. "Sie verstehen mich falsch!" Falls dann das Gegenüber aggressiv reagiert: "Es ist sinnlos mit ihnen zu diskutieren, sie reagieren aggressiv!" (Gespräch abbrechen) ______________________________________________________________ Kompetenz bezweifeln ______________________________________________________________ Es werden die Fähigkeiten des Gegenübers bezweifelt - nicht die Inhalte der Argumentation: "Sie können es nicht besser wissen, weil Ihnen die Erfahrung fehlt" (bei einer jungen Person) "Verständlich, dass Sie so reden in Ihrem Alters. Man ist halt nicht mehr so zeitgemäss!" (Bei einer älteren Person) Besonders wirkungsvoll ist diese Technik, wenn der Vorwurf mit dem Satz eingeleitet wird: "Sie nehmen es mir sicher nicht übel, wenn ich offen rede. Es ist nicht persönlich gemeint." __________________________________________________________________ Herabwürdigen __________________________________________________________________ Offen beleidigen: "Wir wissen, dass Sie als Politiker nicht an konkreten Lösungen interessiert sind." _____________________________________________________________ "Als Journalist können Sie dies natürlich nicht wissen." _____________________________________________________________ "Die Farbe Ihres Hemdes entspricht Ihrer Gesinnung." _____________________________________________________________ " Wenn jemand so viel isst wie Sie, so hat dies gewiss einen Einfluss auf das Denken." ___________________________________________________________________ Moralisieren ___________________________________________________________________ "Wer heute noch für Atomkraftwerke ist, der spuckt auf die Gräber der Atomtoten in Tschernobyl." ___________________________________________________________________ Den grosszügigen Strategen mimen ___________________________________________________________________ "Gefragt ist die grosse Linie!" ___________________________________________________________________ Floskeln statt Argumente __________________________________________________________________ "Das muss jedem mit gesundem Menschenverstand einleuchten." ___________________________________________________________________ Der Konjunktivtrick ___________________________________________________________________ "Was würden Sie tun, wenn Sie das grosse Los gewännen?" Es ist erstaunlich, wie Leute - ohne es zu wissen - bei hypothetischen Fragen sehr viel von sich preis geben. Mehr als sie sonst sagen würden. __________________________________________________________________ FAZIT __________________________________________________________________ Unangenehme Fragen müssen Sie erkennen und benennen. Statt mit einer Gegenfrage zu kontern, gibt es auch eine Killerantwort, die oft hilfreich sein kann: "Moment - da muss ich erst einmal in Ruhe nachdenken!"

Sündenbock Handy? ______________________________________ In einer Wohnung in Pfullendorf (Kreis Sigmaringen) quälten jüngst fünf Mädchen im Alter von elf bis 15 Jahren eine 14-jährige Mitschülerin mehrere Stunden lang und filmten das grausame Geschehen mit ihrem Video-Handy, das bei einer Hausdurchsuchung beschlagnahmt werden konnte. Wenn ein Mädchen von elf- bis 15-jährigen Mitschülerinnen geschlagen und getreten werden kann und mit einem Feuerzeug und einer glühenden Zigarette Brandwunden zu gefügt wurden, das Opfer vom Quintett gezwungen werden konnte, sich zu entkleiden - wenn dem Mädchen rohe Eier auf ihrem Kopf zerschlagen wurden und die entwürdigenden Handlungen mit einem Video-Handy aufgenommen werden, so stellt sich die Frage. Wer trägt an solchen Auswüchsen die Schuld: Das Opfer? Die Täterinnen? Die Eltern? Die Lehrpersonen oder: Ist das Handy schuld, weil heute die Gewalttaten gefilmt und gezeigt werden können? _____________________________________________________________ An der betreffenden Schule, die alle Beteiligten besuchen, waren nach Informationen des SÜDKURIER Lehrer und Schüler gleichermassen schockiert. Nach der "menschenverachtenden Tat" wurden angeblich entsprechende Konsequenzen eingeleitet und weitere Massnahmen sind geplant. Dazu gehörte auch, dass Themen wie Gewalt oder die Verbreitung gewalttätiger Videos via Handy im Unterricht zum Thema gemacht wurden. ___________________________________________________________________ Immer wieder ist das Handy im Spiel ___________________________________________________________________ Nach seriösen Studien besitzen 92 Prozent aller Jugendlichen zwischen zwölf und 19 Jahren ein Handy. Ein Drittel der jugendlichen Handy-Besitzer soll danach schon brutale Videos oder Pornofilme erhalten haben. Unterschieden werden so genannte Snuff-Videos, auf denen Morde, pornographische Inhalte sowie nachgestellte Demütigungen gezeigt werden. Und das so genannte Happy Slapping, bei dem meist Jugendliche Gewalttaten an anderen praktizieren und diese auch filmen. ___________________________________________________________________ Lehrermobbing mit Handyfilmchen ___________________________________________________________________ Deutsche Lehrer klagen über Erniedrigungen im Internet In Berlin werden seit Monaten Lehrer von ihren Schülern im Internet verunglimpft und diffamiert. Eine „neue Form des Mobbings“ beklagt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft .Sie findet: Die schlimmsten Vorkommnisse müssten künftig als Straftaten gewertet werden. Von „psychischen Gewalthandlungen“, für die „Null Toleranz“ gelten müsse, spricht die stellvertretende GEW- Vorsitzende Marianne Demmer. Die unkontrollierte Verbreitung der Inhalte über das Internet in die ganze Welt mache diese neue Form der Gewalt -laut Lehrergewerkschaft - so unkontrollierbar und gefährlich. Wir fanden keine signifikante Statistik zu diesem neuen Phänomen. Somit ist es schwer zurückzuverfolgen, ob und wie viele Lehrer etwa Anzeige gegen Schüler erstattet haben. In Grossbritannien ist das Phänomen des Mobbings per Internet oder Handy immerhin seit längerer Zeit ein Thema: So war einem Lehrer vor laufender Handy-Kamera die Hose heruntergezogen worden, als er an der Tafel stand. Zwei Stunden später konnte jeder, der es wollte, die Szene im Internet ansehen. 17 Prozent der befragten Lehrer hätten angegeben, schon einmal oder mehrfach im Netz oder per Handy gemobbt worden zu sein. Deshalb fordert Demmer Pädagogen auf, „konsequent zu handeln“. Ein solcher Vorfall müsste offensiv im Kollegium besprochen werden. Genauso wie bei Fällen körperlicher Gewalt bestehe auch bei derartigen Mobbing-Taten eine Meldepflicht an den Schulrat, den schulpsychologischen Dienst und der Senatsverwaltung für Bildung. „ Alle gemeinsam sollten versuchen, einen solchen Vorfall „aufzuarbeiten“. Sobald die Täter entlarvt werden, sei es wichtig, dass diese auch zur Rechenschaft gezogen werden. „Es muss eine Entschuldigung geben, aber auch einen Täter-Opfer-Ausgleich“, war zu lesen. In gewissen Schulen arbeiteten die Lehrkräfte mit Experten der Polizei, so genannten Diversionsmittlern, zusammen. __________________________________________________________________ Bei den Erniedrigungen im Internet geht es nicht mehr um „Dumme-Jungen-Streiche“ , sondern um Straftaten, die erhebliche Konsequenzen haben müssten. Die Opfer könnten durch psychische Gewalt ein Leben lang traumatisiert werden. So müssten sich die zuständigen Stellen fragen und überlegen , ab nicht die Betreiber bestimmter Internet-Plattformen zivilrechtlich belangt werden könnten: Indem diese auf Schadenersatz verklagt werden, falls sie die Mobbing-Inhalte der Schüler unkontrolliert über ihre Plattformen verbreiteten. ____________________________________________________________ Und in der Schweiz? __________________________________________________________________ In einer Diskussionsrunde anlässlich der Schweizerischen Lehrerfortbildungskurse in Aarau wurde mir bewusst, dass das Handy- Mobbing noch kein zentrales Thema ist. Doch wurde die Thematik (Handyverbot?" heftig diskutiert. Die Meinungen gingen auseinander. Die Lehrpersonen setzten sich mit der Thematik am eigenen Schulort konkret auseinander. Es gab Befürworter eines striken Verbotes und Lehrkräften, die den Jugendlichen beibringen möchten mit dem Handy richtig umzugehen. Es gibt Schulhäuser, dort wird bereits ein Handverbot durchgesetzt. In einer grösseren Zürcher Gemeinde gilt das Handyverbot nur auf dem Schulareal. Jedes Kind hat ein abschliessbares Kästchen. Dort können die Handys (Jugendliche besitzen sogar mehrere Handys) deponiert werden. Eine Sekundarlehrerin vertrat die Meinung, man könne problemlos die Nutzung des Handys auf dem Schulareal durchsetzen, so wie das Rauchverbot. Beim Rauchverbot müssten ja die Zigaretten auch nicht abgegeben werden. So würden die Handys auch nicht konfisziert. Doch werde der Nichtgebrauch konsequent durchgesetzt. Es gelte lediglich ein generelles Verbot der Nutzung. Falls sich jemand nicht an die Regel hält, so hat dies Konsequenzen. ____________________________________________________________________ Was sagt der Medienpsychologe? ____________________________________________________________________ Ich zitiere Daniel Süss, Professor für Medienpsychologie an der Hochschule für Angewandte Psychologie, Zürich (Interview im 20 Minuten online): __________________________________________________________________________ Also: Was tun? __________________________________________________________________________ Es braucht medienpädagogischen Unterricht. Jeder wird heute zum Kameramann und Regisseur. Es geht dabei darum, den Jugendlichen die sozialen Konsequenzen des Mediengebrauchs und –missbrauchs zu erklären und sie zu einem kreativen statt destruktiven Medienumgang zu führen. _________________________________________________________________________ Ein Handyverbot ist also das falsche Mittel? _________________________________________________________________________ Das Verbot allein ist eine Massnahme, die konsequent erscheint, aber nichts bringt. Dass die Gesellschaft Richtlinien hat, finde ich schon wichtig. Frauenverachtende oder Gewalt verherrlichende Filme müssen verboten sein. Aber das Medium als ganzes verbieten, kann nicht der richtige Weg sein. _________________________________________________________________________ Aber wie soll ein Lehrer, der provoziert wird, mit dem umgehen? Kein Handyverbot? ___________________________________________________________________ Dieser Lehrperson würde ich als erstes einmal raten, das Verhältnis mit den Schülern zu verbessern. Für eine Phase kann es in solchen Fällen durchaus ut sein, das Handy zu verbannen, bis die Verständigung wieder funktioniert. Aber die konflikte liegen nicht einfach beim Medium. sondern das Medium wird benutzt, um sie auszutragen. ____________________________________________________________________ FAZIT: Auch ich finde, dass Jugendliche mit den neuen Medien umgehen lernen müssen - Neu sind heute die Möglichkeiten Filme und Bilder sofort ins Netz zu stellen - Nicht nur die Kinder, auch die Medien, Eltern, Erzieher und Produzenten müssen Ihre Verantwortung wahrnehmen. Verbote können kaum durchgesetzt werden, da Kinder schon mehrere Handys haben. Die These, dass Lehrkräfte selbst schuld sind, wenn sie mit Internetfilmchen an den Pranger gestellt werden, greift zu kurz. Auch die Selbstschutzbehauptung teile ich nicht, dass die Gesellschaft oder der Druck der Schule Mädchen zu Foltermägden gemacht habe.

Mittwoch, 1. August 2007

Was mich gestört hat: __________________________________________________________________________ 1. August Reden, die mit einem parteipolitischen Schlagabtausch gekoppelt werden. __________________________________________________________________________ Am 1. August dürfen gewiss politische Fragen erörtert und kritische Fragen gestellt werden. Der 1. August ist jedoch ein Tag der Standortbestimmung oder der Reflektion unseres Landes. Politische Fragen sind am Nationalfeiertag kein tabu. Wenn jedoch Roger Köppel an der 1. Augustrede - in Schaffhausen - die Sozialdemokratische Partei frontal angreift oder Micheline Calmy-Rey - auf dem Rütli - die SVP zwei mal hart attakiert und sogar ihre prifilegierte Plattform auf dem Rütli für ein Statement gegen deren Initiative missbraucht, dann geht dies zu weit. __________________________________________________________________ Die Reden verkommen zu einem parteipolitisches Gezänke, anstatt Antworten auf politische Fragen zu geben. Diese Angriffe sind in einer 1. Augustrede fehl am Platz, zumal die beiden angegriffenen Parteien Bundesratsparteien sind. _________________________________________________________________ Kommentar: Wenn sich ein Redner oder eine Rednerin in der momentanen Stimmung unbedachterweise zu einem derartigen unrühmlichen parteipolitischen Schlagabtausch hinreissen lässt, so wird sich später erweisen, dass dieser Giftpfeil zu einem Bumerang mutiert. Ich bin überzeugt, dass diese Fauxpas im Wahljahr für die Redner noch negative Folgen haben werden.